Kinder und Jugendliche haben ebenso wie Erwachsene das Recht auf bestmögliche psychische Gesundheit. Das Kinder- und Jugendalter bietet viele Chancen zum Stärken der psychischen Gesundheit sowie zur frühen Erkennung psychischer Störungen. Um psychisches Wohlbefinden zu erreichen, müssen sie in allen Aspekten ihres Lebens unterstützt werden.
Haben Sie sich schon mal gefragt, wie Sie die psychische Gesundheit Ihres Kindes stärken können? Dieser Flyer gibt Ihnen als Eltern praktische Tipps an die Hand, die Sie einfach im Familienalltag umsetzen können.
Frühe Erkennung und Sensibilisierung
Als Ärztinnen und Ärzte nehmen Sie im Versorgungssystem eine zentrale Rolle ein, wenn es darum geht, psychische Störungen im Kinder- und Jugendalter zu erkennen und im Gespräch mit den Eltern zu thematisieren. Die beiden Fachinformationen zur psychischen Gesundheit im Kindesalter und in der Jugend unterstützen Sie bei der Früherkennung und Sensibilisierung. Die unterschiedlichen Broschüren wie auch Poster und Visitenkarten können Sie in gedruckter Version sowie als PDF kostenfrei im Shop Bundespublikationen bestellen.
Take Care in der Schule
Wie können Lehrpersonen die psychische Gesundheit ihrer Schüler:innen stärken? Im Projekt «Take Care in der Schule» werden zurzeit mit Unterstützung der Paul-Schiller-Stiftung handlungsorientierte und qualitativ hochwertige Unterrichtsmaterialien ausgearbeitet, die Schüler:innen und Lehrpersonen eine direkte Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglichen. Ergänzt werden die Unterrichtsmaterialien mit adressatengerechten Fachinformationen.
Zusammenhang zwischen physischen und psychischen Beschwerden
Bauchweh, Kopfschmerzen oder Hautausschläge: Wenn die Kinderseele aus dem Gleichgewicht gerät, können körperliche Beschwerden auftreten. «Kinder drücken ihre psychischen Probleme oft mit physischen Schmerzen aus, weil sie für ihren Körper, im Gegensatz zu ihren Gefühlen, bereits Begriffe kennen», sagt Agnes von Wyl, Leiterin der Fachgruppe Klinische Psychologie und Gesundheitspsychologie am Psychologischen Institut der ZHAW. Oft wird bei körperlichen Beschwerden nicht sofort an eine psychische Störung gedacht. So bleibt diese meist lange unentdeckt - mit Folgen.
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«Unbehandelte psychische Störungen können bei Kindern und Jugendlichen schwerwiegende Auswirkungen haben, beispielsweise in Form schlechter schulischer Leistungen oder sozialer Probleme», sagt Frank Wieber, stellvertretender Leiter der Forschungsstelle Gesundheitswissenschaften am gleichnamigen ZHAW-Institut. «Sie können aber auch dazu führen, dass eine in der Kindheit und Jugend bereits bestehende sozioökonomische Benachteiligung im Erwachsenenalter anhält.»
Deshalb ist es wichtig, dass Probleme frühzeitig erkannt und mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt besprochen werden. Hierfür müsse aber sowohl bei den Eltern als auch bei den Fachpersonen das Bewusstsein für psychische Beeinträchtigungen bei vordergründig vor allem körperlichen Leiden geschaffen werden. Und da gebe es durchaus noch «Luft nach oben», sind sich die Wissenschaftlerin und der Wissenschaftler einig.
Public-Health-Problem
Knapp 17 Prozent der Schweizer Bevölkerung leiden an psychischen Störungen oder Erkrankungen unterschiedlicher Ausprägung. In ca. einem Drittel der Fälle liegen Komorbiditäten vor. Psychische und nicht-übertragbare Erkrankungen weisen national und global steigende Inzidenz- und Prävalenzzahlen auf und stellen für die Betroffenen und die Gesellschaft ein relevantes Public-Health-Problem dar.
Damit Menschen, die neben einem somatischen auch ein psychisches Krankheitsbild aufweisen, optimal versorgt werden können, muss das Bewusstsein für psychische Beeinträchtigungen geschärft werden. Dies ist insbesondere wichtig, wenn die körperlichen Leiden der Betroffenen unmittelbar und sichtbar sind, während die psychischen Leiden eher im Hintergrund stehen.
Zur Klärung des Handlungsbedarfes und der Bedürfnisse der Kinder- und Hausärzt:innen wurden Fokusgruppen in der Deutschschweiz und im Tessin durchgeführt. Aufbauend auf diese Ergebnisse wurde ein Massnahmenpaket beschlossen. Als Endergebnis liegen ressourcen-orientierte Informationsbroschüren zur Stärkung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen vor, sowie Fachinformationen für Kinder- und Hausärztinnen und -ärzte.
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Die Bedeutung des Spielens
Durch Spielen lernen Kinder ihre Umwelt kennen und verstehen. Spielerisch entwickeln sie sich weiter und bilden dabei wichtige Fähigkeiten aus - im motorischen, kognitiven, sozialen und emotionalen Bereich. Doch Spielen bedeutet weit mehr als frühes Lernen: Spielen ist auch wichtig für die psychische Gesundheit Ihres Kindes.
- Gemeinsame Momente des Spielens und Lernens helfen Eltern, eine engere Bindung zu Ihren Kindern aufzubauen. Als erste Spielkameradin oder erster Spielkamerad bieten Sie Ihren Kindern direkt zu Hause die Möglichkeit, zu lernen und eine Verbindung zu ihrer Umwelt herzustellen.
- Spielen, Tanzen und Singen sind grossartige Aktivitäten, um Stress abzubauen - sowohl für Ihr Kind als auch für Sie selbst. Schon kurze Momente des gemeinsamen Spielens können Erwachsenen zeigen, wie einfach es ist, ihre Kinder zu unterstützen. Forschungsergebnisse zeigen, dass Spielen Kinder vor den negativen Auswirkungen längerer Stressexposition schützt. Langanhaltende Stresssituationen können sich auf die physische und psychische Gesundheit eines Kindes auswirken.
- Verarbeitung emotionaler Situationen: Wenn Kinder komplexe emotionale Situationen bewältigen müssen, zeigt sich das oft in ihrem Spielverhalten. Gibt man Kindern Raum zum Spielen, können sie Gefühle wie Schmerz, Angst oder Verlust verarbeiten und sich dabei trotzdem wie Kinder verhalten. Spielen verleiht Kindern die Möglichkeit, Dinge auszudrücken, mit denen sie zu kämpfen haben und die sie noch nicht artikulieren können. Durch die Wiederholung schmerzvoller Ereignisse in ihren Spielen versuchen sie die Auswirkungen des Geschehenen auf ihre Umwelt und sich selbst zu verstehen.
- Förderung von Selbstständigkeit: Das kreative Lösen von Problemen während Spielen gibt Kindern ein Gefühl von Erfüllung und Selbstständigkeit. Nehmen Sie sich also die Zeit, um mit Ihrem Kind zu spielen. So versteht es, dass es geschätzt wird und Sie gerne mit ihm zusammen sind. Schenken Sie dem Spiel und Ihrem Kind dabei auch Ihre volle Aufmerksamkeit. Solch eine gemeinsame Erfahrung zeigt Ihrem Kind, dass es geliebt und ernst genommen wird - lächeln Sie also, bringen Sie sich ein und erfreuen Sie sich an jedem Moment!
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