Psychisch, psychosomatisch oder somatisch kranke Kinder und Jugendliche verursachen in allen Schularten und Klassenstufen besondere pädagogische Herausforderungen. Der vorliegende Artikel beleuchtet konzeptionelle Fragen wie Psychische Gesundheit, Bildungsgerechtigkeit, Werteerziehung, Nachteilsausgleich, Qualitätsentwicklung und Inklusion.
Im Fokus stehen detaillierte Beschreibungen konkreter pädagogischer Angebote, wie beispielsweise Textproduktionen, Computerkurse und Schulsport. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Thematisierung von Schulverweigerung, wobei Möglichkeiten einer differenzierten Diagnostik, ursächliche und verstärkende Faktoren in der Familie oder der Klasse sowie aussichtsreiche Bewältigungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.
Zielgruppe und Inhalte
Der Artikel richtet sich an LehrerInnen aller Schulformen, MitarbeiterInnen der Schulaufsicht, Fachkräfte in Kliniken, Rehabilitationseinrichtungen sowie der sozialen Arbeit, Studierende humanwissenschaftlicher und medizinischer Fächer sowie an eine interessierte Öffentlichkeit. LeserInnen erhalten einen Überblick zum Thema und finden konkrete Anregungen für die eigene Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Pädagogik bei Krankheit: Untersuchungen und konzeptionelle Überlegungen
 - Fachdidaktische und methodische Aspekte einer Pädagogik bei Krankheit
 - Besondere pädagogische Angebote für kranke Schüler
 
Pädagogik bei Krankheit: Konzeptionelle Überlegungen
Die Auseinandersetzung mit psychischer Gesundheit als Auftrag der Schule ist ein zentraler Aspekt. Dabei werden Perspektiven der Schule für Kranke im inklusiven Bildungssystem betrachtet. Schulen für Kranke an Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie stellen eine besondere pädagogische Herausforderung dar. Eine qualitative Untersuchung liefert hierzu ausgewählte Ergebnisse.
Es werden die Charakteristika des Unterrichts an der Schule für Kranke verallgemeinert und die Bildungsgerechtigkeit durch Chancengleichheit auch für kranke Schüler thematisiert. Werterziehung aus existenzanalytischer und logotherapeutischer Sicht sowie die Reintegration psychisch kranker Schülerinnen und Schüler aus der Psychiatrie in die Regelschulen werden ebenfalls diskutiert.
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Regelungen zum Nachteilsausgleich für kranke Schüler und aktuelle Entwicklungen in den Bundesländern werden vorgestellt. Ein Erfahrungsbericht zur Qualitätsentwicklung an der Schule für Kranke rundet diesen Abschnitt ab.
Fachdidaktische und Methodische Aspekte
Die Krankenpädagogik wird als diagnosebasierte Didaktik betrachtet, am Beispiel der Schulverweigerung aufgezeigt. Es werden Beispiele wie experimentelles Drucken und kreatives Schreiben vorgestellt. Der naturwissenschaftliche Unterricht an Schulen für Kranke wird als sinnvoller Beitrag zu den krankenpädagogischen Zielen betrachtet.
Die Textproduktion wird als Mittel sonderpädagogischer Förderung kranker Schüler anhand eines Fallbeispiels erläutert. Auch die Besonderheiten des Mathematikunterrichts in der Schule für Kranke werden beleuchtet.
Besondere Pädagogische Angebote
Es werden verschiedene Angebote für kranke Schüler vorgestellt, darunter Computerkurse für Menschen mit hohem Hilfebedarf. Voltigieren als Schulsport wird ebenso thematisiert wie der „Kinderinselunterricht“ an der Schule für Kranke der DRK-Kinderklinik Siegen und das besondere Unterrichtsangebot.
Lernangebote zur Begleitung von Stabilisierungs- und Neuorientierungsprozessen kranker Schülerinnen und Schüler an der Paul-Martini-Schule werden vorgestellt. „Radio-Aktiv“ wird als Unterrichtsangebot an der Schule für Kranke präsentiert. Abschließend werden Schulabsentismus und Dropout psychisch kranker Kinder und Jugendlicher im Rahmen des „Essener Schulvermeider-Projekts“ sowie schulische Beratung bei Schulverweigerung thematisiert.
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Beispiele für pädagogische Angebote
- Computerkurse
 - Voltigieren als Schulsport
 - Kinderinselunterricht
 - Radio als Unterrichtsangebot
 
Fallbeispiel: Vernetzt denken - Pflege verstehen
Das fallorientierte Pflegelehrbuch für die Differenzierungsphase Gesundheits- und Kinderkrankenpflege verdeutlicht die Notwendigkeit, pflegerische und bezugswissenschaftliche Inhalte zu vernetzen. Ein Beispiel ist Lotte, die wiederholt mit einer Aspirationspneumonie in die Kinderklinik aufgenommen wurde. Sie ist geistig behindert, entwicklungsverzögert und hat Probleme mit dem Schlucken. Jetzt hat sie hohes Fieber, ist exsikkiert und atmet erschwert.
Hierbei werden prüfungsrelevante Inhalte aus Pflege und den Bezugswissenschaften vernetzt dargestellt: Authentisch, verständlich und praxisnah.
Die Pluspunkte:
- Fälle - vom Frühgeborenen bis zum Jugendlichen
 - Topaktuell: Anwendung von Pflegediagnosen im Pflegeprozess
 - Inhalte aus den Bezugswissenschaften Psychologie, Pädagogik, Ethik, Recht, Ernährungswissenschaften, Medizin und Pharmakologie
 - Kästen mit Definitionen und Tipps für die Praxis
 - Reflexionsfragen - zum Nachdenken und Diskutieren
 
So macht Lehren und Lernen Spaß!
Über die Autoren
Claudia Wächter (Herausgeberin): Kinderkrankenschwester, Diplom-Pflegepädagogin, Masterstudium Personalentwicklung (M.A. cand.). Tätigkeiten in der SOS-Entwicklungsdiagnostischen Beratungsstelle Landsberg/Lech und als Projektleiterin am Schulzentrum des Klinikums Augsburg. Dozententätigkeit an Krankenpflegeschulen.
Weitere Autorinnen:
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- Lauber, Heike: Krankenschwester, Weiterbildung zur Fachkrankenschwester Anästhesie und Intensivmedizin sowie zur Stationsleitung, Dipl. Pflegemanagerin.
 - Lohner, Elisabeth: Kinderkrankenschwester, Studium des Lehramtes an beruflichen Schulen, Fachrichtung: Gesundheits- und Pflegewissenschaft.
 - Raschke, Silke: Kinderkrankenschwester, Dipl. Pflegemanagerin, Tätigkeiten als stv.
 - Steinfartz, Pia: Kinderkrankenschwester, Fachweiterbildung pädiatrische Intensivpflege, Dipl.
 - Walter, Silke: Kinderkrankenschwester, Fachkinderkrankenschwester für Onkologie mit Zusatzqualifikation Palliative Care, Diplomstudium Pflege- und Gesundheitswissenschaft (Dipl. cand).
 
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