Psychologie Studieren in Heidelberg: Voraussetzungen und Grundlagen

Ein Psychologiestudium in Heidelberg bietet eine umfassende Ausbildung in verschiedenen Bereichen der Psychologie. Im Studium werden Eigenschaften oder Fähigkeiten von Personen, die nicht direkt messbar sind, als psychologische Konstrukte bezeichnet.

Psychologische Konstrukte und Persönlichkeitseigenschaften

Psychologische Konstrukte sind Hilfskonstruktionen, um leichter zu beschreiben, dass eine Person, die das eine tut oder kann, häufig auch das andere macht. Ein Beispiel für eine Eigenschaft wäre die Extraversion (wie sehr eine Person nach aussen gewandt ist; wie stark sie aus sich heraus geht), ein Beispiel für eine Fähigkeit die soziale Kompetenz (wie gross das Verständnis für das Innenleben einer anderen Person ist oder wie gut schwierige soziale Situationen gemeistert werden).

Spannend wird es vor allem, wenn sich ein solcher Zusammenhang nicht auf den ersten Blick erschliesst. Zum Beispiel, dass eine Person, die gerne Vorträge und Präsentationen hält, sich wahrscheinlich auch auf Grillpartys wohlfühlt. Die Verbindung ergibt sich aus den Implikationen der Präsentierfreude: Zum Beispiel, dass sich diese Person von grossen Menschenmengen eher angezogen fühlt als abgeschreckt, und dass sie Gefallen daran findet, anderen Menschen etwas zu erzählen. Keine schlechten Voraussetzungen also, um an einer Grillparty Spass zu haben. Wahrscheinlich geht diese Person grundsätzlich gern aus sich heraus und wendet sich gern anderen Menschen zu.

Möchte man die gesamte Persönlichkeit einer Person beschreiben, werden in der Psychologie üblicherweise noch vier weitere Persönlichkeitseigenschaften neben der Extraversion herangezogen:

  • Extraversion: Wie kontaktfreudig, lebhaft und heiter ist eine Person?
  • Verträglichkeit: Wie rücksichtsvoll, hilfsbereit und ehrlich ist eine Person?

Auch wenn die Big Five sehr gut funktionieren, ist mit ihnen natürlich nicht alles über die Persönlichkeit eines Menschen gesagt. Die Big Five wurden nach dem Effizienzprinzip entwickelt und dienen zur schnellen groben Einordnung. Das Effizienzprinzip führt dazu, dass man mit der Kenntnis einer Persönlichkeitsausprägung nur wenig auf die einer anderen schliessen kann. Kurz gesagt: Nur weil eine Person eine hohe Ausprägung in der Dimension «Gewissenhaftigkeit» hat, kann sie sich später immer noch als verträglich/unverträglich, extravertiert/introvertiert etc. herausstellen.

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Wäre es hingegen so, dass gewissenhafte Menschen immer auch verträglich sind, könnte die Gewissenhaftigkeit und die Verträglichkeit unter einem neuen Überbegriff zusammengefasst werden, um zu einer noch effizienteren Persönlichkeitsbeschreibung zu gelangen.

Item Pool Visualization

Während sich die Big Five in der Psychologie als effiziente Persönlichkeitsbeschreibung etabliert haben, ist die weitere Ausdifferenzierung jeder einzelnen Persönlichkeitseigenschaft nicht eindeutig geklärt. Dies ist abhängig von den Fragen (Items), die zur Erfassung verwendet werden. Mit der hier vorgestellten Darstellungsform kann der zur Erfassung verwendete Fragen-/Itempool visualisiert werden.

Die Darstellungsform wird Item Pool Visualization genannt und illustriert psychologische Konstrukte und deren Teilbereiche (ab jetzt Facetten genannt) als Kreise. Die folgende Abbildung zeigt die Ergebnisse eines öffentlich zugänglichen Fragebogens mit knapp über 20.000 Teilnahmen, der die Extraversion (linker Kreis) und die Offenheit für Erfahrung (rechter Kreis) in jeweils vier Facetten (kleinere Kreise) unterteilt.

Eine Zahl innerhalb eines Kreises in Richtung eines anderen Kreises stellt die gegenseitige Korrelation (deren Zusammenhang) dar. Dies gilt für die Facetten eines Konstrukts (die Zahlen innerhalb der kleinen dunkelblauen Kreise) als auch für die zwei Konstrukte selbst (die grössere fettgedruckte Zahl am Rande eines hellblauen Kreises). Extraversion und Offenheit zeigen in diesen Daten eine Korrelation von 0.29.

Die Facetten der Extraversion korrelieren stärker untereinander als die der Offenheit (die Zahlen sind grösser) und weisen demnach eine stärkere inhaltliche Überschneidung auf. In der Darstellung werden sie deshalb näher aneinander bzw. näher am Zentrum angeordnet. Dadurch wird ersichtlich, dass die Extraversion im Vergleich zur Offenheit ein eng definiertes Konstrukt darstellt.

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Für den Alltag bedeutet das: Extravertierte Personen sind sich ähnlicher als Personen, die sich offen gegenüber Neuem zeigen (es gibt mehr verschiedene Varianten von Offenheit). Innerhalb der Offenheit entspricht die Facette «Creativity» am ehesten dem, was allgemein als Offenheit (für neue Erfahrungen) verstanden wird. Sie bezieht sich auf das Interesse an Kreativität und ist am zentralsten angeordnet. Nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass das Generieren von Neuem den Kernbestandteil der Kreativität darstellt. Ebenso plausibel, dass die Facette «Aesthetic Appreciation» weiter aussen angeordnet wird und hier eine eher untergeordnete Rolle spielt.

Auch der übergeordnete Zusammenhang der zwei Persönlichkeitseigenschaften Extraversion und Offenheit lässt sich am besten über die Facette "Creativity" erklären. Die gestrichelten Linien zeigen, dass diese Facette etwas stärker zusammenhängt mit den zwei Extraversionsfacetten «Liveliness» (Lebendigkeit) und «Social Boldness» (sozialer Mut).

Wie beschrieben wurden die Big Five so konstruiert, dass sie nur eine geringe inhaltliche Überschneidung aufweisen. Viele Konstrukte in der Psychologie sind sich allerdings auch sehr ähnlich. So kann es beispielsweise sein, dass sich ein Fragebogen zum eigenen Selbstbewusstsein kaum von einem Fragebogen zur eigenen Selbstwirksamkeit unterscheidet. Ebenso ist es denkbar, dass zwei unterschiedliche Fragebogen das Selbstbewusstsein recht unterschiedlich erfragen und dadurch auch unterschiedliche Personen als selbstbewusst gelten.

Allgemeine Psychologie 1

Das Modul "Allgemeine Psychologie 1" legt eine wichtige Grundlage für das Verständnis zentraler psychischer Prozesse und deren Anwendung in der beruflichen Praxis. Es behandelt grundlegende Themen wie Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Bewusstsein, Sprache und Denken, sowie Motivation. Diese Inhalte sind essenziell, um das Zusammenspiel von Kognition, Motivation und Handeln zu verstehen.

Ein besonderer Schwerpunkt des Moduls liegt darauf, die theoretischen Inhalte mit praktischen Anwendungen zu verknüpfen:

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  • Die Studierenden lernen, psychologische Experimente zu den behandelten Themen zu verstehen und kritisch zu bewerten.
  • Sie erwerben die Fähigkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse auf alltägliche Fragestellungen anzuwenden.
  • Durch die Auseinandersetzung mit aktuellen Forschungsergebnissen werden sie dazu befähigt, psychologische Themen und Fragestellungen in der Arbeitswelt zu erkennen, zu analysieren und zu bearbeiten.

Zielsetzung

Die Studierenden kennen die wichtigsten Theorien, Modelle und empirischen Befunde zu Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Bewusstsein, Sprache und Denken, sowie Motivation. Sie kennen die zentralen kognitiven und motivationalen Prozesse, die menschliches Verhalten und Erleben bestimmen. Sie kennen die psychologischen Mechanismen, welche die Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Bewusstsein beeinflussen. Sie kennen die wesentlichen Grundlagen von Sprache und Denken, sowie Motivation.

Die Studierenden können psychologische Theorien auf praktische Fragestellungen anwenden, z. B. zur Optimierung der visuellen Darstellung von Information oder der Optimierung von Sicherheitskontrollen an Flughäfen. Sie können kognitive Prozesse analysieren und erklären, insbesondere in Bezug auf Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Bewusstsein, Sprache und Denken. Sie können empirische Forschungsergebnisse auf konkrete Problemstellungen übertragen und daraus Handlungsempfehlungen ableiten.

Methodenkompetenzen

Die Studierenden kennen die wesentlichen Methoden zur Untersuchung allgemeinpsychologischer Fragestellungen. Sie können Praxissituationen vor dem Hintergrund allgemeinpsychologischer Modelle und Theorien beschreiben und erklären sowie Gestaltungsempfehlungen erarbeiten und begründen. Sie können sich Fach- und Methodenwissen selbständig erarbeiten und die dazu relevanten Informationsangebote nutzen.

Die Studierenden zeigen eine sorgfältige, kritisch-reflektierende Herangehensweise bei der Datengewinnung und Interpretation von Forschungsergebnissen.

MAS Psychotherapie mit kognitiv-verhaltenstherapeutischem und interpersonalem Schwerpunkt

Der MAS Psychotherapie soll auf der Grundlage eines in der empirischen Psychologie fundierten Menschenbildes theoretische Kenntnisse und praktische Kompetenzen vermitteln, die für eine selbständige Ausübung wissenschaftlich fundierter Psychotherapie erforderlich sind. Diesem Ziel gemäß ist die empirisch nachgewiesene Wirksamkeit von Interventionsformen und die nachgewiesene funktionale Bedeutung therapeutischer Wirkfaktoren wesentliches Kriterium für die Bestimmung der Ausbildungsinhalte.

Die Teilnehmenden sollen nicht nur Kenntnis von den einschlägig relevanten Ergebnissen der empirischen Therapieforschung erhalten, sondern auch dazu angeleitet werden, sie in reflektiertes und wirksames therapeutisches Handeln umsetzen zu können.

Die insgesamt vier Jahre dauernde Weiterbildung ist zeitlich so strukturiert, dass sie berufsbegleitend absolviert werden kann, allerdings ist sie unvereinbar mit einer vollen Arbeitsstelle (empfohlen wird ein Anstellungsgrad von 70-80 Prozent).

Der hauptsächlich auf die ersten beiden Weiterbildungsjahre konzentrierte Teil 'Wissen und Können' erfolgt zum grössten Teil in Form eines festen Kurscurriculums mit wöchentlich ein bis zwei Kurstagen à acht Stunden (jeweils Freitag oder Freitag/Samstag), ergänzt durch Übungen und Literaturstudium. Begleitend zu diesem curricular strukturierten Weiterbildungsteil beginnen die TeilnehmerInnen mit Selbsterfahrung und der Durchführung eigener Therapien unter Supervision.

Im dritten und vierten Weiterbildungsjahr liegt der Schwerpunkt ganz auf der eigenen Therapietätigkeit, Supervision und ggf. Selbsterfahrung.

Bestandteile der Weiterbildung

  • Wissen und Können: 40 ECTS (mind.
  • Therapeutische Tätigkeit: 25 ECTS (mind.
  • Supervision: 20 ECTS (200 Einheiten, davon mind. 50 im Einzelsetting und mind.
  • Selbsterfahrung: 5 ECTS (100 Einheiten, davon mind.
  • Klinische Tätigkeit: mind.

Die Supervision dient einerseits dazu, eine Verbindung zwischen den im Weiterbildungsteil Wissen und Können gelernten Konzepten und den von den Therapeutinnen und Therapeuten in Ausbildung bei ihrer eigenen therapeutischen Tätigkeit gemachten Beobachtungen und Erfahrungen herzustellen. Sie soll darüber hinaus fachliche Hilfestellung bei der Anwendung des erworbenen Wissens und Könnens in den im Rahmen der Weiterbildung von den Teilnehmenden selbst durchgeführten Therapien geben und damit eine verantwortbare Qualität dieser Therapien gewährleisten.

Andererseits soll die Supervision die angehenden Therapeutinnen und Therapeuten aber auch auf persönliche Eigenarten wie etwa Wahrnehmungseinschränkungen und -verzerrungen hinweisen, die sich abträglich auf die Qualität ihrer therapeutischen Tätigkeit auswirken, und diese korrigieren helfen. In dieser Hinsicht überschneidet sich die Supervision mit den Zielen der Selbsterfahrung.

In der Selbsterfahrung soll daher auch ein Bezug zur Therapietätigkeit hergestellt werden. Soweit eine Therapeutin oder ein Therapeut selbst unter erheblicheren psychischen Störungen oder Problemen leidet, soll die Selbsterfahrung auch dazu dienen, diese so weit zu verbessern, dass sie sich nicht nachteilig auf die Qualität der von ihr / ihm durchgeführten Therapien auswirken, oder sie / ihn zu der Einsicht bringen, dass die Tätigkeit als Psychotherapeutin / Psychotherapeut für sie / ihn nicht der richtige Beruf ist.

Doktoratsprogramm für Fachdidaktik Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG)

Das an den Pädagogischen Hochschulen Luzern und Heidelberg angesiedelte schweizerisch-deutsche Doktoratsprogramm führt die beiden Partnerhochschulen in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses zusammen. Das binationale Doktoratsprogramm mit Schwerpunkt für Fachdidaktik Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG) orientiert sich an der Struktur des gleichnamigen Schweizer Schulfachs in seiner disziplinären und interdisziplinären Form.

Der Fachbereich NMG umfasst die vier inhaltlichen Perspektiven Natur und Technik (NT), Wirtschaft, Arbeit, Haushalt (WAH), Räume, Zeiten, Gesellschaften (RZG) und Ethik, Religionen, Gemeinschaft (ERG). Das strukturierte Doktoratsprogramm hat zum Ziel, die Doktorierenden in allen Phasen ihrer Dissertation zu unterstützen, ihre Betreuung zu organisieren, ihre Fortschritte zu begleiten und eine Gemeinschaft innerhalb der wissenschaftlichen Domäne der jeweiligen Fachdidaktik zu schaffen.

Durch die Kumulation der Forschungsexpertise beider Hochschulen sind neben einer intensiven Betreuung und Beratung vor allem die umfangreichen Weiterbildungsangebote beider Hochschulen zu nennen.

Tipps und Unterstützungsangebote für den Studienalltag

Herausforderungen meistern

Gelegentlicher Stress ist nicht per se gesundheitsschädlich. Problematisch wird es, wenn wir sehr häufig und intensiv gestresst sind und gleichzeitig wenig Strategien haben, um damit gut umzugehen. Die 4A-Methode (nach Kaluza, 2023) ist eine Möglichkeit, mit akuten Stresssituationen konstruktiv umzugehen. Sie besteht aus den vier Schritten Annehmen, Abkühlen, Analysieren und Ablenkung respektive Aktion.

Die 4A-Methode

  1. Annehmen: Der erste Schritt besteht im Annehmen der Stresssituation.
  2. Abkühlen: Der zweite Schritt der 4A-Strategie zielt darauf ab, das innere Gleichgewicht und die Bodenhaftung wieder zu finden und die Stressreaktion im Körper zu regulieren.
  3. Analysieren: Wenn es uns gelingt, die Situation anzunehmen und unsere Stressreaktion etwas zu regulieren, haben wir schon viel erreicht.
  4. Aktion oder Ablenkung: Je nach Ergebnis der Analyse im dritten Schritt entscheiden wir uns nun für eine Massnahme (Aktion) oder Ablenkung.

Gruppenarbeiten im Studium

Die einen lieben sie, die anderen würden gerne darauf verzichten: Gruppenarbeiten im Studium. Damit deine nächste Gruppenarbeit ein Erfolgserlebnis wird, haben wir dir hier einige Anregungen für eine gelingende Zusammenarbeit zusammengestellt.

Tipps für eine gelingende Zusammenarbeit in Gruppen

  • Trefft Vereinbarungen zur Zusammenarbeit.
  • Legt eure Treffen zu Beginn fest.
  • Definiert Meilensteine.
  • Führt Retros durch.

Krisen bewältigen

Krisen sind herausfordernd und oft mit beachtlichem Leid verbunden. Wenn du dich gerade in einer Krise befindest, ist das keine einfache Situation. Das tut uns leid! Die gute Nachricht ist, dass Krisen bewältigt werden können.

Erste Schritte zur Krisenbewältigung

  • Sprich darüber.
  • Hole dir Unterstützung.
  • Wende dich an eine Beratungsstelle.
  • Sprich mit der Studiengangleitung.

Umgang mit Prüfungsangst

Prüfungsangst ist ein unangenehmes, aber nicht seltenes Phänomen unter Studierenden. Die gute Nachricht ist: Prüfungsangst lässt sich reduzieren! Lies hier, was du tun kannst, um der nächsten Prüfung gelassen(er) entgegenzusehen.

Tipps zur Reduzierung von Prüfungsangst

  • Entdecke neue Sichtweisen.
  • Glaube an dich.
  • Stelle dir deinen Erfolg vor.
  • Erlerne Atemtechniken.
  • Bitte um Unterstützung.

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