ADHS steht für Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt in ihrer Klassifikation ICD11 ADHS als neuronale Entwicklungsstörung auf.
Was ist ADHS?
ADHS betrifft Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die unter Lern-, Leistungs- und/oder Verhaltensschwierigkeiten leiden. Es handelt sich nicht um einheitliche Erscheinungs- oder Störungsbilder, das neuropsychologische Profil ist bei verschiedenen Betroffenen unterschiedlich.
Es wird eine Häufigkeit von 5 - 10% angenommen, wobei bei Knaben ein POS, ADS, ADHS häufiger festgestellt wird. ADHS Aufmerksamkeits-Defizit-Störung mit Hyperaktivität oder engl. ADS Aufmerksamkeits-Defizit-Störung oder engl. POS Psycho-Organisches Syndrom; dieser Begriff wird ausschliesslich in der Schweiz verwendet.
Symptome von ADHS
Die Betroffenen haben Konzentrationsschwierigkeiten, sind ablenkbar (durch innere Impulse und/oder äussere Reize), erleben sich als "vergesslich" und können sich und anstehende Aufgaben schlecht organisieren. Sozusagen immer sind gewisse exekutive und Aufmerksamkeitsfunktionen beeinträchtigt, häufig auch das sprachliche Gedächtnis (Aufnehmen, Verarbeiten und Speichern von komplexerer gehörter Information) und die Feinmotorik.
Wie zeigt sich die Übersteigerte Aktivität (Hyperaktivität) bei den Betroffenen?
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- Eine Hyperaktivität (Bewegungsunruhe, kann nicht still sitzen) kommt bei Kindern manchmal vor, bei Erwachsenen eher selten.
- platzen häufig mit der Antwort heraus, bevor die Frage beendet ist
- können häufig nicht in einer Reihe warten oder warten, bis sie bei Spielen oder in Gruppensituationen an die Reihe kommen
- unterbrechen und stören andere häufig (z.B.
Die Betroffenen:
- sind häufig unaufmerksam gegenüber Details oder machen Sorgfaltsfehler bei den Schularbeiten und sonstigen Arbeiten und Aktivitäten
- sind häufig nicht in der Lage, die Aufmerksamkeit bei Aufgaben und beim Spielen aufrechtzuerhalten
- hören häufig scheinbar nicht, was ihnen gesagt wird
- können Erklärungen oft nicht folgen oder ihre Schularbeiten, Aufgaben oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht erfüllen (nicht wegen oppositionellen Verhaltens oder weil die Erklärungen nicht verstanden werden)
- sind häufig beeinträchtigt, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren
- vermeiden häufig ungeliebte Arbeiten, wie Hausaufgaben, die geistiges Durchhaltevermögen erfordern
- verlieren häufig Gegenstände, die für bestimmte Aufgaben wichtig sind, z.B.
Die Symptome treten vor dem 7. Lebensjahr auf.
Ursachen von ADHS
Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass es sich dabei um eine genetisch bedingte andere Informationsverarbeitung im Bereich des Frontalhirns handelt. Ein Ungleichgewicht von verschiedenen Botenstoffen spielt eine wesentliche Rolle. Ob und wie Umweltfaktoren einen Einfluss haben, wird wissenschaftlich untersucht.
Neben der Erblichkeit kann ADHS mit neuroanatomischen oder neurochemischen Ursachen im Zusammenhang stehen. Aber auch hirnorganische Schädigungen oder äussere Einflüsse begünstigen einen Ausbruch der Erkrankung und wirken sich nachhaltig auf ein hyperaktiv geprägtes Kind aus.
Weitere mögliche Ursachen:
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- genetischen Disposition von ca.
- Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen
- ein erniedrigtes Geburtsgewicht
- Infektionen und Toxine (z.B.
- Schwere Deprivation in der frühen Kindheit (z.B.
Behandlungsmöglichkeiten bei ADHS
Es gibt sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene gut erforschte und praxistaugliche Behandlungsmöglichkeiten. Es gibt nicht die eine wirksame Therapie für alle, sondern es wird mit Hilfe von Fachpersonen individuell und bedarfsgerecht Unterstützung zusammengestellt. Dabei wird das persönliche Umfeld unbedingt mit einbezogen.
Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören:
- Medikamente (Dopamin-Wiederaufnahmehemmer wie Ritalin, Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer wie Strattera oder Ähnliches)
- Alternative Medikamente (z.B.
- Erziehungsberatung, pädagogische Massnahmen (denn ein unstrukturiertes, unruhiges Umfeld kann ADHS verstärken)
- Heilpädagogische Früherziehung; Sonderschule
- Verhaltenstherapie (Erwünschtes wird gelobt; Selbstwert wird gestärkt)
- Familientherapie (Arbeit mit der ganzen Familie als System)
- Funktionelle Therapien (z:b.
Die Rolle der Eltern
ADHS stellt euch als Eltern vor eine grosse Herausforderung und erfordert vor allem Eines: Geduld. Konsequenz und Geduld, bedingungslose Liebe und Ehrlichkeit in eurem Verhalten als Eltern stehen an der Tagesordnung. Kinder lernen aus der Erfahrung.
Die richtige Kindererziehung bei ADHS ist wichtig und durch keine Medikation zu ersetzen. Auch wenn eine Medikation erfolgt, müsst ihr den Erziehungsstil anpassen und mehr auf euer Kind eingehen, es fördern und die erziehungstherapeutischen Massnahmen in den Fokus stellen. Bei einer professionellen Erziehungsberatungsstelle findet ihr Unterstützung.
ADHS-Coaching
In einem ADHS-Coaching erhalten Sie ausführliche Informationen, was ADHS bedeutet (Psychoedukation) und erfahren wie im Alltag damit umgegangen werden kann: in der Familie, in der Schule oder im Beruf. Sie lernen, wie Sie negative Begleiterscheinungen von ADHS regulieren und Ihre Stärken - oder die Ihres Kindes - sinnvoll einsetzen können.
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Das Ziel des ADHS-Coachings ist es, dass Sie oder Ihr Kind lernen, ADHS zu verstehen, sich im Alltag besser zu managen und damit selbstbewusst zu leben.
Lerntherapie und Lerncoaching
Eine Lerntherapie ist eine ganzheitliche Begleitung. Sie konzentriert sich auf das Entwicklungspotenzial der Lernenden und nicht auf den Lernstoff. Das Ziel einer Lerntherapie ist es, einen guten Zugang zu sich selbst und zum Lernen zu finden und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu gewinnen.
In einem Lerncoaching geht es gezielt um Lerntools und darum, geeignete Lernstrategien und -techniken kennenzulernen und anzuwenden. Das Ziel eines Lerncoachings ist es, das eigene Lernverhalten zu reflektieren, um das Lernen zielorientiert zu steuern und positiv zu beeinflussen.
Psychoorganisches Syndrom (POS)
POS ist keine veraltete Bezeichnung für ADS/ADHS: Es müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein, damit die IV ein POS als Geburtsgebrechen (GgV 404) anerkennt. Psychoorganisches SyndromSpezialfall der SchweizDie Invalidenversicherung (IV) anerkennt das POS als Geburtsgebrechen (und ist damit unterstützungsberechtigt), sofern die Diagnose vor dem 9. Lebensjahr gestellt wurde.
Welche Symptome kommen bei der POS zusätzlich zu den Symptomen der ADHS dazu?
Umgang mit ADHS im Alltag
Hier sind einige Tipps für den Alltag mit ADHS:
- Schaffen Sie sich Merkhilfen, tragen Sie immer ein Notizbuch mit sich und notieren sich dort Ihre Termine, Besprechungen, Besorgungen und Gedanken
- Schaffen Sie sich Ihre eigene Struktur, machen Sie Pläne, Listen, etc. Nutzen Sie Ihren Rechner, das Handy, bitten Sie Freunde, Sie an wichtige Termine zu erinnern
- Setzen Sie sich Termine und versuchen Sie diese einzuhalten. Es empfiehlt sich mit einem grossen Wandkalender zu arbeiten. Überlegen Sie sich ein Belohnungssystem, wenn Sie Ihre Termine erfüllt haben.
- Zerlegen Sie Projekte in Ihre Einzelteile und machen daraus viele kleine Projekte, die Sie einzeln wie ein Puzzle abarbeiten, Sie werden sehen dass Sie dadurch das Projekt oder die Aufgabe schneller und erfolgreich zu Ende bringen werden.
- Machen Sie fest eingeplante Ruhepausen, organisieren Sie diese Zeiten wie ein Ritual und lassen Sie einfach die Seele baumeln, machen Sie was Ihnen Spass macht.
- Suchen Sie sich sportliche Aktivitäten die Sie auspowern und ablenken.
- Coach: eine Person mit der Sie alle Probleme besprechen können, jemand der Ihnen hilft sich zu strukturieren und Klarheit in Ihre Dinge bringt.
- Denken Sie darüber nach eine Selbsthilfegruppe zu besuchen oder eventuell eine eigene zu gründen.