Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale Substanz in der Schweiz. Der Konsum von Cannabis und seine Auswirkungen auf die psychische Gesundheit sind ein viel diskutiertes Thema. In diesem Artikel werden aktuelle Studien und Forschungsergebnisse beleuchtet, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Angststörungen auseinandersetzen.
Wie wirkt Cannabis?
Beim Rauchen oder Inhalieren von Cannabis gelangt das THC über die Lungen ins Blut und ins Gehirn. Die Wirkung tritt schnell ein und hält einige Stunden an. Beim Essen von Cannabis dauert es länger, bis die Wirkung eintritt, und sie kann länger anhalten. Die Art und das Ausmass der Wirkung hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter die konsumierende Person, die Konsumart, die Sorte und die Konsummenge.
Cannabis und psychische Gesundheit
Es besteht ein Zusammenhang zwischen Cannabisgebrauch und Psychosen sowie Depressionen, vor allem bei häufigem Konsum und frühem Einstieg. Cannabis kann bei Personen mit entsprechender Veranlagung Psychosen auslösen. Bei manchen Personen, die chronisch stark Cannabis konsumieren, können die Verarbeitung von komplexen Informationen, die Gedächtnisleistung sowie die Konzentration beeinträchtigt sein.
Eine vom Bundesamt für Gesundheit finanzierte Studie hat die medizinische Anwendung von Cannabis untersucht und vielversprechende Ergebnisse geliefert. Allerdings zeigte sich Cannabis bei der Behandlung von Angstsymptomen als am wenigsten wirksam.
Die "Weed Care"-Studie in Basel-Stadt
Die Studie «Weed Care», ein Pilotprojekt zur kontrollierten Abgabe von Cannabisprodukten im Kanton Basel-Stadt, startete am 30. Januar 2023 mit 378 Teilnehmenden. Zwei Jahre nach dem Verkaufsstart liegen aussagekräftige Ergebnisse vor. Die Studie zeigt vielversprechende Entwicklungen im Bereich der Schadensminderung und bestätigt das Interesse der Konsumierenden an einer legalen Regulierung.
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Die Hauptmotive für die Teilnahme am Weed Care Projekt verdeutlichen die Akzeptanz einer regulierten Cannabisabgabe:
- 89 Prozent der Studienteilnehmenden wollen mit ihrer Teilnahme ein Zeichen für eine neue Regulierung setzen.
 - 84 Prozent schätzen die Möglichkeit, qualitativ bessere Cannabisprodukte zu erwerben.
 - 79 Prozent sehen den Vorteil darin, dass Cannabis einfacher und sicherer bezogen werden kann.
 
Die Studie zeigt zudem positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Teilnehmenden. Über die zwei Studienjahre reduzierte sich einerseits das Suchtverhalten und andererseits die depressiven Symptome sowie die Angstsymptome. Mögliche Gründe dafür sind der Wegfall der Illegalität, das Vertrauen in sichere Produkte und eine bessere Kontrolle des Konsums durch klare THC-Angaben.
Im November 2024 informierte das Gesundheitsdepartement Basel-Stadt über die Verlängerung der Studie um 1.5 Jahre bis Januar 2027. Durch zwei Anpassungen des bisherigen Studiendesigns sollen weitere Erkenntnisse zum Konsumverhalten der Teilnehmenden gewonnen werden. Nach Ablauf der gemeinsamen Studie des Gesundheitsdepartements Basel-Stadt, der Universitären Psychiatrischen Kliniken, der Psychiatrischen Dienste Aargau sowie der Universität Basel wird ein Schlussbericht erstellt. Die daraus gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse bilden zusammen mit den Ergebnissen anderer Pilotprojekte in der Schweiz eine fundierte Diskussionsgrundlage für eine künftige verantwortungsvolle Cannabispolitik.
Legalisierung und ihre Folgen
Die Legalisierung von Cannabis ist ein kontroverses Thema. Psychiater warnen vor einer Zunahme von Psychosen. Eine Studie aus Kanada zeigte, dass sich die Zahl der neu diagnostizierten Psychosekranken nach der Legalisierung fast verdoppelt hat. Allerdings gibt es auch Argumente, die für eine Legalisierung sprechen, wie die Eindämmung des Schwarzmarktes und die Möglichkeit, den Konsum sicherer zu gestalten.
Andreas Beerli von der ETH Zürich betont, dass die kanadische Studie methodologische Schwächen aufweist und nicht belegen kann, dass eine Freigabe unweigerlich zu mehr Psychoseerkrankungen führen würde. Er fordert Studien, die höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen genügen.
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Auswirkungen auf Jugendliche
Jugendliche gelten als besonders gefährdet durch Cannabiskonsum, da ihr Gehirn noch nicht ausgereift ist. Der Konsum von THC kann die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen und das Risiko für spätere psychische Erkrankungen erhöhen. Studien zeigen, dass Cannabiskonsum bei Jugendlichen mit einer Ausdünnung des präfrontalen Cortex und mit einem höheren Mass an Impulsivität in Verbindung gebracht werden kann.
Stephanie Stucki von Infodrog sieht ein grösseres Problem darin, dass Jugendliche Schwarzmarktprodukten ausgesetzt sind. Sie plädiert für einen legalen Zugang zu qualitätsgeprüften Cannabisprodukten für Erwachsene und strikte Regeln für den Markt. Begleitend brauche es griffige Massnahmen der Prävention, der Beratung und Therapie und der Schadenminderung.
Zusammenhang zwischen Suchtverhalten, Schizophrenie und Cannabis-Konsum
Yasmin Hurd, Neurowissenschaftlerin, hat Zusammenhänge zwischen Suchtverhalten, Schizophrenie und Cannabis-Konsum nachgewiesen. Ihre Forschung zeigt, dass THC-Konsum im Jugendalter das Risiko für spätere Schizophrenie, aber auch für Angsterkrankungen und Depressionen erhöht.
Tierversuche zeigten, dass Ratten, die früh THC ausgesetzt waren, später eher Heroin-abhängig wurden. Auch bei Schizophrenen zeigte sich ein ähnliches Bild: stark verkümmerte neuronale Vernetzungen, insbesondere im präfrontalen Cortex.
Therapie der Angststörung
Es gibt verschiedene unterstützende Therapieoptionen, die helfen können, Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. In der Schweiz stehen qualifizierte Ärzte zur Verfügung, um gemeinsam einen individuellen Behandlungsplan zu entwickeln.
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Tabelle: Ergebnisse der Studie «Weed Care»
| Aspekt | Ergebnis | 
|---|---|
| Teilnehmerzahl | 378 (zu Beginn) / 299 (nach 2 Jahren) | 
| Verkaufte Cannabis-Menge | 87 kg | 
| Entzug vom illegalen Markt | 900'000 Franken | 
| Kontakte zum Studienarzt (Beratung) | 35 | 
| Auswirkungen auf psychische Gesundheit | Reduktion von Suchtverhalten, depressiven Symptomen und Angstsymptomen | 
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