Depressionen sind eine häufige psychische Erkrankung, die viele Menschen weltweit betrifft. Betroffene erleben oft eine Kombination aus Traurigkeit, Antriebslosigkeit und einer verminderten Fähigkeit, den Alltag zu bewältigen. Depressionen sind mehr als nur vorübergehende Traurigkeit. Sie sind eine ernsthafte Erkrankung, die sich auf das gesamte Leben auswirken kann. Dabei spielen psychologische, genetische und umweltbedingte Faktoren eine Rolle.
Depression verstehen
Viele von uns haben das Wort Depression schon oft gehört, aber die meisten wissen nicht, um was es genau geht. Hinzu kommt, dass das Krankheitsbild der Depression sehr unterschiedlich sein kann. Wenn du für dich etwas besser verstehst und anerkennst, was eine Depression ist (nämlich eine Krankheit) dann sind die nächsten Schritte, dich und deine Mutter zu unterstützen, etwas einfacher.
Symptome
- Traurigkeit
 - Gereiztheit
 - Energielosigkeit
 - Endlos kreisende Gedanken
 
Spätestens, wenn solche Anzeichen nach wenigen Tagen nicht von allein verschwinden, sollte man aktiv dagegen angehen, rät Liliana Paolazzi von der Stiftung Pro Mente Sana, die sich seit über 40 Jahren für die psychische Gesundheit einsetzt.
Wie man helfen kann
Wenn ein lieber Mensch an einer psychischen Krankheit leidet, will man am liebsten immer da sein. Life Coach Sandra erklärt, wie du Hilfe richtig anbietest - und dabei dich selber schützt.
Aktives Zuhören
Hören Sie zu, ohne zu urteilen oder sofortige Lösungen anzubieten. Zeigen Sie Verständnis und Empathie für ihre Gefühle.
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Unterstützung anbieten
Machen Sie deutlich, dass Sie für sie da sind. Bieten Sie praktische Hilfe an, z. B. bei der Organisation des Alltags oder bei Arztbesuchen.
Proaktiv und ganz gezielt Hilfe anzubieten, ist meist effizienter als einfach zu sagen «Gib mir Bescheid, wenn du Hilfe brauchst». Biete immer wieder konkret Hilfe an - sei es, eine Aufgabe im Haushalt zu erledigen, eine Einladung zu einem kurzen Spaziergang zu offerieren oder einfach nur dein offenes Ohr anzubieten. Fragen wie: «Hast du heute schon etwas gegessen?» kann man einfacher beantworten als «Kann ich was tun?».
«Hast du Lust auf ein feines Frühstück?» - Je genauer du deine Hilfe anbietest und konkrete Ideen lieferst, desto einfacher fällt es Betroffenen, diese anzunehmen.
Ermutigen, professionelle Hilfe zu suchen
Motivieren Sie die Person vorsichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, falls sie das noch nicht getan hat. Depression ist eine ernsthafte Erkrankung, die oft professionelle Behandlung erfordert.
Informieren und verstehen
Informieren Sie sich über Depression, um die Erkrankung besser zu verstehen. Dies hilft, Fehlvorstellungen und Stigmatisierung zu vermeiden.
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Geduldig sein
Veränderungen und Verbesserungen können Zeit brauchen. Zeigen Sie Geduld und Verständnis für den Heilungsprozess.
Selbstfürsorge nicht vernachlässigen
Achten Sie auf Ihre eigene psychische Gesundheit. Unterstützen zu wollen, kann auch belastend sein. Sorgen Sie für ausreichend Ausgleich und eigene Entspannung.
Wir können alle nur dann unser Bestes geben und auch für andere unterstützend da sein, wenn es uns selber gut geht. Achte auf dich und dein Wohlergehen. Gönne dir auch mal Ruhepausen und Zeit für dich alleine, stecke deine Grenzen ganz klar ab. Ich kann verstehen, dass du am liebsten rund um die Uhr helfen möchtest, aber ohne Regeneration geht das nicht. Gönne dir Zeit, um deine Batterien aufzuladen und kommuniziere das deutlich. Depressive Menschen können oftmals nicht sehr gut mit Ablehnung umgehen, da es ihre Meinung bestärkt, nichts wert zu sein. Achte also unbedingt darauf, rechtzeitig zu kommunizieren, dass du Zeit für dich benötigst.
Nur wenn deine eigenen Batterien aufgeladen sind, kannst du anderen helfen.
Druck und Schuldzuweisungen vermeiden
Vermeiden Sie es, Druck auszuüben oder die Person für ihre Depression verantwortlich zu machen. Depression ist eine Erkrankung, die niemand absichtlich herbeiführt.
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Positive Aktivitäten vorschlagen
Ermutigen Sie zu Aktivitäten, die Freude bereiten oder entspannend sind, ohne zu insistieren.
Auf Warnzeichen achten
Seien Sie aufmerksam für Anzeichen einer Verschlimmerung oder Gedanken an Selbstverletzung oder Suizid. In solchen Fällen ist schnelles Handeln erforderlich.
Kommunikation aufrechterhalten
Auch wenn es schwierig sein kann, versuchen Sie, die Kommunikation aufrechtzuerhalten. Selbst kleine Gesten können eine grosse Unterstützung sein.
Was man sagen kann
- «Ich bin hier für dich.»
 - «Deine Gefühle sind gültig.»
 - «Möchtest du darüber sprechen, oder soll ich einfach nur zuhören?»
 - «Es ist in Ordnung, sich nicht in Ordnung zu fühlen.»
 - «Es ist keine Schwäche, Hilfe zu suchen.»
 - «Du bist mir wichtig.»
 - «Ich bin für dich da, egal was passiert.»
 - «Wie kann ich dir helfen?»
 - «Du bist nicht alleine in diesem Kampf.»
 - «Nimm dir die Zeit, die du brauchst.»
 
Was man vermeiden sollte
Gutgemeinte Ratschläge wie «Lach doch einfach wieder einmal, ist doch alles halb so schlimm, oder Stell dich jetzt nicht so an» helfen nicht. Einfach nur da zu sein und zuzuhören ist eine Kunst, die genau in diesen Situationen für einen depressiven Menschen stärkend sein kann. Es ist im Heilungsprozess auch wichtig, dass man als gesunder Mensch seine Erwartungen zurückschraubt und Geduld entwickelt.
Selbsthilfe für Betroffene
Selbsthilfe spielt eine zentrale Rolle im Umgang mit Depressionen. Kleine Schritte können bereits grosse Veränderungen bewirken. Beschäftigungen, die Freude bereiten und die Sinne anregen, sind besonders hilfreich.
Routinen und Aktivitäten
- Strukturierter Tagesablauf: Regelmässige Zeiten für Schlaf, Mahlzeiten und Aktivitäten helfen dabei, das Gefühl von Kontrolle zurückzugewinnen.
 - Bewegung: Sportarten wie Yoga oder Joggen setzen Endorphine frei und verbessern die Gesundheit.
 - Musik: Das Hören oder Spielen von Musik kann stressreduzierend wirken und das Wohlbefinden steigern.
 - Soziale Kontakte: Der Austausch mit Familie, Freunden oder einer Online-Selbsthilfegruppe kann helfen, die Einsamkeit zu überwinden.
 - Kleine Ziele: Das Setzen kleiner, realistischer Ziele hilft, Motivation und Selbstbewusstsein zu stärken.
 - Kreativität: Kreative Beschäftigungen können Emotionen kanalisiert ausdrücken und den Geist entlasten.
 - Entspannung: Ein warmes Bad oder Techniken wie Meditation können helfen, die Belastung zu mindern.
 
SMART-Ziele setzen
Um schrittweise Aktivitäten zu planen, hilft es, sich Ziele zu setzen. Ein Tool dafür sind die sogenannten SMART Ziele:
- Spezifisch
 - Messbar
 - Attraktiv
 - Realistisch
 - Terminiert
 
Weitere Tipps
- Schreiben Sie jeden Abend drei Dinge auf, die Sie gut gemacht haben.
 - Halten Sie ausserdem drei Dinge fest, für die Sie dankbar sind.
 - Bleiben Sie mental aktiv und neugierig.
 
Professionelle Hilfe
Die Psychotherapie ist ein wesentlicher Baustein in der Behandlung von Depressionen. Sie bietet Raum, um Gedanken und Gefühle zu teilen und Strategien für den Alltag zu entwickeln.
Bei einem längeren Tief sollte man die Unterstützung einer Fachperson suchen, ermutigt Anna Katharina Beer-Heuberger.
Anlaufstellen
- Stiftung Pro Mente Sana
 - Dargebotene Hand (Tel. 143)
 - Hausärztin/Hausarzt
 
Umgang mit der eigenen Gesundheit
Achte auf deine Energiereserven. Wir können alle nur dann unser Bestes geben und auch für andere unterstützend da sein, wenn es uns selber gut geht. Achte auf dich und dein Wohlergehen. Gönne dir auch mal Ruhepausen und Zeit für dich alleine, stecke deine Grenzen ganz klar ab.
Depression und Partnerschaft
Sprich mit deiner Partnerin / deinem Partner über die Situation. Damit ist nicht eine stundenlange Diskussion gemeint, sondern ein einfaches: «Hey Schatz, heute mag ich einfach gerade nicht.» Haltet eure Beziehung auch ohne Sex spannend. Kuschelt wie Teenies einen Abend lang auf dem Sofa oder gönnt euch gegenseitig eine Massage. Nicht jeder Körperkontakt muss mit Sex enden.
Depression am Arbeitsplatz
Wenn ich gerade in einem Down war, habe ich das meine vorgesetzte Person wissen lassen. Sie hat dann nicht 100 Prozent Leistung von mir erwartet und so den Leistungsdruck reduziert. Eigentlich eine Win-Win-Situation: Mein Arbeitgeber musste nicht komplett auf mich verzichten. Und mir hat es geholfen, wieder schneller auf die Beine zu kommen.
Wichtiger Hinweis
Diese Checklisten und Tipps ersetzen keine ärztliche oder psychotherapeutische Diagnosestellung.
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