Posttraumatische Hüftkopfnekrose: Behandlung und Perspektiven

Das Hüftgelenk ist nach dem Kniegelenk das zweitgrösste Gelenk und eines der am stärksten beanspruchten Gelenke im menschlichen Körper. Die Femurkopfnekrose, auch Hüftkopfnekrose oder avaskuläre Nekrose des Femurkopfes genannt, ist eine Erkrankung, die durch eine Durchblutungsstörung des Hüftkopfes ausgelöst wird.

Dies führt zu einer Demineralisierung, einem örtlich begrenzten Substanzverlust (Absterben des Knochengewebes) und folglich zu einer Destabilisation im Hüftgelenk. Bei im Alltag wechselnder Beanspruchung kann sich das gesunde Hüftgelenk durch ständigen gezielten Auf- und Abbau der Knochenbälkchen den Belastungen anpassen. Diese Mechanismen gehen bei einer Durchblutungsstörung verloren.

Unbehandelt kann dies zu einem Kollaps des Hüftkopfes, Gelenkdeformitäten und letztlich zu einer schweren Arthrose führen. Die Erkrankung tritt vor allem bei Patienten zwischen dem 35. und 50. Lebensjahr auf und betrifft Männer häufiger als Frauen. Betroffene verspüren anfangs belastungsabhängige Leistenschmerzen, die im Verlauf auch in Ruhe auftreten können und die Lebensqualität des Betroffenen stark einschränken kann. In 30-70% der Fälle tritt die Durchblutungsstörung beidseitig auf.

Wird die Ursache der Beschwerden nicht frühzeitig erkannt und stadiengerecht therapiert, entstehen irreparable Schäden am Hüftkopf. Obwohl der Knorpel selbst nicht von der Durchblutungsstörung betroffen ist, führt die unbehandelte Hüftkopfnekrose zur raschen Ausbildung einer Hüftglenksarthrose (Coxarthrose).

Ursachen der Hüftkopfnekrose

Die Ursachen für das Entstehen einer Hüftkopfnekrose sind vielfältig und bleibt oftmals unerklärt (idiopatische Hüftkopfnekrose). Man unterscheidet die posttraumatische von der atraumatischen Femurkopfnekrose. Bei der posttraumatischen Form tritt die Durchblutungsstörung als Folge eines stattgehabten Traumas wie einem gelenknahen Knochenbruch auf.

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Es muss unterschieden werden zwischen der idiopathischen Form (Ursache unbekannt) und der sekundären Form. Die sekundäre Form ist abhängig von diversen Faktoren. Die zwei häufigsten Risikofaktoren sind übermässigen Alkoholkonsum und Corticosteroid-Einnahme über längere Zeit.

Diagnose

Die Diagnose einer Hüftkopfnekrose kann durch eine Kombination aus der Bestimmung der auslösenden Faktoren (Anamnese), körperlicher Untersuchung und der Anfertigung von bildgebenden Verfahren wie Röntgenaufnahmen erfolgen. Da sich in einer Röntgenaufnahme eine Femurkopfnekrose im Frühstadium nicht optimal erkennen lässt, ist beim Verdacht einer Durchblutungsstörung im Bereich des Hüftkopfes meist ein Magnetresonanztomogramm (MRI) sinnvoll.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapie der Hüftkopfnekrose richtet sich nach dem Fortschritt des Krankheitsbildes und dem damit verbundenen Stadium. In frühen Phasen der Erkrankung kann eine Entlastung an zwei Gehstöcken und wenn möglich Reduktion des Risikofaktors die Situation stabilisieren.

Medikamentöse Therapien (z.B. Osteoklastenhemmer) werden gelegentlich verwendet. Hierfür gibt es in der Literatur eine gewisse Evidenz, dass der gefürchtet Hüftkopfeinbruch verhindert oder zumindest verzögert werden kann. Früher hat man die Anbohrung (core decompression) propagiert.

Die Literatur zeigt hier aber unterschiedliche Ergebnisse. Patienten mit kleinen Nekrosearealen, die nicht eingebrochen sind zeigen die besten Resultate nach einer Anbohrung. Das sind aber auch die Patienten, welche auch ohne Anbohrung die besten Resultate zeigen.

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Früher waren die Resultate der Patienten nach Hüftprothese bei Hüftkopfnekrose schlechter als bei Vergleichsgruppen von Patienten mit einer «normalen» Hüftarthrose.

Im Zentrum für Orthopädie und Traumatologie Zürichsee bieten wir Ihnen umfassende Diagnostik und individuell abgestimmte Therapien an. Unser Ziel ist es, Ihre Lebensqualität zu verbessern, Schmerzen zu lindern und Ihre Beweglichkeit wiederherzustellen.

Weitere Hüftprobleme und ihre Behandlung

Neben der Hüftkopfnekrose gibt es weitere Erkrankungen, die Hüftschmerzen verursachen können:

  • Coxarthrose (Hüftgelenksarthrose): Eine degenerative Erkrankung, die mit einem Verlust des Knorpels einhergeht. Die Therapie richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung und den individuellen Bedürfnissen. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören konservative Massnahmen wie Physiotherapie, Einnahme von Schmerzmedikamenten und Injektionen in das betroffene Gelenk.
  • Femoroacetabuläres Impingement (FAI): Ein Konflikt innerhalb des Hüftgelenkes zwischen Pfanne und Oberschenkelkopf, der auf dem Boden einer Formstörung der Gelenkpartner entsteht. Die Therapie richtet sich nach den Beschwerden, dem Stadium der Erkrankung, ihren individuellen Bedürfnissen und dem Alter des Patienten. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören konservative Massnahmen sowie operative rekonstruktive Massnahmen.
  • Coxa saltans (Schnappende Hüfte): Ein Beschwerdebild, bei dem beim Bewegen der Hüfte ein hör- oder fühlbares Schnappen auftritt. Bei der Therapie zeigt sich in den meisten Fällen unter einer konservativen Therapie ein Rückgang der Beschwerden.
  • Bursitis trochanterica (Schleimbeutelentzündung): Eine Entzündung des Schleimbeutels über dem grossen Rollhügel (Trochanter major) an der Aussenseite des Hüftgelenkes. Im Vordergrund steht zu Beginn eine konservative Therapie mit dem Einsatz von entzündungshemmenden Medikamenten, physikalischer Therapie oder Injektionen.

Beinlängendifferenz und Beckenschiefstand

Beinlängenunterschiede zeigen sich bei fast einem Drittel der Menschen. Sie sind jedoch erst ab einem Ausmass von über 0.5 cm im Kindesalter und über 1 cm im Erwachsenenalter behandlungsbedürftig. Ein Beckenschiefstand ergibt sich meistens aus einer Beinlängendifferenz. Auf der längeren Beinseite steht das Becken höher.

Da die Beine die Basis unserer Statik darstellen, kann eine grosse Beinlängendifferenz Veränderungen in der Körperhaltung beziehungsweise in der Wirbelsäule hervorrufen, aber auch einen sekundären Spitzfuss nach sich ziehen. Durch den Beckenschiefstand kommt es zu einer mehr oder weniger schwerwiegende Skoliose, das heisst Seitwärtskrümmung der Wirbelsäule.

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Der menschliche Körper hat zwar Kompensationsmöglichkeiten, dennoch sind bei zu grossen Beinlängendifferenzen meist schmerzhafte Veränderungen die Folge.

Tabelle: Übersicht über Hüfterkrankungen und Behandlungsansätze

Erkrankung Ursachen Diagnose Behandlung
Hüftkopfnekrose Durchblutungsstörung des Hüftkopfes (posttraumatisch oder atraumatisch) Anamnese, körperliche Untersuchung, Röntgen, MRT Konservativ (Entlastung, Medikamente), operativ (Anbohrung, Hüftprothese)
Coxarthrose Degenerativer Knorpelabbau Anamnese, körperliche Untersuchung, Röntgen Konservativ (Physiotherapie, Schmerzmittel, Injektionen), operativ (Hüftprothese)
Femoroacetabuläres Impingement Formstörung der Gelenkpartner Anamnese, körperliche Untersuchung, Röntgen Konservativ (Physiotherapie, Schmerzmittel), operativ (arthroskopische Korrektur)
Coxa saltans Gleiten von Sehnen oder Bändern über knöcherne Strukturen Anamnese, körperliche Untersuchung Konservativ (Physiotherapie, Dehnungsübungen), selten operativ
Bursitis trochanterica Mechanische Überlastung der Sehnen und Muskeln Anamnese, körperliche Untersuchung Konservativ (Schmerzmittel, physikalische Therapie, Injektionen)

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