Das Burnout-Syndrom ist in der Schweiz weit verbreitet und die Fälle haben in letzter Zeit sogar stetig zugenommen. Ein Zustand, der immer häufiger bei Studierenden auftritt und dennoch oft unterschätzt wird, ist ein Burnout im Studium.
Verbreitung und wirtschaftliche Auswirkungen
Burnouts sind auch in der Schweiz weit verbreitet. Daraus resultiert ein grosser wirtschaftlicher Schaden für Gesellschaft und Unternehmen. Schweizer Betriebe verlieren jährlich 6.5 Milliarden Franken durch Stress - ein vermeidbarer wirtschaftlicher Schaden.
Die Autoren der Studie von Gesundheitsförderung Schweiz schätzen den durch Stress entstanden Schaden aus Produktivitätsverlust für die Schweizer Betriebe auf 6.5 Milliarden Franken oder ein Prozent der Wirtschaftsleistung - und das pro Jahr. In Anbetracht dieses riesigen wirtschaftlichen Schadens wird klar, dass die Gesellschaft und Unternehmen langfristig von einer besseren psychischen Gesundheit von Angestellten profitieren würden.
Ein Burnout kann für betroffene Individuen einen immensen psychischen, körperlichen und finanziellen Schaden verursachen und führt zu tragischen Einzelschicksalen. Doch auch für Unternehmen entstehen wirtschaftliche Schäden durch Burnouts.
Was ist ein Burnout?
Der Begriff Burnout kommt aus dem Englischen und steht für "Ausgebranntheit, totale Erschöpfung". Ein Burnout ist eine ernstzunehmende Angelegenheit und kann schlimme Folgen für betroffene Personen haben. Immer häufiger wird die Diagnose Burn-out gestellt.
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Beim Burnout im Studium handelt es sich um einen spezifischen Erschöpfungszustand, der sich bei Studierenden durch lang anhaltenden akademischen Stress äußert (z. B. durch zu viel Lernen, zu hohe Erwartungen an sich selbst oder einen schlechten Ausgleich zwischen Lernen und Freizeit). Indem sie sich müde und überfordert fühlen, verlieren sie die Freude am Studieren.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Burnout-Ursachen sind vielfältig und unterscheiden sich von Person zu Person. Ein Burnout entsteht durch innere (Persönlichkeit) und äussere Faktoren (Umwelt). Die Ursachen für diesen Stress liegen größtenteils in einer Überforderung mentaler wie auch physischer Art.
Zu den Risikofaktoren zählen beispielsweise ein ausgeprägter Idealismus oder eine anhaltende Überlastung bei der Arbeit. Kommen bestimmte innere und äussere Umstände zusammen, steigt das Risiko für einen Burnout.
Innere Risikofaktoren
- Menschen mit einem schwachen Selbstbewusstsein, die infolgedessen überempfindlich, eher angepasst, passiv und besonders liebesbedürftig sind.
 - Dynamische, sehr zielstrebige Menschen, die mit viel Ehrgeiz, Idealismus und Engagement ein hohes Ziel erreichen wollen.
 - Abhängigkeit des Selbstbildes von der erfolgreichen Ausübung einer einzigen Rolle
 - Zweifel am Sinn des eigenen Handelns
 - Unrealistisch hoch gesteckte Ziele
 - Schwierigkeiten, persönliche Schwäche und Hilflosigkeit einzugestehen
 - Schwierigkeiten, "Nein" zu sagen
 
Äussere Risikofaktoren
Viele Burnout-Prozesse starten, wenn sich die Lebenssituation grundsätzlich ändert. Das ist etwa der Studienanfang, Berufseinstieg, Jobwechsel oder ein neuer Vorgesetzter.
- Arbeitsüberlastung
 - Mangel an Kontrolle
 - Mangel an Autonomie
 - Fehlende Anerkennung
 - Mangelnde Gerechtigkeit
 - Ungenügende Belohnungen
 - Fehlende soziale Unterstützung im Privatleben
 - Ungelöste Konflikte mit Vorgesetzten oder Mitarbeitern
 
Symptome eines Burnouts
Burnout-Symptome sind sehr vielfältig. Sie äussern sich emotional, psychisch und psychosomatisch sowie in der geistigen Leistungsfähigkeit. Jeder Betroffene zeigt ein individuelles Muster von Beschwerden. Diese verändern sich abhängig von der Phase der Erkrankung. Hauptsymptom eines Burnouts ist jedoch ein Gefühl tiefer Erschöpfung.
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Burnout-Symptome in der Anfangsphase
In der frühen Phase eines Burnouts steckt der Betroffene meist extrem viel Energie in seine Aufgaben. Ein charakteristisches frühes Anzeichen von Burnout ist, dass Betroffene nicht mehr in der Lage sind, abzuschalten. Sie erholen sich nicht mehr richtig, sind weniger leistungsfähig und brauchen immer mehr Kraft, um ihre Aufgaben zu bewältigen. Damit beginnt ein Teufelskreis.
- Gefühl, unentbehrlich zu sein
 - Gefühl, nie genügend Zeit zu haben
 - Verleugnung eigener Bedürfnisse
 - Verdrängung von Misserfolgen und Enttäuschungen
 - Einschränkung sozialer Kontakte
 - Rastlosigkeit
 - Energiemangel
 - Schlafmangel
 - Erhöhte Anfälligkeit für Infektionen
 
Reduziertes Engagement
Das für die Einstiegsphase typische Überengagement kippt irgendwann zunehmend in eine Anspruchshaltung. Die Betroffenen erwarten, dass ihnen für ihren grossen Einsatz etwas zurückgegeben wird. Werden sie enttäuscht, rutschen sie in eine starke Frustration.
- Innere Kündigung
 - Entpersönlichung und Zynismus
 - Auswirkungen auf die Familie
 - Schwindender Idealismus
 - Gefühl mangelnder Wertschätzung
 - Gefühl, ausgebeutet zu werden
 - Zunehmende Distanziertheit gegenüber Klienten, Patienten, Geschäftspartnern
 - Abnehmende Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen
 - Emotionale Kälte und Zynismus
 
Emotionale Reaktionen
Burnout-Symptome äussern sich auch in emotionalen Reaktionen. Wenn das überhöhte Engagement langsam in Frustration kippt, macht sich häufig Desillusionierung breit. Die Personen erkennen, dass die Realität nicht den eigenen Wünschen entspricht.
- Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit
 - Gefühl innerer Leere
 - Bröckelndes Selbstwertgefühl
 - Pessimismus
 - Angstzustände
 - Niedergeschlagenheit
 - Antriebslosigkeit
 - Schuldzuweisung nach aussen
 - Launenhaftigkeit, Reizbarkeit, Ungeduld
 - Häufige Konflikte mit anderen, Intoleranz
 - Zorn
 
Schwindende Leistungsfähigkeit
Die sinkende Motivation und die starke emotionale Belastung schlagen sich nach einiger Zeit in einer schlechteren Leistung nieder. Die Betroffenen machen häufiger Flüchtigkeitsfehler oder vergessen Termine.
- Schwindende Kreativität
 - Unfähigkeit, komplexe Aufgaben zu bewältigen
 - Probleme, Entscheidungen zu fällen
 - "Dienst nach Vorschrift"
 - Undifferenziertes Schwarz-Weiss-Denken
 - Ablehnen von Veränderungen
 
Verflachung, Desinteresse
Der Energiemangel führt auch zu einem emotionalen Rückzug. Betroffene reagieren zunehmend gleichgültig. Sie fühlen sich oft gelangweilt. Ausserdem geben sie Hobbys auf und ziehen sich von Freunden oder der Familie zurück. Burnout macht einsam.
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Psychosomatische Reaktionen
Die enorme psychische Belastung schlägt sich auch in körperlichen Beschwerden nieder. Solche psychosomatischen Anzeichen tauchen bereits in der Anfangsphase von Burnout auf.
- Schlafstörungen und Albträume
 - Muskelverspannungen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen
 - Erhöhter Blutdruck, Herzklopfen und Engegefühl in der Brust
 - Übelkeit und Verdauungsbeschwerden (Erbrechen oder Durchfälle)
 - Sexuelle Probleme
 - Starke Gewichtszunahme oder -abnahme infolge veränderter Essgewohnheiten
 - Verstärkter Konsum von Nikotin, Alkohol oder Koffein
 - Erhöhte Infektionsanfälligkeit
 
Verzweiflung
In der letzten Burnout-Stufe verstärkt sich das Gefühl der Hilflosigkeit zu einer generellen Hoffnungslosigkeit.
Das Leben scheint in dieser Phase sinnlos, und es tauchen Suizidgedanken auf. Nichts bereitet dann mehr Freude und alles wird einem gleichgültig. Die Betroffenen versinken in einer schweren Burnout-Depression.
Burnout vs. Depression
Ja, es gibt Unterschiede zwischen Burnout und Depression. Burnout ist spezifisch auf Überlastung und anhaltende Erschöpfung im beruflichen oder akademischen Kontext bezogen, während Depression eine breitere psychische Erkrankung ist, die durch anhaltende Traurigkeit, Interessenverlust und eine Reihe physischer Symptome gekennzeichnet ist. Da beide Zustände ernst zu nehmen sind, solltest du dir zur Sicherheit eine genaue Diagnose bei einem Psychologen einholen, damit die Behandlung bestimmt werden kann.
Behandlung von Burnout
Bei Stress hilft oft ein Gespräch mit einem Arzt, einer Psychologin oder Psychotherapeutin. Oft nimmt der Druck schon dadurch ab, dass Sie alles offen und ehrlich aussprechen, was Ihnen Sorgen oder Ängste bereitet. Gemeinsam können Sie auch mögliche Stressauslöser identifizieren und überlegen, ob und wie sich diese abstellen lassen. Vertrauen Sie sich also einem Experten oder einer Expertin an. Stress müssen Sie nicht einfach so hinnehmen.
Zur Bewältigung von einem Burnout im Studium gehören Strategien wie verbessertes Zeitmanagement, das Setzen realistischer Ziele, regelmäßige Pausen und Erholungszeiten, sowie die Pflege sozialer Kontakte und die Inanspruchnahme psychologischer Beratungsangebote. Um den Symptomen entgegenzuwirken, solltest du zudem einige Maßnahmen ergreifen, um deinen Stress zu reduzieren. Dabei solltest du deine persönlichen Ziele überprüfen und dich auf realistische Ziele begrenzen. Zudem solltest du dir professionelle Hilfe einholen, die dich dabei unterstützt.
Strategien zur Stressbewältigung
Sie können selbst etwas dazu beitragen, dass der Druck nachlässt und Sie den Stress dauerhaft lindern. Auch zur Vorbeugung (Prävention) von Stress eignen sich solche Strategien zur Stressbewältigung. Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt oder der Ärztin, welche Anti-Stress-Technik am besten zu Ihnen passt. Vielleicht müssen Sie auch mehrere ausprobieren, um eine geeignete Methode nach Ihren Vorlieben und Möglichkeiten zu finden.
Entspannungstechniken
- Autogenes Training
 - Progressive Muskelentspannung
 - Achtsamkeitstraining (Mindfulness Based Stress Reduction = MBSR)
 - Imagination
 - Yoga
 - Tai Chi und Qigong
 - Kognitive Stressbewältigung
 
Prävention von Burnout
Um einem Burnout im Studium vorzubeugen, ist es wichtig, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Studium, Freizeit und sozialen Aktivitäten zu finden, erreichbare Ziele zu setzen und regelmäßig Pausen einzulegen. Mithilfe von präventiven Maßnahmen zur Stressbewältigung und Selbstfürsorge kann das Risiko eines Burnouts im Studium verringert werden.
Dem Burnout im Studium lässt sich daher am effektivsten dadurch entgegenwirken, dass du dir bewusst Auszeiten nimmst. Dies ist natürlich einfacher gesagt als getan, weil der erhöhte Aufwand dadurch resultiert, dass du während des Studiums einen entsprechenden Bedarf feststellst. Da die schlechten Ergebnisse jedoch nicht aus Faulheit resultieren, hilft es nichts, das Arbeitspensum noch weiter zu erhöhen.
Weitere präventive Maßnahmen, um einem Burnout im Studium vorzubeugen, sind einmal die Verbesserung deines Zeitmanagements und das Setzen von realistischen Zielen. Indem du lernst, deine Zeit effektiv zu planen und Prioritäten zu setzen, kannst du Überlastung vermeiden und für ausreichende Pausen und Erholungszeiten sorgen.
Ein weiterer Tipp, um ein Burnout im Studium zu verhindern, ist, deine sozialen Kontakte zu pflegen, denn ein unterstützendes soziales Netzwerk kann einen großen Unterschied machen. Eine weitere Maßnahme, um ein Burnout im Studium zu verhindern, bilden Entspannungstechniken, wie Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung. Sie können helfen, den Stress zu reduzieren und das Wohlbefinden zu verbessern.
Du kannst dir auch einen Lernplan erstellen, damit du extra Pausen und andere Aktivitäten mit deinen Lernzeiten kombinieren kannst. Zusätzlich solltest du ausprobieren, mit welcher Lernmethode du am effektivsten lernen kannst, damit du deine Effizienz steigerst und die Überforderung reduzierst.
Finanzielle Aspekte der Burnout-Behandlung in der Schweiz
Natürlich ist ein Aufenthalt in einer 5-Sterne Klinik nicht der Normalfall, aber eine Burnout-Behandlung kann für betroffene Menschen in der Schweiz trotzdem sehr teuer werden. Laut Versicherungen-Schweiz übernehmen die Krankenkassen im Rahmen der Grundversicherung nicht alle Kosten einer Burnout-Behandlung. Glücklicherweise werden zumindest die Kosten einer ambulanten Psychotherapie von den allermeisten Grundversicherungen übernommen. Problematischer wird es bei einer ambulanten nicht-ärztlichen Psychotherapie, diese wird von der Grundversicherung nämlich nicht abgedeckt.
Ebenfalls werden auch stationäre Behandlungen in einer Burnout-Klinik nicht von der Grundversicherung abgedeckt - ausser in besonders schweren Ausnahmen. In der Schweizer Politik gibt es seit längerem die Debatte über die Anerkennung des Burnouts-Syndroms als Berufskrankheit. Eine solche hätte für Betroffene weitreichende Folgen, denn dadurch müsste neu die Unfallversicherung (UVG) die Kosten übernehmen. Allerdings gibt es auch politischen Widerstand gegen ein solches Vorhaben, hauptsächlich vonseiten der Arbeitgebenden.
Der Job-Stress-Index der Gesundheitsförderung Schweiz
Ein guter Anhaltspunkt bietet aber der Job-Stress-Index von der Gesundheitsförderung Schweiz. Aus dieser geht hervor, dass fünfzig Prozent der Erwerbstätigen von mindestens drei von neun in der Befragung definierten psychosozialen Risikofaktoren für Stress betroffen sind, was einer Zunahme von vier Prozent gegenüber den Werten von 2012 entspricht. Weiter litten 21 Prozent der Erwerbstätigen am Arbeitsplatz sehr häufig unter Stress. Dies stellt einen Anstieg von drei Prozent gegenüber 2012 dar. Weitere Untersuchungen der Versicherungen Swica und PK Rück ergaben 2019 einen Anstieg der Zahl der Arbeitsausfälle von über fünfzig Prozent gegenüber der Anzahl im Jahr 2012.
| Indikator | Wert | Veränderung gegenüber 2012 | 
|---|---|---|
| Erwerbstätige mit mindestens drei psychosozialen Risikofaktoren für Stress | 50% | +4% | 
| Erwerbstätige, die am Arbeitsplatz sehr häufig unter Stress leiden | 21% | +3% | 
| Anstieg der Arbeitsausfälle (2019 vs. 2012) | >50% | - | 
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