Posttraumatische Belastungsstörung nach Ablation

Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS, auf Englisch: posttraumatic stress disorder = PTSD) ist eine psychische Erkrankung, die nach traumatischen Ereignissen auftritt. Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) tritt als eine körperliche Reaktion nach einem traumatischen Erlebnis wie einem Gewaltverbrechen, einem schweren Unfall oder einer Kriegshandlung auf.

Was ist eine posttraumatische Belastungsstörung?

Der Begriff Trauma stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Wunde" oder "Niederlage". Ein Trauma beschreibt also eine sehr belastende Situation, in der sich der Betroffene ausgeliefert und hilflos fühlt. Damit sind keine normalen, wenn auch schmerzlichen Lebenssituationen wie etwa der Arbeitsplatzverlust oder der Tod von Angehörigen gemeint. Verursacht werden posttraumatische Belastungsstörung durch aussergewöhnliche und extreme Notlagen.

Ein solches Trauma entsteht zum Beispiel durch direkt erlebte Gewalt (physisch - auch sexuell - oder psychisch) oder aber miterlebte Gewalt wie beispielsweise während eines Krieges. Naturkatastrophen, bei denen Menschen starke Angst, Schutzlosigkeit, Hilflosigkeit und Kontrollverlust erleben, sind mitunter ebenfalls Auslöser einer PTBS.

Die posttraumatische Belastungsstörung wird auch posttraumatisches Belastungssyndrom genannt, da sie manchmal viele verschiedene Symptome umfasst. Möglich sind etwa Beschwerden wie Angst, Gereiztheit, Schlafstörungen oder Panikattacken (Herzrasen, Zittern, Atemnot). Typisch sind auch Flashbacks: das wiederholte Erleben der traumatischen Situation, indem der Betroffene von den Erinnerungen und Emotionen überflutet wird.

Häufigkeit

Die posttraumatische Belastungsstörung tritt meist sechs Monate nach dem traumatischen Erlebnis auf und ist in allen Altersstufen möglich. Eine US-Studie geht davon aus, dass acht Prozent der Bevölkerung einmal in ihrem Leben eine posttraumatische Belastungsstörung durchleben. Einer anderen Studie zufolge sind Ärzte, Soldaten und Polizisten einem bis zu 50 Prozent erhöhten Risiko für PTBS ausgesetzt.

Lesen Sie auch: Umgang mit PTBS-Langzeitfolgen

Studien zufolge führt eine Vergewaltigung in 30 Prozent der Fälle zu einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Bei Kindern und Jugendlichen wird davon ausgegangen, dass mehr als die Hälfte eines oder mehrere potenziell traumatische Ereignisse erleben, bevor sie erwachsen sind.

Komplexe posttraumatische Belastungsstörung

Die komplexe posttraumatische Belastungsstörung setzt besonders schwere oder besonders langanhaltende Traumatisierungen voraus. Bei den Betroffenen zeigt sich meist ein chronifiziertes Krankheitsbild mit Persönlichkeitsveränderungen. Symptome betreffen also vor allem die Persönlichkeit und das Verhalten.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen für eine posttraumatische Belastungsstörung sind mitunter sehr vielfältig. In jedem Fall handelt es sich dabei aber um ein traumatisches Erlebnis. Der Betroffene erleidet eine ernsthafte Bedrohung - es geht um sein eigenes Überleben.

Körperliche Gewalterfahrungen in Form von Vergewaltigung, Folter oder Krieg begünstigen eine posttraumatische Belastungsstörung meist noch mehr als durchlebte Naturkatastrophen oder Unfälle, für die niemand direkt verantwortlich ist. Die erlebte menschliche Gewalt ist in der Regel nicht mit dem bisher bestehenden Weltbild zu vereinbaren. Es gibt dann einen direkten “Feind”, der die Bedrohung darstellt.

Lesen Sie auch: Symptome und Behandlung von PTBS nach einem Autounfall

Personen ohne soziale Unterstützung, insbesondere der Familie, gelten als anfälliger für eine posttraumatische Belastungsstörung. Auch Menschen mit einer psychischen Erkrankung sind besonders gefährdet, eine posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln. Wer unter einem sehr autoritären Erziehungsstil mit bestrafenden Konsequenzen der Eltern leiden musste, trägt ebenso ein höheres Risiko.

Die komplexe Form der posttraumatischen Belastungsstörung wird in der Regel durch besonders schwere, sich wiederholende und langandauernde traumatische Erlebnisse hervorgerufen. Beispiele dafür sind Kindheitstrauma durch körperliche Misshandlung oder sexueller Missbrauch. Weitere schwerwiegende Traumata, nach denen Menschen die komplexe posttraumatische Belastungsstörung entwickeln, sind Folter, sexuelle Ausbeutung oder andere Formen schwerer organisierter Gewalt (wie Menschenhandel).

Wie äussert sich eine posttraumatische Belastungsstörung?

Die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung treten in der Regel nicht sofort auf. Während der erlebten Notsituation entwickeln sich in der Regel erst einmal Schocksymptome: Die Betroffenen sind wie betäubt, viele berichten von dem Gefühl des "Neben sich stehens" (Depersonalisationsgefühl). Die Situation kommt ihnen dann irreal vor. Dabei handelt es sich um einen Schutzmechanismus des Körpers, der dem eigenen Überleben dient. Diese Reaktion auf den massiven Stress nennt man eine akute Belastungsreaktion.

Wenn sich diese Symptome weiterentwickeln und manifestieren, bezeichnen Experten dies als posttraumatische Belastungsstörung. Symptome treten dann oft erst Monate bis Jahre später auf. Sie variieren sehr, sind jedoch stets ernst zu nehmen. Da die Symptome denen anderer Erkrankungen (wie Depression, Borderline-Persönlichkeitsstörung) ähneln, werden diese zunächst ausgeschlossen, was nicht immer leicht ist. Wichtiges Unterscheidungskriterium ist, dass die Symptome einer PTBS zeitlich verspätet nach einem erlebten Trauma auftreten.

Um eine posttraumatische Belastungsstörung zu diagnostizieren, hält sich der behandelnde Arzt an die Kriterien und Symptome, die in der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) aufgelistet sind.

Lesen Sie auch: Arbeitsunfall und PTBS: Was Sie wissen müssen

Symptome im Detail

Die Hauptsymptome einer posttraumatischen Belastungsstörung sind:

  • Unwillkürliches Erinnern und Wiedererleben des Traumas (Intrusionen und Flashbacks)
  • Vermeidung, Verdrängung und Vergessen des Geschehens
  • Nervosität, Angst und Reizbarkeit
  • Verflachung der Gefühle und Interessen

Unwillkürliches Wiedererleben des Traumas (Flashbacks)

Menschen mit PTBS werden spontan von aufkommenden Erinnerungen an das traumatische Erlebnis überwältigt und sind nicht fähig, dies willkürlich zu kontrollieren oder zu unterdrücken. Bei manchen Betroffenen kommen nur Bruchteile der Erinnerung hoch, während andere unter sogenannten Flashbacks leiden. Flashbacks beschreiben das halluzinationsartige Zurückversetzen in das Geschehen. Die Betroffenen haben das Gefühl, die Situation noch einmal zu durchleben.

Auslöser sind oftmals sogenannte Schlüsselreize, also wenn beispielsweise ein Kriegsopfer Schreie hört oder ein Brandopfer Rauch riecht. Auch das Wiederkehren der traumatischen Erinnerungen in Form von Albträumen ist typisch für die posttraumatische Belastungsstörung. Symptome auf körperlicher Ebene wie Atemnot, Zittern, Schwindel, Herzrasen und Schweissausbrüche treten mitunter zusätzlich auf.

Vermeidung, Verdrängen und Vergessen

Zum eigenen Schutz vermeiden viele Menschen mit PTBS jene Gedanken, Situationen und Aktivitäten, welche die Erinnerung an das Geschehen möglicherweise wecken. Wer beispielsweise einen traumatischen Verkehrsunfall miterlebt hat, meidet öffentliche Verkehrsmittel und Autofahren. Brandopfer meiden eventuell das Anzünden von Kerzen oder Kaminfeuer.

Andere Betroffene sind nicht in der Lage, sich an alle Aspekte des traumatischen Erlebnisses zu erinnern. Experten sprechen von vollständiger oder teilweiser Amnesie.

Das bewusste Vermeiden ist auf lange Sicht kontraproduktiv für eine Genesung. Es verstärkt die Angst und die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Nervosität, Angst und Reizbarkeit (Hyperarousal)

Viele Traumaopfer sind sehr empfänglich für Reize, und ihre Nerven liegen sprichwörtlich blank. Die Betroffenen sind überaus wachsam (hypervigilant), da sie sich unterbewusst stets in Gefahr wähnen. Zudem sind sie sehr schreckhaft und ängstlich. Auf Dauer ist dieser Zustand sehr anstrengend für den Körper. Es kommt zu Konzentrationsschwierigkeiten, die Aufmerksamkeitsspanne verkürzt sich mit der Zeit immer mehr. Ein Buch zu lesen oder einen Film anzuschauen, wird für die Traumaopfer dann manchmal unmöglich. Diese generalisierte Anspannung führt zu leichter Reizbarkeit und unverhältnismässigen Wutausbrüchen. Angehörige von Betroffenen berichten oftmals von einer plötzlichen Wesensveränderung von früher ausgeglichenen und entspannten Menschen.

Hält die Daueranspannung auch nachts an, entwickeln sich Ein- und Durchschlafstörungen. Zusätzlich leiden einige Betroffene unter Albträumen. Diese fehlende Nachtruhe ist auf Dauer sehr schädlich. Die Betroffenen entspannen sich nicht mehr richtig, und Körper und Geist bekommen keine Möglichkeit, sich zu erholen. Folglich sinkt meistens die Belastbarkeit im Alltag.

Die anhaltende Angst und Anspannung lassen sich mit Sport und Bewegung häufig ein wenig lösen. Die Überwindung zu körperlicher Aktivität ist für viele Betroffene jedoch sehr gross.

Verflachung der Interessen und der Gefühle (Numbing)

Die Lebensfreude ist eventuell durch eine posttraumatische Belastungsstörung nachhaltig beeinträchtigt. Oft verlieren die Betroffenen jegliche Interessen und ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück. Sie verlieren die Lust am Leben und planen ihre Zukunft nicht mehr. Manche sind auch nicht mehr in der Lage, etwas zu fühlen - sei es etwa Freude, Liebe oder Traurigkeit. Es kommt zu einer Abstumpfung der Gefühle (Numbing = Taubheitsgefühl).

Die Traumaopfer fühlen sich häufig entfremdet und haben das Gefühl, das Erlebte trennt sie von ihren Mitmenschen und Angehörigen. Diese Veränderung des Gefühlslebens endet dann oft in einer Depression.

Schmerz und Trauma

Mitunter treten Schmerzen im Zusammenhang mit Traumatisierung auf. Zum einen lösen manchmal traumatische Erfahrungen wie Unfall oder Terror unmittelbar körperliche Schmerzen aus. Zum anderen tragen frühere Traumatisierungen möglicherweise dazu bei, dass Schmerzsyndrome aufrechterhalten bleiben oder sogar chronifizieren.

Ein möglicher Zusammenhang zwischen (chronischen) Schmerzen und PTBS ist bisher aber noch nicht genau geklärt.

Schmerz und Psyche

Chronische Schmerzen führen bei vielen Menschen zu einer Veränderung der psychischen Gesundheit, zu Depressionen und Angstzuständen. Diese aber auch andere psychischen Erkrankungen verstärken wiederum das Schmerzerlebnis. Ein Teufelskreislauf tritt ein, den man unbedingt multimodal mit Medikamenten und psychologisch/psychiatrischer Begleittherapie durchbrechen muss.

Krankheitsverlauf und Prognose

Wie eine posttraumatische Belastungsstörung verläuft, ist abhängig vom Schweregrad und den eigenen Ressourcen. In der Mehrzahl der Fälle bestehen gute Heilungschancen, insbesondere wenn Betroffene rechtzeitig eine geeignete Therapie beginnen. Bei etwa einem Drittel der Betroffenen verschwindet die PTBS sogar innerhalb von zwölf Monaten ohne Behandlung.

Mit einer adäquaten Psychotherapie dauert die posttraumatische Belastungsstörung durchschnittlich 36 Monate. Ohne therapeutische Unterstützung verläuft sie mit durchschnittlich 64 Monaten deutlich länger. Auch die Unterstützung durch das soziale Umfeld ist ausgesprochen wichtig für den Heilungsprozess und um die Gefahr eines Rückfalls zu verringern. Bestehen die Symptome allerdings über Jahre, kommt es bei etwa einem Drittel der Betroffenen zu einem chronischen Verlauf.

Einigen Patienten gelingt es, das Trauma als Reifungsprozess zu sehen und dem Erlebten etwas Positives abzugewinnen ("traumatic growth" genannt). Oftmals helfen sie dann anderen Betroffenen dabei, ihre posttraumatische Belastungsstörung anzugehen, oder setzen sich für Opferorganisationen ein.

Behandlung

Hauptpfeiler der Behandlung der PTBS sind psychiatrisch/psychologisch geführte Gesprächstherapie.

Ganglion stellatum Blockaden werden nur in Absprache mit dem behandelnden Kollegen und Kolleginnen der Psychiatrie durchgeführt und sind nur ein Element in der Behandlung der PTBS. Ganglion stellatum Blockaden ersetzen nicht den Einsatz von Medikamenten. Ganglion stellatum Blockaden werden bei uns als Serie geplant. Es werden jeweils einige Mililiter Lokalanästhetikum gespritzt. Das Lokalanästhetikum wird ultraschallkontrolliert in der unteren Halsregion gespritzt und betäubt für wenige Stunden das Ganglion stellatum und die ins Gehirn führenden sympathischen Nervenbahnen.

Die Betäubung des sympathischen Nervenknotenpunktes Ganglion stellatum kann so den übererregten Sympathikus wieder beruhigen. Vor einer Ganglion stellatum Blockade findet immer ein Informations- und Aufklärungsgespräch statt.

ICD-Codes

ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.

F43

tags: #posttraumatische #störung #nach #ablation