Depressionen sind die häufigsten psychischen Krankheiten überhaupt und entsprechen einem psychischen, körperlichen und verhaltensbezogenen Reaktionsmuster auf Überforderung.
Sie sind immer noch oft mit Gefühlen von persönlichem Versagen, Unkenntnis und Stigmas behaftet.
Neun Prozent der Bevölkerung sind von einer Depression betroffen. Das zeigen Zahlen des Bundesamts für Statistik.
Depressionen treten oft in kritischen Übergängen mit besonderen Belastungen oder in Verlustsituationen auf.
In der Depression setzt sich eine Person mit einer bereits eingetretenen überwältigenden Verlust- oder Belastungssituation auseinander.
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Viele Menschen haben Angst vor solchen Gefühlen. Aber sie sind ganz normal und wichtig.
Wichtig: Betroffene sind keine Versager. Sie sind auch nicht faul oder wehleidig.
Wenn Menschen Verluste, belastende Veränderungen oder anhaltende Herausforderungen erleben, kann es sein, dass sich daraus eine Depression entwickelt.
Leider erkennen Betroffene oft viel zu spät, dass sie psychisch angeschlagen sind. Entweder werden erste Anzeichen ignoriert, verdrängt oder fehlinterpretiert.
Symptome und Anzeichen einer Depression
Anzeichen für eine Depression ist eine anhaltende traurige, trübsinnige, gereizte Stimmung.
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Betroffene fühlen sich antriebslos und haben keine Freude mehr an Dingen, welche ihnen normalerweise Freude bereiten.
Unter einer Depression leiden verschiedene Lebensbereiche. Bei vielen Betroffenen kommen auch körperliche Beschwerden hinzu.
Frauen reagieren eher mit Niedergeschlagenheit, Ängsten und Verschlossenheit, während Männer nicht selten mit Verstimmtheit, Aggressivität, Gestresstsein reagieren.
Einem Depressiven fällt es oft sehr schwer, Aktivitäten zu beginnen und durchzuführen. Bereits das Aufstehen, Waschen und Ankleiden oder einfachste Tätigkeiten im Haushalt können für die Betroffenen enorm grosse Hürden sein.
Depressive Patienten haben zudem krankheitsbedingt sehr grosse Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen.
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- Anhaltende oder wiederkehrende Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit
 - Interessensverlust und Freudlosigkeit bis hin zu einem Gefühl innerer Leere
 - Konzentrations- und Schlafstörungen
 - Emotionale, geistige und körperliche Erschöpfung, aber auch Angetrieben sein
 - Schuldgefühle und Gefühl von Wertlosigkeit
 - Appetitlosigkeit
 - Negative oder pessimistische Zukunftsaussichten
 - Vernachlässigung von alltäglichen Aufgaben, beruflichen Verpflichtungen, Freizeitaktivitäten und sozialen Kontakten
 - Körperliche Beschwerden, u.a.
 
Behandlungsmöglichkeiten bei Depressionen
Richtig behandelt, ist die Depression heutzutage häufig heilbar.
Das Ziel jeder antidepressiven Behandlung muss die Genesung sein, um dem Patienten wieder ein uneingeschränktes Leben zu ermöglichen.
Die adäquate Behandlung der Depression muss stets Psychotherapie beinhalten. Da jede Patientin und jeder Patient über ein individuelles emotionales Profil verfügt, ist eine jeweils hierauf abgestimmte Behandlung erforderlich.
Diese führt idealerweise zu einem veränderten Umgang mit Stress und zur Korrektur der negativen individuellen Bewertung und Verarbeitung der persönlichen stressreichen Lebensereignisse.
Fühlen, Denken und Handeln beeinflussen sich ständig gegenseitig und die Körperfunktionen.
Die moderne Behandlung der Depression besteht aus einer Therapie mit Medikamenten (Antidepressiva) und der Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapien).
Der grösste Behandlungserfolg kann bei einer Kombination von beiden Behandlungstypen erwartet werden.
Mehrheitlich kann die Depression ambulant behandelt werden.
Es gibt verschiedene Therapien, um eine Depression zu behandeln. Vielfach ist es eine Kombination aus Psychotherapie und Psychopharmaka.
Auch der Miteinbezug von Angehörigen in die Behandlung kann für den Betroffenen bei der Bewältigung von Depressionen sehr hilfreich sein.
Bei schweren Selbstmordgedanken empfiehlt sich eine stationäre Behandlung in der Klinik.
Bewegung und Sport sowie Lichttherapien können bei der Bewältigung der Krankheit ebenfalls sehr wirkungsvoll sein.
Psychotherapie
An psychotherapeutischen Verfahren sind die kognitive Verhaltenstherapie (VT) und die interpersonelle Psychotherapie (IPT) aktuell am besten untersucht und in ihrer Wirksamkeit belegt.
Auch bei bipolaren Störungen haben sich Psychotherapien, vor allem Verhaltenstherapie, als wirksam erwiesen. Oftmals werden diese gekoppelt mit praxisorientierten Coachings, die helfen einen Umgang mit der Krankheit zu finden.
Medikamentöse Behandlung
Wie bei den Antidepressiva der ersten Generation, beruht das Wirkprinzip der modernen Antidepressiva immer noch hauptsächlich auf der Unterstützung und Erhöhung der Konzentration der Neurotransmitter (Botenstoffe) Serotonin, Noradrenalin und Dopamin an den Kontaktstellen der Neurone (Nervenzellen) im Gehirn.
Diese Neurotransmittersysteme sind bei Depressionen aus dem Gleichgewicht geraten. Moderne Antidepressiva wirken spezifisch auf bestimmte Komponenten dieser Transmittersysteme.
Je nach verwendetem Antidepressivum unterscheiden sich die Zielorte der Wirkung voneinander. Deshalb haben moderne Antidepressiva oft unterschiedliche Wirkungs- und Nebenwirkungsprofile, die sich vorteilhaft in der Therapie nutzen lassen können.
So haben einige Antidepressiva zusätzlich eine schlaffördernde oder schmerzlindernde Wirkung, oder sie verbessern auch die durch das Krankheitsbild eingeschränkten geistigen (kognitiven) Funktionen wie Aufmerksamkeit, klares Denken und Handeln.
Entgegen eines immer noch vorhandenen und gefährlichen Unwissens, gibt es keine Belege, dass Antidepressiva abhängig machen oder eine Veränderung der Persönlichkeit bewirken.
Damit der Stoffwechselhaushalt der Hirnzellen wieder ins Gleichgewicht kommt, helfen moderne antidepressive Medikamente.
Akuttherapie, Erhaltungstherapie und Rückfallprophylaxe
Grundsätzlich gliedert sich eine antidepressive Therapie in die drei zeitlichen Abschnitte: Akuttherapie (erste 6-12 Wochen), Erhaltungstherapie (4-9 Monate) und einer allfälligen Rückfallprophylaxe (länger als ein Jahr).
Akuttherapie - die ersten ca.
Obwohl die spezifischen aktuellen Symptome des Patienten und seine allfälligen Erfahrungen mit früheren Behandlungen Hinweise geben können, sprechen mind. 30% der Patienten nicht genügend gut auf eine Erstbehandlung an.
Die Wirkung von Antidepressiva entfaltet sich über Tage und Wochen. Wenn aber nicht innerhalb der ersten zwei Wochen zumindest ein Wirkungsbeginn festgestellt werden kann, sollte die Therapie angepasst werden, sei dies mit höherer Dosis, einem anderen Medikament oder gar einer Kombination von Medikamenten.
Das Ziel muss sein, eine weitgehende Symptomfreiheit zu erreichen. Dies gelingt während der Akuttherapie bei ca. 40-50% der Patienten.
Da depressive Episoden in der Regel 6-12 Monate dauern, muss die Therapie mindestens solange fortgesetzt werden, um Rückfälle während dieser kritischen Zeitperiode zu vermeiden.
Beim vorzeitigen Absetzen der Therapie (weil es einem ja wieder gut geht, könnte man denken, die Therapie jetzt abbrechen zu können) erleiden nämlich ca. 80% der Patienten einen Rückfall.
Oft bleiben auch nach erfolgreicher Akuttherapie noch einige depressive Restsymptome bestehen wie Schlafstörungen, kognitive Störungen oder Energiemangel. Restsymptome erhöhen das Risiko, Rückfälle zu erleiden.
Die Bekämpfung der Restsymptome ist daher das zweite wichtige Ziel der Weiterbehandlung. Diese sollte mit demselben Antidepressivum in unveränderter Dosis weitergeführt werden.
Wenn die aktuelle depressive Episode die erste im Leben des Patienten war oder nach einer jahrelangen Phase ohne Depressionen aufgetreten ist, kann das Antidepressivum sorgfältig ausgeschlichen und abgesetzt werden.
Wenn sich aber depressive Phasen in kürzerer Zeit gehäuft haben und die Depression sehr schwer war, wird oft eine prophylaktische Weiterbehandlung auf unbestimmte Zeit erwogen, um künftigen und zu erwartenden depressiven Episoden vorzubeugen.
Eine solche prophylaktische Weiterbehandlung ist sehr wirksam und verhindert in 80% der Fälle das Entstehen von weiteren Depressionen.
Weitere Therapieansätze
Parallel zu diesen Therapieformen können individuell gestaltete Begleitmassnahmen sehr hilfreich sein, die auf verschiedenste Weisen die Wahrnehmung des Körpergefühls fördern, z.B.
Lichttherapie
Diese nahezu nebenwirkungsfreie Therapie hat sich nicht nur in der Behandlung der Winterdepression, sondern bei allen Depressionsformen als wirksam erwiesen. Jeden Morgen werden 30 bis 60 Minuten vor einer hellen Lichtquelle (2’500 bis 10’000 Lux) verbracht. Währenddessen kann auch gelesen werden. Je früher im Krankheitsverlauf die morgendliche Lichttherapie stattfindet, desto besser ist in der Regel der Behandlungserfolg.
Schlafentzug
Eine Nacht ohne Schlaf verbessert die Stimmung. Dies klingt zunächst eher merkwürdig, da viele depressive Patienten ohnehin schon an Schlafstörungen leiden. Auch ein teilweiser Schlafentzug ab morgens um ca. 1 Uhr ist antidepressiv wirksam. Man geht also normal zu Bett und wird gegen 1 Uhr morgens wieder geweckt. Wichtig ist, dass man während des Rests der Nacht und während des ganzen folgenden Tages keinesfalls auch nur für ganz kurze Zeit einschläft. Sobald wieder geschlafen wird, verschwindet die stimmungsaufhellende Wirkung wieder.
Elektrokrampftherapie (EKT)
Die EKT wird zur Behandlung therapieresistenter Depression und schwerer depressiver Episoden angewandt - in der Regel dann, wenn andere Therapieverfahren versagt haben oder nicht genügend wirksam waren. Die Behandlung gilt als wirksam und nebenwirkungsarm, und der Wirkeintritt erfolgt in der Regel rasch. Das Behandlungsprinzip ist ein in Kurznarkose und Muskelentspannung schonend ausgelöster therapeutischer Krampfanfall im Gehirn. Während dieses etwa eine Minute dauernden Ereignisses wird der Patient anästhesiologisch überwacht.