Eine Erektionsstörung kann sich erheblich auf die sexuelle Zufriedenheit, das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität eines Mannes oder auf seine Beziehung auswirken.
In der Fachsprache spricht man von einer erektilen Dysfunktion. Es ist die Unfähigkeit eines Mannes, eine ausreichende Erektion zu erreichen oder zu erhalten, um sexuell zufriedenstellend aktiv zu sein. Eine erektile Dysfunktion kann vorübergehend oder dauerhaft auftreten.
Ursachen von Erektionsstörungen
Die Ursachen für Erektionsstörungen sind vielfältig, und es gilt, sie aufzuspüren. Neben den Blutgefässen spielen Hormone, Nerven und psychische Faktoren eine wichtige Rolle. «Jede Störung dieser Komponenten kann zu einer Erektionsstörung führen», erklärt Dr. med. Andreas Gutwein, Oberarzt Angiologie am KSA.
- Bei Jungen sind meist Stress, psychische Probleme und Leistungsdruck die Auslöser von Erektionsstörungen.
 - Andere Ursachen sind etwa Medikamente, Operationen, Verletzungen in der Becken-Bauch-Region, Depressionen oder Hormonmangel.
 - Im Alter ist eine erektile Dysfunktion oft durch eine Erkrankung bedingt. Tatsächlich ist eine erektile Dysfunktion oft Vorbote einer Herzerkrankung.
 
Betroffene haben ein bis zu 45 Prozent höheres Risiko, einen Herzinfarkt und ein bis zu 35 Prozent höheres Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. «Wichtig ist es, solche Patienten zu identifizieren und präventiv zu schützen», so Andreas Gutwein.
Zigaretten enthalten Chemikalien, welche die Bildung der Stickstoffoxid-Moleküle unterbinden, die Blutgefässe erweitern. Dadurch kann der Schwellkörper sich nicht mit ausreichend Blut für eine Erektion füllen. Männer, die mehr als zehn Zigaretten am Tag rauchen, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, eine erektile Dysfunktion zu entwickeln. Man vermutet, dass sich das Risiko bei einer Menge von 20 Zigaretten am Tag verdoppelt.
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Eine Studiensammlung aus dem Jahre 2017 kam zu dem Schluss, dass die Hälfte aller Diabetiker*innen im Laufe ihres Lebens eine erektile Dysfunktion entwickelt.
Gut zu wissen: Laut einer Studie könnte ein Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und einer erektilen Dysfunktion bestehen.
In der Fachzeitschrift behaviorial science wurde 2016 eine Studie veröffentlicht, die einen Zusammenhang zwischen Erektionsproblemen und Internet-Pornofilmen vermutet. Durch unrealistische Vorstellungen, die in solchen Videos vermittelt werden, könnten sich die Erwartungen an das eigene Sexualleben derartig verändern, dass man nur schwer sexuell erregt werden kann, so die Forschende.
Eine Studie aus dem Journal of Sexual Medicine kam zu der Beobachtung, dass erektile Dysfunktion bei jüngeren Männern häufiger wird. Die genauen Ursachen bleiben unklar.
Psychische Ursachen
Erektionsprobleme können auch psychische Ursachen haben, wie Traumata oder Ängste. Stress, psychische Belastungen, zwischenmenschliche Konflikte oder individuelle Versagensängste können zu Impotenz führen. In diesem Fall kann eine Psychotherapie sinnvoll sein.
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Diagnose und Behandlung
Ärzt*innen führen zunächst ein Anamnesegespräch durch, mit Fragen zu den Erektionsproblemen und zum Sexualverhalten. Eventuelle weitere Erkrankungen werden ebenfalls berücksichtigt. Es folgt eine körperliche Untersuchung mit Abtasten der Intimzone und einem Ultraschall.
Die richtige Behandlung hängt von der Ursache ab. Häufig kommen PDE-5-Hemmer, also Viagra oder ähnliche Medikamente, zum Zug. «Diese müssen genau dosiert und auf den Patienten abgestimmt sein», so Andreas Gutwein. Von Selbstmedikation mit Präparaten aus dem Internet raten die Ärzte entschieden ab. «Wir wollen die Ursachen finden und behandeln.
Für die beiden Ärzte ist es wichtig, Patienten über die möglichen Behandlungsoptionen zu informieren und gemeinsam die bestmögliche Lösung zu finden. Dabei ist es unerlässlich, auf die Bedürfnisse des einzelnen Patienten einzugehen sowie, wenn vorhanden, auf die seiner Partnerin oder seines Partners. Denn die Ansprüche an das Sexualleben sind sehr individuell.
Das wohl bekannteste Mittel gegen Erektionsprobleme ist das Medikament Viagra, das der US-amerikanische Pharmakonzern Pfizer 1998 auf den Markt brachte. Es enthält den Wirkstoff Sildenafil, aus der Gruppe der Phosphodiesterase-5-Hemmer. Das Medikament erweitert die Blutgefässe im Schwellkörper, sodass das Blut sie besser durchströmen kann.
Ehe Medikamente zum Einsatz kommen, müssen Sie laut den S1-Leitlinien die möglichen Ursachen zunächst behandeln.
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Weitere Behandlungsmöglichkeiten
- Psychotherapie: Bei psychischen Ursachen.
 - Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT): Der Arzt injiziert einen Wirkstoff, der die Blutgefässe erweitert.
 - Transurethrale Therapie (MUSE): Kleine wirkstoffhaltige „Zäpfchen“ werden in die Harnröhre appliziert.
 - Vakuumpumpen: Erzeugen einen Unterdruck, wodurch sich der Penis mit Blut füllt.
 - Penisprothese: Implantate aus Kunststoff werden in die Penis-Schwellkörper eingesetzt.
 
Viagra: Nebenwirkungen
Mögliche Nebenwirkungen von Viagra sind Hitzewallungen, Kopfschmerzen und Verdauungsstörungen.
Sildenafil verursacht verschiedene Nebenwirkungen. Am häufigsten sind Kopfschmerzen, Hitzegefühl, Dyspepsie, verstopfte Nase und Sehstörungen. Sildenafil scheint aber auch ZNS-Nebenwirkungen hervorrufen zu können, wie eine Übersicht zeigt, in der 274 Meldungen zu solchen Nebenwirkungen zusammengestellt sind. Es handelt sich um neurologische und psychiatrische Störungen wie zum Beispiel Verwirrtheit, Desorientiertheit, Angstzustände, Agitiertheit, depressive und manische Zustände sowie psychotische Reaktionen.
Alternative Behandlungen und Hausmittel
Sportliche Aktivität kann wohl auch bei erektiler Dysfunktion helfen. Wie wirksam pflanzliche Potenzmittel tatsächlich sind, versucht die Forschung noch herauszufinden - die meisten Studien sind bis jetzt nur an Tieren durchgeführt worden.
- Kaffee als Schutz vor erektiler Dysfunktion? In einer Untersuchung mit 3700 Probanden, die täglich 170 bis 375 Milligramm Koffein (eine bis drei Tassen Kaffee) zu sich nahmen, stellten Forschende fest, dass Koffein vor erektiler Dysfunktion schützen kann: Koffein entspannt die Muskulatur und fördert die Durchblutung.
 - Wassermelone als natürliches Viagra? Wassermelonen enthalten die Aminosäure L-Citrullin, welche die Potenz steigern soll. In einer Untersuchung der Fachzeitschrift Urology erhielten 24 Männer mit einer leichten bis moderaten erektilen Dysfunktion ein Nahrungsergänzungsmittel mit L-Citrullin.
 - Ergebnisse aus Tierstudien: In Tierstudien mit Ratten mit erektiler Dysfunktion konnten die Wurzeln der Heilkräuter Chlorophytum borivilianum und Mondia Whitei die Potenz steigern. Das Pulver der Knolle der peruanischen Maca zeigte ebenfalls positive Effekte bei erektiler Dysfunktion.
 
Vorbeugung
Grundsätzlich stehen die Erfolgschancen bei der Behandlung einer erektilen Dysfunktion gut. Nebst der Behandlung tragen auch gesunde Ernährung, körperliche Aktivität, Rauchentwöhnung, Stressbewältigung und guter Schlaf dazu bei.
Sie können Potenzproblemen vorbeugen, indem Sie Risikofaktoren wie Rauchen und übermässigen Alkoholkonsum vermeiden. Treiben Sie regelmässig Sport. Das verbessert die Durchblutung. Zudem ist es ratsam, sich und den Partner nicht unter sexuellen Leistungsdruck zu setzen.
Häufig bessern sich die Erfolgsaussichten bei einer Behandlung, je früher sie mit der Therapie beginnen.
Statistiken und Fakten
Das Risiko von Erektionsstörungen steigt mit zunehmendem Alter: Die Hälfte aller Männer ab 70 leidet an einer erektilen Dysfunktion, zwei Prozent aller 30-Jährigen sind ebenfalls betroffen [1].
Dass die Lust auf Sex mit dem Alter abnimmt, ist normal. Ab dem 30. Lebensjahr sinkt bei Männern allmählich die Testosteronproduktion - und damit auch die Potenz [2]. Erektionsstörungen allerdings gehen über diese normale Entwicklung hinaus und können das Sexualleben ganz schön beeinträchtigen.
Etwa 25 - 50% der 60-jährigen und 50 - 70% der 70-jährigen Männer leiden an Erektionsproblemen unterschiedlichen Grades.
In der Schweiz ist jeder zehnte Mann von Erektionsstörungen betroffen, rund die Hälfte aller Männer über 60 Jahre leiden unter ED.
Die Rolle von Potenzmitteln in der heutigen Gesellschaft
Viagra steht irgendwo im Grenzgebiet zwischen Medikament und Mittel für «Human enhancement» - als Lifestyle-Droge zur Selbstoptimierung, so wie Modafinil gegen Schläfrigkeit oder Ritalin für bessere Konzentration. Viagra soll in dieser Logik funktionierenden Sex garantieren.
Potenzmittel sind zwar enttabuisiert, aber nicht in jedem Alter. Wer Pillen nehmen müsse, gelte als unmännlich.
Zusammenfassende Tabelle
| Faktor | Einfluss auf Erektionsstörungen | 
|---|---|
| Alter | Risiko steigt mit zunehmendem Alter | 
| Psychische Probleme | Stress, Angst, Depressionen können Auslöser sein | 
| Lebensstil | Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht erhöhen das Risiko | 
| Krankheiten | Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen können Ursachen sein | 
| Medikamente | Einige Medikamente können Erektionsstörungen verursachen | 
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