Erektile Dysfunktion ist ein sensibles Thema, über das nur ungern gesprochen wird, obwohl mehr Männer davon betroffen sind, als viele denken. Von Erektionsstörung (im Volksmund auch Impotenz genannt) spricht man, wenn über einen längeren Zeitraum hinweg keine für den Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion zustande kommt. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein, daher liegt ein besonderes Augenmerk auf einer genauen Diagnose.
Häufigkeit und Risikofaktoren
Die Häufigkeit der erektilen Dysfunktion nimmt mit dem Alter stark zu. Etwa die Hälfte der Menschen in ihren Sechzigern und etwa zwei Drittel der Siebziger sind davon betroffen. Neben dem Alter sind weitere Risikofaktoren Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Rauchen, dauerhaft hohe LDL-Cholesterinwerte, Übergewicht, Bewegungsmangel und Alkoholmissbrauch.
Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall haben oft die gleichen Ursachen und auch die gleichen Risikofaktoren wie die erektile Dysfunktion. Daher ist es wichtig, gerade im fortgeschrittenen Alter oder wenn man einer Risikogruppe angehört, die Erektionsstörung ernst zu nehmen und beim Hausarzt oder Urologen anzusprechen.
Ursachen von Erektionsstörungen
Die Ursachen für eine erektile Dysfunktion sind sehr vielfältig. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen psychischen und organischen, also körperlichen Ursachen.
Psychische Ursachen
Insbesondere bei jüngeren Männern sind Erektionsstörungen oft auch Kopfsache: Müdigkeit, Stress, Ängste oder zu viel Alkohol sind Faktoren, die die Erektionsfähigkeit von Zeit zu Zeit einschränken. Wenn psychische Belastungen der Auslöser für die Erektionsstörungen sind, ist deren Auftreten situativ: Bei der Selbstbefriedigung haben diese Männer mühelos eine Erektion - beim Sex mit dem Partner oder der Partnerin bleibt sie hingegen aus.
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Organische Ursachen
Eine erektile Dysfunktion mit organischer Ursache betrifft vor allem ältere Männer und tritt meist nicht von einem Tag auf den anderen auf. Betroffene haben beim Sex und auch bei der Selbstbefriedigung Schwierigkeiten, eine Erektion zu bekommen oder zu halten. Auch spontane Erektionen, die bei gesunden Männern nachts und morgens vorkommen, bleiben aus. Dies kann mit Libidoverlust einhergehen, muss aber nicht. Sehr oft spielen bei organischen Ursachen die Blutgefässe die wichtigste Rolle, insbesondere die blutzuführenden Arterien. Aufgrund verschiedener Erkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck, Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen kann es zu Gefässverkalkungen kommen. Diese führen dazu, dass bei sexueller Erregung die Schwellkörper nicht ausreichend mit Blut gefüllt werden können.
Weitere Ursachen
Seltene Ursachen einer Erektionsstörung sind Erkrankungen des Nervensystems oder hormonelle Störungen, insbesondere Testosteronmangel. Organische Erektionsstörungen können auch nach Operationen im kleinen Becken auftreten, zum Beispiel nach einer Prostataentfernung oder einer Enddarmentfernung. Auch ist bekannt, dass Erektionsstörungen als Nebenwirkung von gewissen Medikamenten wie Antidepressiva, Antihypertensiva, Antipsychotika oder Opioiden vorkommen.
Diagnose
Die Basisdiagnostik besteht aus einem ausführlichen Gespräch, einer körperlichen Untersuchung sowie Laboruntersuchungen, bei denen vor allem die Testosteronwerte ermittelt werden.
Folgende Untersuchungen können durchgeführt werden:
- Messung des Blutdrucks: Durch die Messung des Blutdrucks erkennt der Arzt, ob Durchblutungsstörungen vorliegen.
 - Abtasten der Geschlechtsorgane: Durch das Abtasten der äusseren Geschlechtsteile und der Prostata kann der Arzt Sie auf mögliche krankhafte Veränderungen und Verformungen hin untersuchen.
 - Farb-Dopplersonografie: Die Farb-Dopplersonografie ist eine spezielle Form der Ultraschalluntersuchung.
 - Schwellkörper-Injektionstest (SKIT): Beim Schwellkörper-Injektionstest spritzt Ihnen der Arzt ein männliches Sexualhormon in den Penis, das eine Erektion auslöst.
 
Findet der Arzt keinen Hinweis auf eine körperliche Ursache, kann er Sie an einen Psychotherapeuten oder Sexualtherapeuten verweisen. Im Gespräch finden Sie gemeinsam heraus, ob womöglich psychische Ursachen hinter der Erektionsstörung stecken.
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Behandlungsmöglichkeiten
Bei der Behandlung der Impotenz gehen wir je nach Ursache der Dysfunktion nach dem Stufenleiterprinzip vor und versuchen zuerst durch eine Änderung des Lebensstiles und medikamentöse Unterstützung die Erektionsstörung zu beheben.
Änderung des Lebensstils
Einige Risikofaktoren hat der Patient selbst in der Hand. Eine ausgewogene Ernährung, mehr Bewegung und der Verzicht auf Alkohol oder Nikotin führen fast immer zu einer gewissen Verbesserung der Beschwerden.
Medikamentöse Behandlung
Die Einnahme sogenannter PDE-5 Hemmer in Tablettenform kann dabei helfen, bei Erektionsstörungen innerhalb kurzer Zeit eine Erektion zu erzeugen. Hierbei stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung mit einem Wirkeintritt nach 15-60 min. Bei bestimmten Herzbeschwerden ist die Einnahme dieser Tabletten nicht möglich.
Medikamente wie Viagra® (Sildenafil), Cialis® (Tadalafil) und Levitra® (Vardenafil) stellen die medikamentöse Erstlinientherapie dar. Die Kosten werden von den Krankenkassen in der Regel nicht übernommen und betragen für alle Präparate ca. CHF 20 pro Tablette.
Weitere Behandlungsmethoden
- Gefässchirurgische Eingriffe können die Durchblutung verbessern.
 - Implantation von Schwellkörperprothesen: Bei einer schweren erektilen Dysfunktion, bei der andere Therapien keinen Erfolg gezeigt haben, kann ein Penis-Implantat, auch Penis-Prothese genannt, chirurgisch eingesetzt werden. Hierbei werden zwei Zylinder in den Penis implantiert, die über eine handbetriebene Pumpe im Hodensack mit Flüssigkeit aus einem Reservoir gefüllt werden können. Dadurch kann quasi auf Knopfdruck eine Erektion erzeugt werden. Nach dem Geschlechtsverkehr wird die Pumpe verwendet, um die Flüssigkeit zurück ins Reservoir zu pumpen.
 - Psychotherapie: Psychische Ursachen wie Stress und Depressionen können der Impotenz zugrunde liegen. Hier kann eine Psychotherapie helfen.
 - Stosswellentherapie für eine bessere Durchblutung: Bei der Stosswellentherapie werden niedrig dosierte Druckwellen auf verschiedene Punkte im Penis abgegeben. So wird ein Reiz im Gewebe verursacht, was zu einer besseren Durchblutung des Penis führt.
 - Behandlung mit körpereigenem Blutplasma: Eine weitere patientenfreundliche Möglichkeit ist die PRP-Penisinjektion: eine Behandlung mit körpereigenem Blutplasma, das eine hohe Konzentration an Blutplättchen aufweist. Das Plasma wird an bestimmten Regionen in den Penis gespritzt, insbesondere an dessen Wurzel.
 
Vorbeugung
Sie können Potenzproblemen vorbeugen, indem Sie Risikofaktoren wie Rauchen und übermässigen Alkoholkonsum vermeiden. Treiben Sie regelmässig Sport. Das verbessert die Durchblutung. Zudem ist es ratsam, sich und den Partner nicht unter sexuellen Leistungsdruck zu setzen.
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Zögern Sie nicht, bei Potenzproblemen einen Arzt zu Rate zu ziehen. Häufig bessern sich die Erfolgsaussichten bei einer Behandlung, je früher sie mit der Therapie beginnen.
Wichtiger Hinweis
Dieser Ratgeber kann und will jedoch nicht den ärztlichen Rat ersetzen. Die Mepha Pharma AG übernimmt keinerlei Verantwortung für Fehler, Unterlassungen oder Folgen, die durch die erwähnten Therapien resultieren können.
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