Manchmal beschreibt die Psychologie faszinierende Phänomene, die man für sich und sein Team nutzen kann. Priming, zu Deutsch Bahnung, ist eines davon. Unser Gehirn wird subtil durch vorgegebene Reize wie Wörter, Gerüche und Bilder beeinflusst.
Was ist Priming?
Beim Priming wird eine Person einem bestimmten Vorbereitungsreiz (Prime) ausgesetzt. Dieser kann dann, unter Umständen, die Reaktion auf einen späteren Reiz beeinflussen. Das Priming kann aber kein Bedürfnis an sich auslösen. Ein Grundbedürfnis muss bereits vorhanden sein und kann durch Priming entsprechend gelenkt werden.
Beispiele für Priming
- Der Florida-Effekt: Wenn Menschen auf das Thema «Altern» geprimet sind, bewegen sie sich automatisch langsamer.
 - Bleistift-Experiment: Halten Versuchspersonen einen Bleistift zwischen den Zähnen, finden sie Comics lustiger.
 - Eiswerbung im Kino: Eine Werbung für ein bestimmtes Eis vor dem Film kann dazu führen, dass man in der Pause eher dieses Eis kauft.
 
Wie funktioniert Priming?
«Priming» bezeichnet in der Psychologie die Beeinflussung der Verarbeitung (Kognition) eines Reizes dadurch, dass ein vorangegangener Reiz implizite Gedächtnisinhalte aktiviert. In diesem Fall wird das Reiz-Reaktions-Modell vorbereitet, wodurch Assoziationen und Reaktionen auf einen Trigger verändert werden können.
Arten von Priming
Es gibt viele Arten von Priming und ebenso vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Bilder, Töne und Wörter können als Prime fungieren. Priming kann ober- wie auch unterschwellig erfolgen.
Oberschwelliges Priming
Beim oberschwelligen oder auch bewussten Priming, haben Konsumentinnen und Konsumenten eher eine Chance, den Priming-Effekt zu erkennen und sich somit nicht beeinflussen zu lassen. Das Eingangsbeispiel zur Eiswerbung im Kino ist ein gutes Beispiel für ein offensichtliches Priming. Sie sehen die Werbung bewusst und nehmen sie wahr.
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Unterschwelliges Priming
Schwieriger wird es beim unterschwelligen Priming. So verwenden zum Beispiel viele Filmemacher Marken, die sie in den Filmen geschickt platzieren. Dies wird auch Produktplatzierung genannt. Auf diese wird meist nicht direkt geachtet, sie sind nebensächlich und werden auch nur indirekt aufgenommen. Oder warum trägt James Bond zufällig eine Rolex? Dennoch genügt schon diese indirekte Ausstrahlung eines Produktes, um einen Reiz zu aktivieren.
Anwendung von Priming
Nicht nur in der Werbung, sondern auch für sich selbst kann Priming genutzt werden. Leistungssportler etwa benutzen diese Technik schon lange, um sich auf Erfolg zu trimmen. David Platt, der ehemalige Kapitän der englischen Fußballnationalmannschaft sah sich vor wichtigen Spielen Aufnahmen von seinen grössten Torerfolgen an.
Priming für Selbstbewusstsein und Erfolg
Jack Nasher, Autor des Buches «Überzeugt! Wie Sie Kompetenz zeigen und Menschen für sich gewinnen», beschreibt, wie man diese Technik auch in der Berufswelt für sich nutzen kann. Durch die blosse Beschäftigung mit diesen Fragen ist man innerlich auf Erfolg geprimet. Dadurch ändert sich das eigene Verhalten - wenn auch minimal. Man strahlt mehr Zuversicht aus. Vielleicht verändert sich die Haltung, man wirkt selbstbewusster und positiver.
Priming für ein positives Betriebsklima
Jack Nasher ist daher überzeugt, dass sich Priming auch positiv auf das Betriebsklima auswirkt. Aggression ist oft Ursache eines mangelnden Selbstwertgefühls. Wenn innerlich nicht stabil ist, reagiert schon auf eine kleine Konfrontationen aggressiv, beschreibt Arbeitspsychologie und Mobbing-Forscher Dieter Zapf.
Priming im Bewerbungsgespräch
Viele psychologische Tricks im Gespräch haben mit Priming zu tun. Priming ist, wenn etwas, das man sieht, hört oder fühlt (ein sogenannter „Prime“), die Art und Weise beeinflusst, wie man auf andere Dinge reagiert. Ihre positive Grundeinstellung, Ihre Kleidung, Ihre Gestik und Mimik sowie Ihre Worte lösen beim Gesprächspartner bestimmte Assoziationen und Gefühle aus.
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Psychologische Tipps für Bewerbungsgespräche
- Positive Einstellung: Wer gut gelaunt und positiv eingestellt ist, strahlt das auch aus.
 - Power Posing: Körperhaltungen, die Sie „mächtiger“ oder entspannter machen.
 - Outfit: Der Stil Ihrer Kleidung ist ein Faktor, der die psychologische Wirkung eines Vorstellungsgesprächs beeinflusst.
 - Lächeln: Wer viel lächelt (nicht ständig!), wirkt freundlich, offen und interessiert - und damit sympathisch.
 - Halo-Effekt: Ein einzelner positiver Aspekt kann den Gesamteindruck einer Person beeinflussen.
 - Händedruck: Fällt Ihr Händedruck zu lasch oder zu fest aus, löst das unter Umständen eine nicht gewünschte Emotion beim Gegenüber aus.
 - Primacy-Recency-Effekt: Menschen neigen dazu, sich an die ersten Informationen (Primacy) und an die letzten Informationen (Recency) am besten zu erinnern.
 - Mimik, Gestik & Co.: Nehmen Sie unter anderem eine offene Körperhaltung ein, schauen Sie Ihrem Gesprächspartner in die Augen, sprechen Sie verständlich und zappeln Sie nicht herum.
 - Gemeinsamkeiten: Versuchen Sie Gemeinsamkeiten zu finden.
 - Schlüsselwörter wiederholen: Um herauszufinden, welche Begriffe Sie wiederholen sollten, müssen Sie dem Personalverantwortlichen genau zuhören.
 - Chamäleon-Effekt: Bei diesem psychologischen Trick versuchen Sie, Ihren Gesprächspartner bis zu einem gewissen Grad nachzuahmen.
 
Positive Kommunikation und Priming
Eine negative Sprache kann zu einer negativen Haltung/Einstellung führen. Negative Kommunikation führt zu einem Bahnen eines negativen Mindsets. In der Psychologie wird in diesem Zusammenhang von "Priming" gesprochen. An jedem Wort hängt ein Bild (ein inneres Bild). Diese inneren Bilder haben einen direkte Einfluss auf Ihre Stimmung.
Tipps für positive Kommunikation
- Als Führungskraft könnten Sie ein Teammeeting beginnen, in dem Sie nach Gelingendem und positiven Erlebnissen fragen.
 - Positiver Tagesrückblick: Das können Sie selbst tun, zum Beispiel mit einem entsprechenden Notizbuch oder Sie tun das im Team oder unter Arbeitskollegen/-innen am Ende eines Arbeitstages.
 - Bereiten Sie Gespräche nach Möglichkeit vor. Bestimmen Sie die Ziele des Gesprächs.
 - Versuchen Sie in Gesprächen immer, den Gesprächspartnern auf Augenhöhe zu begegnen.
 
Kreativität und Priming
Wie wird man kreativ? Zum Beispiel, indem man sich kurzfristig zu etwas Besonderem erhöht. Wie ein Experiment zeigt, können dann die guten Ideen ganz von selbst kommen.
Tatsächlich zeigten sich jene, die sich zuvor positiv auf den ihnen zustehenden Erfolg vorbereitet hatten, deutlich kreativer als die andere Gruppe.
Weitere Priming-Beispiele
Priming-Beispiel Nr. Wenn Sie ein schwieriges Gespräch zu führen haben, servieren Sie nach Möglichkeit Ihrem Gegenüber zuerst ein warmes Getränk. Versuche haben gezeigt, dass wenn man jemandem zuerst ein warmes Getränk serviert, dieser freundlicher gestimmt ist.
Priming-Beispiel Nr. Nehmen wir an, Ihr Partner fühlt sich schnell getriggert, wenn Sie Ihre Sportsendung schauen wollen. Wie wäre es, wenn Sie vor dem Start der Sendung etwas Gutes für Ihren Partner tun?
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| Aspekt | Positive Auswirkung | 
|---|---|
| Positive Einstellung | Strahlende Ausstrahlung, Pluspunkte im Gespräch | 
| Power Posing | Gefühl von Stärke und Entspannung | 
| Passendes Outfit | Seriöser und kompetenter Eindruck | 
| Lächeln | Freundlichkeit und Sympathie | 
| Gemeinsamkeiten finden | Verbesserte Verbindung zum Gesprächspartner | 
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