Haben Sie sich auch schon traurig und niedergeschlagen gefühlt? Hatten Sie auch schon das Gefühl, keine Energie zu haben? Das ist auch ganz normal. Jeder Mensch erlebt im Laufe seines Lebens Phasen von Energielosigkeit oder Traurigkeit - sei es bei einem Misserfolg oder nach dem Verlust eines geliebten Menschen. Vielfach können wir mit solchen Situationen umgehen. Ab und zu geraten Menschen aber in Situationen oder werden mit Dingen konfrontiert, die aus eigener Kraft nur schwer zu bewältigen sind.
Der Zustand von Niedergeschlagenheit wird zum ständigen Begleiter. Es wird schwierig, den Alltag zu meistern. So kann aus einer momentanen Niedergeschlagenheit eine Depression entstehen. Die Depression ist kein Zeichen von persönlicher Schwäche und kann nicht mit Willenskraft oder mit gutgemeinten Ratschlägen des sozialen Umkreises überwunden werden.
Es ist eine ernstzunehmende Erkrankung - mit über 300 Millionen betroffenen Menschen weltweit. Eine Depression ist in den meisten Fällen gut behandelbar, wenn sie erkannt wird. Deshalb ist es wichtig, über Depression zu sprechen. Freudlos, antriebslos und innerlich leer: Eine Depression fühlt sich für viele Betroffene an wie ein grosses schwarzes Loch. Depressionen sind etwas sehr Häufiges: jede fünfte Person ist im Verlauf ihres Lebens davon betroffen. Eine Depression bei sich selbst oder bei anderen zu erkennen, ist jedoch oft nicht einfach.
Betroffene Personen verspüren also nicht nur eine ausgeprägte Traurigkeit und Niedergeschlagenheit, sondern verlieren auch jegliches Interesse an Dingen, die ihnen sonst Freude bereitet haben. «Wenn man nur will, dann geht das schon», bekommen Betroffene oft zu hören. Eine Depression hat nichts mit schlechten Angewohnheiten oder gar Faulheit zu tun. Vielmehr handelt es sich um eine schwerwiegende Krankheit, bei der auch der Stoffwechsel im Gehirn eine erhebliche Rolle spielt. Bei Depressionen ist oft das ganze Stresshormonsystem des Körpers überaktiviert.
Symptome einer Depression
Die depressive Störung zeichnet sich durch drei Kernsymptome aus:
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- Depressive Stimmung, welche für die betroffene Person in einem ungewöhnlichen Ausmass ist
 - Verlust von Freude und Interesse an Aktivitäten, die normalerweise erfreulich empfunden werden
 - Erhöhte Ermüdbarkeit und verminderter Antrieb
 
Des Weiteren können bei einer depressiven Erkrankung folgende Zusatzsymptome auftreten:
- Vermindertes Denk- oder Konzentrationsvermögen
 - Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
 - Unbegründete Selbstvorwürfe oder Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
 - Schlafstörungen
 - Wiederkehrende Gedanken an den Tod oder Suizid
 - Appetitlosigkeit
 
Es ist nicht ungewöhnlich, dass depressive Menschen neben den psychischen Symptomen auch unter körperlichen Beschwerden leiden:
- Deutlicher Gewichtsverlust
 - Verlust des sexuellen Interesses
 - Magen-Darm-Beschwerden
 - Kopfschmerzen
 - Schwindel
 
Depressive Menschen haben in der Regel folgende Hauptsymptome: Sie verspüren eine niedergedrückte Stimmung und innere Leere, verlieren ihre Interessen und fühlen sich antriebslos und müde. Anhaltende oder wiederkehrende Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, Interessensverlust und Freudlosigkeit bis hin zu einem Gefühl innerer Leere, Konzentrations- und Schlafstörungen, Emotionale, geistige und körperliche Erschöpfung, aber auch Angetrieben sein, Schuldgefühle und Gefühl von Wertlosigkeit, Appetitlosigkeit, Negative oder pessimistische Zukunftsaussichten, Vernachlässigung von alltäglichen Aufgaben, beruflichen Verpflichtungen, Freizeitaktivitäten und sozialen Kontakten sowie Körperliche Beschwerden sind weitere Anzeichen.
Typisch für Depressionen sind zudem die folgenden Nebensymptome: Starke Selbstzweifel, Schuldgefühle und Selbstvorwürfe, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, Extremes Schlafbedürfnis oder Schlafstörungen, Starke Unruhe und innere Erregtheit, Verlust des sexuellen Interesses.
Bei Frauen zeigt sich eine Depression zum Teil anders als bei Männern. Männer verspüren nicht immer bekannte Symptome wie innere Leere, ein geringes Selbstwertgefühl und Stimmungsschwankungen. Natürlich kann man das nicht verallgemeinern.
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Depressions-Symptome bei Männern
Bei Männern werden Depressionen seltener diagnostiziert. Zum Teil liegt es daran, dass die Erkrankung sich bei Männern oft anders äussert als bei Frauen. Aggressionen, starke Reizbarkeit, eine geringe Impulskontrolle und wenig Stresstoleranz sind hier häufige Begleiterscheinungen. Viele betroffene Männer gehen zudem mehr Risiken ein als gewöhnlich, fahren beispielsweise viel zu schnell Auto. Oft konsumieren sie mehr Alkohol als sonst oder rauchen mehr. Sie machen ihren Mitmenschen Vorwürfe und sind unzufrieden mit sich und der Welt. Ein Grund dafür ist möglicherweise, dass sie sich aufgrund der depressiven Gefühle als schwach und unmännlich empfinden und ihre Gefühle daher anders ausleben.
Körperliche Symptome bei Depressionen
Depressionen gehen oft mit körperlichen Beschwerden einher, die keine erkennbare organische Ursache haben. Solche Symptome nennt man somatisch. Typische körperliche Symptome sind beispielsweise: Herz-Kreislauf-Beschwerden, Kopf- und Rückenschmerzen, Magen- und Darmprobleme, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, seltener: gesteigerter Appetit, Morgentief und Sexuelle Unlust. Manchmal stehen die körperlichen Beschwerden sogar so stark im Vordergrund, dass die Depression nicht gleich erkannt wird. Mediziner sprechen dann von einem somatischen Syndrom. Die körperlichen Symptome treten phasenweise auf und klingen mit der Behandlung der Depression wieder ab.
Diagnose von Depressionen
Für eine Diagnose ist ein ausführliches Gespräch mit einer Fachperson notwendig. Dabei wird neben der aktuellen Problematik auch die aktuelle Lebenssituation und die Lebens- und Familiengeschichte der betroffenen Person angeschaut und auch mögliche körperliche Ursachen für eine depressive Problematik abgeklärt. Unabhängig von den auslösenden Faktoren kann eine Depression in verschiedenen Formen, Ausprägungen und Beschwerdedauer auftreten:
Depressive Episode
Für die Diagnose einer depressiven Episode liegen über mehr als zwei Wochen Hauptsymptome und Zusatzsymptome vor. Deren Anzahl bestimmt den Schweregrad der depressiven Episode:
- Leichte depressive Episode: Der Betroffene leidet an mindestens zwei oder drei Kern- und eins bis drei Zusatzsymptomen. Die betroffene Person fühlt sich dadurch beeinträchtigt, aber ist oft in der Lage, ihre Aktivitäten weiterzuführen.
 - Mittelgradige depressive Episode: Im Unterschied zur leichten depressiven Episode sind bei der Mittelgradigen vier oder mehr Zusatzsymptome vorhanden, was die betroffene Person in ihrem Alltag stark beeinträchtigt.
 - Schwere depressive Episode: Diese Episode ist gekennzeichnet durch mehrere intensive Symptome und häufig begleitet von Suizidgedanken und -handlungen.
 
Rezidivierende (wiederkehrende) depressive Störung
Bei der rezidivierenden depressiven Störung treten depressive Episoden wiederholt auf, wobei die betroffene Person zwischen den Episoden beinahe symptomfrei ist.
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Sonderfall Winterdepression
Die Winterdepression wird zu den wiederkehrenden depressiven Störungen zugeordnet, weil sie abhängig von der Jahreszeit ist. Betroffene zeigen in den Herbst- und Wintermonaten neben der Antriebslosigkeit auch atypische Depressionssymptome, wie zum Beispiel vermehrtes Schlafbedürfnis, verlängerter Schlaf oder eine Appetitsteigerung. Interessanterweise leiden Frauen viermal häufiger an einer Winterdepression als Männer.
Dysthymie
Betroffene einer Dysthymie haben eine chronisch depressive Verstimmung über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren. Sie empfinden vieles als anstrengend und sind oft müde. Ihre Grundstimmung wird vor allem durch Niedergeschlagenheit und Traurigkeit dominiert. Dennoch sind Betroffene oft in der Lage, den Alltag zu meistern. Die Beschwerden erreichen in der Regel nicht das Ausmass einer ausgeprägten depressiven Störung.
Bipolare Affektive Störung
Eine depressive Problematik kann auch im Rahmen einer bipolaren (resp. manisch-depressiven) Erkrankung auftreten. Für eine Diagnose einer bipolaren affektiven Störung müssen mindestens zwei Episoden vorliegen:
- Manie: Diese Episode zeichnet sich durch eine gehobene Stimmung mit vermehrtem Antrieb und Aktivität aus. Die Manie hat folgende Kriterien: gesteigerte Aktivität / motorische Unruhe, Rededrang, Gedankenrasen, verminderte soziale Hemmung, vermindertes Schlafbedürfnis, überhöhte Selbsteinschätzung / leichtsinniges Verhalten, gesteigertes Sexualverhalten.
 - Depression: In dieser Episode zeigt sich wieder eine Stimmungssenkung und verminderter Antrieb.
 
Behandlung von Depressionen
Depressionen sind behandelbar. Meist ist eine Kombination von Psychotherapie, Achtsamkeitsübungen und bei schweren Verläufen, von Medikamenten am wirksamsten. Als unterstützend im Genesungsprozess kann sich auch die Beratung von Angehörigen erweisen. Auch bei bipolaren Störungen haben sich Psychotherapien, vor allem Verhaltenstherapie, als wirksam erwiesen. Oftmals werden diese gekoppelt mit praxisorientierten Coachings, die helfen einen Umgang mit der Krankheit zu finden.
Eine optimale Therapie kombiniert im Idealfall eine Psychotherapie mit einer symptomorientierten medikamentösen Behandlung, falls eine solche erforderlich ist. Gute Ergebnisse verspricht häufig eine Verhaltenstherapie. Die analytische Psychotherapie basiert auf Sigmund Freud. Hierbei geht es darum, nicht bewältigte Konflikte oder traumatische Erlebnisse aus früherer Zeit (beispielsweise der Kindheit) zu verarbeiten. Bei der Gesprächstherapie entsteht ein enges und vertrautes Verhältnis zwischen Therapeut oder Therapeutin und Patient oder Patientin.
Bei schweren Depressionen unterstützen häufig Psychopharmaka die Therapie, meist Antidepressiva. Sie wirken nicht sofort, sondern oft erst nach zwei, manchmal auch erst nach drei, vier oder fünf Wochen. Antidepressiva beeinflussen die Neurotransmitter, die Botenstoffe im Gehirn. Das sind vor allem Serotonin und Noradrenalin. Sie dienen dazu, bei der Übermittlung von Gefühlen im Gehirn winzige Spalten zwischen den Nervenzellen zu überbrücken. Bei depressiven Menschen ist diese Gefühlsübermittlung häufig gestört. Antidepressiva sorgen dafür, dass die Botenstoffe wieder besser funktionieren.
Arten von Antidepressiva:
- Tri- und tetrazyklische Antidepressiva: Sie hemmen den Abbau der Botenstoffe in den Nervenzellen. Dadurch stehen mehr Botenstoffe zur Weiterleitung von Reizen zur Verfügung.
 - ssRI/ssNRI: Diese Antidepressiva sorgen ebenfalls dafür, dass Nervenzellen die Botenstoffe langsamer abbauen.
 - MAO-Hemmer: Sie unterdrücken die Wirkung des Enzyms Monoaminoxidase (MAO), das die Botenstoffe im Gehirn abbaut.
 - Lithium: Nur, wenn andere Medikamente nicht helfen, setzen wir Lithium ein. Es verstärkt oft die Wirkung anderer Antidepressiva.
 - Johanniskraut: Bei einer leichten Depression hilft oft Johanniskraut. Vor einer Verordnung klären wir Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ab.
 
Wenn sich die erkrankte Person deutlich besser fühlt, sollte sie das Antidepressivum noch einige Monate lang weiter nehmen.
Wichtiger Hinweis
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