Wenn jemand psychische Probleme hat und krankgeschrieben ist, verlangt die Versicherung oft ein unabhängiges Gutachten. Das kann Betroffene einschüchtern.
Die Situation der Betroffenen
Viele Betroffene finden sich bald in der Situation wieder, beweisen zu müssen, dass sie wirklich nicht arbeitsfähig sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie in einer sehr schwierigen Situation sind und sich von allen Seiten bedrängt fühlen.
Und das nicht erst seit gestern. Psychische Belastungen zeigen sich ja oft ganz langsam. Oft hadert man lange mit sich: Habe ich denn wirklich etwas?
Die Belastung durch die Krankschreibung
Die Krankschreibung ist in der Regel eine grössere Zäsur. Eigentlich sollte sie Entlastung bringen, die Möglichkeit zur Gesundung. Für Betroffene wird sie aber oft belastend: Was denken nun meine Mitarbeitenden über mich, wenn sie mein Pensum abdecken müssen - obwohl man mir nicht ansieht, wie schlecht es mir geht?
Die Rolle des Vertrauensarztes
Wenn Versicherungen bei einer Krankschreibung einen Nachweis von einem Vertrauensarzt wollen, dass der Betroffene tatsächlich nicht arbeitsfähig ist, kann dies ein belastendes Gespräch sein. Versicherungen wollen rasch Fakten haben. Die Gesundung erfolgt oft nicht sehr schnell, und Erkrankungen sind eher die Regel.
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Vorbereitung auf das Gespräch mit dem Gutachter
Machen Sie sich Notizen, die Sie auch ans Gespräch mitbringen können. Was sind Ihre Hauptbeschwerden? Wie wirken sie sich am Arbeitsplatz bei den einzelnen Tätigkeiten aus? Warum können Sie Ihre Arbeit aktuell nicht mehr erledigen? Seien Sie möglichst spezifisch.
Beschreiben Sie, dass Sie wegen Ihrer Konzentrationsschwierigkeiten bei der Fakturierung sieben Fehler gemacht haben, wie hoch der Druck schon so hoch war und Sie Angst vor der Arbeit hatten und wie Sie darum um acht völlig erschöpft im Büro erschienen. Es geht um Ihre Arbeitsfähigkeit - der Gutachter braucht dazu Fakten. Es geht nicht darum, wie es Ihnen zu Hause oder in der Freizeit geht.
Seien Sie ehrlich. Ein guter Gutachter merkt, wenn Sie gewisse Symptome hervorheben oder ihre Geschichte ergänzen - aus Angst, dass man Ihnen sonst nicht glaubt. Er merkt, dass etwas nicht stimmt, kann aber nicht sagen, was es genau ist. Dann zieht er alles in Zweifel.
Umgang mit dem Gutachter
Intuitiv wollen wir uns oft von unserer besten Seite zeigen, wollen Konflikte vermeiden und es allen recht machen, auch dem Gutachter. Das werden Sie unter dem Stress der Begutachtung schlecht ändern können.
Weisen Sie den Gutachter auf den Unterschied hin, wie Sie sich im Gespräch geben und wie es Ihnen sonst geht.
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Aufnahme des Gesprächs
Sie dürfen ein Aufnahmegerät mitnehmen und das Gespräch aufnehmen. Informieren Sie den Gutachter oder die auftraggebende Stelle vorher darüber. Das Aufnehmen gibt beiden Beteiligten Sicherheit und sollte eigentlich bei einem so umstrittenen Thema Standard sein.
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