Viele Menschen interessieren sich für die menschliche Psyche und möchten im sozialen Bereich tätig sein. Oft wird dabei ein Psychologiestudium in Betracht gezogen. Doch es gibt auch Wege, im Bereich der Psychologie zu arbeiten, ohne ein solches Studium absolviert zu haben.
Gesetzlicher Schutz des Titels «Psychologe»
Seit einiger Zeit ist die Berufsbezeichnung «Psychologe» oder «Psychologin» gesetzlich geschützt. Nur wer über einen Masterabschluss oder einen gleichwertigen Studienabschluss in Psychologie verfügt, darf sich so nennen. Dies dient dem Schutz der Konsumenten vor unqualifizierten Anbietern.
Möglichkeiten ohne Masterabschluss
Auch ohne Masterstudium in Psychologie gibt es Möglichkeiten, in diesem Bereich tätig zu sein. Allerdings sind die Tätigkeitsfelder und die Berufsbezeichnungen eingeschränkt. Nicht gesetzlich geschützt sind Bezeichnungen wie «psychologisch», «psychologische Beratung» oder der Begriff «Therapie». Das bedeutet, dass auch Personen ohne Masterstudium in Psychologie mit diesen Begriffen werben dürfen.
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Berufsbereiche und Tätigkeiten
Es gibt verschiedene berufliche Funktionen, die mit einem Bachelor in Psychologie oder auch ohne ein abgeschlossenes Psychologiestudium zugänglich sind. Hier sind einige Beispiele:
- Marketing: Im Marketing geht es darum, Produkte oder Dienstleistungen so zu präsentieren, dass sie die richtige Zielgruppe ansprechen und überzeugen. Dafür ist nicht zwingend ein Psychologiestudium erforderlich.
 - HR: Im Personalwesen kümmert man sich um die Auswahl, Entwicklung und Weiterbildung von Mitarbeitern in Unternehmen.
 - Markt- und Konsumpsychologie: Hier analysiert man das Verhalten von Konsumenten und entwickelt Strategien zur Produktplatzierung, Werbung und Markenbindung.
 - Recruiting: Verantwortlich für die Auswahl neuer Mitarbeiter mithilfe psychologischer Tests und Interviews.
 - Projektmanagement: Leitet und koordiniert Projekte, von Personalentwicklung bis hin zu sozialen oder wirtschaftlichen Themen. Psychologisches Wissen hilft bei Teamdynamik und Kommunikation.
 - Area Manager: Leitet ein geografisches Gebiet oder mehrere Filialen, optimiert Arbeitsprozesse und führt Teams.
 
Weiterbildungsmöglichkeiten
Für viele dieser Tätigkeiten sind fachspezifische Weiterbildungen erforderlich. Es gibt zahlreiche Institute und Hochschulen, die Weiterbildungen im Bereich Psychologie anbieten. Am IAP beispielsweise werden jährlich etwa 3000 Teilnehmende weitergebildet. Dort kann man seine Fachkenntnisse erweitern, sich mit den eigenen Stärken und Entwicklungspotenzialen auseinandersetzen und die neu gewonnenen Kompetenzen rasch und gezielt im Berufs- und Privatleben einsetzen.
Flexibles Lernen
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Lernen findet zunehmend flexibel sowie orts- und zeitunabhängig statt. Aus diesem Grund bieten viele Institute neben modularen Weiterbildungen auch Flex-Weiterbildungen oder online-basierte Weiterbildungen an.
Psychologiestudium als Alternative?
Wer sich für ein Psychologiestudium interessiert, sollte sich bewusst sein, dass es sich um einen wissenschaftlich ausgerichteten Studiengang handelt. Statistik, Forschungsmethoden und Testtheorie nehmen viel Raum ein. Für die Berufstätigkeit in einigen Fachgebieten (zum Beispiel Psychotherapie) ist eine mehrjährige Weiterbildung nach dem Studium Voraussetzung. Es gibt aber auch Fachhochschulstudiengänge in Arbeits-, Organisations- und Personalpsychologie sowie Wirtschaftspsychologie, die auf Tätigkeiten ausserhalb des Gesundheitswesens vorbereiten.
Psychologie-Weiterbildungen an der Universität Bern
Der MAS Psychotherapie mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem und interpersonalem Schwerpunkt wird von der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie des Instituts für Psychologie der Universität Bern angeboten. Dieser richtet sich an Psychologinnen und Psychologen mit abgeschlossenem Hochschulstudium (Hauptfachabschluss in Psychologie, Master in Psychology oder äquivalenter Studienabschluss), die sich mit einer an die im Psychologiestudium erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten anknüpfenden Weiterbildung für die selbständige Berufsausübung als Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten qualifizieren möchten.
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Inhalte der Weiterbildung
Der MAS Psychotherapie soll auf der Grundlage eines in der empirischen Psychologie fundierten Menschenbildes theoretische Kenntnisse und praktische Kompetenzen vermitteln, die für eine selbständige Ausübung wissenschaftlich fundierter Psychotherapie erforderlich sind. Die Teilnehmenden sollen nicht nur Kenntnis von den einschlägig relevanten Ergebnissen der empirischen Therapieforschung erhalten, sondern auch dazu angeleitet werden, sie in reflektiertes und wirksames therapeutisches Handeln umsetzen zu können.
Aufbau der Weiterbildung
Die insgesamt vier Jahre dauernde Weiterbildung ist zeitlich so strukturiert, dass sie berufsbegleitend absolviert werden kann, allerdings ist sie unvereinbar mit einer vollen Arbeitsstelle (empfohlen wird ein Anstellungsgrad von 70-80 Prozent).
Die Weiterbildung umfasst folgende Teile:
- Wissen und Können
 - Therapeutische Tätigkeit
 - Supervision
 - Selbsterfahrung
 - Klinische Tätigkeit
 
FSP-Fachtitel und Zusatzqualifikationen
Die FSP (Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen) anerkennt von Bildungsinstitutionen oder Berufsverbänden angebotene Weiterbildungsgänge und verleiht FSP-Psycholog:innen, die diese erfolgreich abgeschlossen haben, einen FSP-Fachtitel oder eine FSP-Zusatzqualifikation. Diese sind seit Jahrzehnten auf dem Arbeitsmarkt weithin anerkannt und belegen entsprechende Fachkenntnisse.
Fazit
Auch ohne ein abgeschlossenes Psychologiestudium gibt es Möglichkeiten, im Bereich der Psychologie tätig zu sein. Durch gezielte Weiterbildungen und Spezialisierungen können sich Interessierte in verschiedenen Berufsfeldern qualifizieren. Wer jedoch den Titel «Psychologe» oder «Psychologin» führen möchte, benötigt einen Masterabschluss in Psychologie.