Psychiatrische Fachkraft Weiterbildung: Voraussetzungen und Perspektiven

Die Welt ist in den letzten Jahren für viele komplexer und herausfordernder geworden. Kein Wunder also, dass auch psychische Probleme und Erkrankungen auf dem Vormarsch sind. Zur effektiven Behandlung von betroffenen Menschen sind engagierte Fachleute unerlässlich.

Gehören Sie zu den Personen, die in der Schweiz im Bereich Psychiatrie eine Ausbildung anstreben? Tätigkeiten in der Psychiatrie können sehr vielfältig und verschiedenartig sein. Dementsprechend schwer ist es, allgemeingültige Voraussetzungen zu definieren. Allerdings gibt es einerseits Fähigkeiten und Charaktermerkmale, die in vielen Bereichen von Vorteil oder sogar notwendig sind. Andererseits existieren bestimmte fachliche Voraussetzungen.

Erforderliche persönliche Eigenschaften

Wer im Bereich Psychiatrie eine Ausbildung anstrebt, sollte über bestimmte persönliche Eigenschaften verfügen:

  • Belastbarkeit: Die Arbeit in der Psychiatrie kann emotional fordernd sein, da Fachpersonen regelmässig mit Menschen in akuten Krisen und herausfordernden Situationen konfrontiert sind.
  • Beobachtungsgabe: Psychische Erkrankungen äussern sich oft subtil und individuell.
  • Empathie: Menschen mit psychischen Erkrankungen benötigen Verständnis und eine wertfreie, unterstützende Begleitung.
  • Geduld: Heilungsprozesse in der Psychiatrie verlaufen oft langsam und in kleinen Schritten, wobei auch Rückschläge nicht ausgeschlossen sind.
  • Kommunikationsfähigkeit: Nicht nur mit Patientinnen und Patienten, sondern auch gegenüber Angehörigen und Teammitgliedern ist eine klare, aber dennoch einfühlsame Kommunikation wichtig.
  • Verantwortungsbewusstsein: Entscheidungen und Aktionen in der Psychiatrie beeinflussen direkt das Wohl von Menschen.

Fachliche Voraussetzungen und Qualifikationen

In der Psychiatrie gibt es inzwischen zahlreiche fachliche Voraussetzungen und Qualifikationen, die Interessierte im Rahmen einer Ausbildung erlangen können.

Fachfrau/Fachmann Gesundheit EFZ (FaGe)

Hierbei handelt es sich um einen Ausbildungsberuf, den Interessenten ab einem Alter von 16 Jahren nach der obligatorischen Schulzeit ergreifen können. Im Zentrum der dreijährigen Lehre steht für angehende Fachleute im Bereich Gesundheit (FaGe) die Begleitung, Betreuung und Pflege von Hilfsbedürftigen. Zwar handelt es sich hierbei nicht zwingend um eine Ausbildung im psychiatrischen Bereich. Allerdings ist vor allem die psychiatrische Pflege ein wichtiges Einsatzgebiet.

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Diplomierte(r) Pflegefachfrau/Pflegefachmann HF (mit Schwerpunkt Psychiatrie)

Diese Ausbildung findet an Pflegeeinrichtungen und einer Höheren Fachschule (HF) statt. Sie dauert im Vollzeitstudium bis zu drei Jahre und richtet sich vor allem an Personen mit abgeschlossener FaGe-Ausbildung oder einer gleichwertigen Vorbildung. Das Studium vermittelt vertiefte Kenntnisse in der Pflege, wobei eine Spezialisierung auch im Bereich der psychiatrischen Pflege möglich ist. Absolventinnen und Absolventen sind befähigt, in verschiedenen Einrichtungen verantwortungsvolle Aufgaben zu übernehmen. So können Sie etwa als Psychiatriepflegerin bzw. Psychiatriepfleger mit dieser Ausbildung in einer Klinik arbeiten. Umgangssprachlich ist oft auch von Krankenpflegern bzw.

Assistenzärztin/Assistenzarzt Psychiatrie und Psychotherapie

Nach Abschluss des Medizinstudiums haben Ärztinnen und Ärzte die Gelegenheit, sich auf unterschiedliche Fachbereiche zu fokussieren. Zu diesen zählt auch das Segment Psychiatrie und Psychotherapie. Weil als Assistenzärztin oder Assistenzarzt in der Psychiatrie die Ausbildung mindestens fünf Jahre dauert, handelt es sich bei dieser Spezialisierung um eine wichtige Entscheidung. Die Fachausbildung umfasst sowohl theoretische Schulungen als auch klinische Tätigkeiten in verschiedenen Bereichen der Psychiatrie.

Psychiatrische Arbeitsfelder und Praxistätigkeit

Gemäss Art. 7 Abs. 2bis lit. Die Voraussetzung einer zweijährigen praktischen Pflegetätigkeit in der Fachrichtung Psychiatriepflege ist erfüllt, wenn die Pflegefachperson zwei Jahre zu 100% oder entsprechend länger bei einer Anstellung zwischen 50-100% in der Fachrichtung Psychiatrie gearbeitet hat.

Mögliche psychiatrische Arbeitsfelder sind:

  1. Psychiatrische Kliniken
  2. Ambulante psychiatrische Dienste
  3. Ambulante psychiatrische Tages- und/oder Nachtstrukturen
  4. Psychiatrische Abteilungen an Akutspitälern
  5. Psychiatrische Kompetenzteams in Spitex-Organisationen

Eine praktische Pflegetätigkeit in Psychiatriepflege in der Schweiz auf dem erforderlichen Diplomniveau II/HF/FH und den Kriterien entsprechend kann erst ab dem Zeitpunkt des Erhalts der SRK- Anerkennung angerechnet werden. Führungsfunktionen werden nicht als praktische Pflegetätigkeit angerechnet. Bei gemischten Funktionen (z.B.

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Die wichtigsten Herausforderungen auf einen Blick

Wer eine psychiatrische Ausbildung bzw. einen Beruf in diesem Bereich anstrebt, ist oft mit spezifischen Problemen konfrontiert.

  • Emotionale Belastungen: Die Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen kann emotional stark beanspruchend sein. Fachkräfte sind in diesem Bereich oft mit Leid und Traumata konfrontiert.
  • Interdisziplinäre Kooperation: Für eine erfolgreiche Therapie von psychischen Erkrankungen und eine ganzheitliche Versorgung von Betroffenen ist häufig die Zusammenarbeit mehrerer Fachdisziplinen erforderlich. Neben der Psychologie können etwa Fachleute aus der (Allgemein-)Medizin und der Sozialarbeit beteiligt sind.
  • Komplexe Krankheitsbilder: Psychiatrische Fachkräfte betreuen Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichen sowie oft komplexen psychischen Erkrankungen. Dabei sind häufig individuelle Herangehensweisen zielführend.

Arbeitsmarkt und berufliche Perspektiven

Die mentale Gesundheit hat in der Schweiz in den letzten Jahren einen immer höheren Stellenwert erlangt. Bereits jetzt gilt die Versorgung mit psychiatrischen Fachkräften im Vergleich mit anderen OECD-Ländern als überdurchschnittlich. Die Nachfrage nach gut ausgebildetem und erfahrenem Personal bleibt aber dennoch hoch. Sie dürfte wegen der sich abzeichnenden Zunahme an psychischen Erkrankungen sogar noch zunehmen. Berufliche Perspektiven gibt es nicht nur in Kliniken, sondern auch in ambulanten Einrichtungen sowie bei Beratungsstellen.

Weiterbildungsmöglichkeiten in der Psychiatrie

Es gibt zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten in der Psychiatrie, die Theorie mit praktischen Erfahrungen verbinden, Wissen vertiefen sowie Spezialkenntnisse in einem bestimmten Fachgebiet vermitteln sollen.

EX-IN-Weiterbildung zur Genesungsbegleiterin / zum Genesungsbegleiter

Das Kürzel EX-IN steht für Experienced Involvement. Diese Weiterbildung qualifiziert Menschen mit eigenen psychischen Krisenerfahrungen dazu, andere Betroffene zu unterstützen. Durch die Verbindung von theoretischen Kenntnissen und eigenen praktischen Erfahrungen sollen die Genesungsbegleiterinnen und -begleiter vor allem zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden beitragen.

Fachexpertin/-experte in Psychiatriepflege mit eidgenössischem Diplom

Diese Weiterbildung richtet sich an bereits diplomierte Fachpersonen im Pflegebereich, die ihre Kenntnisse vertiefen möchten. Das dahinterstehende Ziel ist nicht nur eine optimale Versorgung von Personen mit psychischen Erkrankungen und Problemen. Betroffene sollen auch wieder bzw. weiterhin am - beruflichen und sozialen - Alltag teilnehmen können.

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Fachexperten und Fachexpertinnen in Psychiatriepflege sind überall dort tätig, wo Menschen mit psychischen Erkrankungen auf Unterstützung angewiesen sind. Sie arbeiten in Kliniken und anderen Institutionen des sozialpsychiatrischen Bereichs, können aber auch in nicht-psychiatrischen Einrichtungen tätig sein.

Voraussetzungen für die Prüfung zum Fachexperten/zur Fachexpertin in Psychiatriepflege mit eidg. Diplom:

  • Diplom als Pflegefachmann/-frau HF oder ein gleichwertiger altrechtlicher Abschluss der Diplompflege oder Bachelor/Master of Science in Pflege oder ein anderer vom Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) anerkannter gleichwertiger Abschluss in Pflege
  • Mind. 2 Jahre zu 80% Berufserfahrung in der Pflege und Betreuung von Menschen mit einer Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit oder im Umfeld mit einem grossen Anteil an psychiatrischen Fragestellungen

Weiterbildungen in Geronto- oder Kinderpsychologie

Es existieren oft spezifische Herausforderungen, die mit der psychiatrischen Versorgung von alten und jungen Menschen verbunden sind. Deswegen können je nach Berufsweg für psychiatrische Fachkräfte gezielte Weiterbildungen in den Bereichen Geronto- oder Kinderpsychologie sinnvoll sein.

Zukünftige Entwicklungen

Es zeichnet sich in den letzten Jahren ein Wandel in der Psychiatrie ab. Statt klinischer Versorgung rücken immer mehr ambulante Behandlungsformen und gemeindenahe Versorgungen in den Fokus. Zudem gewinnt auch in diesem Bereich die Digitalisierung an Relevanz. Ein Beispiel dafür sind E-Mental-Health-Angebote, die besonders in ländlichen Regionen den Zugang zu therapeutischen Leistungen erleichtern.

Psychologie zur Entlastung unseres Gesundheitswesens

2023 sorgten verschiedene Umfragen zur psychischen Gesundheit in der Schweiz für Schlagzeilen. Im Allgemeinen fühlen sich 38 Prozent der Schweizer Bevölkerung mittel bis stark psychisch belastet. Dies berichtet die Schweizerische Stiftung Pro Mente Sana auf ihrer Webseite. Laut der Berner Fachhochschule wurde das mentale Wohlbefinden in den letzten 20 Jahren zu einem immer wichtigeren Thema in unserer Gesellschaft. Dies zeigt beispielsweise die steigende Nennung von Begriffen wie «psychische Gesundheit» oder «Mental Health» in den Medien oder zunehmende Google-Suchanfragen zu diesen Themen.

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