Psychologie und Pädagogik in der 11. Klasse: Eine Einführung

Psychologische und pädagogische Themen interessieren, sie sind in den Medien präsent und werden öffentlich diskutiert. Wir alle sind Beobachter unserer Umwelt, wir deuten das Verhalten unserer Mitmenschen. Wir haben eine ungefähre Vorstellung einer «guten und richtigen» Erziehung. Doch können unseren Alltagserfahrungen obige Fragen auch wirklich beantworten?

Das Fach Psychologie/Pädagogik versucht solche und weitere Fragen auf der Basis wissenschaftlicher Forschung zu beantworten. Die Psychologie befasst sich mit dem Erleben und Verhalten von Menschen. Die Pädagogik beschäftigt sich mit Bildung und Erziehung in Praxis und Theorie. Wir lernen die Grundsätze des wissenschaftlichen Arbeitens kennen und wenden sie in einem überschaubaren «kleinen Projekt» gleich an.

Im Grundlagenfach Psychologie werden wichtige psychologische Fragestellungen und Theorien behandelt und an praktischen Beispielen veranschaulicht. Ziel ist es, das Verständnis für Menschen und ihr Verhalten zu erweitern. Das Berufsfeldfach Psychologie vermittelt aufgrund von verschiedenen pädagogischen und psychologischen Konzepten einen Einblick in die Entwicklung des Menschen sowie in seine Erziehung und Bildung. Mittels praktischer Beispiele auch mit Blick auf den Lehrberuf werden die Konzepte veranschaulicht.

Der Pädagogik- und Psychologieunterricht befasst sich inhaltlich hauptsächlich mit dem Erleben, Verhalten und Handeln des Menschen. Die unterschiedlichen Menschenbilder ausgewählter psychologischer und pädagogischer Themen werden unter Einbezug kultureller und historischer Aspekte betrachtet. Um dem Anspruch der wissenschafts- und handlungsorientierten Ausrichtung dieses Faches gerecht zu werden, ist neben der Vermittlung der Inhalte auch die kritische Auseinandersetzung mit sich und der (sozialen) Umwelt bedeutsam.

Eine wesentliche Aufgabe des Faches PPP besteht darin, die Schüler*innen mit Wissenschaft vertraut zu machen und deren systematischen Grundlagen zu vermitteln. Die Auseinandersetzung mit diesen Themen findet jeweils zeitlich parallel in den Fächern Philosophie und dem Doppelfach Pädagogik und Psychologie statt, die beide zu 50% unterrichtet werden (in der Regel jeweils je 2 Lektionen pro Woche). Zusätzlich ermöglichen Wahlsemester in der zweiten und vierten Klasse eine Vertiefung in Teilbereichen oder interdisziplinären Themen. Der Unterricht ist stark problem- und handlungsorientiert ausgerichtet.

Lesen Sie auch: Psychologie in Münster studieren

Themenbereiche im Detail

Das Ergänzungsfach PP bietet einen Einblick in wichtige psychologische und pädagogische Theorien und Fachbereiche. Folgende Themen werden behandelt:

  • Einführung in Psychologie und Pädagogik: Alltagspsychologie und wissenschaftliche Psychologie, psychologische bzw. pädagogische Richtungen
  • Wahrnehmung: Gesetze, Täuschungen und Verzerrungen bei Personen- und Objektwahrnehmung
  • Entwicklung: emotionale, sprachliche, kognitive und soziale Entwicklung im Lebenslauf (Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter)
  • Persönlichkeitspsychologie: Verschiedene Modelle zur Erfassung von persönlichen Merkmalen und Charaktereigenschaften, Persönlichkeitstests
  • Kommunikation: Grundgesetze, Modelle, nonverbale Kommunikation, Kommunikationsstörungen
  • Sozialpsychologie: das Verhalten des Einzelnen in der Gruppe, Gruppendynamik, Rollen und Normen, Vorurteile, Autorität und Gehorsam
  • Psychische Erkrankungen: Mindestens zwei Formen von psychischen Erkrankungen (z.B. Angststörungen, Schizophrenie, Burnout, Essstörungen, Suchtverhalten, etc.)
  • Pädagogik: aktuelle Vorstellungen über Erziehung, Erziehungsstile, Problemverhalten in der Erziehung, diverse Bildungskonzepte

Weitere Fragen und Themen, die im Unterricht behandelt werden können:

  • Wie ist unser Verhalten erklärbar?
  • Werden wir durch vielfältige zwischenmenschliche Begegnungen zu dem, was wir sind?
  • Wie wird das Verhalten von Menschen erklärt?
  • Was geht zum Beispiel in jungen Menschen vor, die sich radikalen Gruppierungen anschliessen?
  • Was führt zu psychischen Erkrankungen wie werden sie erkannt und wie behandelt?
  • Wann hast du deine ersten Worte gesprochen und welche waren das?
  • Was hast du gerne gespielt?
  • Was braucht es, damit sich ein Kind gut entwickelt?
  • Wir schauen die Entwicklung vom Baby bis ins Erwachsenenalter an.
  • Ist die Kollegin gut gelaunt, weil sie eine extrovertierte Persönlichkeit hat, oder weil ihr gerade jemand ein Kompliment gemacht hat?
  • Wie verwöhnt sind die Kinder von heute?
  • Wer bin ich? Wie möchte ich sein?
  • Welchen Einfluss haben Gruppen auf mein Verhalten?
  • Was wird unter Schizophrenie, Depression oder Angststörungen verstanden?
  • Wie gehe ich mit Personen um, die an einer Persönlichkeits- oder Essstörung erkrankt sind?
  • Wie bewältige ich Krisen?

Persönlichkeitsentwicklung und soziale Beziehungen

Menschen leben in einer Fülle von Beziehungen, sei es in der Schule, in der Familie oder in der Gesellschaft. Das soziale Verhältnis zwischen Personen und Personengruppen ist wechselseitig. Die Sozialpsychologie gefasst sich mit Normen des menschlichen Zusammenlebens und hinterfragt beispielsweise die Rollen, die wir in unterschiedlichen Gruppen einnehmen.

Die Schüler*innen beschäftigen sich nicht nur mit dem «Sein» und der Entwicklung des Menschen als Individuum, sondern sie erörtern auch Einflussfaktoren wie Anlage, Umwelt und Selbststeuerung. Darüber hinaus lernen sie Sozialisationsprozesse kennen und reflektieren unterschiedliche Erziehungswirklichkeiten. Die Entwicklung zu einer mündigen Persönlichkeit erfordert auch die Auseinandersetzung darüber, was als moralisch richtig gilt und welche Implikationen für das eigene Handeln daraus folgen. Dies betrifft zum einen Fragen der normativen Ethik, in der es z. B. um die Klärung von gegenseitigen Ansprüchen, Rechten und Pflichten geht.

Psychische Gesundheit und Krisenbewältigung

Eine Krise kann in belastenden Situationen oder bei einschneidenden Veränderungen im Leben auftreten. Als Folge einer starken Belastung kann eine psychische Erkrankung entstehen, muss aber nicht. Wir lernen Formen von psychischen Erkrankungen, ihre Ursachen und ihre Behandlung kennen.

Lesen Sie auch: Was steckt hinter Missgunst?

Wahlmöglichkeiten und Vertiefung

Das Fach Pädagogik/Psychologie kannst du zusammen mit dem Fach Philosophie ab der vierten Klasse als Schwerpunktfach PPP belegen. Eine andere Option ist es, das Fach Pädagogik/Psychologie als Ergänzungsfach in den letzten beiden Jahren vor der Matura zu besuchen.

Alltagsbezug und Relevanz

Inwiefern führen alle Menschen «psychologische» Tätigkeiten aus? Welchen Einfluss hat die Zuversicht darauf, ob ein Ziel erreicht wird? Wie verbreitet ist Gewalt in Familien und Schulen? Welche Werte sind in unserer Gesellschaft bedeutsam? Muss oder kann der Mensch überhaupt erzogen werden?

Das Leben wird diverser und gesellschaftliche Werte verlieren an Kraft. Die einzelne Person ist gefordert, ihren eigenen Weg zu finden, Gesellschaften müssen sich immer wieder neu vergewissern. Antworten auf unsere Fragen sind meist widersprüchlich.

Zusätzlich zu den genannten Themen kann ein selbstorganisierter Besuch einer Institution aus dem pädagogischen oder psychologischen Bereich (z.B.) erfolgen.

Lesen Sie auch: Psychologie Studium: Was ist besser?

tags: #psychologie #themen #11 #klasse #gymnasium