Morgens depressiv, abends manisch: Ursachen und Therapieansätze

Depressionen und manische Episoden können das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Im Folgenden werden die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten näher betrachtet.

Ursachen von Depressionen

Die Depression ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von biologischen und psychosozialen Faktoren, die zugrundeliegenden Ursachen sind jedoch immer noch ein Thema der Forschung.

  • Neurosignale im Gehirn: Botenstoffe sind natürlich vorkommende Substanzen, die für eine korrekte Kommunikation zwischen Neuronen (Nervenzellen) sorgen. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Ungleichgewichte in der Funktion dieser Neurotransmitter in Gehirnregionen, die an der Aufrechterhaltung der Stimmungsstabilität beteiligt sind, eine wichtige Rolle bei Depressionen und deren Behandlung spielen können.
  • Hormone: Störungen im Hormonhaushalt können an der Entstehung oder Auslösung von Depressionen beteiligt sein. Solche Veränderungen können z.B. während und nach der Schwangerschaft sowie in den Wechseljahren und bei Schilddrüsenproblemen auftreten.
  • Genetische Vulnerabilität: Genetische (erbliche) Faktoren könnten eine weitere biologische Ursache für Depressionen sein. Es wurde beobachtet, dass Verwandte ersten Grades von Betroffenen eine grössere Neigung haben, depressive Störungen zu entwickeln.
  • Psychosozialen Faktoren: Menschen, die negative Lebensumstände erlebt haben (Finanzprobleme, Trauerfälle, traumatische Ereignisse), entwickeln mit grösserer Wahrscheinlichkeit eine Depression. Diese kann wiederum zu mehr Stress und Funktionsstörungen führen und die Lebensqualität der Betroffenen weiter verschlimmern. Eine Vorgeschichte von anderen psychischen Störungen und bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, wie geringes Selbstwertgefühl und zu viel Selbstkritik, können das Risiko ebenfalls erhöhen.
  • Grunderkrankungen: Krankheiten mit einer hohen Patientenbelastung wie Krebs, Morbus Alzheimer, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Nierenerkrankungen, Schmerz und Diabetes sind mit einer höheren Inzidenz von Depressionen assoziiert. Eine gedrückte Stimmung kann manchmal auch von bestimmten Medikamenten verursacht werden.

Wie äußert sich eine Depression?

Depressionen können eine Vielzahl von psychischen und körperlichen Symptomen verursachen, die sich von Person zu Person in ihrer Natur, Intensität und Dauer voneinander unterscheiden. Diese Verhaltensveränderungen können oft dazu auch auf den Umgang mit anderen Menschen Auswirkungen haben.

Negative Gefühle und Gedanken, die zeitlich begrenzt sind und aufgrund einer schwierigen Situation auftreten, sind normal; man spricht von einer Depression, erst wenn gewisse spezifische Symptome auftreten und diese mindestens zwei Wochen lang andauern.

Auswirkungen auf den Geist

  • Gefühle von Traurigkeit, Leere und/oder Hoffnungslosigkeit
  • Freudeverlust an normalerweise befriedigenden Aktivitäten
  • Angst und Unruhe
  • Geringes Selbstvertrauen und Schuldgefühle
  • Konzentrations- und Entscheidungsschwierigkeiten und Vergesslichkeit
  • Aggressivität und Reizbarkeit auch bei kleinen Dingen

Auswirkungen auf den Körper

  • Müdigkeit und Energielosigkeit, so dass selbst kleine Aufgaben zusätzliche Anstrengung erfordern
  • Schlafstörungen, insbesondere Schlaflosigkeit oder zu lange Schlafen
  • Verminderter Appetit und Gewichtsverlust oder gesteigertes Verlangen nach Essen und Gewichtszunahme
  • Körperliche Beschwerden wie Kopfschmerz und Druckgefühl im Hals und Brust
  • Verdauungsstörungen, Bauchschmerzen und Durchfall/Obstipation
  • Libidoverlust und Erektionsstörungen

Auswirkungen auf das soziale Leben

  • Apathie, Vermeiden anderer Menschen inkl. Freunden und Familie
  • Schwierigkeiten bei der Arbeit oder in der Schule

Bipolare Störung und das Morgentief

Bei bipolaren Störungen ist ein morgendliches Tief sehr typisch. Dass Patienten immer noch daran leiden, zeigt, dass die Therapie noch nicht ausgereift ist. Es wäre also wichtig, die bisherige Therapie einmal ganz gründlich zu überdenken und ev. auch Hilfsstoffe mit zu verwenden. Wenn auch das nichts nützt, dann wäre eine EKT durchaus denkbar.

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Therapieansätze bei Depressionen

Die am besten geeignete Behandlungsstrategie wird je nach Schweregrad auf individueller Basis festgelegt und basiert auf unterstützenden Massnahmen wie Coaching oder Psychotherapie und, falls erforderlich, eine pharmakologische Behandlung. Wird eine mögliche Ursache identifiziert (z. B. ein Medikament oder eine andere zugrunde liegende Krankheit), dann wird diese zuerst geklärt.

Das Ziel der Therapie ist die vollständige Remission der Symptome und die Vermeidung von Rückfällen.

Psychotherapie

Psychotherapie ist zur Akuttherapie der mittelschweren und schweren Depression sowie zur Rezidivprophylaxe geeignet. Diese sollte auch während einer pharmakologischen Behandlung beibehalten werden.

Pharmakologische Behandlung

Die pharmakologische Behandlung der Depression besteht in der Anwendung von stimmungsaufhellenden Medikamenten, sogenannte Antidepressiva, die auf den biologischen Prozess der neuronalen Kommunikation einwirken. Zwei bestimmte Botenstoffe, namens Serotonin und Noradrenalin, sind besonders mit der Stimmung und den Emotionen verbunden.

Antidepressiva wirken, indem sie die Verfügbarkeit dieser und manchmal auch anderer Botenstoffe erhöhen und so die neuronale Stimulation fördern. Alle Wirkstoffe teilen eine ähnliche Wirksamkeit und die Wahl erfolgt hauptsächlich anhand des möglichen Nebenwirkungsprofils und der spezifischen Bedürfnisse der Betroffenen.

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Arten von Antidepressiva

  • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): Sind in der Regel die erste Wahl, da diese Medikamente als sicherer gelten und im Allgemeinen weniger Nebenwirkungen verursachen als andere Arten von Antidepressiva. Beispiele für diese Klasse von Medikamenten sind Escitalopram, Fluoxetin und Sertralin.
  • Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI): Teilen viele Gemeinsamkeiten mit SSRIs, aber sie wirken auch auf den Botenstoff Noradrenalin. Zu den SSNRIs gehören die Wirkstoffe Duloxetin und Venlafaxin.
  • Trizyklische Antidepressiva (TZA): Wie Amitriptylin und Trimipramin werden heute aufgrund hoher Nebenwirkungen seltener bei depressiven Störungen eingesetzt; sie sind jedoch wirksam bei der Behandlung von neuropathischen Schmerzen.

Elektrokrampftherapie (EKT)

Die Elektrokrampftherapie ist besonders dann wirksam, wenn eine schwere depressive Symptomatik besteht und sie hilft Symptome zu bessern oder sogar vorübergehend zum verschwinden zu bringen um wieder Möglichkeiten für eine dauerhaft wirksame Behandlung zu schaffen.

Die große Stärke der EKT ist aber vor allem, dass sie schwere depressive Zustände oftmals namhaft bessert bzw. bei wiederkehrenden depressiven Episoden helfen kann deren Dauer zu verkürzen.

Wichtige Hinweise zur Therapie mit Antidepressiva

  • Zu Beginn der Therapie sollte das Medikament in niedrigen Dosen verwendet und dann schrittweise erhöht werden (sogenannte Auftitrierung).
  • Ein abruptes Absetzen der Behandlung oder das Auslassen mehrerer Dosen kann zu entzugsähnlichen Symptomen und einer plötzlichen Verschlimmerung der Depression führen. Die Behandlung sollte daher nicht auf eigene Initiative abgebrochen werden, sondern mit dem Arzt so geplant werden, dass die Dosis schrittweise und sicher reduziert wird.
  • Obwohl einige Nebenwirkungen gleich zu Beginn der Therapie auftreten, tritt die stimmungsaufhellende Wirkung in der Regel erst nach etwa 2 Wochen bei regelmässiger Einnahme ein. Antidepressiva sind daher nicht für die akute Behandlung von Depressionen geeignet.
  • Die Einnahme bestimmter Antidepressiva während der Schwangerschaft oder der Stillzeit kann sich auf die Gesundheit des Kindes auswirken. Wenn eine Schwangerschaft besteht oder geplant ist, ist es also wichtig, den Arzt bzw. die Ärztin zu konsultieren.
  • Die Kombination von Antidepressiva mit anderen Medikamenten oder Drogen kann das Risiko eines sogenannten «Serotoninsyndrom» erhöhen. Bei Symptomen muss man einen Arzt bzw. eine Ärztin sofort aufsuchen. Mögliche Anzeichen sind Verwirrung, Schwitzen, schneller Puls, Muskelzuckungen und erweiterte Pupillen.

Was kann man selbst tun?

  • Sport und Outdoor-Aktivitäten treiben: Ist im Prinzip die einfachste und wirksamste Massnahme, besonders bei leichten Depressionen. Dazu gehören z.B. Spazierengehen, Joggen, Schwimmen und Gärtnern.
  • Sich gesund ernähren: Vollkornprodukte, Obst und Gemüse bevorzugen und den Verzehr von raffinierten Lebensmitteln, die besonders viel Fett und Zucker enthalten, reduzieren.

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