Im Mittelpunkt der kognitiven Therapieverfahren stehen unsere Kognitionen. Unter Kognitionen versteht man unsere Einstellungen, Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen. Die kognitiven Therapieverfahren gehen davon aus, dass unsere Denkprozesse bestimmen, wie wir uns fühlen und verhalten und auch wie wir körperlich reagieren.
Schon die alten Griechen haben den Zusammenhang zwischen Denken, Gefühlen und Verhalten erkannt. Wenn wir eine Situation als erfreulich, gut, schön für uns bewerten, werden wir uns auch froh, glücklich, freudig erregt, usw. fühlen. Bewerten wir sie als schlimm, gefährlich, furchtbar, unerträglich, dann empfinden wir Depressionen, Angst, Wut, Enttäuschung, Unruhe, Anspannung, usw.
Das ABC der Gefühle
Das ABC der Gefühle macht deutlich, dass wir, was auch immer passiert, Einflussmöglichkeiten auf unsere Gefühle haben. A, die Situation können wir häufig nicht beeinflussen. Wir können jedoch, so lange wir denk- und lernfähig sind, unsere Bewertung am Punkt B verändern.
Der Ansatz der Kognitiven Therapie
Im Gegensatz zur Tiefenpsychologie und Psychoanalyse starten die Kognitiven Therapieverfahren nicht in der Vergangenheit sondern im Hier und Jetzt. Unsere Einstellungen und Verhaltensmuster sind zwar in der Vergangenheit durch bestimmte Erfahrungen entstanden, aber in der Therapie geht es darum, herauszufinden, welche konkreten Einstellungen unsere momentanen Probleme verursachen bzw. wie wir in Zukunft besser leben können. Die Therapie bezieht sich auf konkrete Probleme. Wir erarbeiten gemeinsam mit dem Therapeuten neue Lösungswege. Der Therapeut ist eine Art Coach, der uns hilfreiche Wege zur Problemlösung, zur Entspannung, zum Aufbau eines positiven Selbstbildes und Lebenskonzeptes vermittelt.
Alle Verfahren, die eingesetzt werden, sind wissenschaftlich überprüft und in ihrer Wirksamkeit bestätigt. Jede Sitzung umfasst die Diskussion des momentanen Standes, die Erklärung von Zusammenhängen und die Übung konkreter Strategien. Wie Detektive suchen wir gemeinsam mit dem Therapeuten nach den Ursachen für unsere momentanen Probleme.
Lesen Sie auch: Anwendung der TEACCH-Methode
Fragestellungen sind beispielsweise:
- In welchen Situationen tritt unser Problem auf?
 - Wann tritt es nicht auf? Was machen wir dann anders?
 - Welche konkreten Gedanken führen zu unserem Problem?
 - Sind unsere Gedanken der Situation angemessen oder übertrieben negativ?
 - Wie bewerten wir unser Problem?
 - Welche unterschiedlichen Möglichkeiten gibt es für uns, zu reagieren?
 - Was benötigen wir, um unseren Wünschen entsprechend zu reagieren und unsere Ziele zu erreichen?
 
Schwerpunkt der Therapie
Schwerpunkt der Therapie ist zunächst die Prüfung unseres Gedankenprogramms. Wir alle haben ganz bestimmte Grundeinstellungen zu uns, zu unserer Situation und dem Leben generell. Beispielsweise Einstellungen wie: ‘Ich bin nicht liebenswert’ oder ‘Ich muss perfekt sein’ oder ‘Ich brauche die Anerkennung anderer Menschen’ oder ‘Andere Menschen sollten sich mir gegenüber immer fair verhalten’.
Hinter diesen Einstellungen verbergen sich ganz charakteristische Denkfehler, wir übertreiben eine Gefahr, sehen nur das Negative, fordern Übermenschliches von uns oder anderen, usw.. Da unsere Gedanken unsere Gefühle verursachen, fühlen wir uns, wenn wir so denken, häufiger schlecht als notwendig. Wir bringen unseren Körper in Anspannung und Angst, obwohl keine Gefahr besteht, usw. Deshalb erarbeiten wir mit dem Therapeuten zusammen eine angemessene Sichtweise von uns und der Situation.
Wenn wir genau wissen, wie wir unser Problem lösen können, wie wir anders denken und uns verhalten müssen, dann geht es darum, unser Wissen in die Tat umzusetzen und zu üben. Hierzu gibt uns der Therapeut Hausaufgaben und Übungen, die wir zwischen den Therapiesitzungen durchführen. Die Verhaltenstherapie kennt ein weit gefächertes Strategieangebot unterschiedlicher Interventionstechniken. Entspannungstechniken z.B. Atemtechniken, z.B.
Die Verhaltenstherapie respektive kognitive Verhaltenstherapie ist heute keine reine Methode mehr zur Behandlung von Symptomen. Das war lediglich in den Anfängen der Verhaltenstherapie so. Heute wird ein Verhaltenstherapeut immer auch die Lebensgeschichte seiner Patienten miteinbeziehen und in der Regel wird er auch Fall bezogen andere Therapiemethoden beiziehen.
Lesen Sie auch: Rottenburg Psychotherapie
Wirksamkeit und Dauer
Diese Psychotherapieform gehört zu denjenigen, die am häufigsten erforscht und am meisten eingesetzt wurden. Insbesondere in der Behandlung von Depressionen und Ängsten ist sie sehr effektiv. Sie ermöglicht es zum Teil Medikation zu ersetzen bzw.
Die Kognitive Therapie ist in der Regel eine Kurzzeittherapie, welche zwischen 10 und 30 Sitzungen umfasst. Manchmal reichen weniger Sitzungen, manchmal wenn das Problem schon lange besteht, oder viele Bereiche umfasst, benötigt man mehr Sitzungen.
Kognitive Verzerrungen und Schemata
Die kognitive Therapie geht auf Aaron T. Beck (geb. 1921) zurück und bezieht sich in erster Linie auf seine Theorie der Entstehung und Aufrechterhaltung der Depression. Gemäss Beck ist das Denken von Depressiven durch negative Schemata gekennzeichnet. Diese Überzeugungen gehen so weit, dass die Betroffenen denken, sie seien unfähig, erfolgreich und glücklich zu sein. Sie neigen dazu, sich zu unterschätzen und zu kritisieren.
Mit dem Konzept der kognitiven Schemata wird erklärt, warum ein depressiver Patient trotz objektiver Belege für positive Faktoren in seinem Leben seine schmerzverursachende und selbstverletzende Haltung beibehält. Schemata sind hier stabile kognitive Verarbeitungsmuster, die sich in der Kindheit und Jugend herausgebildet haben. Sie können für längere Zeit inaktiv sein, aber durch bestimmte Umweltereignisse (z.B.
Beck postuliert, dass unrealistische Schemata und gestörte Kognitionen die Ursache der Depression sind.
Lesen Sie auch: Überblick: Die neue Psychotherapie-Regelung in der Schweiz
Beispiele für kognitive Verzerrungen:
- Selektive Abstraktion: Überbewertung oder Ignorieren von bestimmten Einzelfakten, unabhängig vom Kontext.
 - Minimierung: Eine Schülerin erhält beispielsweise eine Sechs in einer schwierigen Englischarbeit, folgert jedoch, dass sich in der Note eher die Grosszügigkeit des Lehrers niederschlägt als ihre eigene Fähigkeit.
 
Automatische Gedanken
Negative Gedanken können sich verselbständigen und Erleben und Verhalten beeinträchtigen. Während wir uns im Alltag bewegen, gehen uns unzählige Gedanken durch den Kopf; manche trösten uns, andere beunruhigen uns. Beck hat diese unwillkürlichen Kognitionen automatische Gedanken genannt. Diese spontan auftretenden oder durch Situationen ausgelösten automatischen Gedanken sind Teil der bereits erwähnten kognitiven Schemata.
Depressive Menschen erleben die kognitive Triade z. B. in Form einer ununterbrochenen Kette unangenehmer Gedanken. Damit werden sie immer wieder an ihre angebliche Unzulänglichkeit und die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage erinnert. In kurzer Zeit können Hunderte solcher Gedanken depressive Menschen heimsuchen: «Ich bin wertlos. Ich werde es nie zu etwas bringen. Ich lasse alle im Stich. Alle hassen mich. Meine Pflichten wachsen mir über den Kopf. Ich bin dumm.
Selbstinstruktionstraining
Der Ausgangspunkt der Methode der Selbstinstruktion ist die Erkenntnis, dass das menschliche Handeln und Erleben von einem selbstreflexiven inneren Dialog begleitet wird. Der Selbstinstruktionsansatz geht auf Donald W. Der innere Dialog bewertet die Ereignisse und Gedanken, und die Bewertung entscheidet darüber, ob diese Phänomene als positive Verstärker oder als Bestrafung wirken.
Selbstinstruktionstraining gilt als wirksame Intervention bei Störungen der Aufmerksamkeit und der Selbststeuerung (ADS, ADHS).
tags: #abc #methode #psychotherapie