Der Begriff «Autismus» wurde 1943 zum ersten Mal verwendet. Bisher gab es im Autismus-Spektrum mehrere Diagnosen, so beispielsweise das Asperger-Syndrom, frühkindlicher Autismus und weitere. In den Diagnose-Handbüchern DSM-5 und ICD-11 werden sie zur Autismus-Spektrum-Störung zusammengefasst.
Auch wenn zum Beispiel der Begriff Asperger-Syndrom im DSM-5 nicht mehr explizit erwähnt ist, wird er trotzdem noch häufig verwendet. Wir lassen ihn deshalb auf unserer Webseite noch stehen, damit Personen, die sich mit dem Thema Autismus nicht auskennen, den Zusammenhang verstehen. Auch in einigen unserer Broschüren taucht der Begriff noch auf - weil wir mit unseren finanziellen Ressourcen sparsam umgehen müssen, ersetzen wir die Texte in Flyern und Broschüren fortlaufend.
Was ist Autismus?
Autismus ist ein Spektrum. Das bedeutet, dass autistische Menschen sich sehr voneinander unterscheiden. Menschen aus dem Autismus-Spektrum sehen, hören und fühlen die Welt anders als ihre Mitmenschen. Aufgrund ihrer autistischen Wahrnehmung haben sie Schwierigkeiten, sich in andere Menschen hineinzufühlen und adäquat mit ihnen zu kommunizieren.
Zudem können sie die Stimmung ihres Gegenübers aus dessen Gesicht schlecht erkennen und vermeiden deshalb oft Kontakte zu ihren Mitmenschen. Gerne befassen sie sich mit einem Spezialgebiet. Es ist für sie eine Herausforderung, sich auf Neues einzustellen und oftmals besteht der Wunsch, Alltagsabläufe immer gleich zu gestalten (Rituale). Sie tendieren dazu, sich an Details zu orientieren und haben Mühe, eine Situation ganzheitlich zu erfassen.
Über- oder Unterempfindlichkeiten auf Licht, Gerüche, Geräusche oder Berührungen sind häufig. Sie zeigen sich zum Beispiel als Faszination für Licht oder glänzende Oberflächen, als Angstreaktionen bei speziellen Geräuschen, als Vorliebe für intensive Körperkontakte oder als auffälliges Beriechen oder Ertasten von Oberflächen und Gegenständen. Diese Über- oder Unterempfindlichkeiten (die autistische Wahrnehmung) und die vorhandene Detail-Orientierung führen dazu, dass Kinder oder Erwachsene aus dem Autismus-Spektrum grosse Probleme haben, ihre Umwelt als sinnvolles Ganzes zu verstehen. Das Erreichen von Lernerfolgen wird dadurch erschwert.
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Diese autistischen Merkmale können sehr ausgeprägt sein - dann beeinträchtigen sie die Entwicklung eines Kindes massgeblich und treten meistens bereits in den ersten drei Lebensjahren auf. Sind die Merkmale weniger deutlich erkennbar, fallen sie dem Umfeld der betroffenen Person oder auch der Person selbst oft erst später auf. Die dann gestellte Diagnose ist auch unter dem Namen Asperger-Syndrom bekannt. Heute wird nicht mehr zwischen frühkindlichem Autismus und Asperger-Syndrom unterschieden.
Autismus ist angeboren und kann nicht «geheilt» werden. Die Prognose des Verlaufs der Entwicklungsstörung ist nur schwer vorherzusagen. Es gibt Forschungsergebnisse, die zeigen, dass die Symptome mit dem Alter nachlassen. Dies aus dem Grund, weil die Betroffenen lernen, damit umzugehen. Personen mit autistischer Wahrnehmung haben gewisse Gemeinsamkeiten. Trotzdem ist jeder Mensch (ob Kind, Jugendlicher oder Erwachsener) anders.
Symptome von Autismus
Personen mit autistischer Wahrnehmung haben gewisse Gemeinsamkeiten. Trotzdem ist jeder Mensch (ob Kind, Jugendlicher oder Erwachsener) anders.
Kommunizieren und sprechen
- Timo kann gar nicht sprechen.
 - Clara redet ohne Unterbruch über ihr Lieblingsthema und wiederholt sich oft - sie merkt nicht, dass sie ihre Mitmenschen damit langweilt.
 - Eric redet gerne über die Themen, über die er viel weiss - er wirkt altklug und andere finden ihn oft belehrend.
 
Soziale Interaktionen
- Céline will immer und überall dabei sein, damit sie nichts verpasst.
 - Sandro versteht die Regeln der Gruppenspiele nicht und kann sich nicht aktiv beteiligen.
 - Marie weiss nicht, wie sie jemanden ansprechen oder ein Gespräch mit jemand Fremdem beginnen soll.
 
Kontakt aufnehmen
- Mia fällt es schwer, jemandem in die Augen zu sehen - sie beobachtet lieber aus dem Augenwinkel.
 - Jonas hat keine Hemmungen, stellt indiskrete Fragen, geht auch auf fremde Menschen zu und merkt nicht, dass man sie nicht einfach anfassen darf.
 
Mit Veränderungen umgehen
- Jeden Morgen etwas Neues anzuziehen, ist für Joël eine Überforderung.
 - Dass Schulstunden spontan umgestellt werden, ist für Anna sehr schwierig - sie reagiert stark und für ihr Umfeld unterwartet.
 - Luis möchte am liebsten immer das Gleiche essen.
 
Überempfindlichkeiten
- Sarah ist sehr geräuschempfindlich - das Brummen eines Staubsaugers versetzt sie in Panik.
 - Bestimmte Gerüche irritieren Leon sehr, sie sind für ihn unangenehm.
 - Einkaufen zu gehen ist für Peter sehr anstrengend, er kann die vielen Eindrücke im Supermarkt nicht verarbeiten.
 
Ausgeprägte Interessen
- Felix hat beim Spielen wenig Phantasie und dreht lieber an den Rädern seines Spielzeugautos.
 - Sandra hat eine Vorliebe für komplizierte Puzzles und Geduldspiele.
 - Luca interessiert sich für alles, was mit Zügen zu tun hat, er beschäftigt sich stundenlang damit.
 - Hat ein Schulfach mit seinem Spezialthema zu tun, kann Dominique sehr gute Leistungen erbringen.
 - Tim sitzt am liebsten stundenlang vor dem Computer, spielt Games oder findet Informationen zu seinem Spezialgebiet.
 
Häufigkeit von Autismus
Es gibt nach wie vor wenige Daten zur Häufigkeit von Autismus-Spektrum-Störungen. Neuere Untersuchungen zeigen, dass ca. 1 % der Bevölkerung eine Diagnose aus dem Autismus-Spektrum hat, im Ausland schwanken die Zahlen zwischen 1 und 3 Prozent. Knaben oder Männer werden häufiger diagnostiziert als Frauen und Mädchen. Bei Mädchen kann eine autistische Symptomatik schnell übersehen werden, da Mädchen Schwierigkeiten im sozialen Bereich auf den ersten Blick besser kompensieren können und so häufig weniger auffallen.
Bis etwa 1980 wurden nur schwer betroffene Kinder mit frühkindlichem Autismus als «autistisch» diagnostiziert. Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Fachleute in der Regel einig sind, wann eine Autismus-Diagnose gestellt wird. Die amerikanischen Autismus-Spezialisten haben entschieden, in ihrem Diagnose-System DSM-5 nur noch die Diagnose «Autismus-Spektrum-Störung» (ASS) zu verwenden.
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Um die betroffenen Personen noch genauer zu beschreiben, wird festgehalten, ob eine Autismus-Spektrum-Störung mit oder ohne Sprachstörung, geistiger Behinderung oder zum Beispiel Epilepsie vorliegt. Der Schweregrad der autistischen Störung wird über den Unterstützungsbedarf des Betroffenen beschrieben (tief, mittel oder hoch).
Das von der WHO und in der Schweiz verwendete Diagnose-System ICD-10 wird zurzeit überarbeitet. Bisher gab es im Autismus-Spektrum mehrere Diagnosen, so beispielsweise das Asperger-Syndrom. Im Diagnose-Handbuch DSM-5 werden sie zur Autismus-Spektrum-Störung zusammengefasst.
Der Wiener Kinderarzt Hans Asperger hat als erster über Kinder geschrieben, die vor allem grosse Probleme hatten, sich in Gruppen zurecht zu finden. Kinder mit dem Asperger-Syndrom zeigen in den ersten Lebensjahren eine normale sprachliche und kognitive Entwicklung. Ihre Probleme werden oft erst deutlich, wenn sie mehr Zeit mit anderen Kindern verbringen.
Daneben haben Betroffene häufig Schwierigkeiten, sich auf Neues einzustellen und den Wunsch, Alltagsabläufe immer gleich zu gestalten (Rituale). In vielen Fällen sind die Betroffenen in ihren Bewegungen unbeholfen und ungeschickt. Im Gegensatz zu den anderen autistischen Formen kann man beim Asperger-Syndrom basierend auf der äusseren Erscheinung der Person nicht sagen, ob jemand davon betroffen ist.
Menschen mit dem Asperger-Syndrom unterscheiden sich in ihrer Wahrnehmung und ihrem Denken stark von der anderen «neurotypischen» Menschen. Diese sind in der Lage, sich in einer neuen Situation schnell einen Überblick zu verschaffen, während «Aspies» (so nennen sich Menschen mit Asperger-Syndrom selber) oft zuerst viele Details wahrnehmen und dann versuchen, ein System dahinter zu erkennen.
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Bisher gab es im Autismus-Spektrum mehrere Diagnosen, so beispielsweise den frühkindlichen Autismus. Im Diagnose-Handbuch DSM-5 werden sie zur Autismus-Spektrum-Störung zusammengefasst. Die vom amerikanischen Kinderpsychiater Leo Kanner 1943 beschriebenen Kinder erhielten die Diagnose frühkindlicher Autismus. Man kennt deshalb auch den Namen Kanner-Autismus. Kanners Beschreibung und Definition hat lange das Bild des frühkindlichen Autismus geprägt.
Erste Hinweise sind oft ab einem Alter von 12 Monaten vorhanden. Mit 2 - 2 1/2 Jahren kann in der Regel eine zuverlässige Diagnose gestellt werden. Kinder mit frühkindlichem Autismus zeigen oft einen allgemeinen Entwicklungsrückstand. Bezüglich der Kommunikation und Sprache zeigt sich dieser Rückstand dadurch, dass einige Kinder erst später mit dem Sprechen anfangen.
Ursachen von Autismus
Die Ursachen von Autismus-Spektrum-Störungen sind bis heute nicht vollständig geklärt. Bei der Entstehung spielen mit Sicherheit mehrere Faktoren eine Rolle. Genetische Einflüsse und biologische Abläufe vor, während und nach der Geburt können die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen und die Autismus-Spektrum-Störung auslösen.
Bei der Entwicklung von Autismus spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Als wahrscheinlichste Ursache für Autismus gelten Veränderungen im Erbgut. Weitere mögliche Ursachen sind eine gestörte Gehirnentwicklung im Mutterleib sowie erhöhte Spiegel der Botenstoffe Serotonin und Dopamin.
Genetische Ursachen
Experten gehen davon aus, dass autistische Störungen vor allem durch Veränderungen im Erbgut bedingt sind. Zwillings- und Geschwisterstudien stützen diese Theorie.
Bei eineiigen Zwillingen waren in 90 Prozent der untersuchten Fälle beide Kinder autistisch. Bei zweieiigen Zwillingen entwickelt dagegen das zweite Geschwisterchen nur in 23 Prozent der Fälle ebenfalls einen Autismus.
Eine Studie an 1,5 Millionen US-amerikanischen Familien mit einem autistischen und einem zweiten Kind hat gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, ein weiteres Kind mit ASS zu bekommen, vom Geschlecht abhängt. Das höchste Risiko von 16,7 Prozent hatten dabei Jungen mit einer älteren, autistischen Schwester.
Jungen mit einem autistischen grossen Bruder hatten ein 12,9-prozentiges, Mädchen mit autistischer grosser Schwester ein 7,6-prozentiges und Mädchen mit autistischem älteren Bruder ein 4,2-prozentiges Risiko ebenfalls eine ASS aufzuweisen. Diese Ergebnisse bestätigen zudem die höhere Anzahl von männlichen gegenüber weiblichen Personen mit einer ASS in der Gesamtbevölkerung.
Offensichtlich spielen also bestimmte Genveränderungen bei der Entstehung von Autismus eine Rolle. Bei 10 bis 15 Prozent der Autisten ist beispielsweise das „Fragile X-Chromosom“ nachzuweisen - hier ist eine genetische Veränderung auf dem X-Chromosom die Ursache einer kognitiven Beeinträchtigung.
Gestörte Gehirnentwicklung
Bislang haben Forscher noch keine Veränderung des Gehirns nachweisen können, die für Autismus typisch ist. Allerdings wurden in jenen Hirnabschnitten Auffälligkeiten gefunden, die für die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten verantwortlich sind. Noch ist unklar, ob sie als Folge des Autismus entstanden sind oder die Symptome hervorrufen.
Vermutlich ist die Gehirnentwicklung von autistischen Kindern bereits im Mutterleib gestört, was sich später auf eine normale Hirnentwicklung auswirkt. So haben autistische Kinder einen grösseren hinteren Hirnabschnitt und in den ersten Lebensjahren einen grösseren Kopfumfang. Dies beeinflusst wahrscheinlich die Vernetzung von Informationen im Gehirn.
Gestörte Hirnchemie
Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung weisen meist höhere Spiegel der Botenstoffe Serotonin und Dopamin auf. Diesen Umstand machen sich Ärzte bei der Autismus-Therapie zunutze: Es werden sogenannte Serotonin-Wiederaufnahmehemmer eingesetzt, die auch bei Depressionen helfen.
Ist Autismus heilbar?
Autismus ist eine angeborene Entwicklungsstörung und kann nicht geheilt werden. Dies bedeutete jedoch nicht, dass Menschen aus dem Autismus-Spektrum nicht unterstützt werden können. Seit Autismus 1940 entdeckt und beschrieben wurde, ist das Wissen über die Entwicklungsstörung stark gewachsen.
Autismus ist ein Spektrum, bei dem die Symptome der Betroffenen unterschiedlich ausgeprägt sind. Aus diesem Grund ist es schwierig, eine Vorhersage über den Verlauf zu machen. Jeder Mensch mit Autismus ist anders und hat andere Bedürfnisse und Fähigkeiten. Eine erfolgreiche Förderung und Unterstützung kann sich demnach von Betroffenem zu Betroffenem stark unterscheiden.
Stärken von Menschen mit Autismus
Häufig ist mehrheitlich die Rede von Schwierigkeiten und Problemen, mit denen Menschen mit Autismus im Alltag zu kämpfen haben. Sie haben aber auch viele Stärken.
- Ehrlich und direkt: Menschen aus dem autistischen Spektrum sind in der Regel ehrlich und in ihrer Kommunikation offen und direkt. Hintergedanken und Lügen sind ihnen fremd.
 - Interessiert an Details: Menschen mit Autismus nehmen Details überdurchschnittlich ausgeprägt wahr. Anders als ihre Mitmenschen sehen sie Dinge und Situationen erst in ihren Einzelmerkmalen, bevor sie diese als Ganzes erfassen. Durch das können sie Unterschiede besser erkennen als Gemeinsamkeiten. Sie finden sehr schnell Fehler und können Arbeiten genau und perfektionistisch ausführen.
 - Spezialinteressen: Menschen mit Autismus entwickeln oft spezielle Interessen und vertiefen diese mit einer aussergewöhnlichen Begeisterung und Ausdauer. Damit verbundene Tätigkeiten führen sie gewissenhaft und konzentriert durch. Daraus entsteht ein sehr grosses Wissen über diese Themengebiete (z.B. Flugzeuge, Verkehrsnetze, etc.) und es können auch hervorragende Leistungen resultieren.
 - Kreativität: Menschen mit Autismus sind oft sehr kreativ.
 
Autismus bei Mädchen und Frauen
Bei Jungen und Männern wird häufiger Autismus diagnostiziert als bei Mädchen und Frauen. Jungen und Männer werden bis zu viermal häufiger mit Autismus diagnostiziert. Dies liegt auch daran, dass sich viele Diagnosekriterien auf die männliche Ausprägung des Autismus beziehen. Bei Mädchen und Frauen zeigt sich Autismus etwas anders, nämlich versteckter. Bei Mädchen, bei denen sich die Diagnosekriterien nicht so auffällig zeigen, werden deshalb weniger häufig mit Autismus diagnostiziert.
Typische Unterschiede
Die autistischen Symptome sind bei weiblichen Betroffenen häufig weniger stark ausgeprägt als bei männlichen. Mädchen mit Autismus sind oft ruhiger und können ihr Verhalten besser kontrollieren. Anders als die männlichen Betroffenen fallen sie weniger durch Stören des Unterrichts oder durch aggressives Verhalten auf. Mädchen verhalten sich vielmehr passiv und ziehen sich oft zurück. Dies entspricht den gesellschaftlichen Erwartungen an Mädchen und Frauen (still, schüchtern, unschuldig), was auf andere Menschen weniger störend wirkt und daher keine sofortigen Interventionen verlangt.
Schwierigkeiten „tarnen“
Betroffenen Mädchen gelingt es besser, ihre Schwierigkeiten zu verstecken. Sie beobachten aufmerksam andere Mädchen und versuchen deren Verhalten nachzuahmen oder zu kopieren. Sie versuchen nicht aufzufallen oder „unsichtbar“ in der Gruppe mitlaufen zu können. Oder sie versuchen, Verhaltensweisen auswendig zu lernen, die ihnen im sozialen Kontakt schwerfallen.
Anders als die meisten männlichen Betroffenen sind die Mädchen oder Frauen eher sozial veranlagt und können durchaus auch eine beste Freundin haben.
Spezialinteressen sind häufig alterstypisch
Wie die männlichen Betroffenen verfolgen häufig auch die Mädchen und Frauen mit Autismus ein Spezialinteresse. Anders als Kinder ohne Autismus, welche schnell das Interesse an einem Themengebiet verlieren, verfolgen sie ihr Spezialinteresse mit einer hohen Intensität und Qualität.
Jungen und Männer mit Autismus verfolgen häufig ein Spezialinteresse, welches andere Kinder in ihrem Alter nicht interessiert (z.B. Strommasten, Toilettenspülung, etc.). Weibliche Betroffene hingegen wählen oft eher ein unauffälliges und manchmal sogar alterstypisches Spezialinteresse wie beispielsweise Tiere, Figuren, Bücher (z.B.
Zusätzliche Diagnosen bei Autismus
Menschen mit Autismus sind auf die Unterstützung durch ihr Umfeld (Eltern, Lehrpersonen, Freunde, Arbeitgeber etc.) angewiesen. Bei Menschen mit Autismus werden oft noch zusätzliche Diagnosen gestellt. Um Betroffene zu unterstützen ist es wichtig, ihre besonderen Bedürfnisse zu verstehen.
ADHS
Überschneidungen, Kombinationen und Mischformen von ADHS und einer Autismus-Spektrum- Störung sind sehr häufig. Der Begriff ADHS wird im DSM-5 durch drei Symptomgruppen charakterisiert: Aufmerksamkeitsdefizit, Hyperaktivität und Impulsivität.
Weiter wird zwischen drei Subtypen unterschieden:
- Kombiniert - Symptome aus allen drei Gruppen vorhanden
 - vorwiegend unaufmerksam - ohne Hyperaktivität
 
Epilepsie
Epilepsie ist eine Erkrankung, bei der es wiederholt zu epileptischen Anfällen kommt. Diese Anfälle sind auf Funktionsstörungen der Hirnnervenzellen zurückzuführen. Während des Anfalls kommt es zwischen den Hirnnervenzellen zu elektrischen Entladungen, durch die unkontrollierte „Befehle“ an den Körper weitergegeben werden. Diese zeigen sich bei der betroffenen Person in einem Anfall. Einer von hundert Menschen leidet an Epilepsie.
Menschen mit Autismus haben ein erhöhtes Risiko, zwischen 20% und 40%, um an Epilepsie zu erkranken. Gewisse Verhaltensweisen von Menschen mit Autismus, wie beispielsweise repetitive Verhaltensmuster oder das Anstarren von Dingen und Personen, können wie epileptische Anfälle wirken.
Down-Syndrom
Es gibt Menschen, bei denen eine Doppeldiagnose vorliegt. Sie haben Autismus und das Down- Syndrom. Das Down-Syndrom ist eine lebenslange Behinderung, bei der die Entwicklung der Betroffenen verzögert ist. Obwohl das Down-Syndrom nicht geheilt werden kann, ist es möglich, den Alltag der Betroffenen durch gezielte Unterstützung zu erleichtern und ihnen ein glückliches und eigenständiges Leben zu ermöglichen. Das Down-Syndrom wird spätestens nach der Geburt diagnostiziert.
Diagnose von Autismus
Die Autismus-Diagnostik ist aufwändig und komplex. Es gibt keinen spezifischen Test, mit dem die Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung gestellt werden kann. Die Diagnose beruht auf genauen Angaben zur bisherigen Entwicklung und dem aktuellen Befinden und Verhalten der Person.
Bei Kindern werden dazu in erster Linie die Eltern befragt, oft aber auch Fachpersonen, die das Kind aus Krippe, Schule oder aus der Therapie kennen. Auch bei erwachsenen Personen sollten die Eltern, wenn möglich, zur Entwicklung befragt werden. Die betroffene Person muss selbst ausführlich über ihr früheres und aktuelles Leben Auskunft geben. Falls vorhanden, können enge Freunde oder Lebenspartner/-innen befragt werden.
In die Diagnostik einbezogen werden die Ergebnisse einer Reihe von psychometrischen Fragebögen sowie die Ergebnisse neuropsychologischer Zusatzuntersuchungen. Bei Kindern ergänzen strukturierte Spielbeobachtungen die Untersuchung. Dabei ist es oft hilfreich, das Kind in einer Gruppensituation zu erleben. Bei Jugendlichen und Erwachsenen werden neben den inhaltlichen Aussagen vor allem Aspekte der nonverbalen Kommunikation, der Gegenseitigkeit im Gespräch und des sozialen Verständnisses beurteilt.
Bei Kindern mit frühkindlichem Autismus kann die Diagnose in der Regel im Alter von zwei bis zweieinhalb Jahren gestellt werden. Bei Kindern mit Asperger-Syndrom werden die Probleme meist erst im Kindergarten- oder Schulalter deutlich. Bei Erwachsenen sind die autistischen Symptome manchmal durch Depressionen, Ängste oder Zwänge überlagert, was die Diagnose erschwert.
Zudem entwickeln Menschen mit ASS, die in der Kindheit nicht diagnostiziert wurden, häufig ausgeklügelte Kompensationsstrategien (bewusstes Unterdrücken von Stereotypien, bewusstes Erlernen sozialer Regeln, bewusstes Erlernen des Blickkontaktes, bewusste Zurückhaltung in sozial komplexen Situationen...), so dass die Symptome beim Erwachsenen nicht mehr sichtbar sind.
Behandlung von Autismus
Menschen mit Autismus profitieren von einer breiten Palette von unterstützenden Interventionen und Therapien. Diese können Verhaltenstherapie, Sprachtherapie, Ergotherapie und andere individuell angepasste Ansätze umfassen.
Alle psychotherapeutischen Verfahren sind zur Behandlung von Personen mit ASS geeignet, mit der Einschränkung, dass man störungsangepasst vorgehen sollte. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten arbeiten mit einer Haltung, die den Prozess unterstützt, und die von Akzeptanz, einem hohen Mass an Authentizität, Offenheit, Neugier, Geduld sowie einer strukturierten Herangehensweise geprägt ist.
Was kann mit einer Psychotherapie bei ASS-Betroffenen erreicht werden?
- die Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion reduzieren
 - die Kommunikationsfertigkeiten steigern
 - Verhaltensweisen positiv verändern
 - psychische Begleiterkrankungen (komorbide psychische Störungen) wie etwa affektive Störungen, Angst- und Zwangsstörungen, ADHS, Suchterkrankungen psychotherapeutisch sowie medikamentös erfassen und behandeln
 
Wie können Angehörige unterstützen?
Angehörige können dadurch unterstützen, wenn sie sich respektvoll, wertfrei den Erlebenswelten des Betroffenen nähern. Es empfiehlt sich strukturiert zu kommunizieren und eher geschlossene Fragen zu stellen. Zudem sollte auf Metaphern oder Sprichwörter verzichtet werden, da Personen mit ASS diese meist wortwörtlich nehmen. Mehrere unterschiedliche Informationen sollten nicht gleichzeitig vermittelt werden, weil Konzentration und Aufmerksamkeit möglicherweise dadurch überflutet werden.
Wie sollte die Arbeitsumgebung für einen ASS-Betroffenen sein?
- Der Arbeitsplatz sollte möglichst reizarm gestaltet sein
 - Vorgaben und Verläufe bei Tätigkeiten sollten möglichst klar definiert sein
 - Routinen und Rituale sollten eingebaut werden. Sie vermitteln Sicherheit und führen zu subjektivem Wohlbefinden.
 - Idealerweise gibt es für die betroffene Person einen Rückzugsraum und damit verbunden die klare Abmachung, dass sie sich Zeit für Entspannung, etwa nach einem anstrengenden Tag, gönnen darf.