Deutsche Comedians und Depressionen: Ein offener Umgang mit psychischen Erkrankungen

In der Welt der Comedy, wo Lachen und Unterhaltung im Vordergrund stehen, gibt es eine oft übersehene Realität: Viele Comedians kämpfen mit psychischen Erkrankungen, insbesondere Depressionen. Dieser Artikel beleuchtet, wie einige deutsche Comedians mit ihren Depressionen umgehen und wie sie ihre Plattform nutzen, um das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu fördern.

Felix Lobrecht: Zwischen Erfolg und Depression

Felix Lobrecht, einer der erfolgreichsten deutschen Comedians, spricht offen über seine Erfahrungen mit Depressionen und Panikattacken. Er erklärt seinen Erfolg damit, dass er sich nicht verstellt und die Leute ihn witzig finden. Lobrecht betont, dass er auf der Bühne eine "gehighlightete Version" seiner selbst ist, indem er die Facetten seines Charakters hervorhebt, die für die Bühne geeignet sind: Outgoing sein, laut sein, wild sein.

Lobrecht war letztes Jahr drei Monate in der Psychiatrie. Und ich muss da auch noch weitermachen. Aber ich hab jetzt die voll geilen Witze über die Klapse geschrieben. Aus schlechten Sachen kann man jedenfalls auf der Bühne Gutes machen.

Nach einer Tournee fiel Lobrecht in ein tiefes Loch. Also Depressionen und Panikattacken kenne ich, seit ich 18 Jahre alt bin. Aber auf der letzten Tour habe ich fast nur Arena-Shows gespielt. Und je mehr Publikum, umso tiefer der Fall danach. Plötzlich ist alles weg, die Bestätigung, die Begeisterung, die Energie. Danach ist man einfach Matsche. Ich war ständig krank. Da habe ich mich selbst in die Klinik eingewiesen. Und habe zwischendurch meine Termine wahrgenommen.

Er betont die Bedeutung von Psychotherapie, um die eigenen Gedanken zu ordnen und mit einer neutralen Person zu sprechen. Trotz seines Erfolgs zeigt Lobrecht, dass mentale Gesundheit unabhängig vom äusseren Erfolg ist.

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Kurt Krömer: Vom schrägen Anarcho-Clown zum offenen Patienten

Kurt Krömer, bürgerlich Alexander Bojcan, ist eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Comedy-Szene. Statt sein Publikum mit gut vorbereiteten Pointen zum Lachen zu bringen, setzte er von Anfang an auf subversiven Schabernack und spontane Interaktion mit Publikum und Bühnengästen. Dabei bringt er seine bissige Berliner Schnauze wie eine Waffe zum Einsatz.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Krömer bereits sein autobiografisches Werk «Du darfst nicht alles glauben, was du denkst» veröffentlicht, in dem er die Depressionen beschrieb, unter denen er eigenen Angaben zufolge bereits seit Jahrzehnten leide. Seine Therapie und seine Beschäftigung mit der Krankheit habe ihn auch dazu gebracht, seine Bühnenfigur Kurt Krömer neu zu überdenken.

Mit neuen Bühnenprogrammen abseits der Fernsehkameras und in seinem neuen Podcast «Feelings» wolle er sich zukünftig weniger provokativ und dafür verletzlicher und privater geben. Zu seiner letzten Bühnenshow «Die Gönnung steigt» sagte er in dieser Hinsicht: «Das Programm ist zu 90 Prozent autobiografisch, jeder Gag hat einen echten Kern. Wäre ja öde, wenn ich mit knapp 50 Jahren noch die Witzchen machen würde, die ich vor 20 Jahren gemacht habe.» Und er fügte hinzu: «Man muss sich als Komiker weiterentwickeln.»

Hazel Brugger: Zwischen Bühne und Erschöpfung

Als Comedienne füllt sie ebenfalls grosse Hallen. Doch innerlich sah es in der 31-Jährigen nicht immer lustig aus. In einem Interview sprach sie jetzt über ihre Depressionen.

Im Interview mit dem "Spiegel" (Bezahlinhalt) sprach sie über ihre Depressionen. Im Jahr 2020 habe es einen Einschnitt in ihrem Leben gegeben, erklärte die Komikerin. "Da kam viel zusammen. Die Pandemie brachte eine brutale Härte besonders für Kulturschaffende, 2020 musste ich mein zweites Soloprogramm komplett absagen, kurz darauf bekam ich ein Baby. Sowohl die Welt im Ganzen als auch mein Leben im Privaten hatten sich komplett verändert."

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Brugger habe damals gedacht, mal eine Nacht gut schlafen oder einmal in Ruhe duschen würde ihr schon helfen. "Aber es funktionierte nicht." Ihr Schwiegervater, der Neurologe und Psychiater ist, habe ihr in der Zeit sehr geholfen, "um alles zu erkennen. Ich habe dann Medikamente genommen, und es wurde besser".

Comedy als Ventil und Therapie

Viele Comedians nutzen ihre Kunst als Ventil, um ihre eigenen Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen zu verarbeiten. Sie zeigen, dass auch an den beschissensten Situationen etwas Lustiges zu finden ist. So thematisierte der deutsche Komiker, Kabarettist und Schriftsteller Torsten Sträter bei seinem Auftritt im Ersten «Die 8 am wenigsten hilfreichen Phrasen bei einer Depression». Auch er antwortet mit Humor auf die nicht bösgemeinte Unbeholfenheit von Verwandten und Freund:innen, die er selbst während seiner Depression erlebte und spricht damit unzähligen Menschen aus der Seele.

Bekannte Comedians und ihre Erfahrungen mit Depressionen

Comedian Bemerkenswerte Aussage/Erfahrung
Felix Lobrecht Verbrachte drei Monate in einer psychiatrischen Einrichtung und spricht offen über Panikattacken.
Kurt Krömer Veröffentlichte ein Buch über seine Depressionen und überdenkt seine Bühnenfigur.
Hazel Brugger Sprach öffentlich über ihre Depressionen nach einem Einschnitt in ihrem Leben im Jahr 2020.
Torsten Sträter Thematisierte ungeschickte Phrasen bei Depressionen in seinen Auftritten.
Luke Mockridge Wurde zwangseingewiesen und verbrachte drei Monate in einer Klinik.

Indem sie offen über ihre Kämpfe sprechen, tragen Comedians dazu bei, das Stigma rund um psychische Erkrankungen abzubauen und andere Betroffene zu ermutigen, Hilfe zu suchen.

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