Viele Menschen kennen das Gefühl der Langeweile. In der Psychologie wird Langeweile als unangenehmer Gefühlszustand definiert, der in repetitiven, bedeutungslosen oder unterfordernden Situationen entstehen kann.
Tödlich gelangweilt von seinem Job, dachte der britische Autor Tom Hodgkinson (49) darüber nach, wie er in einer Welt voller Arbeit und unbezahlter Rechnungen Frieden finden könnte. Als sein Arbeitgeber ihn feuerte, war er der Antwort bereits auf der Spur: Er gründete das Magazin «The Idler» (Der Faulenzer).
Die preisgekrönte britische Zeitschrift, die uns zum Nichtstun anhalten will, fasziniert heute Zehntausende Fans und befasst sich mit allerlei interessanten Fragen: Wie lässt sich im Büro die Toilette für den Mittagsschlaf umfunktionieren? Oder: Müssen wir uns schuldig fühlen, bloss weil wir uns ein Bad gönnen, statt zu arbeiten?
Mittlerweile hat Tom Hodgkinson gar eine Idler-Akademie begründet: Sie will Dinge lehren, die vergessen gegangen sind. Wie man einen Knopf annäht. Einen Teppich verlegt. Einen ganzen Nachmittag lang den Garten beobachtet. «Wer in kleinen und unspektakulären Tätigkeiten Erfüllung findet, der wird merken, wie aufregend Müssiggang sein kann.»
Durch die Arbeit hetzen, Sport treiben, Freunde treffen, kochen und waschen: Von Müssiggang sind die meisten Schweizer weit weg. Einfach nichts tun und sich im besten Sinne langweilen sind seltenen Momenten vorbehalten.
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Die moderne Langeweile und ihre Folgen
Viele halten die Langeweile nicht einmal mehr aus und füllen sie mit Reflexaktionen: dem ständigen Hantieren am Handy, Nonstop-Surfen durch virtuelle Welten etc. «Damit wollen wir die Leere füllen», sagt Langeweile-Forscherin Sandi Mann (71). Sie propagiert in ihren Büchern und Vorträgen das Gegenteil: pure Langeweile. Denn auch so sehr wir darum bemüht sind, uns im Internet abzulenken, in der Flut an Informationen und Möglichkeiten zu baden, all die Mühen bringen letztendlich keine Linderung.
All die Aktionen führen uns zurück zum Punkt, dem wir entfliehen wollen. Irgendwann langweilt uns auch die Daueraction und Überstimulation - nur fühlen wir uns durch den Überdruss und das Desinteresse gestresst und matt.
Diese moderne Form der Langeweile macht uns nicht nur unzufrieden, sondern mitunter sogar krank. Soziologen haben die negativen Auswirkungen am Arbeitsplatz und in der Schule längst skizziert, Mediziner und Psychologen deren gesundheitliche, seelische Konsequenzen.
So steht fest: Existenziell gelangweilte Menschen lassen sich schneller und öfter scheiden, sie werden schneller krank und leiden mitunter unter psychischen Problemen, die an Depressionen erinnern.
Wie eine landesweite Untersuchung der amerikanischen Columbia University gezeigt hat, sind auch Jugendliche vermehrt von der umtriebigen Langeweile betroffen. Sie versuchen, ihr zu entfliehen, indem sie den Kick in Risikosportarten oder anderen Exzessen suchen. Über die Hälfte der Teenager, die sich in der Studie als «häufig gelangweilt» bezeichneten, greift auffallend häufiger zu Zigaretten, Drogen und Alkohol als andere Altersgenossen.
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Bereits kursiert ein neuer Begriff für diese Befindlichkeit, manche bezeichnen sie bereits als neue Volkskrankheit: das «Bore-Out»-Syndrom. Müdigkeit, Erschöpfung, Schlafschwierigkeiten und Antriebslosigkeit gehen paradoxerweise mit jenem Stress einher, den negativ empfundene Langeweile provozieren kann.
Auch wenn sein Cousin, das Burnout, wesentlich bekannter ist, ist das Boreout nicht weniger gefährlich. Es hat zwar einen anderen Ursprung, aber einen ebenso beunruhigenden Ausgang. Das Boreout kann Mitarbeitende in teils schwere Depressionen stürzen. Das Burnout und das Boreout haben gemeinsam, dass sie Formen beruflicher Erschöpfung sind. Das Burnout resultiert aus physischer und mentaler Erschöpfung infolge von Arbeitsüberlastung; das Boreout hingegen wird durch chronische Langeweile und mangelnde Stimulation am Arbeitsplatz hervorgerufen.
Das Boreout ist auch unter dem Namen «Burnout-Syndrom durch Langeweile» bekannt und offenbart sich bei den Mitarbeitenden durch einen Interessen- und Motivationsverlust für ihre Funktion, bedingt durch eine schwache Arbeitslast. Wir alle haben uns schon einmal auf der Arbeit gelangweilt, doch dies macht uns noch lange nicht zu Boreout-Betroffenen.
Die gesundheitlichen Auswirkungen eines Boreouts sind im Wesentlichen die gleichen wie beim Burnout. Die Symptome einer Person, die am Burnoutsyndrom durch Langeweile leidet, sind sowohl auf physischer wie auf psychischer Ebene vielfältig und progressiv. Sie können von Stress über chronische Müdigkeit und Schlafstörungen bis hin zu Angst reichen.
Der Sinnverlust und die Unzufriedenheit am Arbeitsplatz sind so gross, dass sie zu Konzentrationsmangel, zunehmendem Absentismus und wiederholten Fehlern bei der Ausführung von Arbeitsaufgaben führen. Was ist der wahre Zweck meiner Arbeit und was ist meine Motivation, jeden Morgen aufzustehen? Bin ich für das Unternehmen nützlich? Die vom Boreout betroffene Person entwickelt ein Gefühl der Selbstentwertung, beginnt, an ihren Fähigkeiten zu zweifeln, und verliert ihr Selbstvertrauen.
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Aus Angst, gekündigt zu werden, setzen Mitarbeitende mit Boreout aber oft Methoden ein, um bei ihren Kollegen und Vorgesetzten nicht aufzufallen. Die Arbeit langsamer auszuführen, damit man den ganzen Tag beschäftigt ist, oder Strategien anzuwenden, um glaubhaft zu vermitteln, dass man in der Arbeit erstickt, sind nur ein paar Beispiele für Taktiken, die dazu beitragen, dass der Teufelskreis des Syndroms aufrechterhalten wird.
In einer Gesellschaft, in der Leistung und Wettbewerbsfähigkeit zählen und die Suche nach dem beruflichen Sinn wichtiger denn je ist, fällt es leichter, zuzugeben, dass man mit Arbeit überlastet ist, als einzugestehen, dass man sich zutiefst langweilt. Es ist sozial akzeptabler, infolge von zu viel Arbeit krank zu sein wie von zu wenig, und logischerweise fällt es schwer, auszusprechen, dass man fürs Nichtstun bezahlt wird.
Sie sollten jedoch wissen, dass der erste Schritt, um nicht unterzugehen, darin besteht, sich des Problems bewusst zu werden und darüber zu sprechen. Zunächst mit Vorgesetzten, damit diese geeignete Massnahmen zur Verbesserung des beruflichen Wohlbefindens der Person mit Boreout ergreifen können. Es liegt in der Verantwortung des Arbeitgebers, für das physische und mentale Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu sorgen. Dann mit Kolleginnen oder Kollegen, denen Sie vertrauen. Diese haben einen objektiveren Blick auf die aufgetretenen Schwierigkeiten und können Ratschläge geben oder sogar Hilfe leisten. Und wenn die belastende Situation weiterhin anhält, ist es möglicherweise an der Zeit, über Alternativen nachzudenken.
Der Wert der Langeweile
Béatrice Heller (59) ist Co-Leiterin des Zentrums für Achtsamkeit in Zürich. Sie beobachtet: «Die heutige Gesellschaft ist extrovertiert und schnell. Die meisten Menschen definieren sich darüber, was sie leisten und wie man sich verbessern kann. Werden einmal keine Anforderungen an sie gestellt, empfinden sie diese Zeit als unproduktiv und reagieren oft mit Unruhe und Aktivitätsdrang.»
Höchste Zeit also zur Denkumkehr. Wir sollten uns wieder auf die Urform der Langeweile zurückbesinnen: auf mehr Leerräume, wieder lernen, Nichtstun auszuhalten. «Die Langeweile positiv umkehren und wieder in unser Leben integrieren», sagt Sandi Mann.
In der Zwischenzeit erforschen auch Neurowissenschaftler die positiven Effekte von Müssiggang und Faulenzertum. Die McGill University in Kanada führte als eine der ersten Institutionen entsprechende Untersuchungen durch. Die Konklusionen sind noch nicht wissenschaftlich bewiesen, dennoch scheint klar: Bei jenen, die nichts tun, fällt der Blutdruck, und die Ströme ruhender Hirnregionen lassen darauf schliessen, dass sich unsere Denkzentrale für spätere Stimulationen rüstet - und Erinnerungen in der Folge besser speichern oder mit anderen Regionen des Gehirns verbinden kann.
Ein wachsendes Heer von Coaches, Achtsamkeits-Spezialisten und Meditationsschulen machen es sich zur Aufgabe, unseren Umgang mit Langeweile zu verändern - uns Lust auf ihre positiven Effekte zu machen.
Langeweile als adaptives Signal
Langeweile ist ein alltägliches und fast normales Phänomen, das jedoch erstaunlich wenig erforscht ist. Langeweile ist überall zu finden, in jedem Alter, bei allen Geschlechtern und in allen Kulturen, sogar bei Tieren.
Wir verstehen Langeweile häufig als etwas sehr Negatives und Unerwünschtes. Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard beschrieb Langeweile sogar als die Wurzel allen Übels.
Von Eastwood und Kollegen wird state boredom als «the aversive state of wanting, but being unable, to engage in a satisfying activity» definiert. Das bedeutet, dass Langeweile unangenehm ist und auftritt, wenn eine Person nicht in der Lage ist, zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine befriedigende Tätigkeit auszuüben, dies aber möchte.
Fehlt uns ein Ziel oder weichen unsere aktuellen Handlungen von den eigenen Zielen ab oder besteht eine Diskrepanz zwischen kognitiven Anforderungen und verfügbaren Ressourcen, resultiert Langeweile. Unterforderung sowie Überforderung können Ursachen sein.
Zwei Funktionen werden als zentral beschrieben: (1) sie informiert uns über unsere Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation und (2) sie motiviert uns, nach einer interessanteren, erfüllenderen oder sinnvolleren Situation zu streben.
Langeweile kann also nicht nur ein unangenehmer Zustand sein, sondern auch als adaptives Signal verstanden werden. Ein Signal, das uns zu anderem Verhalten motiviert. Langeweile spielt folglich eine zentrale Rolle bei zielgerichtetem Verhalten und kann in diesem Zusammenhang sogar unser Wohlbefinden fördern.
Allerdings schreibt uns Langweile nicht vor, wie genau wir uns alternativ Verhalten sollen. Es wurden einige Verhaltensweisen mit Langeweile in Verbindung gebracht, welche langfristig schädlich sind. Beispielsweise problematisches Essverhalten oder übermäßige Smartphone-Nutzung und weitere. Es liegt also bei uns wie wir mit Langweile in unserem normalen Alltag umgehen.
Achtsamkeit und der Umgang mit Langeweile
Einfacher gesagt als getan? Gülsha Adilji (30), die umtriebige, für ihr freches Mundwerk bekannte Moderatorin des ehemaligen TV-Jugendsenders Joiz, kann das bestätigen. Immer wissen, was läuft, bei allem dabei sein, gleichzeitig die sozialen Medien und das Internet checken: Auch die Journalistin musste lernen, mit all diesen Impulsen anders umzugehen, ohne gelangweilt zu werden.
Gülsha Adilji, Moderatorin: « Beobachte ich zu Hause meine Weinbergschnecke, ist das fast so interessant wie Instagram.» Der Anfang war schwierig. Als Lehrmittel schaffte sie sich ein Haustier an, wie sie sagt, ein Symbol des neuen Müssiggangs: eine Weinbergschnecke. Die Beobachtungen beruhigen und entschleunigen sie wohltuend. Zwischendurch falle sie zwar in alte Muster zurück, lebe wieder in alten Extremen. Nun aber habe sie Antennen dafür, sagt sie.
Derzeit schreibt Gülsha an einem Bühnenstück. Satz für Satz. Dann und wann bleibt sie bewusst einen Abend zu Hause und macht rein gar nichts. «Oder ich jogge frühmorgens hinauf auf den Üetliberg.»
Genau in solchen unspektakulären Aktivitäten sehen Achtsamkeits-Experten einen wichtigen Ansatz, um von der getriebenen zur erholsamen Langeweile zu finden und daraus Kreativität und neue Kraft zu schöpfen.
Dazu muss man nicht mal in Kurse gehen. Routinetätigkeiten, die einen grossen Anteil unseres Alltags füllen, eignen sich prima dazu, die neue Langeweile zu üben: zum Beispiel Duschen, Zähneputzen, Essen, Einkaufen, Zugfahren. Sich also auf kleine Tätigkeiten zu konzentrieren und sie bewusst ausführen, ohne in Gedanken woanders zu sein. «Das führt dazu, dass wir Langeweile als wohltuend erleben», sagt Achtsamkeits-Expertin Heller.
Die Belohnung: Ruhe und Ausgeglichenheit, aber auch eine neue Faszination für Menschen, Themen und Tätigkeiten. Gülsha Adilji etwa hat sich ein neues Hobby zugelegt. Sie fotografiert Altpapierbündel. «Ich bewundere Menschen, die in stundenlanger Arbeit akribische Stapel erschaffen, die bei genauer Betrachtung alles andere als langweilig sind - sondern regelrechte Kunstwerke.»
Langeweile und prosoziales Verhalten
Langeweile ist weit verbreitet und tritt häufig auf, und die Folgen davon sind meistens negativ. Beispielsweise konnten diverse Studien zeigen, dass Langeweile zu einer tieferen Arbeitszufriedenheit führen, sich negativ auf den Bildungserfolg auswirken oder aber auch ungesundes Konsumverhalten herbeiführen kann.
Die Forschenden Wijnand van Tilburg vom King’s College in London und Eric Igou von der Limerick Castletroy Universität in Irland sind der Ansicht, dass Langeweile durchaus auch wünschenswerte Verhaltensweisen hervorrufen kann. Sie argumentieren, dass Langeweile eine wichtige regulatorische Funktion erfüllt: Wenn uns langweilig ist, signalisiert uns das, dass die momentane Tätigkeit an Bedeutung verloren hat. Dies wiederum motiviert uns, nach alternativen Beschäftigungen und Zielen zu suchen, die wir für bedeutungsvoller halten. Bedeutungsvolle Ziele sind beispielsweise solche, die unser Streben nach Zugehörigkeit unterstützen.
Prosoziales Verhalten, also all diejenigen Handlungen, die bewusst und freiwillig ausgeführt werden und darauf abzielen, einer anderen Person etwas Gutes zu tun, werden oft als bedeutungsvolle Handlungen genannt, die das Zugehörigkeitsgefühl verstärken.
Tilburg und Igou schlussfolgern, dass Langeweile tatsächlich prosoziales Verhalten fördern kann, und zwar insbesondere dann, wenn das Verhalten als bedeutsam wahrgenommen wird.
Depressionen bei jungen Menschen
Jugendpsychiater Alain Di Gallo zum Tabuthema Depression bei jungen Menschen. Die Krankheit müsse auch bei ihnen ernst genommen werden.
Alain Di Gallo, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, sagt, welche Einflüsse die Wahrscheinlichkeit begünstigen, an einer Depression zu erkranken, und wie man sie behandeln kann.
Die klassischen Symptome einer Depression sind eine traurige Grundstimmung, eine Antriebshemmung und der Verlust von Freude und Interesse. Diese Symptome müssen mindestens zwei Wochen andauern, und sie unterscheiden sich in ihrer Stärke deutlich von einer herkömmlichen Kraftlosigkeit und Erschöpfung. Begleitend äussern sich meistens weitere Anzeichen wie etwa ein gestörtes Selbstbewusstsein, Schuldgefühle, Todesgedanken oder Schlafstörungen.
Bei Jugendlichen sind fünf bis sieben Prozent betroffen, also rund jeder Zwanzigste.
Je älter Jugendliche werden, desto mehr ähneln die Symptome denen der Erwachsenen. Traurige Grundstimmung, Antriebslosigkeit und eine Störung des Selbstwertgefühls sind typisch. Damit einher gehen fast immer Schul- oder Ausbildungsprobleme.
Psychischen Krankheiten liegt selten nur eine einzige Ursache zugrunde. Häufig besteht eine genetische Anlage. Wenn in einer Familie Depressionen vorhanden sind, ist das Risiko höher, dass eines oder mehrere der Kinder auch daran erkranken. Wenn schwere Lebensereignisse in der Kindheit wie Trennungen, Missbrauch oder Gewalt hinzukommen, verstärken diese den Einfluss des genetischen Risikos. Und natürlich wirken auch aktuelle Belastungen als Mitauslöser von Depressionen mit.
Das Leben mancher Kinder ist tatsächlich sehr voll gepackt, und manchmal fehlt ihnen das Nichtstun oder die Langeweile, die sie brauchen, um aufzutanken. Cybermobbing zum Beispiel kann, wenn es über längere Zeit dauert, durchaus zu Depressionen führen.
Depressionen verlaufen typischerweise episodisch. Nach Wochen und Monaten klingen sie oft wieder ab. Aber sie neigen auch dazu - besonders in belastenden Lebenssituationen - zurückzukehren. Daher ist es für die Betroffenen und ihr Umfeld wichtig, erste Zeichen eines Rückfalls ernst zu nehmen und frühzeitig Hilfe zu suchen.
Wir verwenden den Begriff «Depression» leider zunehmend zur Bezeichnung von Alltagszuständen. Damit verharmlosen wir die Krankheit und werden ihrem tatsächlichen Ausmass überhaupt nicht gerecht. Einen depressiven Menschen aufzufordern, sich zusammenzureissen ist genauso sinn- und hilflos wie einem Menschen, der das Bein gebrochen hat, zu sagen «nun hab dich nicht so und steh endlich auf».
Zuerst muss sorgfältig erhoben werden, ob tatsächlich eine Depression vorliegt. Wichtig ist, auch das Umfeld der Kinder und Jugendlichen einzubeziehen: Eltern, Schule oder Ausbildner. Dann folgt die Aufklärung über Verlaufsformen und Behandlungsmöglichkeiten. Im Vordergrund steht die Psychotherapie unter Einschluss der Familie. Häufig sehen Depressive das Leben viel düsterer als Gesunde. An diesen Gedankenverzerrungen kann man mit den Betroffenen arbeiten. Schwere Depressionen werden auch mit Medikamenten behandelt. Bei Kindern wirken diese weniger, Jugendlichen kann man damit jedoch oft gut helfen.
Suizide sind neben Unfällen die häufigste Todesursache bei Jugendlichen, und Depressionen sind der wichtigste Risikofaktor für Suizidversuche und Suizide. Das Thema muss deshalb immer offen angesprochen und nach Suizidgedanken gefragt werden. Ganz wichtig ist die Aufklärung, dass Suizidalität ein Symptom der Depression ist und gut und erfolgreich behandelt werden kann.
Mit Faulheit oder einer falschen Einstellung zu den Dingen haben Depressionen dagegen nichts zu tun. Im Gegenteil sind Betroffene «häufig sehr engagiert, gewissenhaft und auf der Suche nach Lösungen». «Die Depression verändert das Wesen des Betroffenen sehr stark», sagt Brezina.
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