Die Geschichte des Psychologie Studiums in Zürich ist reich an bedeutenden Persönlichkeiten und wegweisenden Entwicklungen. Hier ist ein Überblick über die wichtigsten Stationen:
Frühe Anfänge und Einflussreiche Figuren
Bereits im 19. Jahrhundert gab es Verbindungen zur Psychologie durch Philosophen und Erkenntnistheoretiker:
- Wilhelm Wundt: 1874 wurde er für zwei Semester von Heidelberg nach Zürich als Professor für Philosophie berufen, bevor er nach Leipzig wechselte.
 - Richard Avenarius: Von 1877-1896 war er in Zürich tätig. Er war ein zu seiner Zeit berühmter Philosoph und Erkenntnistheoretiker und entwickelte hier seinen Ansatz des Empiriokritizismus.
 
Gründung des Psychologischen Laboratoriums
Ein entscheidender Schritt war die Gründung des Psychologischen Laboratoriums:
- Ernst Meumann: 1897 wurde das Psychologische Laboratorium vom neu berufenen Ernst Meumann gegründet.
 - Im Psychologischen Laboratorium bot Meumann experimentalpsychologische Praktika an.
 - Meumann gilt neben seinen Arbeiten als Gedächtnispsychologe als Begründer der experimentellen Pädagogik.
 
Weitere prägende Psychologen
Anfang des 20. Jahrhunderts wirkten weitere namhafte Psychologen in Zürich:
- Gustav Störring: Von 1902 bis 1911 war der Wundt-Schüler Gustav Störring, ein Psychologe und Psychiater, als Ordinarius in Zürich tätig. Er hatte 1900 Vorlesungen über Psychopathologie und ihre Bedeutung für die normale Psychologie veröffentlicht.
 - Friedrich Schumann: Zuvor Assistent bei Carl Stumpf in Berlin und ebenfalls Experimentalpsychologe, wurde 1905 nach Zürich berufen.
 - Meumann, Störring und Schumann waren im deutschen Sprachraum sehr bekannte Psychologen.
 
Die Eröffnung des Psychologischen Instituts
Ein wichtiger Meilenstein war die offizielle Eröffnung des Psychologischen Instituts:
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- Die Eröffnung des Psychologischen Instituts fand 1914 im neuen Universitäts-Hauptgebäude durch die Inbetriebnahme von Räumen und dem Laboratorium statt.
 - Institutsdirektor war Gottlob Friedrich Lipps, der seit 1911 Psychologie in Zürich lehrte (bis 1931). Er war ebenfalls Wundt-Schüler.
 - Ab 1913 war Julius Suter als Privatdozent am Psychologischen Institut tätig. Er wurde 1938 zum nebenamtlichen Extraordinarius ernannt (bis 1952).
 - Suter war wie Arthur Wreschner auf dem Gebiet der Angewandten Psychologie tätig (z.B. Studie in der Schuhfabrik Bally 1915-1917).
 
Die Zeit nach Lipps
Nach dem Tod von Lipps gab es eine Phase der Unsicherheit:
- Nach dem Tod von Lipps verzichtete die Philosophische Fakultät auf die Neuberufung eines Psychologen, so dass das Psychologische Institut in der Folge nur eine Scheinexistenz ohne für Psychologie berufene Lehrstuhlinhaber führte.
 
Wachstum und Erweiterung
In den folgenden Jahrzehnten erlebte das Institut ein starkes Wachstum:
- 1958 wurde Hans Biäsch als Vertreter der Angewandten Psychologie zum Extraordinarius für Praktische Psychologie ernannt.
 - Durch das starke Wachstum der Anzahl der Studierenden (1950: 50, 1980: 1010 Studenten) wurde das Institut in den Folgejahren vergrössert.
 - Im Mai 1966 wurde das Institutsgebäude in der Zürichbergstrasse 43 eröffnet.
 - Ulrich Moser wurde berufen.
 - Der Soziologe Gerhard Schmidtchen, der vorher in Allensbach tätig war, wurde 1968 zum ausserordentlichen, 1970 zum ordentlichen Professor für Sozialpsychologie ernannt.
 - Detlev von Uslar, philosophisch ausgebildeter Psychologe aus Freiburg im Breisgau wurde zum 1967 zum Extraordinarius und 1974 zum Ordinarius für Allgemeine theoretische Psychologie.
 - Nach dem Rücktritt von H.
 - 1975 wurde nach dem Rücktritt von W.
 - Inge Strauch besetzte ab 1976 als Ordinaria den zweiten Lehrstuhl für Klinische Psychologie.
 - Als psychologisches Nebenfach wurde 1978 die Psychopathologie eingeführt.
 
Neuere Entwicklungen
In den 1990er und 2000er Jahren gab es weitere wichtige Veränderungen:
- 1990 wurde der Lehrstuhl für Klinische Psychologie I nach dem Ausscheiden von U.
 - Das Ordinariat Allgemeine Psychologie wurde 1993 nach dem Ausscheiden von D. v.
 - 2002 wurde Mike Martin zum Ordinarius für Gerontopsychologie berufen.
 - 2004 übernahm Alexandra M.
 - 2005 wurde Andreas Maercker zum Ordinarius für Psychopathologie berufen - und damit aus einem Nebenfach, das früher durch Psychiater vertreten wurde (bis 1999 Prof. Christian Scharfetter, ab 2000 Prof.
 
Inge Strauch: Ein besonderer Beitrag zur Schlafforschung
Inge Strauch wurde 1976 als Ordinaria für Klinische Psychologie an die Universität Zürich berufen. Seit ihrem Psychologstudium 1952 bis 1956 in Freiburg im Breisgau fesselten Inge Strauch die Themen Schlaf und Traum - eine Faszination, die während ihrer ganzen Karriere als Forscherin nicht abebbte. Bereits während eines Studienaufenthalts 1960 bis 1962 in den USA kam Inge Strauch in Kontakt mit neuen experimentellen Methoden der psychophysiologischen Traumforschung, die sie später in ihren Studien anwendete. Zurück in Freiburg verfasste sie ihre Habilitationsschrift über das Erleben im Schlaf. Inge Strauch hat wesentliche Beiträge zur Erforschung des individuellen Schlafverhaltens und des Träumens geleistet. Mit ihren psychophysiologischen Studien hat sie das Bild, das sich die Wissenschaft vom Traum macht, wesentlich ausdifferenziert. Neben ihrer Professur amtierte Inge Strauch von 1992 bis 1998 auch als Prorektorin am damaligen Prorektorat für Forschung und Lehre der UZH. Sie hatte massgeblichen Anteil daran, dass während dieser Zeit die Frauenstelle, die heutige Abteilung Gleichstellung, ihre Arbeit aufnehmen konnte. Als Prorektorin war sie auch daran beteiligt, den Schritt der Universität in die Autonomie vorzubereiten.
Prof. Dr. Inge Strauch ist am 24. verstorben.
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