Die Psychosomatik ist ein wachsendes und bedeutendes Fachgebiet, das die komplexen Wechselwirkungen zwischen Körper und Seele in den Mittelpunkt stellt. In einer Zeit, in der psychosomatische Erkrankungen zunehmen und immer mehr Menschen unter Stress, Angststörungen oder chronischen Schmerzen leiden, gewinnt diese Disziplin zunehmend an Bedeutung.
Die Schwerpunktausbildung im Überblick
Die Schwerpunktausbildung Psychosomatische und Psychosoziale Medizin bietet Ärzten in der Schweiz die Möglichkeit, sich intensiv mit den Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten dieser Erkrankungen auseinanderzusetzen und innovative Therapieansätze zu erlernen. Das Schwerpunkt-Gebiet Psychosomatische und Psychosoziale Medizin ist ein von der FMH / SIWF anerkannter interdisziplinärer Schwerpunkttitel (Art. 50 ff WBO SIWF). Der Titel ist geschützt. Er bescheinigt in erster Linie nach Aussen, dass der/die Titelträger:in über eine vertiefte Weiterbildung in psychosomatischer und psychosozialer Medizin verfügt. Seit 2009 existiert zudem eine eigene TARMED-Tarifpositionen 00.0525, die den SAPPM-Titelträger:innen vorbehalten ist.
Was beinhaltet die Schwerpunktausbildung?
Die Schwerpunktausbildung für Psychosomatische und Psychosozialer Medizin ist eine strukturierte Weiterbildung, die sowohl theoretische als auch praktische Anteile umfasst. Die Ausbildung umfasst eine breite Palette an Inhalten, die auf die Entwicklung eines umfassenden Verständnisses für psychosomatische Krankheitsbilder abzielt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der praktischen Anwendung erlernter Techniken in der Patientenversorgung.
Inhalte der Ausbildung:
- Bio-psycho-soziale Modelle von Gesundheit und Krankheit
 - Theorien und Modelle der Arzt-Patient-Beziehung
 - Theorie zum Gesundheits- und Krankheitsverhalten
 - Psychosoziale Auswirkungen akuter und chronischer Krankheiten
 - Funktionelle somatische Symptome und Syndrome
 
Nach Absprache der Akademie SAPPM mit den jeweiligen Fachgesellschaften können gewisse Lehrinhalte durch fachspezifische Psychosomatik ergänzt und/oder ersetzt werden. In diesem Ausbildungsabschnitt geht es im Wesentlichen um das Erlernen von allgemeinen und speziellen Techniken der Gesprächsführung, Wege und Verfahren zur Diagnosestellung, Behandlungstechniken (Gespräch, Entspannungsverfahren, Psychoedukation in Gruppen, Pharmakotherapie), Fähigkeit zur Gestaltung und Einhaltung angemessener Rahmenbedingungen (Praxisorganisation, Abteilungsorganisation, Zusammenarbeit, delegierte Psychotherapie) sowie das Kennenlernen eigener Grenzen.
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Spezifische therapeutische Interventionen:
- Gegenübertragungsanalysen
 - Entwicklung differenzierter verbaler und averbaler Kommunikationsmöglichkeiten
 - Analyse von Interaktionsabläufen und von therapeutischen Prozessen
 - Selbsterfahrung in entweder analytischer, systemischer, oder kognitivverhaltenstherapeutischer Richtung
 - Bearbeitung schwieriger Gesprächssituationen und Emotionen
 
Formalia der Ausbildung
Die Schwerpunktausbildung Psychosomatische und Psychosoziale Medizin erfordert einen Gesamtzeitaufwand von 360 Stunden. Diese setzen sich aus 120 Stunden Theorie, 120 Stunden Fertigkeiten und 120 Stunden Supervision/Selbsterfahrung zusammen. Die Weiterbildung erfolgt in Weiterbildungseinheiten, die von der Akademie SAPPM (Schweizerische Akademie für Psychosomatische und Psychosoziale Medizin) evaluiert und mit einer bestimmten Anzahl von Credits versehen werden. Die klinische Tätigkeit in psychosomatischer und psychosozialer Medizin an einer anerkannten Weiterbildungsstätte sowie spezifische Weiterbildungen im Rahmen der Facharztweiterbildung werden in Form von Credits angerechnet. Für ein Jahr Tätigkeit an einer SAPPM-evaluierten Weiterbildungsstätte mit Schwerpunkt Psychosomatische und Psychosoziale Medizin, werden pro Jahr 120 Credits (max.
Ein Logbuch, wie für Facharztausbildungen üblich, gibt es für die Schwerpunktausbildungen nicht. Trotzdem werden zur Vergabe des Schwerpunkttitels und der Ausbildungscredits die einzelnen Abschnitte der Schwerpunktausbildung dokumentiert.
Am Ende der Ausbildung ist die Führung des interdisziplinären Schwerpunktes an den Nachweis einer periodischen Fortbildung gebunden. Nach Ablauf von fünf Jahren wird der Schwerpunkt für jeweils weitere fünf Jahre erneuert, sofern die Kriterien der Fortbildungspflicht der Akademie SAPPM erfüllt wurden.
Für wen ist die Schwerpunktausbildung interessant?
Die Ausbildung im Schwerpunkt Psychosomatische und Psychosoziale Medizin steht Fachärzten aus verschiedenen Disziplinen offen. Voraussetzung ist in der Regel der Abschluss einer Facharztausbildung in einem relevanten Gebiet wie Allgemeine Innere Medizin, Psychiatrie, Neurologie oder Pädiatrie. Eine Affinität zu interdisziplinärer Arbeit und ein starkes Interesse an psychosozialen Fragestellungen sind entscheidende Faktoren für angehende Spezialisten in der Psychosomatik.
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Karriereperspektiven und Arbeitsumfeld
Nach Abschluss der Schwerpunktweiterbildung ergeben sich vielfältige Karrieremöglichkeiten. Ärzte können in Spitälern, Rehabilitationskliniken, psychosomatischen Fachzentren oder in eigener Praxis tätig sein. Auch eine Anstellung in interdisziplinären Teams oder bei Institutionen, die sich mit Arbeitsmedizin oder Stressbewältigung beschäftigen, ist möglich.
Fachärzte mit dem Schwerpunkt Psychosomatik können in verschiedenen medizinischen Einrichtungen tätig sein. Universitäts- und Kantonsspitaler bieten spezialisierte Abteilungen für Psychosomatik, Psychiatrie oder Innere Medizin, in denen interdisziplinäre Teams arbeiten. Auch Rehabilitationskliniken mit psychosomatischer Ausrichtung sowie psychosomatische Fachkliniken stellen potenzielle Arbeitgeber dar.
Nach Abschluss der Schwerpunktausbildung bestehen verschiedene Möglichkeiten zur Spezialisierung. Die Nachfrage nach Fachärzten mit Schwerpunkt Psychosomatischer und Psychosozialer Medizin steigt kontinuierlich, da psychosomatische Erkrankungen immer häufiger diagnostiziert werden. Für Ärzte, die sich für eine Tätigkeit in der Psychosomatik entscheiden, eröffnen sich vielfältige Karrieremöglichkeiten in der Patientenversorgung, Forschung oder Lehre. Die Arbeit in diesem Fachgebiet ist anspruchsvoll, bietet jedoch auch grosse persönliche und berufliche Erfüllung, da sie einen tiefgreifenden Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten haben kann.
Wie hoch ist der Lohn?
Der Lohn von Ärzten in der Psychosomatik und Psychosozialen Medizin variiert je nach Tätigkeitsbereich und Berufserfahrung. In Spitälern liegt das Einstiegsgehalt für Assistenzärzte bei rund 100’000 CHF bis 120’000 CHF pro Jahr. Mit zunehmender Erfahrung und der Übernahme von leitenden Positionen kann das Jahresgehalt auf bis zu 200’000 CHF und mehr ansteigen. In eigener Praxis sind die Einkünfte abhängig von der Patientenzahl und der angebotenen Spezialisierung.
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