Beziehungstipps für eine erfüllte Partnerschaft

Eine gute Paarbeziehung fusst - unter anderem - auf guter Kommunikation. Und die darf auch mal ernsthaft sein. Doch wann ist eine Aussprache angesagt?

Kommunikation als Fundament einer Beziehung

«Zuerst einmal muss man unterscheiden zwischen der generellen Kommunikation eines Paares und der Kommunikation in Konfliktsituationen. Der Austausch über eigene Wünsche und Vorstellungen, Pläne, Hoffnungen ist ein wichtiges Fundament für eine Beziehung. Und dazu gehört, dass man sich täglich austauscht und so Nähe zum Partner erlebt.

Die Mauer des Schweigens durchbrechen

Die Mauer des Schweigens durchbrechen: Daran beissen sich viele die Zähne aus. Einige holen sich Beratung in Praxen oder nutzen Ratgeberspalten in Tageszeitungen.

Im Austausch zu bleiben sei grundlegend, so die Beraterin. «Denn eine Beziehung ist wie eine Pflanze. Pflegst du sie, so wächst sie. Gerne redet man von einer unterschiedlichen Sprech- und Diskussionskultur zwischen Mann und Frau. Eher Mythos als Realität?

Stefan Häseli, Kommunikationscoach, sieht es vereinfacht so: «Feminine Kommunikation zielt darauf, in erster Linie Beziehungen zu stärken. Maskuline dagegen dient primär der Informationsvermittlung. Natürlich ist es wichtig, dass Männer auch mal die Beziehung ins Zentrum rücken. Umgekehrt möchte ich Frauen verständlich machen, dass es uns Männern nicht immer um eine Beziehungsfrage geht.

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Zudem, so Häseli, würden Frauen eine Botschaft tendenziell öfter verklausulieren als Männer. «Die Frau sagt ihm am Abend, halb beiläufig, halb fokussiert: Du, morgen ist Müllabfuhr. Völlig klar, je länger die Beziehung dauert, desto schneller und klarer erkennt der Partner, was damit gemeint ist. Hier kommt die feminine Sprache ins Spiel. Die Frau will nicht so direkt Befehle erteilen. ‹Beziehungsschonendes Anordnen› könnte man da sagen.

Die Kommunikationstrainerin Nicole Stange erforscht seit 15 Jahren, wie Frauen mit Männern sprechen sollten, damit ihre Botschaft ankommt. Und sie hat darüber ein Buch geschrieben. In einem Interview mit der «Glückspost» erklärte sie: «Unsere Haltung bestimmt die Kommunikation - und unsere Kommunikation entscheidet über unser Glück! Was ist wichtig, wenn man mit Männern spricht? Eine Frau, die weiss, was sie will, und die weiss, was in der Kommunikation mit Männern funktioniert, bekommt, was sie will. Wissen Sie wirklich, was Sie wollen, bevor Sie es formulieren? Einen passenden Zeitpunkt wählen und auf den eigenen Ton achten. Klar sein funktioniert, der Befehlston eher weniger. Humor gewinnt immer!

Positive Interaktionen und Komplimente

Nicht nur konstruktiv diskutierte Kritikpunkte nähren eine Beziehung, sondern auch ernst gemeinte Komplimente. Nach 35 Ehejahren freue ich mich noch immer über seine Aussagen wie: «Ich bin stolz auf dich, dass du diese berufliche Herausforderung angenommen hast.» John Gottmann, Psychologieprofessor an der University of Washington und Mitbegründer des Seattle Marital and Family Institute, hat laut «Psychologie heute» Paarkommunikation auf eine einfache Formel gebracht: Glückliche Paare gleichen negative Situationen durch positive aus - und zwar im Verhältnis 5:1. «Ein böses Wort wird durch fünf liebevolle Aussagen, Komplimente oder Gesten wieder ausgeglichen», wird er in der Fachzeitschrift zitiert.

Versuche, möglichst viele der folgenden Punkte in euren Beziehungsalltag zu integrieren - besonders, wenn es in letzter Zeit öfter mal Kritik oder kleine Nörgeleien gab.

Acht Tipps für mehr Positivität in deiner Partnerschaft

  1. Humor einsetzen: Lachen und spielerische Neckereien helfen dir, Spannungen zu lösen und die Bindung zu deinem Partner zu stärken.
  2. Interesse zeigen: Höre deiner Partnerin aufmerksam zu und zeige echtes Interesse an ihren Gefühlen, besonders in schwierigen Momenten.
  3. Kleine Gesten im Alltag: Kleine Aufmerksamkeiten wie ein liebevoller Blick, ein Kompliment oder eine kleine Überraschung haben eine grosse Wirkung und stärken eure Beziehung nachhaltig.
  4. Sich entschuldigen und einfühlsam sein: Eine ehrliche Entschuldigung und Empathie zeigen deinem Partner, dass du seine Gefühle ernst nimmst und schätzt.
  5. Gemeinsamkeiten betonen: Hebe in Diskussionen die Punkte hervor, in denen ihr euch einig seid. Das schafft eine Basis, um Probleme leichter zu lösen.
  6. Andere Perspektiven akzeptieren: Auch wenn du ihr nicht immer zustimmst, ist es wichtig, den Standpunkt deiner Partnerin zu respektieren und zu akzeptieren.
  7. Bewusste Wertschätzung: Fokussiere dich auf die Stärken und positiven Eigenschaften deines Partners, um Kritik auszugleichen und die Beziehung zu stärken.
  8. Zuneigung ausdrücken: Gesten der Nähe wie eine Umarmung, ein sanftes Lächeln oder beruhigende Worte können Stress reduzieren und die Verbindung zwischen euch stärken.
Die 5:1-Regel in der Paarbeziehung
Aspekt Bedeutung
Verhältnis 5 positive Interaktionen : 1 negative Interaktion
Ziel Ausgleich negativer Erfahrungen durch positive
Wirkung Stärkung der Beziehung und des Zusammenhalts

Offenheit und Vertrauen

Studien zeigen, dass viele Menschen unzufrieden sind mit der Gesprächskultur in der Beziehung. Nicht selten geht es bei Auseinandersetzungen grob zu und her, und irgendwann können Paare in eine Abwärtsspirale geraten. Demgegenüber sind Paare, die sich in langjährigen Beziehungen glücklich fühlen, meist in der Lage, sich gegenseitig ihre Gefühlswelt mitzuteilen und diese anzunehmen. Doch wie viel Offenheit ist das richtige Mass in der Liebe?

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Kommunikationswissenschafter Franz Thurmaier räumt mit einem populären Missverständnis auf: «Als Eheberater sage ich nicht, ihr müsst euch alles sagen, sondern: Es wäre schön, wenn ihr euch alles sagen könnt, was euch wichtig ist.»

Jede Beziehung bestehe aus zwei Ichs und einem Wir, ergänzt im «Psychologie heute»-Bericht Paartherapeutin Sandra Konrad: «Eine glückliche Beziehung braucht sowohl Autonomie als auch Gemeinsamkeit. Offen zu sein meint nicht, dem anderen alles sagen zu müssen.» Die Fantasie sei die geheime Welt jedes Einzelnen. Jeder entscheide für sich, wie viel er dem Partner davon zeigen möchte. «Der Schlüssel ist Vertrauen.

Die Bausteine einer gelingenden Partnerschaft

Liebe als Aufgabe

Genauer betrachtet, hat das Paar einen wesentlichen Aspekt gründlich missverstanden: Liebe geschieht nicht, Liebe ist eine Aufgabe. Sie braucht Zeit, Aufmerksamkeit und Engagement. Wer diese Tatsache nicht beachtet, dem passiert früher oder später, was Anne und Ben erleben mussten.

Damit meinte er: Wer sich nicht oder nicht mehr engagiert, also der Beziehung die Aufmerksamkeit entzieht, verliert die Verbindung zum Partner oder zur Partnerin. Dann lockt irgendwann etwas Neues, oder eine Seite beendet die Paarbeziehung aus Frust und Langeweile.

Mit Wohlwollen über den Anderen denken

Für eine langfristig liebevolle Paarbeziehung müssen wir uns aktiv engagieren. Anders gesagt: Wir müssen die Zuneigung zum Partner, zur Partnerin festigen, indem wir uns angewöhnen, auf liebenswerte Eigenschaften zu achten und störenden Aspekten weniger Aufmerksamkeit zu schenken. Liebevolle Paarbeziehung: «Wohlwollende Gedanken erzeugen Zuneigung.» Dieser Ablauf entspricht Alfred Adlers Theorie über das Denken, Fühlen und Handeln. Positive Gedanken führen zu angenehmen Gefühlen. Daraus ergeben sich konstruktive Handlungen. Trainieren Sie das Denken von wohlwollender Zuneigung. Damit schaffen Sie eine stabile Basis, die Ihre Partnerschaft durch schwierige Phasen trägt.

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Schlupflöcher stopfen, reden statt flüchten

Was mir in der Beratung immer wieder auffällt ist, dass Menschen in ihrer Partnerschaft Ausreden benutzen und einander ausweichen. Dieses Verhalten führt nur scheinbar zum Erfolg. Denn mit jeder Ausrede entfernen sie sich ein Stück weit voneinander.

An dieser Stelle gilt es, ehrlich zu sich selbst zu sein: Sprechen Sie ein echtes Problem oder Bedürfnis an oder nutzen Sie die Situation, um dem Partner, der Partnerin auszuweichen?

Sprechen Sie miteinander und wenden Sie die VW-Regel an: Statt eines Vorwurfs äussern Sie einen Wunsch. «Ich wünsche mir mehr Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit, wenn wir zusammen sind.» Das klingt besser, als zu sagen: «Du beachtest mich nicht mehr, wir hocken nur nebeneinander und zappen mit dem Handy.»

Soziale Gleichwertigkeit - Liebe auf Augenhöhe

An dieser Stelle möchte ich einen wichtigen Aspekt hinzufügen, denn diese Ehrlichkeit sich selbst und dem Partner, der Partnerin gegenüber, ist ein wesentlicher Teil der sozialen Gleichwertigkeit. Liebe auf Augenhöhe folgt dem Prinzip «ich bin okay, du bist okay». Anders ausgedrückt: Wie sieht es aus mit Neid und Konkurrenz in Ihrer Paarbeziehung? Was tun Sie, wenn Sie sich unterlegen fühlen?

Soziale Gleichwertigkeit zu leben bedeutet, bewusst auf dieses Spiel zu verzichten, sich über die Talente und Erfolge des anderen zu freuen. Es bedeutet auch, die eigene Befindlichkeit zurückzustellen und sich eine Gelegenheit zu schaffen, den Selbstwert auf gesunde Weise zu stärken.

Die Beziehungspyramide - Prioritäten setzen

Fragen Sie sich: An welcher Position steht die Paarbeziehung? Wo stehen Kinder, Eltern, Freunde? An dieser Stelle wird es spannend. Natürlich kommt es vor, dass andere Beziehungen mehr oder weniger bewusst nach oben rutschen und die Paarbeziehung überholen. Dafür muss sich niemand rechtfertigen. Wichtig ist nur, dass Sie diesen Umstand erkennen und gegensteuern.

Ein Praxis-Tipp: Informieren Sie die Person oder die Personen, die in Ihrer Hierarchie aktuell ganz oben stehen über Ihren Entschluss, Ihrer Paarbeziehung wieder die oberste Priorität einzuräumen. Und: Seien Sie auf Gegenwind gefasst. Niemand gibt den Status der «Number One» gerne oder kampflos auf. Schon gar nicht Kinder!

Zugehörigkeit und Gemeinschaftsgefühl

Das Zugehörigkeitsgefühl fördert das Gemeinschaftsgefühl mit seinem Engagement für die anderen: Ich habe meinen Platz und fühle mich wichtig, ich möchte meinen Beitrag leisten, damit es dem Team, also UNS, gut geht.

Adler vertritt die Meinung, dass das Gemeinschaftsgefühl als angeborene Fähigkeit im Menschen schlummert. Es muss bewusst entfaltet werden, durch Wechselseitigkeit: geben und nehmen.

Spass und Leidenschaft im Alltag

Aus Verliebtheit wird Alltag, Routine ersetzt Ekstase - das geht fast allen Paaren so. Coach Amel Rizvanovic zeigt, wie wir die Beziehungspflege in den Alltag integrieren können. Unkraut jäten bedeutet, an schwierigen Beziehungsmustern (Schemata) zu arbeiten. Düngen, giessen und für Licht und Wärme sorgen heisst, die Ressourcen und Potentiale der Beziehung zu entfalten.

Beziehungspuffer aufbauen

Deshalb ist es von fundamentaler Wichtigkeit, dass wir diesen Beziehungspuffer gezielt auf- und ausbauen. Der Paarforscher John Gottman beobachtete bei unglücklich-instabilen Partnerschaften ein deutliches Übergewicht negativer Interaktionen. Das heisst: Eine negative Interaktion wie ein Streit kann durch fünf positive Interaktionen ausgeglichen werden.

Um Beziehungspuffer aufzubauen, sollte Negatives eingerahmt werden durch möglichst viele kleine (und gerne auch ein paar grosse) schöne Momente und Gesten: ein gutes Gespräch, eine Umarmung, gemeinsames Lachen, ein Dankeschön, etwas Nachsicht.

Stärken kultivieren

Was ist dagegen mit den Stärken unserer Paarbeziehung? Was können wir besonders gut? Was zeichnet uns aus - vielleicht gerade auch in schwierigen und widrigen Umständen? Diese Fragestellungen lenken den Fokus bewusst auf die Stärken und helfen dabei, Dinge zu sehen, die wir allzu oft im Laufe der Zeit einfach als selbstverständlich hinnehmen und nicht genug wertschätzen.

Gemeinsame Visionen entwickeln

Wir wissen aus wissenschaftlichen Untersuchungen, dass gemeinsame Visionen Menschen extrem stark verbinden, sich dementsprechend positiv auf die Beziehungsqualität auswirken und helfen, Widerstände und Hindernisse zu überwinden.

Ausgangsbasis für die gemeinsame Vision ist, dass sich jeder Partner zunächst Gedanken über seine eigene, individuelle Vision macht und diese zu Papier bringt. Wie sähe mein Leben aus, wenn sich alles nach meinen Wünschen entwickeln würde? Und zwar in den für mich wesentlichen Lebensbereichen wie Partnerschaft, Familie, Arbeit, Freizeit, Gesundheit, soziales Engagement und weiteren relevanten Feldern.

Tipps für mehr Spass in der Beziehung

  • Sich von seiner verletzlichen Seite zeigen.
  • Spontanität in den Alltag integrieren.
  • Gemeinsam aus der Komfortzone gehen.
  • Bewusst Zeit freischaufeln und ehrliches Interesse zeigen.

Die Wissenschaft der Liebe

Manchmal braucht Liebe einfach Geduld - und Nähe. Der Mere-Exposure-Effekt von Robert B. Zajonc (1968) zeigt, dass Menschen und Dinge, denen wir häufig begegnen, mit der Zeit vertrauter und sympathischer wirken. Deshalb verlieben sich Freunde oft erst nach Jahren ineinander. Nähe schafft Vertrautheit. Kein Wunder also, dass aus einer kollegialen Arbeitsfreundschaft etwas Ernstes werden kann… wenn man sich genug oft im Pausenraum begegnet. Caroline Fux dazu: «Vertrautheit reguliert das Nervensystem und entspannt uns. Der Spruch ‹ist mir ans Herz gewachsen› ist dafür ein gutes Beispiel.

Laut Arthur Aron et al. (2000) hilft es, gemeinsam Neues zu erleben, um die Beziehung lebendig zu halten. Ein Wochenendtrip, ein Tanzkurs oder einfach mal ein neues Rezept zusammen ausprobieren - das Geheimnis liegt in der Abwechslung. Denn Neues schafft Aufregung und bringt frischen Wind in den Alltagstrott. Caroline Fux: «Viele Paare verfallen in den Modus ‹If it’s not broken, don’t fix it›. Doch genau darin steckt die Gefahr: Wir könnten zu entspannt werden und die Beziehung auf Autopilot schalten. Gemeinsame neue Erlebnisse bringen frischen Wind, sorgen für aufregende Momente und stärken die emotionale Bindung.

Wer gemeinsame Visionen teilt, hat mehr Chancen auf eine stabile Beziehung. Caryl E. Rusbult (1983) meint: Paare, die sich gegenseitig bei der Selbstverwirklichung unterstützen, schaffen eine tiefe Verbindung. Ob es um die Weltreise oder die gemeinsame Familienplanung geht - wer an einem Strang zieht, stärkt die Beziehung. Caroline Fux dazu: «Ohne gemeinsame Ziele kann selbst der beste Sex die Beziehung langfristig nicht retten.

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