Was tun bei Panikattacken: Ursachen, Symptome und Behandlung

Panikattacken sind kurze Phasen intensiver Angst, die plötzlich auftreten und sich überwältigend anfühlen. Betroffene fürchten eine akute Gefahr und erleben dabei unterschiedliche Symptome. Doch was genau sind Panikattacken, wie entstehen sie und was kann man dagegen tun?

Was sind Panikattacken?

Panikattacken sind kurze Phasen intensiver Angst. Sie tauchen plötzlich auf und fühlen sich überwältigend an. Betroffene fürchten eine akute Gefahr und erleben dabei unterschiedliche Symptome.

Wie lange dauern Panikattacken?

Üblicherweise dauern derartige Zustände nicht länger als 30 Minuten an. Es gibt jedoch auch Panikattacken mit einer Dauer von wenigen Minuten oder mehreren Stunden.

Ursachen von Panikattacken

Häufig treten Panikattacken im Zusammenhang mit Stress oder anderen belastenden Situationen auf. Die genaue Ursache ist aber nicht immer sofort erkennbar. Hier sind einige mögliche Auslöser:

  • Situationsabhängige Panikattacken: Bedingt durch einen konkreten Reiz (z. B. Stress).
  • Stress: Panikattacken durch Stress kommen besonders oft vor. Stressige Situationen entstehen beispielsweise im Job oder aufgrund familiärer Streitigkeiten.
  • Beziehungsprobleme: Ebenso treten Panikattacken wegen Konflikten mit der Partnerin oder dem Partner auf, etwa im Falle einer Trennung oder Scheidung.
  • Alkohol: Auch Alkohol löst möglicherweise Panikattacken aus.
  • Koffein: Koffein (z. B. in Kaffee) erhöht den Herzschlag.
  • Schicksalsschläge: Auch Schicksalsschläge führen mitunter zu Panikattacken. Dazu zählen beispielsweise traumatische Erlebnisse wie der Tod einer geliebten Person. Auch ein Autounfall ist gegebenenfalls traumatisierend. Betroffene haben dann oft Panikattacken beim Autofahren mit entsprechenden Symptomen.
  • Nährstoffmangel: In einigen Fällen kommt es zu Panikattacken durch einen Nährstoffmangel.
  • Körperliche Erkrankungen: Ebenso begünstigen einige körperliche Erkrankungen die Entstehung von akuter Angst und Panikattacken.
  • Genetische Faktoren: Forschende vermuten einen Zusammenhang zwischen Panikattacken und erblicher Veranlagung.

Übrigens: Etwa 40% der Betroffenen haben Panikattacken in der Nacht. Warum das so ist, ist noch nicht klar. Medizinerinnen und Mediziner vermuten die gleichen Auslöser wie für Panikattacken am Tag.

Lesen Sie auch: Erlebnisbericht: Urner Alpen 1881

Angstattacken vs. Panikattacken

Zwischen Angstattacken und Panikattacken gibt es einige Unterschiede:

  • Angstattacken sind meist weniger intensiv als Panikattacken. Sie halten jedoch länger an.
  • Panikattacken treten hingegen eher plötzlich auf, erreichen schnell ihren Höhepunkt und sind von intensiven Symptomen begleitet.

Die wichtigsten Informationen zu Panikattacken sind im DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) enthalten. Das ist ein Handbuch, welches psychische Erkrankungen klassifiziert. Angstattacken erwähnt das DSM-5 aber nicht.

Symptome von Panikattacken

Die Symptome einer Panikattacke sind individuell und variieren unter Umständen in ihrer Intensität. Womöglich hat eine leichte Panikattacke ähnliche, aber mildere Symptome. Hier sind einige typische Symptome:

  • Herzrasen
  • Schweissausbruch
  • Zittern
  • Mundtrockenheit
  • Atemnot
  • Engegefühl in Brust und Kehle
  • Schwindel
  • Übelkeit oder Brechreiz
  • Durchfall
  • Depersonalisierung (Gefühl, nicht ganz da zu sein)
  • Derealisation (Umgebung erscheint unwirklich)
  • Todesangst

Gut zu wissen: Erleben Menschen häufiger Panikattacken, tritt irgendwann eine Angst vor Panikattacken ein.

Stille Panikattacken

Stille Panikattacken sind solche, die von aussen nicht erkennbar sind. Wie fühlen sich stille Panikattacken an? Sie verursachen die gleichen Anzeichen wie gewöhnliche Panikattacken.

Lesen Sie auch: Keine Freude mehr? Was steckt dahinter?

Diagnose von Panikattacken

Treten die Panikattacken mindestens einmal pro Monat auf, gehen Sie bestenfalls zu einer Ärztin oder einem Arzt. Dann liegt eventuell eine Panikstörung vor. Schliesst die medizinische Fachperson körperliche Ursachen aus, leitet sie Sie an eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten weiter. Sie oder er klärt die Beschwerden in einem ausführlichen Gespräch mit Ihnen. Ergänzend kommen klinische Interviews und Fragebögen (z. B. die Hamilton-Angstskala) zum Einsatz. Auf diesem Wege erfolgen die Diagnose und anschliessend eine passende Therapie gegen Panikattacken.

Behandlung von Panikattacken

Panikattacken sind nicht gefährlich. Häufig nehmen Betroffene sie aufgrund der körperlichen Reaktionen jedoch als bedrohlich wahr. Auf diese Weise geraten sie in einen Teufelskreis: Die akute Panik löst Symptome wie Herzrasen aus.

Panikattacken behandeln Medizinerinnen und Mediziner üblicherweise mit einem medikamentösen und psychotherapeutischen Ansatz. Hierbei hat sich besonders die kognitive Verhaltenstherapie etabliert. Dabei geht die Psychotherapeutin oder der Psychotherapeut dem Ablauf Ihrer Panikattacken auf den Grund.

Die Panikattacken-Therapie umfasst verschiedene Ansätze. Es gibt unterschiedliche Erste-Hilfe-Massnahmen, mit denen Sie Panikattacken loswerden können. Diese umfassen unter anderem Atemtechniken:

  • Atemübung 1: Atmen Sie durch die Nase ein. Zählen Sie dabei bis 4. Halten Sie den Atem, während Sie bis 7 zählen. Atmen Sie anschliessend durch den Mund aus und zählen Sie dabei bis 8.
  • Atemübung 2 (Bauchatmung): Legen Sie Ihre Hände auf Ihren Bauch und konzentrieren Sie sich vollständig auf Ihre Atmung. Atmen Sie ein und lassen Sie die Luft dabei in Ihren Bauch strömen. Dabei wölbt sich Ihre Bauchdecke nach aussen. Atmen Sie danach aus. Ihre Bauchdecke wölbt sich nach innen.

Einigen Menschen helfen in Akutsituationen auch Hausmittel gegen Panikattacken. Beissen Sie beispielsweise in eine Chilischote oder in eine Zitrone. Lassen Sie alternativ ein Haargummi an Ihr Handgelenk schnalzen. Probieren Sie, sich nicht auf Ihre Panik zu fokussieren.

Lesen Sie auch: Hilfe bei psychischer Belastung in der Partnerschaft

Medikamentöse Behandlung

Typische Panikattacken-Medikamente sind Antidepressiva, vorrangig aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Ärztinnen und Ärzte setzen in diesem Zusammenhang häufig Citalopram oder Paroxetin ein. In einigen Fällen verschreiben Fachpersonen spezielle Beruhigungsmittel (Benzodiazepine).

Kognitive Verhaltenstherapie

Besonders gute Erfahrungen wurden mit dem Ansatz der kognitiven Verhaltenstherapie gemacht. Dabei unterstützen Therapeuten und Therapeutinnen ihre Patienten und Patientinnen darin, typische Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen und zu korrigieren. Gemeinsam versuchen sie, diese zu hinterfragen und durch andere, positive Gedanken zu ersetzen. Wichtig ist, dass Betroffene verstehen, was ihre Symptome auslöst. Schrittweise kann sich die erkrankte Person dann in Begleitung eines Therapeuten oder einer Therapeutin den kritischen Situationen aussetzen und lernen, diese wieder zu bewältigen (Expositionsverfahren). Bei starken Ängsten leitet der Therapeut oder die Therapeutin die erkrankte Person erst einmal an, diese Situation in der Vorstellung zu durchleben. Erst wenn sie das gut geschafft hat, geht es in die reale Situation.

Weitere Therapieansätze

Neben der kognitiven Verhaltenstherapie kann auch die tiefenpsychologische Therapie angewandt werden. Bei diesem Ansatz liegt der Schwerpunkt darauf, verschüttete oder verdrängte Konflikte oder Erlebnisse aus der Vergangenheit aufzuarbeiten. Diese Erlebnisse oder Konflikte können eine (Mit-)Ursache für die Entstehung einer Panikstörung darstellen und deren Bearbeitung so zur Reduktion der Symptome führen.

Weiter werden achtsamkeits- und akzeptanzbasierte Ansätze angewandt. Diese legen den Fokus darauf, die aktuellen Beschwerden nicht möglichst rasch “wegtherapieren” zu wollen, sondern diese und auch die eigenen Gedanken und Gefühle erst einmal anzunehmen und zu akzeptieren. Dies kann ebenfalls zu einer Entlastung und so indirekt zu einer Verbesserung der Beschwerden führen.

Was tun als Partnerin oder Partner?

Ist Ihre Partnerin oder Ihr Partner von Panikattacken betroffen, nehmen Sie ihre oder seine Ängste ernst. Bleiben Sie ausserdem verständnisvoll. Reden Sie die Sorgen nicht klein und machen Sie sich auf keinen Fall darüber lustig. Ermutigen Sie sie oder ihn stattdessen, sich Unterstützung zu holen, zum Beispiel durch eine Psychotherapie. Seien Sie in Momenten starker Angst präsent und versuchen Sie, sie oder ihn zu Atemübungen zu motivieren. Manchmal hilft es auch, einfach zuzuhören, welche Gedanken gerade im Vordergrund stehen.

Panikattacken bei Kindern

Geht es um Panikattacken bei Ihrem Kind, ist eine frühzeitige Behandlung wichtig. Andernfalls beeinträchtigen die Panikattacken gegebenenfalls die kindliche Entwicklung. In vielen Fällen ist es sinnvoll, die Eltern in die Therapie einzubeziehen. Denn so lernen sie, auf ihr Kind einzugehen und es im Umgang mit der Panik zu unterstützen. Bemerken Sie bei Ihrem Kind Panikattacken-Symptome, sprechen Sie am besten mit einer Ärztin oder einem Arzt.

Vorbeugung von Panikattacken

Es gibt verschiedene Massnahmen, die helfen können, Panikattacken vorzubeugen:

  • Ernähren Sie sich ausgewogen mit frischen Lebensmitteln.
  • Bewegen Sie sich täglich.
  • Praktizieren Sie Entspannungstechniken wie Yoga, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung.
  • Achten Sie auf genügend Schlaf.
  • Überdenken Sie Ihren Lebensstil und reduzieren Sie Stress.

Heilungschancen

Hinweis: Treten die Panikattacken im Rahmen einer Panikstörung auf, bestehen gute Heilungschancen. Ungefähr 80% der Betroffenen sind anschliessend davon befreit.

Für Betroffene sind Panikattacken sehr belastend. Allerdings gibt es viele Möglichkeiten, diese zu bewältigen und langfristig zu überwinden. Nehmen Sie Hilfsangebote von Fachpersonen und aus Ihrem persönlichen Umfeld wahr.

tags: #was #tun #bei #panikattacken