Oft fällt es schwer, unseren Mitmenschen etwas auszuschlagen. Doch es gibt Methoden, die das Nein-Sagen erleichtern, wie Beobachter-Kolumnistin Caroline Fux erklärt. Sich besser abgrenzen zu können steht ziemlich weit oben auf der Liste von Dingen, die viele Klientinnen lernen wollen. Weil sie erkannt haben, dass sie regelmässig das Wohlbefinden und die Bedürfnisse von anderen stärker gewichten als ihre eigenen. Viele von ihnen sehnen sich dabei nach einer einfachen Formel, nach einem Schritt-für-Schritt-Plan oder einer ultimativen Formulierung, die zuverlässig zum gewünschten Resultat führt und das dann auch noch möglichst schmerzlos.
Die Kunst der Abgrenzung
Abgrenzung ist eine Kunst, die man lernen muss. Sie ist eine Kompetenz, die man vielseitig, kreativ und mit Verstand einsetzen muss. Wir lernen sie von guten Vorbildern und auch einfach dadurch, dass wir das Neinsagen üben. Denn wer die Erfahrung macht, dass die Welt nach einer Abgrenzung nicht untergeht, wird mit der Zeit stärker.
Techniken für das Nein-Sagen
Es gibt Techniken und Formulierungen, die einem das Neinsagen einfacher machen. Ein Nein, das mit Dank und Wertschätzung verbunden ist («Danke, dass du an mich gedacht hast, aber ich möchte nicht»), ist meist einfacher. Hilfreich kann es sein, eine Alternative zu bieten («Beim Möbeltragen helfe ich nicht, aber ich kann dich beim Einpacken unterstützen»), Zeit zu kaufen («Ich muss mir das überlegen») oder einen nachvollziehbaren Grund zu nennen («Ich habe schon etwas vor», «Es liegt nicht in meinem Budget», «Das fühlt sich nicht stimmig für mich an»). Man sollte sich aber bewusst sein, dass man nicht jeder Person eine Begründung schuldet. Denn nein heisst nein, und gut ist.
Die Spitze des Eisbergs: Selbstkenntnis
Solche Tipps und Techniken sind im Prozess der Abgrenzung allerdings nicht selten nur die Spitze des Eisbergs. Denn wer sich gut und nachhaltig abgrenzen will, muss sich zuerst kennen und spüren. Erst wenn man von sich selbst weiss, wer man ist und was man braucht, kann man in der eigenen Mitte bleiben. Der Zugang zum Selbst ist also der Anker im Umgang mit anderen.
Nein sagen heisst Spannung aushalten. Und das ist keine beliebte, sehr wohl aber eine wichtige Übung. Es ist nicht der Job der anderen, einem den Weg zum Nein so leicht wie möglich zu machen.
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Negative Kritik und ihre psychologischen Auswirkungen
Der Begriff «Feedback» hat sich fest im Berufsleben eingenistet. Vergeben wir positives Feedback, können wir nur wenig falsch machen. Eine negative Mitteilung wird deshalb gerne auf die lange Bank geschoben, möglichst in Watte verpackt oder gar über Jahre hinweg nie ausgesprochen. Was passiert aus psychologischer Sicht bei der Entgegennahme von negativer Kritik?
In der wissenschaftlichen Literatur und den Lexika ist Kritik unter anderem die «Kunst der Beurteilung». Erhalten wir positive Kritik, stärkt sie unser Selbstvertrauen und hilft uns, so zentrale Gefühle wie Stolz und Befriedigung zu empfinden. Zudem gilt sie als grösster Faktor der Motivation. Allerdings belegen Studien, dass die positive Nachricht wenig bewirkt, wenn sie als unglaubwürdig eingestuft wird: Sage ich als Vorgesetzte meinem Mitarbeiter, wie toll er die Sitzung geleitet hat, obwohl für jeden sichtbar einiges schief gelaufen ist, werde ich erst gar nicht ernst genommen.
Auch negative Kritik ist wichtig. Wir lernen damit, welches Verhalten ungeeignet ist und welche Entscheidungen korrigiert werden müssen, zum Beispiel um Gefährdungen zu vermeiden oder zu minimieren. Die Eindrücke, die Menschen voneinander haben und die sie sich mitteilen, helfen auch dabei, ihre Beziehungen zu klären und zu verbessern. Es geht also darum, was die Mitteilung für das eigene Selbst und für die persönlichen Fähigkeiten bedeutet. Ist unser Ansehen bedroht, fühlen wir uns herabgesetzt.
Probleme entstehen besonders dann, wenn die negative Kritik als beleidigend, bedrohlich, kränkend usw. Ganz gerne gehen wir davon aus, dass unser Standpunkt der einzig richtige ist; tatsächlich sehen wir aber nur das, was wir sehen wollen, und interpretieren ein Verhalten von anderen Menschen auf unsere subjektive Art. Es ist offensichtlich: Negative Kritik zu äussern, ist eine herausfordernde, engagierte Arbeit an einer speziellen Form der Begegnung.
Manipulations- und Überzeugungstechniken
Manipulations- und Überzeugungstechniken werden überall im Alltag angewendet.
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Foot-in-the-Door-Technik
Der US-Psychologe Jonathan L. Freedman (66) hat die folgende Technik beschrieben: Wer jemandem einen kleinen Gefallen getan hat, ist eher bereit, ihm später einen grösseren Gefallen zu tun. Ein Beispiel: Auf der Strasse werden Sie von einer Aktivistin gefragt, ob sie eine Petition gegen die Tötung von Robbenbabys unterschreiben möchten. «Natürlich, ist ja nur eine Unterschrift!», sagen Sie sich und unterschreiben. Die Aktivistin hat ihren Fuss jetzt sprichwörtlich bei Ihnen in der Tür und bittet Sie um eine Spende für eine Tierschutzorganisation. Gemäss den Erkenntnissen Freedmans werden Sie dieser Bitte viel eher nachkommen, als wenn die Aktivistin Sie von Anfang an danach gefragt hätte.
Es gibt zwei Theorien, warum dem so ist. Die erste besagt, dass durch das erste Anliegen eine Beziehung zwischen den beiden Personen aufgebaut wird, die man nicht durch ein Ablehnen gefährden will. Die zweite Theorie sieht die Ursache in unserem Selbstbild: Nachdem man das erste Anliegen akzeptiert hat, hat man das Gefühl, der anderen Person einen Gefallen getan zu haben, und schätzt sich als nette Person ein. Dieses Selbstbild möchte man aufrechterhalten und geht so auch auf das zweite Anliegen ein.
Door-in-the-Face-Technik
Wir bleiben bei Türen, aber diese Technik funktioniert ganz anders: Statt dem tatsächlichen Anliegen wird zuerst ein viel extremeres Anliegen präsentiert, welches das Gegenüber sicher ablehnt. Erst danach präsentiert man den eigentlichen Wunsch. Dieser wirkt nun völlig vernünftig und wird eher angenommen.
In Experimenten konnte sogar gezeigt werden, dass diese Technik auch dann funktioniert, wenn das eigentliche Anliegen objektiv betrachtet immer noch extrem ist.
Beispiele aus dem Alltag dazu gibt es dazu viele: Geschäfte stellen im Eingangsbereich ihres Ladens zum Beispiel besonders teure Objekte aus, weil andere Objekte dann wie Schnäppchen wirken. Oder Teenager fragen ihre Eltern, ob Sie bis zwei Uhr in den Ausgang gehen dürfen und einigen sich dann grosszügig auf Mitternacht - die Uhrzeit, die ihnen von Anfang an vorschwebte.
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Einschmeicheln
Studien belegen: Sich anzubiedern funktioniert! Bringt man die andere Person dazu, einen zu mögen, wird sie eher auf das eigene Anliegen eingehen. Die Methoden dafür sind zahlreich - sie reichen von Gefälligkeiten über betonte Bescheidenheit bis zu einer positiven Selbstdarstellung.
In einem Experiment dazu hat sich aber herausgestellt, dass nicht alle Methoden gleich gut funktionieren. Bei offensichtlicheren Methoden oder solchen, die gemeinhin als Schmeicheltaktiken bekannt sind, funktioniert das Anbiedern auch - allerdings weniger gut als bei subtileren Vorgehensweisen.
Reziprozität
Dieses Prinzip treibt das Sprichwort «Wie du mir, so ich dir» auf die Spitze. Es hat sich nämlich gezeigt, dass Leute eher auf das Anliegen anderer eingehen, wenn diese ihnen vorher einen Gefallen getan haben.
Ein Beispiel: Andreas spendiert Barbara in der Pause einen Kaffee. Diese nimmt ihn dankend an, obwohl sie gar nicht danach gefragt hatte. Am Ende des Arbeitstages fragt Andreas, ob Barbara ihn mit dem Auto an den Bahnhof fahren könnte. Experimente mit ähnlichen Situationen haben gezeigt, dass Barbara viel eher einwilligt, wenn Andreas ihr zuvor einen Kaffee gekauft hat, als wenn er es nicht getan hätte. Und zwar unabhängig davon, ob Barbara ihn um den Kaffee gebeten hat oder ob er ihn unaufgefordert spendiert hat.
Es geht sogar noch weiter: Folgt auf einen kleinen Gefallen wie den Kaffee ein deutlich grösseres Anliegen - zum Beispiel die Frage nach einer Spende - stehen die Chancen gut, dass die andere Person darauf einwilligt. Auch, wenn sie unter dem Strich eindeutig den Kürzeren zieht.
Physiognomie: Gesichter lesen
Ein Blick genügt - und Gesichterleser Paul Kobel erkennt angeblich den Charakter seines Gegenübers. «Muss ich die Brille ablegen?», fragt Daniel Wyss. Nein, muss er nicht, Paul Kobel kann ihn auch so lesen. Er ist Physiognom, analysiert den Charakter seines Gegenübers am Gesicht. Fleischige Ohrläppchen, volle Lippen, gerade Nase: Nichts sei zufällig, alles verweist für Kobel auf die Persönlichkeit, die hinter der Fassade wohnt.
Wer abstehende Ohren habe, sei leichter zu provozieren. Menschen mit schmalen Oberlippen seien weniger emotional, und wer eine spitze Nase habe, sei neugierig und interessiert. «Das Erlebte formt dich», erklärt Kobel. «Wenn du dich immer unwohl gefühlt hast, werden deine Mundwinkel irgendwann nach unten zeigen.» Vermutlich sei das nervlich gesteuert, eine Überdurchblutung lasse das Gewebe wachsen, bei Unterdurchblutung bilde es sich zurück. «Es ist wie bei einem Blüemli: Wenn du ihm Wasser gibst, blüht und gedeiht es, wenn nicht, verdorrt es.»
Für eine Analyse gibt sich Kobel allerdings nicht mit einzelnen Merkmalen zufrieden - er benötige eine Kombination verschiedener Züge. Für den Beobachter hat er fünf Personen analysiert, von denen er nichts wusste und die er nie zuvor gesehen hatte.
Die Renaissance der Physiognomie
Aber auch an den Unis erfährt die Physiognomie eine Renaissance. Etliche Psychologen erforschen die Relation zwischen Antlitz, Persönlichkeit und Fremdwahrnehmung. So zeigte eine Studie in Kanada, dass Hockeyspieler mit breiten Gesichtern mehr Strafminuten für Tätlichkeiten absitzen mussten. Die beiden US-Psychologen Nicholas Rule und Nalini Ambady demonstrierten, dass Versuchspersonen anhand von Fotos zuordnen konnten, ob ein abgebildeter Mann schwul ist oder nicht - und zwar auch dann, wenn Haar und Augenbrauen wegretuschiert waren oder nur die Mund- oder die Augenregion gezeigt wurde. Nur 50 Millisekunden brauchten die Tester für die Zuordnung, die Trefferquote lag klar über dem Zufallswert.
Attraktivität und Wahrnehmung
Schon lange bekannt ist die Tatsache, dass attraktive Menschen für gesünder, intelligenter und sozialkompetenter gehalten werden. In vielen Bereichen sind sie tatsächlich erfolgreicher. Sogar vor Gericht schneiden sie besser ab. Als Erklärung ziehen Forscher die «selbsterfüllende Prophezeiung» heran: Wenn jemand aufgrund seines Äusseren stets die gleichen Reaktionen erntet und mit denselben Erwartungen konfrontiert wird, wird er sich entsprechend verhalten. So weiss man zum Beispiel, dass eine Person mit «Kindchenschema» - grosse, runde Augen, kleiner Mund und kleine Nase - hilfsbedürftig wirkt und beim Gegenüber fürsorgliche Instinkte weckt. Das prägt.
Das Peter-Prinzip: Aufstieg zur Unfähigkeit
Vor über 40 Jahren analysierten und beschrieben der Psychologe Laurence J. Peter und der Schriftsteller Raymond Hull in ihrer berühmt gewordenen Studie den «Aufstieg zur Unfähigkeit». Darin geisseln sie das - vielfach auch heute noch geltende - ungeschriebene Gesetz der Hierarchie bzw. den Beförderungsgrundsatz, bis zum jeweiligen Niveau der Unfähigkeit aufzusteigen - eben bis zum «Level of Incompetence».
Aus der Welt des Sports: Ein Top-Fussballspieler muss noch lange nicht als Spitzentrainer reüssieren. Das Gegenteil ist eher der Fall. Der deutsche Bundestrainer, Joachim Löw, äussert sich dazu wie folgt: «Trainer oder Spieler zu sein sind zwei völlig verschiedene Tätigkeiten.» Einen Penalty in der linken Torecke zu versenken erfordert andere Qualitäten als eine Gemeinschaft von elf Individuen zu führen. Beiden Beispielen - stellvertretend für zahlreiche andere - ist gemeinsam, dass das jeweilige Niveau der persönlichen Unfähigkeit mit der neuen Funktion erreicht wurde, um im Sprachgebrauch des Peter-Prinzips zu bleiben.
Eigentlich ist dieser «Level of Incompetence» wegen seiner Häufigkeit gar kein Phänomen. Vor allem auf der oberen Chefetage, wo die Spitze der Pyramide immer schmaler wird, ist die damit verbundene Absturzgefahr entsprechend gross. So berichtet die Tages- und Fachpresse regelmässig über Flops von «Top Shots», welche auf dem Niveau ihrer persönlichen Unfähigkeit angelangt sind. «Im gegenseitigen Einvernehmen» lautet dann die gängige Trennungsformel.
Monique R. Siegel, renommierte Wirtschaftsberaterin, hat in einem früheren Presseinterview festgehalten, dass Frauen nach ihrer Meinung tendenziell weniger leicht dem Peter-Prinzip verfallen würden; sie seien vor allem flexibler; auch sei ihre lineare Karriereplanung noch weniger ausgeprägt als bei Männern. Schliesslich würden sich Frauen auf neue Situationen besser einstellen. Der Laufbahnberater Stefan Müller aus Stuttgart bringt es auf den Punkt: «Wer seine Grenzen nicht kennt, braucht sich nicht zu wundern, wenn sie ihm gezeigt werden.»
Nicht zuletzt deshalb sei eine sorgfältige und systematische berufliche und persönliche Standortbestimmung unerlässlich. Dadurch kann - besonders bei Karriereambitionen - eine durchaus mögliche Überforderung verhindert werden. Doch auch Vorgesetzte können etwas gegen das Peter-Syndrom unternehmen, indem sie - ohne die Förderung ihrer Mitarbeitenden zu vernachlässigen - die jeweils am besten geeigneten Leute für eine Beförderung vorsehen und nicht «um des lieben Friedens willen» fragwürdige Kompromisse schliessen.
Hier liegt oft eine Fehleinschätzung zu Grunde, dass gute Leistungen in der bisherigen Funktion automatisch die besten Voraussetzungen für das Erklimmen der nächsten Sprosse auf der Erfolgsleiter seien. Dass auf der höheren Etage ein anderer, oft rauerer Wind weht, wird dabei vielfach übersehen, was fatale Folgen haben kann.
Und noch etwas: Wenn auch Karrieren heute vielfach rascher verlaufen als früher: «Nicht immer führt der Express-Lift nach oben. Man muss auch die Treppe benutzen!» (leicht abgeändertes Zitat von Emil Oesch).
Der Mach-es-allen-recht-Antreiber
Wir Menschen sind soziale Wesen. Als wir noch Jäger und Sammler waren, hätten wir ohne unsere Gemeinschaft von Menschen, mit denen wir zusammengearbeitet und -gelebt haben, nicht überlebt. Inzwischen leben wir nicht mehr unter diesen Bedingungen. Die meisten von uns werden noch von Geburt an darauf trainiert, sich angepasst und erwartungskonform zu verhalten.
Insbesondere Frauen bekommen diesen Druck früh zu spüren: „Du musst immer liebenswürdig und brav sein, sonst wirst du überall anecken.“ „Es ist wichtig, dass du dich anpasst und das tust, was von dir erwartet wird. Keiner mag Unruhestifter.“ „Sei immer hilfsbereit und kümmere dich um andere.“ „Hör auf, dich so rebellisch zu verhalten. Mädchen tun so etwas nicht.“
Es kann sein, dass Ihnen an irgendeinem Punkt in Ihrem Leben vermittelt wurde, die Verbindung mit anderen und die Anerkennung von anderen sei etwas, das Sie sich erarbeiten müssen. Etwas, das Sie nur bekommen, wenn Sie die Erwartungen aller erfüllen und es allen recht machen. Die Schlussfolgerung, die Sie daraus gezogen haben, ist einfach, aber folgenschwer: „Wenn du dich anders verhältst als alle anderen, wirst du Probleme bekommen. Dieser verinnerlichte Glaubenssatz heisst «Mach-es-allen-recht-Antreiber». Er kann so dominant werden, dass es Ihnen irgendwann wichtiger ist, was andere über Sie denken, als was Sie selbst von sich halten.
Sie können durch die Welt laufen und ständig darüber nachdenken, ob Sie gerade jemand verurteilt oder schlecht über Sie denkt. Die Psychologen Kenneth Savitsky, Nicholas Epley und Thomas Gilovich haben nachweisen, dass wir völlig überschätzen, wie viel und wie schlecht andere über uns nachdenken. Fakt ist: Die Menschen, denen Sie in Ihrem Alltag begegnen, sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie überhaupt keine Zeit haben, länger als einen Moment (wenn überhaupt!) über Sie nachzudenken.
Wenn ich vor anderen spreche und einfach ich selbst bin, kann ich nicht beeinflussen, was die Teilnehmer von mir denken. Manche werden mein Outfit unpassend finden, andere werden es lieben. Einige wenige werden denken, ich hätte keine Ahnung und andere werden begeistert von dem sein, was ich sage. Während manche mich vergessen, sobald sie den Raum verlassen, werden andere sich noch jahrelang an mich erinnern.
Wenn ich mir Sorgen über das mache, was andere über mich denken, liegt das Problem darin, dass ich mich an etwas klammere, worüber ich überhaupt keine Kontrolle habe. Sie können Menschen nicht davon abhalten, Sie zu bewerten. Also seien Sie sich selbst. Stehen Sie ein für das, woran Sie glauben, was Ihnen wichtig ist und was Sie brauchen.
Sie verlieren im schlimmsten Fall den Zugang zu Ihrer inneren Stimme, weil Sie nur die Stimmen der anderen, hören (seien diese nun real oder nur in Ihrem Kopf). Und irgendwann wissen Sie gar nicht mehr, was Sie eigentlich wollen. Sie nehmen Ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr wahr und kennen Ihre Wünsche und Ziele nicht mehr. Sie leben irgendein Leben. Wenn Sie aber stattdessen beginnen, Ihre Entscheidungen darauf abzustellen, was Sie fühlen und wollen, gewinnen Sie die unbezahlbare Freiheit, Sie selbst zu sein.
Kognitive Verzerrungen und Denkfehler
Wir Menschen tendieren zu Denkfehlern. Psychologen sprechen von kognitiven Verzerrungen. So entwickeln wir häufig negative Denkmuster und gehen vom Schlimmsten aus oder konzentrieren uns in einer Situation besonders auf die negativen Seiten, statt auf die positiven. Wenn Sie sich Sorgen machen, was andere über Sie denken, schleichen sich wahrscheinlich auch bei Ihnen Denkfehler ein. Sie projizieren Ihre eigenen Unsicherheiten und Erwartungen auf andere.
Sie beurteilen also andere auf Basis von Halbwahrheiten und unvollständiger Information. Wir neigen dazu, Menschen aufgrund einer konstruierten Realität zu beurteilen, die in unserem Kopf existiert. Diese ist aber nur eine Interpretation ihrer Realität.
Wenn Sie das nächste Mal vor der Entscheidung stehst, etwas zu tun, und Sie merken, dass Ihre Angst vor dem Urteil anderer Sie zurückhält, stellen Sie sich die Frage, was das Schlimmste ist, was passieren könnte. Wie traurig ist es, dass wir uns von einer irrationalen Angst davon abhalten lassen, das zu tun, was wir möchten, was uns voranbringt, gut tut und uns erfüllt?
Wahrscheinlich fragen Sie sich, wie es Ihnen gelingt, so selbstbewusst und sicher hinter Ihren Entscheidungen zu stehen, auch wenn Ihr Gegenüber anderer Meinung ist. Die Antwort darauf finden Sie, wenn Sie sich klar sind: Was ist Ihnen wichtig im Leben? Nach welchen Grundsätzen wollen Sie leben? Welche Eigenschaften und Einstellungen schätzen Sie am meisten? Wenn Sie schwierige Entscheidungen treffen müssen, können diese Sie leiten und Ihnen ein Gefühl von Sicherheit geben, das Sie dagegen wappnet, in Scham oder Selbstzweifeln zu versinken, sobald jemand Ihre Entscheidung hinterfragt.
Die Psychologie des Stolzes
Fühlt sich Stolz gut an, spricht die Psychologie von positivem oder «echtem» Stolz. Wir spüren ihn, wenn wir unserem Liebsten ein originelles Geschenk machen und er sich sehr darüber freut. Negativer oder auch «falscher» Stolz hingegen nährt sich aus Selbstüberschätzung, Unsicherheit oder mangelndem Selbstwertgefühl. «So lasse ich nicht mit mir umgehen» oder «Ich habe Besseres verdient» sind typische Reaktionen aus falschem Stolz. Wenn wir uns in unserem falschen Stolz verletzt fühlen, blocken wir ab, machen zu. Wir wollen verhindern, dass man uns weiter verletzt. Falscher Stolz isoliert.
Wenn wir nach einem Streit jede weitere Diskussion verhindern, schwelt die Unstimmigkeit weiter vor sich hin. Sie wächst zu einem Ungetüm, obwohl sie das vielleicht gar nie war. Eine Lösung wird immer schwieriger. Gibt der weniger Stolze irgendwann nach - weil das Anschweigen nervt oder man gemeinsam einen Termin wahrnehmen muss etwa -, ist der Konflikt noch immer nicht gelöst.
Keinen falschen Stolz zu haben, bedeutet nicht, der oder die Schwächere zu sein. Man gibt nicht klein bei, wenn man nachgibt, sondern investiert in die gemeinsame Zukunft - indem man das Drama, das aus dem Stolz heraus wächst, sein lässt. Denn dass Stolz ein Beziehungskiller ist, das wusste schon Mr. Darcy.
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