Psychische Probleme haben bei Kindern und Jugendlichen stark zugenommen, was Fachpersonen für besorgniserregend halten.
Zunahme psychischer Probleme bei Jugendlichen
- Anrufe wegen Suizidgedanken haben seit 2019 um 82 Prozent zugenommen.
 - Anrufe wegen Depressionen haben seither um 61 Prozent zugelegt.
 - Jeder zehnte Jugendliche ist in professioneller psychologischer Behandlung.
 
Die Corona-Pandemie war für viele Jugendliche die erste grosse Krise, und seitdem folgen weitere Krisen wie die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sowie die Klimakrise.
Ursachen von Depressionen in der Pubertät
In der Pubertät kommen neben Ängsten und Leistungsdruck weitere Faktoren hinzu, die auf die Psyche schlagen:
- Hormone befinden sich aufgrund der körperlichen Veränderungen auf einer Achterbahn.
 - Auch das Gehirn verändert sich während der Pubertät stark.
 - Hinzu kommt oft die erste Liebe - und dann auch der erste Herzschmerz, Probleme zu Hause mit den Eltern und in der Schule.
 
«Daneben leiden Betroffene vermehrt unter erhöhtem Leistungsdruck, weil die gesellschaftlichen und schulischen Anforderungen steigen», sagt die Expertin.
Die Pro-Juventute-Jugendstudie zeigt auch, dass junge Frauen tendenziell häufiger unter depressiven Symptomen leiden als junge Männer. Bei den Frauen sind dies 36 Prozent ihrer Altersgruppe, bei den Männern sind es 21 Prozent.
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Symptome einer Depression bei Jugendlichen
Die Anzeichen einer Depression können je nach Altersgruppe der Betroffenen unterschiedlich ausfallen. Kommt es in dieser Altersgruppe zu depressiven Verstimmungen oder einer Depression, ändert sich meist plötzlich das Verhalten der Kinder. Oft kommen auch körperliche Beschwerden dazu, wie Bauch- oder Kopfschmerzen.
Bei einer Depression verschwindet die Freude am Leben und die Welt wird nur noch grau in grau wahrgenommen. Dinge, die normalerweise Spass machen, werden vernachlässigt, der Appetit nimmt ab. Das Gedächtnis arbeitet nicht mehr so gut. Ihr Kind kann sich kaum noch konzentrieren.
Bei einer starken Depression fühlt Ihr Kind gar «nichts» mehr. Es ist ihm alles egal, es will tagelang nur noch im Bett liegen, verweigert den Schulbesuch oder die Ausbildung.
Jugendliche können depressiv werden, wenn sie sich einsam und verlassen fühlen. Die Symptome werden in psychische Verhaltensmerkmale und körperliche Auffälligkeiten eingeteilt. Diese sind vielfältig und je nach Alter bei jedem Menschen verschieden.
Depressionen und Burnout in der Pubertät Probleme, Liebeskummer, Traurigkeit und Melancholie sind bei Teenagern keine Symptome für eine schwere Depression. Sie gehören in erster Linie zum Teenageralter wie der erste Rausch.
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Jugendliche verkriechen sich während ihrer Pubertät gerne ins Zimmer, hören schwermütige Musik und reden manchmal tagelang kein Wort mit den nervenden Eltern. Das alles ist im Rahmen.
Auch die Angst, nicht dazuzugehören, kann zu depressiven Episoden führen. Eventuell kann ein Burnout-Syndrom vorliegen, wenn sich die Jugendlichen völlig leer und verausgabt fühlen.
Ursachen einer Erkrankung können unter anderem Veranlagung, depressive Eltern, Vernachlässigung, Konflikte in der Familie und ein schwaches Selbstbewusstsein sein.
Studien zeigen, dass in Familien mit einem depressiven Kind über ein höheres Ausmass an Konflikten berichtet wird. Zudem zeigt sich, dass diese Familien häufig weniger unterstützend sind und auch in Bezug auf den Kommunikationsstil und die angewendeten Problemlösungsstrategien ungünstiger verfahren als Familien mit gesunden Kindern.
Diagnose einer Depression
Eltern oder Erzieher tun sich manchmal schwer das veränderte Verhalten einzuordnen. Bestimmte Umstände, wie ein Umzug oder der Tod eines Haustieres belasten Kinder. Trauriges Verhalten oder Zurückgezogenheit ist jetzt normal.
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Eltern sollen auf ihr Gefühl hören, ob es gut oder förderlich ist, den Nachwuchs auf das veränderte Verhalten anzusprechen. Ein Fünfjähriges versteht die Frage seiner Mutter - Ich sehe dich nicht mehr oft lachen, du sitzt oft auf dem Bett und möchtest nichts spielen. Macht dich was traurig? - und kann darauf antworten. Vielleicht steckt nur eine Kleinigkeit dahinter, wie dass die Lieblingserzieherin den Kindergarten verlässt oder die beste Freundin im Kindergarten lieber mit einem anderen Kind spielt.
Behandlung von Depressionen
Viele Eltern, deren Kind sich stark verändert hat oder schon immer typische Anzeichen von Depressionen aufweist, werden mit Skepsis vonseiten des Fachpersonals konfrontiert. Manche Erzieher oder Lehrer haben wenig Ahnung von depressiven Jugendlichen und Kindern, manche Hausärzte sind bei solchen Patienten der Meinung «aus dem Verhalten wächst das Kind raus».
Es ist sehr wichtig, dass Eltern über genügend Kenntnisse bezüglich der Erkrankung verfügen, nur so können sie angemessen reagieren. Fachbücher über psychische Erkrankungen, Gespräche mit dem Facharzt oder anderen Betroffenen sind eine gute Hilfe.
Ein förderliches Verhalten von Eltern ist freilich nur ein Baustein von vielen. Der Arzt legt die richtige Behandlung oder Therapie fest, die Möglichkeiten sind vielfältig: Gespräche beim Kinder- und Jugendtherapeut, Klinikaufenthalt oder medikamentöse Behandlung.
Eine professionelle Behandlung der Krankheit ist sehr wichtig, dennoch sollte die Krankheit nicht zum vorherrschenden Thema werden. Mit Spass und Freunde am Leben kann das Kind zusätzlich während der depressiven Episode unterstützt werden. Möglichkeiten dazu sind: Gemeinsame Besuche im Schwimmbad, die Anschaffung eines Haustiers, eine neue Sportart, lernen eines Instruments oder lustige Spieleabende.
Eine depressive Erkrankung wird in der Regel auf zwei Arten behandelt. In der Verhaltenstherapie werden neue Verhaltensweisen eingeübt, damit der oder die Jugendliche im Alltag bestehen kann. Durch Verabreichung von Medikamenten (für eine gewisse Zeit) können Veränderungen leichter gelingen.
Bewährt haben sich bei Jugendlichen in der Therapie Gruppenangebote. In der Gruppe erkennt die junge Person, dass sie mit ihren Problemen nicht allein ist. Gemeinsam lassen sich neue Wege leichter gehen.
Was Eltern tun können
Grundsätzlich kann einem Kind mit einer Depression am besten geholfen werden, wenn seine psychischen Probleme möglichst früh erkannt werden. Und dass es - wie beim Beinbruch oder einer starken Grippe - auch für psychische Schmerzen wie depressive Gefühle oder Suizidgedanken Fachpersonen gibt, die helfen können.
Eltern sollten auf jeden Fall das Gespräch mit ihrem Kind suchen, wenn sie merken, dass es diesem psychisch nicht gut geht. Am einfachsten ist es für Eltern, das Gespräch möglichst ungezwungen bei der Tätigkeit im Haushalt wie beim Abwaschen oder bei einem Spaziergang zu suchen. Eltern sollten dabei auf ihre Wortwahl achten. Fachpersonen empfehlen, aus der Ich-Perspektive zu sprechen.
Wenn Eltern mit ihren Kindern sprechen, sei es besonders wichtig, dass sie erst einmal einfach zuhören, sagt Pulver. Das schaffe bereits eine Entlastung. «Versuchen Sie zudem als Elternteil, die Probleme Ihres Kindes nicht zu bagatellisieren oder zu pauschalisieren.
Weitere Tipps für Eltern
- Für betroffene Kinder und Jugendliche ist wichtig, dass sie ihre gewohnte Tagesstruktur beibehalten.
 - Zudem empfehlen Fachpersonen eine ausgewogene und gesunde Ernährung, um die psychische Gesundheit zu stärken.
 - Zuletzt hilft auch Sport der Psyche.
 - Eltern sollten die Suizidgedanken auf jeden Fall immer ernst nehmen.
 
Die Expertin rät Eltern, unbedingt ruhig zu bleiben und keinesfalls in Panik auszubrechen. Suizidgedanken eines Kindes sind für die meisten Eltern sehr erschütternd.
Selbstwirksamkeit und Resilienz stärken
Für Kinder und Jugendliche sind Erfahrungen ganz zentral, bei denen sie lernen, dass sie Dinge selber machen und lösen können. Damit lernen sie, was Selbstwirksamkeit ist.
«Je mehr selbstwirksame Erfahrungen Kinder haben, desto resilienter sind sie in schwierigen Situationen», sagt Pulver.
Selbstwirksamkeit und Resilienz lernen Kinder am besten in einem Zuhause, in dem sie von ihren Eltern von klein auf ermuntert werden, Dinge selber auszuprobieren und Probleme selber zu lösen. Eltern sollten deshalb nicht versuchen, ihren Kindern alle Steine aus dem Weg zu räumen.
Dafür braucht es ein Umfeld zu Hause, in dem das Kind Fehler machen kann - und erfährt, dass wir nur aus Fehlern lernen können. «Damit schaffen Sie die beste Basis, dass Ihr Kind zu Ihnen kommt, wenn es ihm nicht gut geht», sagt Pulver.
Hilfe suchen
Als erste Kontaktstelle auf der Suche nach professioneller Hilfe dienen niederschwellige Beratungsangebote wie das 147 und die Elternberatung von Pro Juventute sowie die kinder- und jugendpsychiatrischen Dienste der Kantone.
Tabelle: Symptome von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen nach Altersgruppen
| Altersgruppe | Mögliche Symptome | 
|---|---|
| Kleinkind (1-3 Jahre) | Traurigkeit, Ängstlichkeit, Anhänglichkeit, Weinen, kein Interesse am Spielen, Schlafstörungen, verändertes Essverhalten | 
| Vorschulkind (3-6 Jahre) | Traurigkeit, Apathie, verminderte Gestik und Mimik, Rückzug, Aggressivität, Alpträume, keine Freude am Spielen, Gewichtsverlust oder -zunahme | 
| Schulkind (6-12 Jahre) | Traurigkeit, Suizidgedanken, schlechtere schulische Leistungen, veränderte Essgewohnheiten, Gefühl der Vernachlässigung, Ängste, Schuldgefühle, Hoffnungslosigkeit, Konzentrationsprobleme | 
| Jugendlicher (13-18 Jahre) | Wenig Selbstvertrauen, Teilnahmslosigkeit, Ängstlichkeit, Rückzug, Konzentrationsschwierigkeiten, schulische Leistungseinbrüche, Appetit-, Ess- oder Schlafstörungen, Selbstverletzungen, Suizidgedanken, Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit |