ADHS Test bei Kindern ab 3 Jahren

Besteht beim Kind der Verdacht auf ADHS oder hat es die Diagnose erhalten, haben Eltern meist viele Fragen. Rund fünf Prozent der Kinder in der Schweiz sind von ADHS betroffen. Das bedeutet, dass in einer Schulklasse mit 20 Schülerinnen und Schülern im Schnitt ein Kind mit ADHS ist. Manche von ihnen erhalten schon in jungen Jahren die Diagnose, andere erst als Teenager, Erwachsene oder nie. Fachleute gehen davon aus, dass etwa fünf Prozent der Kinder von ADHS betroffen sind.

Gemäss Angaben der ADHS-Organisation elpos leben in der Schweiz rund 200'000 Personen mit ADHS. Damit ist die Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung wohl die am häufigsten diagnostizierte Entwicklungsstörung im Kindesalter.

Was ist ADHS?

Die Abkürzung ADHS steht für «Attention Deficit Hyperactivity Disorder - Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung». Die Abkürzung ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung.

Dabei handelt es sich um eine neurologische Entwicklungsstörung, die dazu führt, dass eine betroffene Person Schwierigkeiten hat, die auf sie einströmenden Reize zu filtern, Probleme zu lösen, Abläufe zu planen und ihre Impulse unter Kontrolle zu halten.

Das Gehirn von Menschen mit ADHS arbeitet anders als jenes anderer Menschen. In wissenschaftlichen Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass bei ADHS ein Mangel an den Botenstoffen Noradrenalin und Dopamin besteht. Noradrenalin steuert die Aufmerksamkeit, Reaktionsbereitschaft und wirkt stressregulierend. Dopamin ist wichtig für die Regulierung von Emotionen sowie die Bewegungssteuerung, wirkt motivierend und aktiviert das Belohnungszentrum.

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Ursachen von ADHS

Weshalb es zu diesem Mangel an Botenstoffen kommt, ist nicht geklärt. Verschiedene Faktoren können ADHS begünstigen. Den grössten Einfluss haben genetische Ursachen: ADHS kann vererbt werden. ADHS ist vermutlich genetisch bedingt und tritt innerhalb einer Familie oftmals bei mehreren Mitgliedern auf.

Auch Umwelteinflüsse können einen Einfluss haben: Kinder, welche als Frühchen geboren wurden oder deren Mütter Nikotin oder andere Drogen konsumiert haben, sind öfter von ADHS betroffen.

Risikofaktoren wie z. B. Alkohol- und Drogenkonsum sowie Rauchen oder Infektionen während der Schwangerschaft, Geburtskomplikationen, eine zu frühe Geburt oder ein niedriges Geburtsgewicht scheinen das Risiko für ADHS zu erhöhen. Wie gross dieser Einfluss ist, ist jedoch nicht geklärt, denn längst nicht bei allen Kindern mit diesen Risikofaktoren tritt tatsächlich ADHS auf.

Wie stark ein Kind durch seine ADHS-Symptome beeinträchtigt wird, hängt auch vom familiären und schulischen Umfeld ab. Zwar sind sich Fachleute einig, dass ADHS keine Folge von falscher Erziehung ist. Ein Kind, das in einem Umfeld aufwächst, das geprägt ist durch Instabilität und finanzielle Schwierigkeiten, erhält jedoch nicht in jedem Fall die Unterstützung, die es braucht. Dies kann zu einer Verstärkung der ADHS-Symptomatik beitragen.

Typen von ADHS

ADHS ist durch drei Kernsymptome gekennzeichnet:

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  • Hyperaktivität
  • Unaufmerksamkeit
  • Impulsivität

Die drei Kernsymptome können unterschiedlich ausgeprägt sein, weshalb nach drei Typen unterschieden wird.

  • Beim unaufmerksamen Typ steht die Unaufmerksamkeit im Vordergrund. Aufgrund der fehlenden Hyperaktivität wird für diesen die Abkürzung ADS verwendet. Die Betroffenen sind ruhig, verträumt und sehr leicht ablenkbar. Da sie nicht durch Impulsivität und einen hohen Bewegungsdrang auffallen, sind sie leicht zu übersehen.
  • Beim hyperaktiv-impulsiven Typ stehen der Bewegungsdrang und die Impulsivität im Vordergrund. Betroffene reden zum Beispiel ungefragt drein, handeln, ohne vorher nachzudenken und können kaum stillsitzen.
  • Am häufigsten ist der kombinierte Typ oder Mischtypus, bei dem Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit und Impulsivität in Kombination auftreten.

Symptome von ADHS

ADHS zeigt sich bei jedem Kind etwas anders. Manche Kinder sind stark betroffen, andere nur schwach. Manche kommen im Alltag trotz ADHS gut zurecht, andere leiden unter ihrer Andersartigkeit. Es gibt ein grosses Spektrum an Ausprägungen. Folgende Symptome können, müssen aber nicht, bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS vorkommen:

  • Probleme, sich auf Aufgaben zu konzentrieren, die als langweilig und uninteressant empfunden werden, oder zuzuhören, wenn das Gesagte sie nicht interessiert.
  • Schnelle Ablenkbarkeit und Empfindsamkeit auf Reize wie zum Beispiel Hintergrundgeräusche.
  • Auffälligkeiten im Bereich der Emotionsregulation oder im Sozialverhalten sowie Schwierigkeiten in der Selbstregulation ihres Verhaltens.
  • Schulisch schwache Leistungen. Kinder und Jugendliche mit ADHS können in der Schule meist nicht ihr ganzes Potenzial entfalten und machen viele Flüchtigkeitsfehler.
  • Mühe, sich in der Klasse einzugliedern und Freunde zu finden. Störendes Verhalten im Unterricht.
  • Auffälligkeiten bezüglich Motorik, zum Beispiel beim Schneiden mit der Schere oder beim Schreiben.
  • Probleme, sich zu organisieren: Betroffene sind oft chaotisch, verzetteln sich und haben Mühe, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Sie vergessen Termine, Abgabefristen und verlegen oder verlieren Schulmaterial und andere Dinge.
  • Ungeduld und niedrige Frustrationstoleranz.
  • Fehlendes Zeitgefühl.
  • Hohe Sensibilität und Empfindsamkeit: Manche Betroffene fühlen sich schnell zurückgewiesen und können für Aussenstehende übertrieben emotional auf Kleinigkeiten reagieren.
  • Aufgaben werden nicht begonnen oder nicht beendet. Manche Betroffene können nur unter Druck arbeiten.

Für das Umfeld ist oft unverständlich und nicht nachvollziehbar, wieso die Kinder diese Probleme haben. Denn in gewissen Situationen können sie sich sehr wohl konzentrieren: Interessiert sie etwas, können sich Menschen mit ADHS vertieft und lange auf etwas einlassen.

Eltern, Lehrer oder andere Bezugspersonen denken in der Folge oft, dass diese Kinder könnten, wenn sie nur wollten. Doch das stimmt nicht. Es ist ihnen nicht möglich, ihre Aufmerksamkeit oder ihren Fokus willentlich auf etwas zu steuern, wenn sie kein Interesse daran haben.

Je nach ADHS-Typ sind die Merkmale, die sich im Alltag zeigen, unterschiedlich. Häufig sind die folgenden Auffälligkeiten aus den Bereichen Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität:

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Unaufmerksamkeit:

  • Das Kind achtet häufig nicht auf Details oder macht Flüchtigkeitsfehler.
  • Es hat oft Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spielen aufrechtzuerhalten.
  • Es scheint häufig nicht zuzuhören, wenn es direkt angesprochen wird.
  • Es befolgt Anweisungen oft nicht und kann Arbeiten oder Aufgaben nicht zu Ende bringen.
  • Es hat oft Mühe, Aufgaben zu organisieren.
  • Es hat eine Abneigung gegen Aufgaben, die länger dauernde geistige Anstrengung erfordern.
  • Es verliert oft Gegenstände, die für Aktivitäten benötigt werden, z. B. Schulmaterial, Bücher, Schlüssel etc.
  • Es lässt sich häufig durch äussere Reize ablenken.
  • Es ist bei Alltagsaktivitäten oft vergesslich.

Hyperaktivität:

  • Das Kind zappelt oft mit den Händen oder Füssen oder rutscht auf dem Stuhl herum.
  • Es steht in Situationen, in denen Sitzenbleiben erwartet wird, oft auf.
  • Es läuft häufig herum oder klettert in Situationen, in denen dies nicht angebracht ist.
  • Es hat oftmals Mühe, ruhig zu spielen oder sich mit Freizeitaktivitäten ruhig zu beschäftigen.
  • Es ist oft "auf dem Sprung" und wirkt "wie von einem Motor angetrieben".
  • Es spricht oft übermässig viel.

Impulsivität:

  • Das Kind platzt häufig mit einer Antwort heraus, bevor eine Frage zu Ende gestellt worden ist.
  • Es hat oft Mühe, zu warten, bis es an der Reihe ist.
  • Es unterbricht andere häufig oder stört, indem es sich in Gespräche oder Spiele einmischt.

Obschon die Auffälligkeiten bereits im Vorschulalter auftreten können, machen sie sich oft erst beim Schuleintritt so richtig bemerkbar. Denn jetzt wird von den Kindern verlangt, dass sie eine gewisse Zeit stillsitzen und konzentriert arbeiten können.

Stärken von Kindern mit ADHS

Kinder mit ADHS haben aber auch ganz viele positive Seiten und besondere Stärken. Sie sind häufig äusserst kreativ, sensibel, lebhaft, hilfsbereit, neugierig, unterhaltsam, empathisch und haben einen grossen Gerechtigkeitssinn. Interessiert sie etwas, sind sie darin oft überdurchschnittlich gut.

Nicht von ungefähr gibt und gab es viele berühmte Persönlichkeiten, die ADHS haben oder bei denen ADHS vermutet wird. So etwa die Schauspielerin Emma Watson, der Schauspieler Johnny Depp, Sänger Justin Timberlake oder Astronaut Scott Kelly. Auch Genies wie dem Physiker Albert Einstein, dem Künstler Vincent Van Gogh oder dem Schriftsteller Hermann Hesse wird nachgesagt, dass sie vermutlich ADHS hatten.

ADHS bei Mädchen

Bei Jungen wird ADHS viel häufiger diagnostiziert als bei Mädchen. Das bedeutet aber nicht, dass Mädchen weniger von ADHS betroffen sind. Die Symptome sind bei ihnen oftmals weniger auffällig. Einerseits können sie ihre Besonderheit besser verbergen, respektive werden sie zu grösserer Anpassungsleistung erzogen als Jungen und können durch Intelligenz viele Symptome kompensieren. Andererseits werden typische ADS-Symptome des unaufmerksamen Typs mit dem stereotypen Bild eines Mädchens assoziiert. Deshalb werden sie nicht abgeklärt. Und selbst wenn eine Abklärung erfolgt, werden Mädchen und Frauen manchmal nicht richtig diagnostiziert, weil die Fragebögen und Diagnosekriterien auf der Forschung mit männlichen Probanden beruhen. Probleme treten oft erst an der weiterführenden Schule oder im Studium auf.

Begleiterkrankungen

Kinder und Jugendliche mit ADHS sind öfters von weiteren psychischen Störungen betroffen als andere Kinder. Sie sind häufiger in Konflikte involviert als Gleichaltrige und haben verbreitet das Gefühl, nicht zu genügen. Obwohl viele von ihnen sehr intelligent sind, können sie nicht ihr ganzes Potenzial ausschöpfen und erbringen in der Schule oder Ausbildung keine guten Leistungen. Nicht selten kommt es zu Schul- oder Lehrabbrüchen.

ADHS hat nichts mit Erziehungsfehlern zu tun. Eltern trifft keine Schuld.

Betroffene Personen haben ein erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken oder eine Angststörung zu entwickeln. Undiagnostiziert steigt zudem das Risiko für eine Suchterkrankung, weil Suchtmittel gerne genutzt werden, um mit ADHS-Symptomen umzugehen.

Kinder mit ADHS haben oftmals mit weiteren Herausforderungen zu kämpfen. So sind zum Beispiel mangelhafte Schulleistungen nicht immer nur auf die Unaufmerksamkeit zurückzuführen. Teilleistungsstörungen wie Lese- Rechtschreibstörungen oder Dyskalkulie, die oft im Zusammenhang mit ADHS auftreten, können den Schulerfolg ebenfalls beeinträchtigen. Auch Ticstörungen sind bei ADHS-Betroffenen vergleichsweise häufig.

Betroffene Kinder zeigen oft ein oppositionelles und aggressives Verhalten. Dies führt einerseits zu häufigen Konflikten innerhalb der Familie und in der Schule, andererseits auch zu sozialen Problemen mit Gleichaltrigen. Die Ablehnung durch andere und die Schwierigkeiten in der Schule haben vielfach auch emotionale Auswirkungen. Betroffene Kinder entwickeln ein negatives Selbstwertgefühl, trauen sich wenig zu und entwickeln möglicherweise Ängste oder Depressionen. Bei Jugendlichen kann ADHS zu risikoreichem Verhalten führen.

Wie wird ADHS diagnostiziert?

Erste Anlaufstelle für eine ADHS-Abklärung kann der Kinderarzt oder die Kinderärztin sein. Zeigen sich Auffälligkeiten primär in der Schule, können sich die Eltern an den schulpsychologischen Dienst wenden. Beide Stellen können Kontakte vermitteln und eine Überweisung an eine Fachstelle veranlassen. Eine Abklärung sollte umfassend erfolgen, um andere Krankheiten und Fehldiagnosen auszuschliessen. So gehören neben Fragebögen für Eltern und andere Bezugspersonen auch Seh- und Hörtests zum Standard.

Die Diagnostik von ADHS sollte stets von einem qualifizierten Facharzt durchgeführt werden, der über umfassende Erfahrung mit der Störung verfügt. Dazu zählen beispielsweise Kinder- und Jugendpsychiater oder Ärzte, die sich auf ADHS spezialisiert haben. Solche Experten sind in der Lage, durch gezielte Beobachtungen, Gespräche und die Nutzung standardisierter Verfahren eine präzise Diagnose zu stellen.

Die Grundlage für die Diagnose von ADHS bilden die klar definierten Kriterien aus den internationalen Diagnosemanualen ICD-10 und DSM-5. Der Diagnostikprozess umfasst mehrere Schritte. Besonders bei jüngeren Kindern werden Spielsituationen eingesetzt, um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Ergänzend zur Untersuchungssituation können Informationen aus dem Alltag des Kindes gewonnen werden, beispielsweise durch Videoaufnahmen aus dem häuslichen Umfeld oder Beobachtungen im schulischen Kontext.

Eine vollständige diagnostische Abklärung von ADHS umfasst neben Verhaltensbeobachtungen und Befragungen auch eine körperliche Untersuchung des Kindes oder Jugendlichen. Eine kurze neurologische Untersuchung wird durchgeführt, um andere neurologische Ursachen für die beobachteten Verhaltensauffälligkeiten auszuschliessen.

Die Verhaltensbeobachtung durch die Diagnostiker/in spiegelt den Eindruck wider, den sie innerhalb von einigen Stunden von deinem Kind gewonnen hat. Es wird somit nochmals klarer, dass die ADHS-Diagnostik kein „Bluttest“ ist, aus dem man klare Schlüsse (vorhanden/nicht vorhanden) ableiten kann. Vielmehr ist der abschliessende fachärztliche Befund ein Mosaik, die einige subjektive Komponenten mit einschliessen. Die Testergebnisse der standardisierten Testverfahren allein reichen für eine Diagnose nicht aus.

Die offiziellen Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung von ADHS sehen folgende Abstufungen vor (vgl. Demnach ist eine zuverlässige Diagnosestellung in der Regel ab dem Eintritt in die erste Klasse möglich. Bevor eine (psychologische) ADHS-Abklärung erfolgt, wird das Kind in der Regel zum Kinderarzt und zur Neurologin überwiesen. Dies ist wichtig, um ausschließen zu können, dass eine körperliche Ursache für die Verhaltensauffälligkeiten verantwortlich ist. Denn manchmal sind Konzentrationsschwierigkeiten und / oder körperliche Unruhe allein auf körperliche Ursachen zurückzuführen, z.B. auf eine Seh- oder Höreinschränkung, auf Mangelerscheinungen, eine Schilddrüsendysfunktion etc. Werden diese körperlichen Einschränkungen behandelt, verschwindet auch die Symptomatik - es wird keine ADHS diagnostiziert.

In diesem Zusammenhang werden auch Hirnströme mittels EEG gemessen, um sicher zu gehen, dass die Aufmerksamkeits- oder Konzentrationsprobleme nicht mit einer hirnorganischen Veränderung /oder Abnormalität zusammenhängen bzw. Dort wird anfangs die Vorgeschichte des Kindes erfragt. Hier kommen Schwangerschaftsumstände, Meilensteile der kindlichen Entwicklung (Krabbeln, Laufen, Sauberkeitserziehung), aber auch bisherige Krankheiten und Allergien des Kindes und der Familie, sowie psychische Auffälligkeiten zur Sprache. Die Familienanamnese ist zentral, da ADHS eine starke erbliche Komponente aufweist und in Familien gehäuft auftritt.

Zudem beziehen Fachpersonen, wo immer möglich, auch Informationen von außen mit ein (z.B. von Lehrkräften, Erzieher/innen, aus schriftlichen Berichten und Zeugnissen). Meist wird das Umfeld gebeten, das Verhalten des Kindes mittels Fragebogen einzuschätzen. Wie erleben unterschiedliche Bezugspersonen des Kindes, z.B. Eltern und Lehrkräfte oder Sporttrainer/innen, die Verhaltensauffälligkeiten des Kindes? Ist das Kind beim Erstgespräch anwesend, so kann die Fachperson sich selbst einen Eindruck vom Verhalten des Kindes machen. Sie wird das Kind nach seiner Einschätzung fragen, mit ihm spielen, etwas malen oder kleine Aufgaben lösen und dabei sein Verhalten beobachten.

Eine wichtige Säule, die die Diagnose ADHS trägt, ist die sogenannte Testdiagnostik. Die meisten Fachpersonen beginnen mit einem Intelligenztest (z.B. Wechsler Intelligenztest für Kinder (WISC-V) oder Kaufman Assessment Battery for Children (K-ABC II). Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung bleiben aufgrund ihrer Verhaltensprobleme oft weit hinter ihrem eigentlichen Potenzial zurück. Andererseits können sich hinter Verhaltensweisen, die nach außen hin auf eine ADHS hindeuten, auch eine Hoch- oder Minderbegabung bzw. eine Über- oder Unterforderung in der Schule verbergen. Nicht zuletzt deshalb ist eine Intelligenzabklärung oft ein wichtiger Bestandteil der ADHS-Diagnostik.

Um die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit des Kindes über den Intelligenztest hinaus zu ermitteln, werden häufig Aufmerksamkeits- und Konzentrationstests auf Papier oder am Computer durchgeführt, zum Beispiel der d2-R, KITAP (Kindertestbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung), TAP (Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung) oder CPT (Continuous Performance Test). Dabei müssen Kinder beispielsweise Bilder auf Unregelmäßigkeiten hin vergleichen und gleiche Bildpaare finden oder unter Zeitdruck vorgegebene Symbole durchstreichen oder ergänzen. Manchmal werden zusätzlich Tests zur visuellen und auditiven Merkfähigkeit angewendet.

Während der gesamten Testdiagnostik wird die diagnostizierende Fachperson das kindliche Verhalten beobachten. Sie wird sich ein Bild über die Konzentrationsfähigkeit machen, wird sehen, wie leicht es sich ablenken lässt, wie zügig es arbeitet und wie viel Widerstand es zeigt. Auch wird häufig ein Augenmerk darauf gelegt, wie gut das Kind Frustrationen aushalten kann und wieviel Ausdauer es bei schwierigen Aufgaben zeigt (= Frustrationstoleranz). Zudem wird die Fachperson eine Einschätzung über das Niveau der körperlichen Unruhe treffen.

Darüber hinaus wird der Entwicklungsstand des Kindes erhoben. Ein wichtiger Teil ist außerdem die emotionale Diagnostik. Hier geht es um Fragen wie „Wie schätzt sich das Kind selbst ein? Wie steht es um sein Selbstwertgefühl? Wie ist seine Grundstimmung? Welche Sorgen beschäftigen es? Wo ist der Platz des Kindes innerhalb der Familie? Welche Haltung hat es zur Schule? Wie ist die Beziehung zu den Lehrkräften? Wie zufrieden ist das Kind mit seinen sozialen Kontakten?“. Die emotionale Diagnostik ist wichtig, um herauszufiltern, ob die Konzentrationsprobleme und körperliche Unruhe beispielsweise mit emotionalen Belastungen oder Gefühlsverstimmungen des Kindes zusammenhängen. Viele Kinder entwickelt kurzfristig ADHS-ähnliche Symptome, wenn sich ihre Lebenssituation stark verändert, etwa nach einem Umzug, der Trennung der Eltern oder dem Tod einer nahestehenden Person.

Alle Komponenten, d.h. die Vorgeschichte, die Verhaltensbeobachtung des Kindes, die Einschätzung des kindlichen Verhaltens durch Eltern und Lehrer/innen und die Ergebnisse der Testdiagnostik und emotionalen Diagnostik fließen in den abschließenden Befund mit ein.

Was tun nach der Diagnose?

Bekommt ein Kind die Diagnose ADHS, löst das bei den Betroffenen sowie den Eltern oft Ängste und Unsicherheit aus. Vielleicht kommen auch Schuldgefühle dazu, weil man die Erkrankung dem Kind vererbt haben könnte. Doch trifft die Eltern keine Schuld und hat ADHS nichts mit Erziehungsfehlern zu tun.

Was Kinder mit ADHS an Unterstützung brauchen ist individuell und hängt stark von der Ausprägung, den jeweiligen Symptomen und vom Leidensdruck ab. Manche Kinder profitieren von einer Behandlung mit Medikamenten. Diese können insbesondere bei Konzentrationsschwierigkeiten oder Problemen mit der Emotionsregulation helfen. Bei der Frage, ob und welche Medikamente sinnvoll sind, können Kinderärzte und Kinderärztinnen gut unterstützen.

Bei Auffälligkeiten bezüglich Motorik kann eine Psychomotorik- oder Ergotherapie sinnvoll sein. Für ältere Kinder kommt vielleicht ein psychologisches Coaching oder eine Psychotherapie infrage. In einem solchen Setting erlernen sie Strategien, um mit ihren Emotionen und insbesondere ihrer Impulsivität umzugehen. Weil Kinder mit ADHS viel Kritik hören, ist es besonders wichtig, das Kind für Dinge zu loben, die es gut kann.

Hat ein Kind Schwierigkeiten in der Schule und sind die Möglichkeiten der Klassenlehrperson ausgeschöpft, kann der schulpsychologische Dienst eine gute Anlaufstelle sein. Gemeinsam kann geschaut werden, welche Unterstützungsmöglichkeiten das Kind braucht. Kinder mit der Diagnose ADHS haben ein Recht auf Nachteilsausgleich.

Viele von ADHS Betroffene entwickeln mit den Jahren Kompensationsstrategien für ihre Schwächen. Auch scheint die motorische Hyperaktivität mit zunehmendem Alter nachzulassen. Wirklich auswachsen wird sich ADHS aber nicht. Verglichen mit anderen können sich Betroffene oft auch als Jugendliche oder Erwachsene schlechter konzentrieren. Die äussere Hyperaktivität wandelt sich meist in eine innere Unruhe um. Umso wichtiger ist, dass Betroffene Unterstützung in Form einer Therapie erhalten und bei Leidensdruck nicht einfach abgewartet wird.

Eltern dürfen zuversichtlich sein, dass auch ihr Kind seinen Weg finden wird. Weitere Informationen und Unterstützung erhalten Eltern bei elpos Schweiz.

Behandlung von ADHS

Die Behandlung - falls ein ADS/ADHS vorliegt - erfolgt differenziert je nach der bestehenden Symptomatik in Absprache und nur im Einverständnis mit der Familie.

ADHS ist im Erwachsenenalter gut behandelbar ist, und viele Menschen mit dieser Diagnose führen ein erfolgreiches und produktives Leben.

Behandlungsmethoden:

  • Verhaltenstherapie: Strukturierte Interventionen zur Förderung von Selbstregulierung und sozialen Fähigkeiten.
  • Medikamentöse Therapie: In einigen Fällen können stimulierende Medikamente wie Methylphenidat verschrieben werden.
  • Unterstützung im schulischen Umfeld: Individuelle Lernpläne und Lehreranpassungen können den Schulerfolg fördern.
  • Elterntraining: Eltern werden darin geschult, Techniken zur Bewältigung von ADHS-bezogenen Herausforderungen zu erlernen.

Wo erhalte ich Hilfe?

  • Ambulatorien KJPD
  • Ambulatorien Erwachsene

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