Die Beste Depression der Welt: Einblick in Helene Bockhorsts Roman und Strategien zur Seelenstärkung

«Heutzutage reicht es nicht mehr, irgendeine Depression zu haben. Man hat immer dieses nagende Gefühl, andere Leute könnten bessere Depressionen haben. Mit meinem Buch kann jetzt endlich jeder Die beste Depression der Welt haben.» So beschreibt Helene Bockhorst ihr Werk.

Der Roman «Die beste Depression der Welt» von Helene Bockhorst wurde als Buch zum Lachen empfohlen. Die Ich-Erzählerin Vera, 31 Jahre, bescherte durchaus Momente, in denen man glucksend vor dem eBook sass. Aber die depressive Erzählerin soll eigentlich einen Ratgeber über Depressionen schreiben und kommt, ironischerweise, nicht weiter.

Vera war für fünf Minuten berühmt, nachdem sie versucht hatte, sich umzubringen, ging ihr Blog viral. Nun soll sie einen Ratgeber zum Umgang mit Depressionen schreiben. Ihre Freundin Pony hat Zweifel, dass sie das schaffen wird. Sie selbst auch.

Wie soll das gehen, wenn man ja nun eigentlich depressiv ist? Müde, antriebslos, nicht gerade an Erfolg interessiert? Wenn man geheiratet hat, unglücklich ist, aber nicht geschieden? Wenn man seine Oma vermisst, aber nicht weiß, ob sie noch lebt? Und hilft da meditieren? Oder gesünderes Essen?

Vera probiert es aus und scheitert, scheitert, scheitert. Um sich wirklich besser zu fühlen, muss sie sich ihren eigenen Problemen stellen. Ihrer Familiengeschichte. Den Lügen. Den Männern. Und das ist hart, lustig, fies und schön - und macht süchtig.

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Helene Bockhorst redet über Dinge, worüber die meisten von uns nicht reden würden. Obwohl das düster und bedrückend ist, amüsieren sich die Leute.

Zugleich vermittelt uns Helene Bockhorst ein ungeschöntes Bild vom Leben mit Depressionen und kritisiert den Umgang der Gesellschaft mit dem Thema und Betroffenen. Medikamente helfen vor allem dem Umfeld, aber weniger den Betroffenen, sagt sie.

Aus der Depression und der Schreibblockade hinaushelfen sollen Vera Mediationskurse, Lach-Yoga-Wanderungen, Besuche bei der Schamanin uvm. Zuverlässig helfen tut ihr allerdings vor allem Sex ohne weitere Verpflichtungen.

Es ist wohl tatsächlich so, wer keine Depression kennt, wird dieses Buch nicht verstehen. Allein in den ersten Seiten steht soviel Wahrheit geschrieben das ich schmunzeln muss wie sehr es die Menschen gleich treffen kann, egal welches Leben man führt. kennst du Depressionen, lese es! Dieses Buch werden vielleicht nur Menschen wirklich verstehen können die auch Depressionen verstehen/haben.

Selbsthilfe bei Krisen, Stress und Zukunftsängsten

Bas Kast hatte beruflich endlich das erreicht, was er wollte. Doch der Erfolg schlug ihm aufs Gemüt: Er litt unter einem monatelangen Stimmungstief. Mit der Frage, was er tun kann, um da selbst wieder herauszukommen, machte sich der Wissenschaftsautor auf die Suche nach den ultimativen Life-Hacks für das Seelenheil.

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Kast probierte 10 Strategien selbst aus, um seine Psyche widerstandsfähiger zu machen. Alle seine Bücher sind aus einem Manko heraus entstanden. Weil ihm etwas fehlte oder er ein Problem hatte, begab er sich auf Recherchereise. Und vor einigen Jahren machte er eine Erfahrung, die ihn ratlos und verzweifelt zurückliess.

Mit seinem Buch «Ernährungskompass» hatte er eigentlich das erreicht, worauf er als Autor jahrelang hingearbeitet hatte und was man trotzdem niemals wirklich erwarten kann: Das Buch wurde mehr als eine Million Mal verkauft, es war wirklich sehr erfolgreich. Sein Leben war erfüllt davon: Er gab monatelang Interviews und trat auf Veranstaltungen auf.

Das tat es eben nicht. Er hatte ein düsteres Stimmungstief, das monatelang anhielt, und er verstand nicht wirklich, warum - schliesslich war dem doch ein Hoch vorausgegangen. Zuvor war er ein eher unbekannter Autor gewesen und bangte häufig um Geld und seine Zukunft. Und jetzt hatte er plötzlich gar kein Problem mehr. Und er ist sehr glücklich mit seiner Frau und seinen Kindern. So fing er an, sich zu fragen: Wie komme ich da wieder raus? Was kann ich für meine Resilienz und psychische Widerstandskraft selbst tun?

Er filterte die relevantesten und am besten wissenschaftlich belegten Massnahmen heraus - und probierte alles selbst aus. Den aktuellen Stand der Forschung und seine Erfahrungen fasste er dann zu seinem Buch zusammen.

Kast versichert: Es gibt einen Ausweg. Auch wenn es im Zustand übler Trübsal nicht so erscheinen mag - es gibt Mittel und Wege, die Stimmung aufzuhellen und der Seele neue Kraft und neues Leben einzuhauchen. Denn hinter den Gemütsschwankungen vieler Menschen heute steckt etwas Elementares: Unser Lebensstil ist dermassen unnatürlich geworden, dass er unsere Biochemie auf verhängnisvolle Weise aus dem Gleichgewicht bringt. Schlaf, Bewegung, Ernährung, Licht - all diese Faktoren waren jahrtausendelang völlig anders als heute. Sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen, darauf zielen seine 10 Strategien zur Stärkung der Seele.

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Die 10 Strategien zur Stärkung der Seele nach Bas Kast:

  1. Ernährung: Beeinflusst biochemische Prozesse unseres Körpers, zum Beispiel Entzündungsprozesse und die Hirnphysiologie, und so wirkt eine gesunde Kost erstaunlich gut gegen Depressionen. Der Kern einer stimmungsaufhellenden Diät lautet: sehr viel Gemüse, hauptsächlich Pflanzliches und sehr regelmässig fettreicher Fisch wie Lachs oder Makrele. Nährstoffe mit einer positiven Wirkung auf Körper und Psyche sind Omega-3-Fettsäuren, Kurkumin, Safran und Vitamin D3.
  2. Bewegung: Für jede Stunde Joggen bekommt man rein statistisch gesehen sieben Stunden Lebenszeit zurück. Sobald wir uns bewegen, fangen unsere Muskeln und Knochen mit unserem Gehirn an zu «reden». Diese molekulare Kommunikation führt zu einer Stärkung jener Hirnregionen, die unsere Gefühle und unsere Stimmung regulieren. Und so rangiert die Wirkung von Bewegung und Sport etwa so hoch wie die von klinischen Antidepressiva.
  3. Hormesis: Was uns nicht umbringt, macht uns stark. Wir modernen Stadtneurotiker stehen psychisch unter Dauerdruck, sind aber gleichzeitig in körperlicher Hinsicht keinerlei Herausforderungen mehr ausgesetzt. Temperaturschwankungen, Hungerphasen, ausdauernde Bewegung - all das fehlt uns heute. Kurze Fastenperioden von 16 Stunden bis 24 Stunden, kalte Duschen, Schwimmen in einem kalten See und Saunagänge oder heisse Bäder. All diese Massnahmen holen den Körper aus seiner Lethargie, beleben ihn und erhöhen die Stressresilienz.
  4. Das richtige Licht
  5. Meditation
  6. Soziale Beziehungen
  7. Schlaf

Kast weiss heute, wie sein stimmungstechnisch perfekter Tag aussieht: Er geht gleich morgens nach seiner Meditation im hellen Licht joggen, ohne Frühstück. Danach isst er zu Mittag - Gemüse mit Fisch natürlich - und beschäftigt sich nachmittags mit Familie und Freunden. Dann noch Sauna und gute Schlafhygiene. Mit der Gesamtheit dieser Methoden kann man nur schwer wirklich schlecht gelaunt sein.

Die mächtigste Einzelmethode, unsere Psyche richtiggehend zu transformieren, ist tatsächlich der Einsatz von Psychedelika. Schon eine einzige Sitzung kann in der Wirkung so umwälzend sein wie eine jahrelange Psychotherapie. Das habe ich am eigenen Leib erfahren, als ich es in Begleitung einer Therapeutin in den Niederlanden, wo solche begleiteten Trips legal sind, eingenommen habe. Die Sitzung hat mir negative Grundannahmen, die ich zuvor über mich selbst hegte, in eindrucksvoller Weise vor Augen geführt. Es ging vor allem darum, dass ich dachte, nicht gut genug zu sein. Indem mir das emotional bis in die Knochen bewusst wurde, konnte ich es viel besser verarbeiten und verändern.

Psychedelika führen uns diese tiefsitzenden Annahmen auf so ergreifende Weise vor Augen, dass wir sie emotional, nicht nur rational, wirklich begreifen können. Die meisten Menschen empfinden ihren Psilocybin-Trip als die spirituell bedeutsamste Erfahrung ihres Lebens, das zeigen Studien. In der Schweiz können Ärzte übrigens jetzt schon eine Ausnahmebewilligung für Psychedelika beantragen und im Rahmen einer Psychotherapie anwenden.

Das Faszinierende an der Philosophie der Stoiker ist, dass sie uns einige Jahrtausende alte Einsichten und Techniken an die Hand gibt, mit denen wir auch im modernen Leben zu mehr Gelassenheit und Glück finden können. Ein Beispiel ist folgender Rat der Stoiker: Gerade bei kleineren Rückschlägen im Leben - ein Stau, eine Warteschlange - sollte man sich vor Augen führen, was einem gerade alles an Katastrophen erspart geblieben ist. Häufig realisieren wir nicht, wie sehr unser aktuelles Leben dem Leben unserer Träume entspricht. Auch das hilft.

Weltalltage: Ein Roman über chronische Krankheiten

Weit über zwei Millionen Personen in der Schweiz leiden an einer chronischen Krankheit wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Problemen oder Depressionen. Für diese Menschen gehören Untersuchungs-Odysseen genauso zum Alltag wie die Einnahme von Medikamenten. Oder die Erkenntnis, dass Gesundheit keine Selbstverständlichkeit ist und der Körper keine Maschine, die einfach ab und an geölt werden muss.

Zu dieser Erkenntnis ist auch die deutsche Schriftstellerin Paula Fürstenberg gelangt. «Ich gehöre zu den Menschen, die gemeinhin als ‹kränklich› bezeichnet werden und immer alles Mögliche haben», sagt sie. Was sie am meisten beeinträchtigt: Seit dem Teenager-Alter leidet sie an Depressionen und einer Angststörung.

Gerade hat sie ihre eigenen Krankheits-Erfahrungen zu einem Roman verarbeitet. «Weltalltage» heisst das Buch. Darin geht es um einen jungen Mann, der an einer Depression leidet, und dessen Freundin, die regelmässig Schwindelanfälle bekommt. Ursache: unbekannt.

«Weltalltage» ist Paula Fürstenbergs zweiter Roman: Er handelt von einer namenlosen Erzählerin, die regelmässig von Schwindelanfällen heimgesucht wird. Wenn ihr schwindelig ist, spricht sie - daher der Titel - von «Weltalltagen». Weil sie sich dann schwerelos fühlt und von der Aussenwelt isoliert. Die Erzählerin lebt mit ihrem besten Freund in einer WG. Max war stets «der Gesunde» in ihrer Beziehung. Doch dann erkrankt Max an einer Depression, und das bisherige Verhältnis gerät ins Wanken. Die Freundschaft steht vor einer Zerreissprobe.

Paula Fürstenberg treibt das Geschehen nämlich in Form von Listen voran. Ausserdem flichte sie viele essayistische Passagen ein. Darin denkt die Erzählerin darüber nach, welche gesellschaftlichen Umstände krank machen. Ein gelungenes formales Experiment - und dazu noch ein kluges!

In diese Handlung bettet Paula Fürstenberg zahlreiche allgemeine Überlegungen rund ums Thema «Kranksein» ein. Sie schaut auf die gesellschaftlichen und strukturellen Bedingungen, die dafür sorgen, dass wir gesund bleiben - oder eben krank werden. Das Buch ist voller Denkanstösse. Ein Augenöffner für Gesunde, eine Bestätigung für Kranke.

Fürstenberg kritisiert beispielsweise die althergebrachte Trennung zwischen körperlichen und psychischen Krankheiten. «Alle psychischen Krankheiten bringen körperliche Symptome mit sich und umgekehrt», sagt Fürstenberg. Diese Unterscheidung sei deshalb nicht besonders dienlich.

Ein weiterer wichtiger Aspekt für Paula Fürstenberg - in ihrem Roman wie im eigenen Leben und Erleben - ist das Thema «Schuld»: «Wir neigen dazu, Kranken die Schuld an ihrer Erkrankung zu geben». Daher sei es einfacher, bei jedem Kranken nach einer individuellen Ursache zu suchen, «damit man sich einbilden kann, sich selbst davor schützen zu können», sagt Fürstenberg. Ein trügerischer Gedanke!

Die Autorin findet, wir sollten stets im Kopf behalten, dass alle Gesunden künftige Kranke sind. «Wir täten gesamtgesellschaftlich gut daran, an dieser Schuldfrage zu arbeiten und sie abzubauen», fordert Paula Fürstenberg. Ihr kluger Roman «Weltalltage» leistet einen grossen Beitrag dazu.

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