Psychologische Ursachen von Übergewicht und Adipositas

Der Begriff Adipositas stammt vom lateinischen Wort "adeps" (Fett) und bezeichnet die übermässige Vermehrung von Fettgewebe im Körper, was sich in starkem Übergewicht respektive Fettleibigkeit äussert. Unter Adipositas versteht man starkes Übergewicht, gekennzeichnet durch übermässige Vermehrung von Fettgewebe im Körper. Bei einem Body Mass Index (BMI) von mehr als 30 spricht man von Adipositas, ab einem BMI von 40 ist die Rede von krankhafter oder morbider Adipositas.

Adipositas geht häufig mit zahlreichen Folgeerkrankungen einher, die nicht nur körperlicher, sondern auch psychischer Art sein können. Für die betroffenen Menschen haben Übergewicht und Adipositas weitreichende gesundheitliche Folgen. Dazu zählen einerseits körperliche Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Angina pectoris, Darmkrebs, Arthrose oder Schlafapnoe, zudem haben Menschen mit Adipositas ein gesteigertes Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.

Übergewicht ist ein weit verbreitetes Problem, das sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit beeinträchtigen kann. Adipositas, auch bekannt als Fettleibigkeit, ist ein Zustand, bei dem überschüssiges Körperfett die Gesundheit beeinträchtigt. Oft stellt Übergewicht jedoch ein ernsthaftes Gesundheitsproblem dar, das eine ganzheitliche Herangehensweise erfordert. Adipositas ist eine chronische Ernährungs- und Stoffwechselerkrankung. In der Schweiz sind rund 42 Prozent der erwachsenen Bevölkerung übergewichtig. Elf Prozent der Betroffenen sind adipös. Unter den Kindern und Jugendlichen gelten ebenfalls elf Prozent als übergewichtig.

Ursachen von Übergewicht und Adipositas

Übergewicht kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, darunter genetische Veranlagung, ungesunde Ernährung, mangelnde körperliche Aktivität, metabolische Probleme und psychologische Faktoren wie Stress und Depressionen. Bei entsprechender genetischer Veranlagung entsteht Übergewicht bzw. Adipositas generell dann, wenn weniger Energie verbraucht, als mit Nahrung aufgenommen wird. Der heutige Lebensstil begünstigt diese Entwicklung. Dass in den westlichen Industrienationen die Häufigkeit der Adipositas zur Zeit dramatisch zunimmt, hat auch mit dem hohen Mass an Wohlstand und den gegenwärtigen Lebensumständen zu tun - die beinahe unbegrenzte Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln, deren häufig sehr hohe Energiedichte sowie der verbreitete Mangel an Aktivität und Bewegung.

Eine zentrale Bedeutung in der Entwicklung von Adipositas haben überdies psychologische Ursachen und Faktoren. Nicht selten entwickeln Menschen, die unter grossen psychischen Belastungen stehen, ein verändertes Essverhalten, das sich zu einer Essstörung entwickeln kann, gefolgt von starkem Übergewicht. Auch Steuerungsmechanismen im Gehirn, Umweltfaktoren oder andere Erkrankungen können die Entstehung und Entwicklung von Adipositas begünstigen. Übergewicht und Adipositas können vielfältige Ursachen haben, und häufig stehen sie in einem komplexen Zusammenhang zueinander. Besonders häufige Ursache von Adipositas sind genetisch bedingte Defekte. Diese führen zu unterschiedlichen physiologischen Faktoren, welche das Risiko, übergewichtig zu werden, wesentlich erhöhen. Die Folge davon ist, dass mehr Energie in Form von Nahrung aufgenommen wird, als der Körper verbraucht.

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Psychologische Faktoren im Detail

Nicht zu unterschätzen sind aber auch die seelischen und psychosozialen Folgen. Häufig haben übergewichtige Menschen ein negatives Selbstbild, das durch ihr Umfeld mitunter noch verstärkt wird. Auch sind viele soziale Aktivitäten nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich. In der Folge ziehen sich Betroffene immer mehr zurück und geraten allmählich in die soziale Isolation. Häufig wird von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen, dass eine Adipositaserkrankung auch starken Einfluss auf die Psyche und das Verhalten der Betroffenen hat. Ist Ihnen nicht auch schon aufgefallen, dass viele Menschen die Erkrankten für selbst schuld am Übergewicht halten? Kein Wunder, dass man sich als Betroffener in solchen Fällen von der Umwelt diskriminiert fühlt. Als Folge leiden Menschen mit Adipositas vermehrt unter Depressionen und Angststörungen. Dadurch entsteht ein Teufelskreis: Man versucht, die innere Leere mit Essen zu kompensieren. Man muss in diesem Zusammenhang wissen, dass auch erlebte Traumata wie Missbrauch oder häusliche Gewalt für das Entstehen von Essstörungen verantwortlich sein können.

  • Stress
  • Ärger
  • Ängste
  • Langeweile

Dieses gestörte Essverhalten spielt bei der Entstehung von Übergewicht und Adipositas eine wichtige Rolle. Während der Nahrungsaufnahme dehnt sich der Magen aus. Der Körper sendet über Hormone und Nerven Impulse an das Gehirn, die zu einem Sättigungsgefühl führen. Wenn wir zu schnell essen, fühlen wir uns aber erst satt, wenn wir bereits mehr gegessen haben, als wir eigentlich brauchen.

Hormonelle Einflüsse

Das hormonelle System unseres Körpers steuert unser Essverhalten und den Fettaufbau massgeblich. Jede Fettzelle in unserem Körper gibt das Hormon Leptin ab. Über den Blutkreislauf gelangt es ins Gehirn. Dieses entnimmt daraus die Information, über wieviel Fettgewebe unser Körper verfügt. Daraus schliesst es dann, wie wahrscheinlich es ist, dass wir verhungern, wenn beispielsweise die nächste Eiszeit folgt. Dieser Urinstinkt ist trotz Industriezeitalter in uns verankert. Bei Übergewichtigen sind die Rezeptoren für das Leptin defekt. Das Hormon Ghrelin wird immer dann im Magen gebildet, wenn wir lange nichts gegessen haben und erzeugt Hunger. Menschen mit Adipositas verfügen über mehr Ghrelin als schlanke Menschen.

Während des Essens bildet der Körper Hormone, welche dem Gehirn die Information «Ich bin satt» übermitteln. Sie stossen ausserdem andere gute und wichtige Prozesse an, wie beispielsweise die Insulinausschüttung oder verzögern die Entleerung von fetthaltiger Nahrung aus dem Magen in den Dünndarm. Misst man dieses Hormon bei schlanken Menschen steigt es beim Essen an und das Sättigungsgefühl entsteht. Bei übergewichtigen Menschen steigt es nicht nur nicht an, es wird sogar weniger. Was nicht nur für die Essensmenge relevant ist, sondern auch für so viele Begleiterscheinungen der Adipositas wie Diabetes oder Schlafapnoe.

Die meisten Übergewichtigen haben unzählige Diätversuche hinter sich, die oftmals zu mehr Pfunden statt zu weniger Gewicht führen. Auch dafür sind natürlich die Hormone verantwortlich. Bei geringerer Nahrungszufuhr gerät das Gehirn unter Stress. Es denkt ja, es seien keine Reserven vorhanden (Leptin), deshalb wird mehr Hungerhormon (Ghrelin) ausgeschüttet.

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Behandlungsmöglichkeiten

Übergewicht ist eine chronische Erkrankung die nur multimodal langfristig erfolgreich behandelt werden kann. Das bedeutet, dass nur interdisziplinäre Ansätze aus dem Bereich Endokrinologie, Psychologie, ernährungsmedizinischer Unterstützung zusammen mit medikamentösen oder interventionellen Verfahren aus dem Bereich der Endobariatrie und chirurgischen Bariatrie bei den meisten Patienten erfolgreich sein werden. Adipositas ist ein komplexes chronisches Gesundheitsproblem, kann aber durch eine nachhaltige Veränderung von Lebensstil und Ernährung bekämpft werden. Durch eine Kombination aus Lebensstiländerungen, Medikamenten wie Semaglutid und endobariatrischen Verfahren können Menschen in der Schweiz dabei unterstützt werden, ihr Gewicht zu reduzieren und ihre Gesundheit zu verbessern.

In der stationären Therapie von Adipositas bei psychischen Komorbiditäten geht es einerseits darum, über eine fokussierte Ernährungsberatung ein gesundes Essverhalten und eine ausgewogene Ernährung zu etablieren und damit auch das Übergewicht und den BMI positiv zu beeinflussen. Andererseits ist die Behandlung auch auf die psychischen Faktoren ausgerichtet. Begleitende Depressionen und/oder Angstsymptome sowie psychische Ursachen und Auslöser werden intensiv betrachtet. Bei einer erfolgreichen Adipositasbehandlung spielen daher auch die psychischen und verhaltenstechnischen Ursachen der Erkrankung eine wichtige Rolle. Gut geschulte Therapeuten helfen, die seelischen Ursachen für das ungesunde Essverhalten zu finden und schädliche Verhaltensweisen aufzudecken.

Weil die Ursachen für Adipositas so vielfältig sind, ist auch die Behandlung auf verschiedene Pfeiler abgestützt. Sie kann Ernährungsberatung, Psychotherapie, Physiotherapie oder eine medikamentöse Behandlung beinhalten. Die «Abnehmspritze» wie beispielsweise Wegovy ist in aller Munde. Da das Mittel die Aussicht auf eine erfolgreiche Therapie massiv verbessern kann, setzen auch wir sie in der Behandlung ein. Die Spritze, eigentlich ist es mehr ein Pen, wie man ihn vom Insulin kennt, setzt bei den Hormonen an. Es darf daher nur unter ärztlicher Aufsicht und eingebunden in eine ganzheitliche Therapie verwendet werden.

Die Eingriffe wie der Schlauchmagen und Magenbypass sind Hilfsmittel wie die Abnehmspritze auch. Denn natürlich führt ein verkleinerter Magen dazu, dass man schneller satt ist. Je nach Eingriffsart wird entweder der Magen verkleinert und / oder die Nahrung an einem Teil von Magen und Darm vorbeigeleitet. Die häufigsten Operationsverfahren sind Schlauchmagen (Sleeve Resection) oder der Roux-en-Y Magenbypass. Ob operiert werden soll, und welche Methode die passende ist, wird individuell abgeklärt.

Betroffene mit Übergewicht sowie psychischen Begleit- und Folgeerkrankungen können in der Privatklink Aadorf von einem stationären Umfeld profitieren, das speziell auf die Bedürfnisse und die Situation von Patienten mit Adipositas ausgerichtet ist. Das für adipöse Menschen mit psychischen Erkrankungen spezialisierte Behandlungskonzept beinhaltet unter anderem auch die Aspekte der Ernährung und körperlichen Aktivierung. Die Infrastruktur der Spezialstation ist für Adipöse bis zu einem Körpergewicht von 160 Kilogramm ausgerichtet.

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Vorbeugung

Wenn Sie Adipositas und Übergewicht vorbeugen möchten, sollten Sie auf einen gesunden Lebensstil mit regelmässiger Bewegung und auf eine ausgewogene, kalorienarme Ernährung achten.

Melden Sie sich bei den ersten Anzeichen, dass sich Ihr Gewicht in eine sehr ungünstige Richtung entwickelt!

BMI Tabelle

BMI Kategorie
Unter 18.5 Untergewicht
18.5 - 24.9 Normalgewicht
25.0 - 29.9 Übergewicht (Präadipositas)
30.0 - 34.9 Adipositas Grad I
35.0 - 39.9 Adipositas Grad II
Über 40 Adipositas Grad III (Morbide Adipositas)

Hinweis: Der BMI ist ein Richtwert und berücksichtigt individuelle Faktoren wie Muskelmasse nicht.

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