Psychische Ursachen von Asthma

Asthma bronchiale ist eine chronisch entzündliche Erkrankung der Atemwege, die akute Atemnot verursachen kann. Bei Asthma - genauer Asthma bronchiale genannt - sind die Schleimhäute der Atemwege chronisch entzündet - insbesondere die der Bronchien. Bestimmte Reize verengen bei Asthmatikern die Atemwege - die Folge ist häufig eine anfallartige Atemnot, die besonders morgens und nachts auftritt.

Menschen mit allergischem Asthma sind oft weniger leistungsfähig. Das wirkt sich negativ auf den Alltag und das Berufsleben aus. Ziel der Behandlung ist es daher, die Betroffenen von ihren Beschwerden zu befreien und sie wieder körperlich leistungsfähig zu machen.

Ursachen und Auslöser

Asthma bronchiale kann vielfältige Ursachen haben. Allergische Auslöser: Es liegt eine allergische Reaktion vor (zum Beispiel auf Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare oder Schimmelpilzsporen). Asthma sorgt für eine chronische Entzündung der Atemwege und damit dafür, dass die Atemwege überempfindlich auf bestimmte Reize reagieren.

Wichtige Auslöser können Allergie-auslösende Stoffe («Allergene», wie z.B. Pollen), Luftverschmutzung wie Feinstaub, Zigarettenrauch oder Viren sein. Aber auch Reizstoffe wie Mehlstaub oder Lösungsmitteldämpfe («Berufsasthma») oder auch körperliche Anstrengung («Anstrengungsasthma») können asthmatische Atembeschwerden auslösen.

Psychische Faktoren und Asthma

Nebst den spezifischen Auslösern des allergischen Asthmas können auch unspezifische Faktoren zu Beschwerden führen - besonders bei Menschen mit überempfindlichen Bronchien.

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Atmen wir zu wenig, so sind wir nicht leistungsfähig. Und ganz ohne zu atmen, können wir nur wenige Minuten überleben. Entsprechend ist bei Atemlosigkeit und Atemnot die Angst vor dem Ersticken tief in uns verankert. Wenn z.B. aus Angst mehr geatmet wird als für die körperliche Aktivität nötig wäre (also zu tief und/oder zu schnell), so wird auch mehr Kohlendioxid abgeatmet, das Blut wird alkalischer (Gegenteil von sauer).

Die durch die Angst ausgelöste verstärkte Atmung ist also kontraproduktiv und führt zu einer schlechteren Sauerstoff- und Glukoseversorgung des Körpers und damit auch des Gehirns. Durch die Alkalisierung des Blutes kommt es zudem zu Verschiebungen der Blutsalzkonzentrationen: das Kalzium im Blut wird an Eiweisse gebunden und es sinkt die freie Kalzium-Konzentration. Damit wiederum sind Nerven- und Muskelzellen leichter erregbar und es kommt neben Kribbeln auch zu Muskelkrämpfen und Fatigue (Erschöpung).

Alle Effekte zusammen können folgende Symptome zur Folge haben:

  • ‘Lightheadedness’, ‘Dizziness’ und ‘Wattekopf’
  • Konzentrationsprobleme
  • Agitation, Störung der Emotionsregulation
  • Derealisation und Depersonalisation
  • Verschwommensehen
  • Herzklopfen, Druck auf der Brust
  • Atemnot, Kurzatmigkeit, Engegefühl im Hals, Asthma-Symptome
  • Trockener Mund, Übelkeit, Verdauungsstörung
  • Muskelverspannungen, Zittern
  • Kribbeln in Händen und Füssen

Alle diese Symptome können ihrerseits wieder Angst auslösen, womit ein Teufelskreis ausgelöst wird. Der beschriebene Mechanismus mit Abatmen von zu viel Kohlendioxid mit allen damit verbundenen Symptomen entspricht dem “Hyperventilieren’. Wird chronisch überatmet, versucht die Niere durch Ausscheiden von Bikarbonat das Blut wieder saurer zu machen. Damit verschlechtert sich aber beim chronischen Überatmen die Pufferfähigkeit von kurzfristigem CO2-Anstieg, d.h. bei einer kurzfristigen Anstrengung kann das anfallende CO2 nicht rasch genug abgeatmet werden, was zu einer schlechteren körperlichen Fitness und auch Erschöpfung führt. Um den Säuregehalt tief zu halten, wird in der Folge noch mehr überatmet.

Chronisches Überatmen kann zahlreiche Störungen auslösen, verstärken oder auch unterhalten:

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  • Panikstörung
  • Phobien und generalisierte Angsterkrankung
  • Konzentrationsstörungen
  • Fatigue und Schlafstörungen
  • Migräne und Spannungskopfschmerzen
  • Epilepsien
  • Herzrhythmusstörungen
  • Asthma
  • Reizdarmsyndrom

Diagnose

In vielen Fällen erstellt eine Ärztin oder ein Arzt bereits aufgrund der charakteristischen Beschwerden eine Diagnose. Beim Abhören sind typische Lungengeräusche wie Pfeifen oder Brummen bei der Atmung hörbar.

Zur Diagnose von Asthma schliessen Ärztinnen und Ärzte durch eine körperliche Untersuchung und eventuell weitere Abklärungen zunächst andere Krankheiten aus. Um Asthma nachzuweisen, gibt es folgende Methoden. Bei einem Lungenfunktionstest atmen Patientinnen und Patienten schnell und vollständig in ein Mundstück aus. Dabei zeigt sich, ob ihre Bronchien offen oder verengt sind. Nach der Inhalation eines bronchialerweiternden Medikaments wiederholen sie den Test. Tritt eine Besserung ein, unterstützt dies eine Asthma-Diagnose.

Mit Sicherheit kann Überatmen nur durch die Messung des CO2 im Blut festgestellt werden (Kapnometer). Es gibt aber Hinweise, die für das Vorliegen von Überatmen sprechen:

  • Häufiges Gähnen und Seufzen
  • Atemnot beim Sprechen
  • Hektisches Einatmen
  • Atem anhalten
  • Tendenz zum Atmen durch den Mund

Behandlung und Management

Asthma ist schlecht heilbar, kann aber meist sehr gut behandelt werden. Betroffene können mit einer guten Asthmakontrolle normalen Alltagsaktivitäten nachgehen, Sport treiben und haben die gleiche Lebenserwartung wie gesunde Menschen.

Bei der Behandlung des allergischen Asthmas steht neben Medikamenten (z.B. Asthmaspray) vor allem eine veränderte Lebensweise im Vordergrund: Indem Betroffene lernen, mit den Auslösern der Allergie umzugehen, verbessern sie selbst ihre Lebensqualität.

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Massnahmen ohne Medikamente sind bei der Behandlung von allergischem Asthma ebenso wichtig wie die Therapie mit Medikamenten. Betroffenen wird daher Folgendes empfohlen:

  • Auslösende Ursache vermeiden
  • Lebensstil anpassen
  • Ernährung anpassen

Medikamente

Bei der Behandlung von allergischem Asthma mit Medikamenten wird zwischen Langzeit- und Bedarfsmedikamenten unterschieden.

Langzeitmedikamente sind das Fundament jeder Asthmabehandlung. Sie wirken der auslösenden Ursache des Asthmas entgegen. Die wichtigsten Wirkstoffe dieser Gruppe sind Kortikosteroide (Kortison), die dem körpereigenen Hormon Cortisol ähneln.

Bedarfsmedikamente setzt der Arzt bei einer akuten Verschlechterung des allergischen Asthmas und im Notfall ein. Die dafür am häufigsten verwendeten Medikamente sind kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika (z.B. in Form von Sprays), die die Betroffenen ebenfalls inhalieren.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung empfehlen Ärzt*innen weitere Behandlungen. So genannte Asthmaschulungen sollen dabei helfen, Symptome frühzeitig zu erkennen und besser einzuschätzen. In Studien konnte gezeigt werden, dass besonders Physiotherapie einen positiven Einfluss auf Asthma haben kann.

Vorbeugung

Wenn Sie unter Asthma bronchiale leiden, können Sie sich vor erneuten Asthmaanfällen schützen, indem Sie die Auslöser meiden. Für den Fall eines Asthmaanfalls sollten Sie Notfallmedizin und Notfalldokumente mit sich tragen.

Wollen Sie einem Asthma zuvorkommen?

  • Verzichten Sie auf das Rauchen.
  • Lassen Sie eine bestehende Allergie frühzeitig und konsequent behandeln.
  • Schützen Sie sich bei der Arbeit vor allfälligen Reizstoffen.
  • Bewegen Sie sich regelmässig an der frischen Luft.

Asthma bei Kindern

Asthma bei Kindern wird oft durch eine allergische Reaktion ausgelöst. Bei der Mehrheit der betroffenen Kinder und etwa bei der Hälfte der betroffenen Erwachsenen löst eine Allergie gegen Substanzen in der Umgebungsluft das Asthma aus.

Für die Behandlung von Asthma bei Kindern sind folgende Massnahmen wichtig:

  • Erkennen und Vermeiden von Asthma-Auslösern
  • Medikamentöse Therapie mit dem Ziel, die Entzündung zu bekämpfen, die dem Asthma zugrunde liegt.
  • Überwachung der Lungenfunktion alle drei bis sechs Monate bei der Kinderärztin oder dem Kinderarzt.
  • Förderung von körperlicher Betätigung.

Zusammenfassung

Asthma ist eine komplexe Erkrankung, bei der psychische Faktoren eine wesentliche Rolle spielen können. Durch ein besseres Verständnis der Zusammenhänge und geeignete Behandlungsstrategien können Betroffene ihre Lebensqualität deutlich verbessern.

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