Erleben Sie gerade ein Stimmungstief? Oder steuern Sie vielleicht auf eine psychische Krise oder Erkrankung zu? Es ist nicht immer einfach, zu erkennen, dass man an einer psychischen Krankheit leidet.
Mentale Probleme äussern sich durch unterschiedliche körperliche Symptome. Zusätzlich sind psychische Erkrankungen auch heute noch mit Scham behaftet. Das Thema wird oft tabuisiert und selbst im Freundeskreis nicht gern angesprochen.
Wachsende Anforderungen am Arbeitsmarkt und konstanter Leistungsdruck führen heutzutage immer öfter zu psychischen Erkrankungen. Laut dem Bundesamt für Gesundheit zählen psychische Krankheiten zu den am meisten verbreiteten und einschränkenden Erkrankungen überhaupt.
Schauen Sie deshalb frühzeitig hin. Nehmen Sie Ihre Probleme ernst und prüfen Sie, ob Sie bei sich oder nahestehenden Menschen erste Warnzeichen einer psychischen Erkrankung erkennen.
Erste Hinweise liefern Ihnen unsere Fragebögen und ein Selbsttest. Diese ersetzen keine ärztliche Diagnose.
Lesen Sie auch: Umfassender Leitfaden zu ADHS Medikamenten
Warnzeichen einer psychischen Krise
Psychische Probleme entwickeln sich oft langsam. Ihre Anzeichen sind nicht immer eindeutig.
Sind Ihre Gefühle in letzter Zeit heftiger geworden? Zum Beispiel: Sind Sie manchmal sehr traurig oder sehr fröhlich? Wechseln Ihre Gefühle sehr schnell?
- Schlafen Sie schlecht und wenig?
 - Wie ist es in der Schule, im Studium, in der Ausbildung oder im Beruf: Haben Sie weniger Lust zum Arbeiten oder Lernen?
 - Können Sie nicht mehr so gut arbeiten?
 - Treffen Sie Freunde oder Familie nicht mehr so oft?
 - Haben Sie in letzter Zeit das Gefühl, dass andere Menschen Sie nicht verstehen?
 - Fühlen Sie sich nicht mehr wohl mit sich selbst?
 
Sie haben mehrere Fragen mit «Ja» beantwortet? Dann stecken Sie vielleicht in einer psychischen Krise oder haben eine psychische Erkrankung. Am besten sprechen Sie mit einer Person darüber, der Sie vertrauen.
Hat die Person in letzter Zeit oft heftige Gefühle? Zum Beispiel: Ist sie manchmal sehr traurig oder sehr fröhlich? Wechseln die Gefühle der Person sehr schnell?
- Schläft die Person schlecht und wenig?
 - Wie ist es in der Schule, im Studium, in der Ausbildung oder im Beruf: Hat die Person weniger Lust zum Arbeiten oder Lernen?
 - Kann die Person nicht mehr so gut arbeiten?
 - Trifft die Person kaum noch Freunde oder Familie?
 - Bezieht die Person alles auf sich?
 - Fühlt sich die Person oft angegriffen?
 - Redet die Person schlecht über sich selbst?
 
Haben Sie mehrere Fragen mit «Ja» beantwortet? Dann kann das ein Warnsignal sein.
Lesen Sie auch: Depressionen natürlich behandeln
Selbsttests zu psychischen Erkrankungen
Möchten Sie herausfinden, ob hinter Ihrem Unwohlsein oder Stimmungstief eine psychische Krise oder Erkrankung stecken könnte? Oder möchten Sie erfahren, ob eine nahestehende Person Hilfe benötigt?
Depressionstest
Vermuten Sie, dass Sie an einer Depression erkrankt sind? Das Berner Bündnis gegen Depression hat einen Selbsttest entwickelt.
Das Risiko, eine Depression zu bekommen, ist also gross, in der Schweiz leiden etwa neun Prozent der Bevölkerung an Depressionen. Das Gute ist: die Krankheit ist behandelbar.
Bei unserem Depressions-Test handelt es sich um einen Selbstbeurteilungstest - auch Stimmungsfragebogen genannt. Es werden Symptome abgefragt, die gemäss dem ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf eine Depression hindeuten können.
Bitte bedenken Sie jedoch, dass ein Online-Test mit keiner medizinischen Diagnose gleichgesetzt werden kann.
Lesen Sie auch: Welche Pille ist bei Depressionen geeignet?
Die Symptome einer Depression sind vielfältig. Wir haben Ihnen nachfolgend eine Checkliste mit typischen Symptomen erstellt, die auf eine Depression hindeuten können. Jede:r kann mal einen schlechten Tag haben, daher besteht ein Symptom in der Regel dann, wenn die Beschwerden seit mehr als zwei Wochen bestehen.
Sie vermuten, an einer Depression erkrankt zu sein und möchten Ihre Symptome überprüfen?
Was tun, wenn der Selbsttest negativ ist?
Bei Depressionen kommt es auf die richtige und vor allem rasche Diagnose an. Auch wenn der Selbsttest nicht auf eine Depression hindeutet, Sie jedoch das Gefühl haben, Hilfe zu benötigen oder sich aus Ihrer Lage selbst nicht befreien können, sollten Sie sich schnellstmöglich an einen Arzt oder eine Ärztin wenden.
Ausserdem gibt es viele verschiedene Arten von Depressionen, die mit unterschiedlichen Symptomen einhergehen, was das Erkennen einer Depression zusätzlich erschwert.
Borderline-Test
Der nachfolgende Selbsttest prüft Borderlinesymptome.
- Bemühen Sie sich oft verzweifelt, ein tatsächliches oder auch nur vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden?
 - Sind Ihre Beziehungen instabil und gekennzeichnet durch einen schnellen Wechsel von Idealisierung und Entwertung oder von Liebe und Hass?
 - Ist Ihr Selbstbild oder Ihre Selbstwahrnehmung deutlich instabil?
 - Verhalten Sie sich oft impulsiv oder selbstschädigend (Geldausgeben, Sexualität, Drogen, Alkohol, zu schnelles Fahren, Fressanfälle)?
 - Haben Sie sich schon selbst verletzt? Gab es suizidale Handlungen oder Selbstmordandeutungen?
 - Leiden Sie unter ausgeprägten Stimmungsschwankungen oder affektiver Instabilität (zum Beispiel Reizbarkeit, Angst, schlechte Laune, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich nur kurz andauern)?
 - Fühlen Sie sich oft innerlich leer?
 - Hatten Sie schon Probleme mit ungemessener Wut, oder Schwierigkeiten, Wut zu kontrollieren (Wutausbrüche, andauernde Wut oder körperliche Auseinandersetzung)?
 - Kennen Sie vorübergehende, durch Belastung ausgelösten misstrauisch-paranoide Vorstellungen oder einen Verlust des Realitätsbezuges?
 
Traumafolgestörungen
Überlebende von Unfällen, Verbrechen, Naturkatastrophen oder andere lebensbedrohliche Situationen können darauf mit anhaltenden Angstgefühlen, Nervosität, Alpträumen, Flashbacks und Vermeidungsverhalten reagieren.
Was ist ein Trauma und was sind Traumafolgestörungen?
Situationen mit Todesgefahr wie Unfälle, Überfälle, Vergewaltigungen, Krieg, Folter oder Naturkatastrophen lösen bei allen Menschen starke Angst, Panik, Ekel oder auch Wut aus.
Manchmal klingen diese Gefühle auch lange nach dem traumatischen Ereignis nicht ab, sondern bleiben bestehen. Das zeigt sich in Form von Wiedererleben, anhaltender Nervosität, Schreckhaftigkeit und Vermeidungsverhalten.
Bei dieser Symptomkombination handelt es sich um eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).
Traumatische Erlebnisse können neben PTBS auch andere psychische Krankheiten wie Depression, Angststörungen, Suchterkrankungen oder Veränderungen der Persönlichkeit hervorrufen.
Die posttraumatische Belastungsstörung ist nur eine von verschiedenen möglichen Traumafolgestörungen.
Anzeichen einer Traumafolgestörung
Zunächst sind Menschen nach einer traumatischen Situation wie betäubt. Sie funktionieren rein mechanisch, wirken starr und abwesend.
Später zeigen einige Betroffene anhaltende Angst und Schreckhaftigkeit. Immer wieder erleben sie die traumatischen Momente vor ihrem inneren Auge.
Wie ein Film spielt sich das Trauma wiederholt ab, dazu treten erneut sehr intensive Angst- und Ohnmachtsgefühle auf. Das Wiedererleben kann durch Bilder, Geräusche, Gerüche oder Gedanken ausgelöst werden.
Als Folge davon sind traumatisierte Menschen ständig angespannt und nervös, schlafen schlecht und können sich nicht entspannen. Sie vermeiden jegliche Situationen, die sie an das Trauma erinnern könnten.
- Wiedererleben: Intrusionen, Flashbacks, Alpträume
 - Übererregung, Nervosität, Schreckhaftigkeit, Schlaflosigkeit
 - Reizbarkeit, Ungeduld, schlechte Laune
 - Vermeidung, emotionale Taubheit, Passivität, Rückzug
 - Misstrauen
 - Scham- und Schuldgefühle, vermindertes Selbstwertgefühl
 - Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, negatives Denken
 
Diagnose von Traumafolgestörungen
Die Diagnose erfolgt durch einen Psychiater, eine Psychiaterin oder eine Psychologin, einen Psychologen aufgrund einer sorgfältigen Untersuchung. Dabei wird abgeklärt, ob eine typische Symptomkonstellation im Anschluss an ein traumatisches Erlebnis besteht.
Da der Begriff «Trauma» manchmal auch falsch verwendet wird, muss die Abklärung durch eine erfahrene Fachperson erfolgen.
Bei traumatisierten Menschen können auch zusätzliche Erkrankungen das Krankheitsbild überlagern und die korrekte Diagnosestellung erschweren.
Behandlung von Traumafolgestörungen
Traumafolgestörungen können mittels Psychotherapie wirksam behandelt werden. Je nach Schweregrad, Komplexität und Ausmass der Beeinträchtigung kommen verschiedene Therapiemethoden in Frage.
Um die Symptome zu behandeln, haben sich verhaltenstherapeutische Ansätze bewährt.
Bei länger anhaltenden Symptomen, die sich auf die Beziehungsfähigkeit auswirken, eignen sich ergänzend auch tiefenpsychologische und systemische Methoden.
In der Regel handelt es sich um ambulante Psychotherapien im Einzelsetting.