Synendos, ein Spin-off der Universität Bern und des Nationalen Forschungsschwerpunkts TransCure, entwickelt eine Therapie für angst- und stressbedingte Erkrankungen. Für erste klinische Tests erhält Synendos 20 Millionen Franken von Pharma-Investoren.
Die Forschung von Synendos
Im Labor von Synendos wird ein neuartiges Medikament gegen Angst- und Stresserkrankungen entwickelt. Synendos wird von internationalen Pharma-Investoren mit 20 Millionen Franken unterstützt. Laut Jürg Gertsch, Professor für Pharmazeutische Biologie an der Universität Bern und Co-Gründer von Synendos, ist dies ein grosser Erfolg und ermöglicht den entscheidenden Schritt in Richtung klinischer Entwicklung des Arzneistoffs.
Arzneimittel können wegen der enorm hohen Entwicklungskosten nicht an Universitäten entwickelt werden. Dies erfordert grosse Investitionen aus Privat- oder Risikokapital und später die Zusammenarbeit mit grossen Pharmaunternehmen. Synendos wird zunächst die vollständige toxikologische Bewertung der von uns entwickelten Technologie abschliessen - also abklären, ob sie sicher ist. Erst dann kann sie am Menschen getestet werden.
Das Endocannabinoid-System
Das Endocannabinoid-System ist ein biochemisches System in unserem Körper, das auf Stress reagiert. Dabei hemmen körpereigene Cannabinoide, also Endocannabinoide, Signale von Nervenzellen. Das Endocannabinoidsystem ist grundlegend, um das Gehirn im Gleichgewicht zu halten.
Im Labor von Synendos wurden die biologischen Grundlagen für den Transport von Endocannabinoiden durch die Zellmembran entdeckt. Darauf basierend wurden Stoffe entwickelt, die diesen Transport blockieren. Dies hat enorme Vorteile gegenüber bisherigen Methoden, die versuchen, das Endocannabinoid-System zu beeinflussen.
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So können zwar die Endocannabinoid-Rezeptoren durch externe Verbindungen wie den Cannabinoiden, beispielsweise THC, direkt aktiviert werden, was jedoch zu schweren Nebenwirkungen führen kann. Oder man kann die Enzyme hemmen, die Endocannabinoide abbauen, und das System so wiederherstellen - dieser Ansatz wird von vielen Pharmaunternehmen weltweit verfolgt. Ein möglicher Nachteil dieses Mechanismus könnte jedoch sein, dass zu viele Endocannabinoide produziert werden.
Genau hier setzt Synendos an: Es werden sogenannte selektive Endocannabinoid-Wiederaufnahmehemmer verwendet, die eine zu hohe Wiederaufnahme und den Abbau von Endocannabinoiden verhindern, ohne jedoch zu einer Überproduktion zu führen. Ein überaktiver Abbau von Endocannabinoiden wird häufig bei neuropsychiatrischen Erkrankungen wie der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) beobachtet. Eine Überproduktion von Endocannabinoiden wiederum kann zu metabolischen und kardiovaskulären Schäden führen.
An einer Synapse, einer Verbindungsstelle von Nervenzellen, hemmen Endocannabinoide die Freisetzung von Botenstoffen, die Erregungssignale übertragen, indem sie Cannabinoidrezeptoren aktivieren.
Bedeutung neuer Therapieansätze
Die meisten der heute angewandten Therapien gehen immer noch auf Erkenntnisse des letzten Jahrhunderts zurück. Gegenwärtig gibt es zum Beispiel zwar Psychotherapien, aber keine Pharmakotherapie für eine PTBS - eine psychische Erkrankung, die zu lebenslangen Behinderungen führen kann. PTBS betrifft zwischen einem und acht Prozent der Weltbevölkerung und weist bei Frauen höhere Raten auf.
Synendos Therapeutics ist im Rahmen des NFS TransCure entstanden. Es geht nicht nur um Forschungsarbeiten, sondern auch darum, Wissen zu nutzen, um Probleme zu lösen.
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CBD und seine Eigenschaften
Die Cannabispflanze enthält über 100 verschiedene Substanzen, die sogenannten “Phytocannabinoide”. Da sich im «legalen» Cannabis, welches in der Schweiz erhältlich ist, weniger als 1% THC befindet, ist der Konsum erlaubt. Das legale Cannabis mit hohem Gehalt an CBD hat aufgrund seines geringen Gehalts an THC nicht dieselben psychotropen und halluzinogenen Wirkungen.
CBD wirkt angstlösend und deshalb etwas beruhigend. Deshalb ist es besser, CBD eine gewisse Zeit vor dem Lenken eines Fahrzeugs zu konsumieren. Bei therapeutischem Gebrauch wird das CBD idealerweise abends eingenommen.
Mehrere Studien zeigen auf, dass CBD als Medikament eingesetzt werden könnte, welches zahlreiche positive Wirkungen besitzt. Trotz dieser positiven Wirkungen sollte CBD ausschliesslich in einem medizinischen Zusammenhang konsumiert werden.
Wenn man krank ist, nimmt man ein Medikament, um sich zu pflegen. Wenn man ein Medikament nimmt, ohne krank zu sein, konsumiert man eine Droge. CBD ist also ein Medikament, das als Medikament und nicht als Droge genutzt werden soll.
Auswirkungen von CBD und THC auf die Gesundheit
Man hat entdeckt, dass in unserem Körper ebenfalls Cannabinoide vorkommen. Dieses endocannabinoide System übernimmt verschiedene Funktionen. Dieses System ist für das Leben von grundsätzlicher Bedeutung. Das Rauchen von CBD oder THC wirkt sich negativ auf unseren Körper aus und beeinträchtigt zahlreiche Systeme.
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Fallbeispiel: Leo und die Panikattacken
Leo leidet unter Panikattacken und fängt an, stark zu kiffen. Sein Zustand verschlechtert sich. Kiffen birgt besonders für junge Menschen hohe Risiken.
Realität und Fiktion verschwimmen in Leos Kopf. Seine eigene Welt nimmt nach und nach überhand. Er kommt mit dem Leistungsdruck an der Uni, dann dem Drill im Militär nicht klar. Nun brauche es immer weniger, bis sein Stresspegel voll und die Panikattacken da seien.
Psychotische Störungen liegen in der Familie, das Kiffen steigert sein Risiko zu erkranken.
Wer täglich Cannabis konsumiere, das einen THC-Gehalt von mehr als 10 Prozent aufweise, habe ein fünfmal so hohes Risiko wie Nicht-Konsumenten, eine Psychose zu entwickeln. Jugendliche seien noch anfälliger, an einer psychotischen Störung zu erkranken, sagt Freeman. Denn Cannabis wirke auf die Neurotransmitter, die für den Reifungsprozess des Gehirns zuständig sind - und könne diese Entwicklung behindern.
Keiner konnte erahnen, wie schlimm es tatsächlich um Leo stand, sagt Sandra Heim heute. Über Monate wurde er lethargischer, lustloser, ängstlicher, verwirrter. Er müsse da wohl schon psychotisch gewesen sein. Bis auf die Panikattacken stand bei Leo aber keine Diagnose fest.
Löst das Cannabis eine Psychose aus, tritt sie zudem meist in Schüben auf - und kann sich auch wieder zurückbilden, wenn der Betroffene therapiert wird und nicht mehr konsumiert.
Pilotstudien in der Schweiz
In der Schweiz braucht es mehr wissenschaftliche Studien über die Auswirkungen von Cannabis, vor allem was das THC angeht. Das hat 2018 das Bundesamt für Gesundheit (BAG) beschlossen. Angesichts des verbreiteten Cannabiskonsums in der Schweiz gewährleiste das heutige Verbot den Gesundheitsschutz nicht, sagt Markus Jann, Leiter der Sektion Drogen beim BAG. Es fehlten systematische Untersuchungen zu den Auswirkungen verschiedener gesetzlicher Regelungen auf das Konsumverhalten und auf die gesundheitlichen und sozialen Folgen des Cannabiskonsums.
Der Bundesrat hat dazu einen «Experimentierartikel» vorgeschlagen, der dem Parlament im Februar 2019 zur Beratung unterbreitet wurde. Wie die Vernehmlassung zeigt, ist die Mehrheit der Kantone und der Parteien für streng reglementierte Pilotstudien.
An den Pilotversuchen in der Schweiz sollen auch nur Erwachsene ab 18 Jahren teilnehmen können, die zudem bereits Cannabis konsumieren. Die THC-Obergrenze für die Studien liegt bei 20 Prozent. Das reine THC ist für die Probanden auf 10 Gramm im Monat begrenzt.
In dieser Studie sollen die gesundheitlichen Auswirkungen eines regulierten Cannabisverkaufs im Vergleich zur aktuellen Situation, in welcher Cannabis illegal erhältlich ist, untersucht werden. Insbesondere wird untersucht, ob das Angebot eines regulierten Cannabisverkaufs in basel-städtischen Apotheken genutzt wird und wie sich dieser auf das Konsumverhalten und die Gesundheit der Studienteilnehmenden auswirkt.
Um an der Studie teilnehmen zu können, müssen folgende Kriterien erfüllt werden: Mindestens 18 Jahre alt und Cannabiskonsum.
Die Studie dauert insgesamt 4 Jahre (Januar 2023 bis Januar 2027). Die Studienteilnahme beinhaltet u.a. obligatorische online-Hauptbefragungen alle 6 Monate.
Wenn Sie alle Einschlusskriterien erfüllen und an der Studie teilnehmen möchten, können Sie vor Ort die Einwilligungserklärung unterschreiben. Die Urinprobe wird ausschliesslich auf die Substanz «THC» getestet. Bei Frauen wird der Urin zusätzlich auf eine mögliche Schwangerschaft getestet. Die Urinprobe wird vor Ort ausgewertet und im Anschluss vernichtet.
Nach 12 Monaten sowie am Studienende werden alle Studienteilnehmende erneut für ein Treffen im Studienzentrum eingeladen.
Die Studie wird nach schweizerischen Gesetzen durchgeführt und richtet sich nach der Verordnung über Pilotversuche mit Cannabis.
Sie können das Studiencannabis in der Apotheke legal kaufen und mit nach Hause nehmen. Sollten Sie von der Polizei auf der Strasse mit Studiencannabis angehalten werden, können Sie das Studiencannabis behalten, sofern das Studiencannabis originalverpackt ist, Sie nicht mehr als 10 Gramm Studiencannabis bei sich haben.
Folgende Handlungen sind deshalb verboten und werden bestraft: Besitz von mehr als 10 Gramm des Studiencannabis und Weiterverkauf, Teilen oder Verschenken des Studiencannabis an Dritte oder Minderjährige.
Sie können zwischen 6 unterschiedlichen Cannabisprodukten wählen: Vier Sorten von getrockneten Cannabisblüten mit unterschiedlichem THC-/CBD-Gehalt und zwei Sorten von Hasch.
Durch Ihre Teilnahme tragen Sie dazu bei, grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse zu neuen Cannabisregulierungsansätzen in der Schweiz zu gewinnen.
Die bekannten Risiken bestehen auch beim Konsum des in der Apotheke gekauften Studiencannabis. Die negativen Auswirkungen umfassen: Reduzierte Gedächtnisleistung, Merkfähigkeit und Reaktionszeit, Verstärkung von vorhandenen Depressionen und Ängsten, Steigerung der Herzfrequenz, Panikattacken, Verfolgungsangst, Verwirrung, Halluzinationen, Schwindel, Übelkeit oder sogar Kreislaufkollaps, Störung der Spermabildung und des Menstruationszyklus und Regelmässiger Cannabiskonsum kann zu einer psychischen und körperlichen Abhängigkeit führen.
Wenn Sie an dieser Studie teilnehmen, bekommen Sie dafür keine Entschädigung. Mit Ausnahme des Cannabiskaufes entstehen Ihnen keine Kosten durch die Teilnahme.
Medizinalcannabis in der Schweiz
Seit August 2022 können Cannabisarzneimittel von Ärztinnen und Ärzten ohne Ausnahmebewilligung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) verschrieben werden. Allerdings ist neben dem nötigen Fachwissen die Kostenübernahme nach wie vor eines der Hauptprobleme, woran die neue Gesetzgebung leider kaum etwas zu ändern vermag.
Ärztinnen und Ärzte können neu Cannabisarzneimittel mit einem Betäubungsmittelrezept verschreiben, ohne einen zusätzlichen Antrag beim BAG stellen zu müssen. Das bedeutet, dass Entscheidungsfreiheit (keine limitierten Indikationen mehr) und Therapieregime nun vollständig in den Händen der Ärzteschaft liegen. Die zuständige regulierende Behörde ist neu Swissmedic.
Cannabinoide und ihr Potenzial
Einsatzgebiete von THC und CBD: THC und CBD können zur symptomatischen Therapie einer Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt werden. Die Behandlung liegt in der Verantwortung der behandelnden Ärztinnen und Ärzte, sie entscheiden, für welche Indikationen es eingesetzt werden soll.
THC kann bei Spastik bzw. Muskelkrämpfen, chronischen Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Abmagerung und neurologischen Erkrankungen eingesetzt werden.
Die Wirkung von Cannabispräparaten ist sehr individuell und dosisabhängig. Die Non-Responder-Rate für THChaltige Cannabispräparate beträgt zirka 30%. Gemäss aktuellem Wissensstand beziehungsweise der vorhandenen Literatur kann eine Cannabismedikation nicht als First-Line-Behandlung empfohlen werden.
Als absolute Kontraindikationen für medizinische Cannabispräparate gelten eine Allergie oder Überempfindlichkeit auf Cannabis, THC bzw. CBD oder herstellungsbedingte Begleitstoffe, schwerwiegenden psychiatrischen Erkrankungen (v. a. Psychosen und Panikattacken, auch in der Anamnese) und manifeste oder ehemalige Suchterkrankung.
Von einer Anwendung von THC oder CBD in der Schwangerschaft und Stillzeit wird abgeraten.
Besonders aus Kostengründen und wegen eines schnelleren Wirkungseintritts wird derzeit dazu tendiert, Cannabislösungen sublingual zu verabreichen. Die Erfahrungen damit sind sehr gut, und interessanterweise zeigt sich in der Praxis der Schmerzbehandlung, vor allem bei Hochaltrigen oder moribunden Patienten, dass Microdosing (1-3 mg THC/Tag) schon effektiv sein können (6).
In der Schweiz werden bereits Blüten zur inhalativen Therapie verschrieben und bieten so den Patienten grösstmögliche Sicherheit bezüglich der (medizinischen) Qualität (7). Bei der Eindosierung von medizinischen Cannabislösungen gilt «start low, go slow, stay low», das heisst, täglich in kleinen Schritten aufdosieren, bis die individuell wirksame Dosis erreicht ist (8).
Nebenwirkungen sind dosisabhängig und individuell unterschiedlich. International werden Benommenheit, Schwindel als häufigste Nebenwirkung angegeben.
Gefahren im Cannabismarkt Schweiz
Die gesundheitlichen Konsequenzen daraus können gravierend sein. In den vergangenen Jahren führte der Bezug über die Illegalität/Schwarzmarkt die Patienten zu Produkten, die oft verunreinigt waren (Pestizide, Fungizide, Herbizide, Schwermetalle) und bei denen die Dosierung infolge fehlender Angaben zu Qualität, Inhaltsstoffen und Konzentration medizinisch wirksamer Bestandteile schwierig war.
Die unter dem Chemikaliengesetz hergestellten cannabishaltigen Lösungen müssen nun neu vergällt werden, um sie so für den medizinischen Gebrauch ungeniessbar zu machen (13), was aber nicht bedeutet, dass diese Lösungen nicht wirksam sein können.
Schnittmengen mit der Onkologie
Es gibt valide Gründe, die für den Einsatz von Medizinalcannabis bei onkologischen Patienten als Add-on-Therapie sprechen (14-16). Bei einer Chemotherapie kann es symptomatisch/adjuvant eingesetzt werden, beispielsweise bei Übelkeit, Brechreiz, Appetitlosigkeit, Schmerzen, Abmagerung, Diarrhö und Kopfschmerzen.
Der Einsatz von Medizinalcannabis kann helfen, die Lebensqualität vor, während und nach der Chemotherapie/Bestrahlung zu verbessern (19, 20) und den Bedarf an Opiaten (21, 22) wie auch von Antidepressiva (22) zu senken.
Bei therapiebedingten Hautproblemen (schmerzende Stellen, Rötungen) durch Bestrahlung kann zum Beispiel eine CBD-Creme 20% helfen, Schmerzen oder Entzündungen zu reduzieren, was am Cannabis-Kongress 2022 in Basel zu erfahren war (24, 25).
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