Lichttherapie bei Depressionen: Wirkung und Anwendung

In vielen Kliniken ist die Lichttherapie fester Bestandteil des Therapieplans. Sie wird ambulant jedoch nur selten verschrieben. Da Medikamente oft Nebenwirkungen haben, besteht ein Bedürfnis nach alternativen Behandlungsmethoden, die Abhilfe schaffen können.

Menschen, die an saisonbedingten Depressionen leiden, profitieren besonders von der Lichttherapie, da der Spiegel des Glückshormons Serotonin durch Helligkeit im Blut ansteigt.

Wie funktioniert die Lichttherapie?

Licht beeinflusst unseren Tagesrhythmus und damit unsere innere Uhr. Anhaltender Lichtmangel im Winter kann zu mehr Müdigkeit und depressiven Symptomen führen. Die Lichttherapie reduziert die Melatoninproduktion und regt die Ausschüttung von Serotonin und Noradrenalin an, was den Antrieb verstärkt und die Stimmung anhebt.

Die Behandlung wird am besten täglich morgens als ‚Lichtdusche‘ im Sitzen vor einer speziellen Lampe angewendet. Damit das Licht therapeutisch wirken kann, braucht es eine Beleuchtungsstärke von 10’000 Lux.

Bei der Lichttherapie wird weisses Fluoreszenzlicht ohne UV-Strahlung abgegeben.

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Zur Behandlung sollte man sich täglich morgens zwischen 5.30 und 8.00 Uhr für 30 Minuten bis zwei Stunden beleuchten lassen (z.B. beim Zeitunglesen). Es ist nicht notwendig, direkt in die Lampe zu schauen, aber die Augen sollten geöffnet sein. Die beste Wirkung wird erzielt, wenn man einige Sekunden pro Minute direkt in die Lichtquelle schaut.

Idealerweise erfolgt vor Beginn der Therapie eine individuelle Bestimmung des Zeitpunktes für die Lichttherapie mittels Fragebogen (Fragebogen zu Morgen- und Abendaktivität MEQ-SA).

Ergebnisse der Behandlung mit Lichttherapie

Die Symptome einer Winterdepression können sich schon nach einer Woche verbessern. Um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, sollte die Lichttherapie jedoch über einen Zeitraum von 4 Wochen durchgeführt werden. 60-90% der von einer Winterdepression Betroffenen sprechen auf eine Lichttherapie an.

Nebenwirkungen der Lichttherapie

Schwere Nebenwirkungen der Lichttherapie sind nicht bekannt. Selten können Kopfschmerzen, Augen- oder Hautreizungen auftreten. Durch langsame Erhöhung der Lichtdosis (Verringerung des Abstandes zur Lampe) kann dem entgegengewirkt werden.

Wann ist Vorsicht geboten?

Vorsicht ist geboten bei Augenerkrankungen wie Makulopathien, Retinopathien, Sehnervenerkrankungen, Glaukom und Katarakt. Personen mit empfindlicher Haut oder Hauterkrankungen sollten vorher einen Arzt konsultieren. Patienten mit einer bipolaren (manisch-depressiven) affektiven Erkrankung sollten eine Lichttherapie nur unter ärztlicher Aufsicht durchführen. Während manischer Episoden ist die Anwendung der Lichttherapie kontraindiziert.

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Kostenübernahme

Die Kosten für die Lichttherapie werden von der Grundversicherung übernommen, wenn die Behandlung ärztlich verordnet ist.

Tageslichtlampen im Test

Tageslichtlampen sollen vor allem in der dunklen Jahreszeit gegen Tageslichtmangel helfen und die Stimmung aufhellen. Das Licht muss dafür hell sein, gleichmässig leuchten und im Lichtspektrum der Sonne ähneln. Eine Zimmer- oder Schreibtischlampe bringt da wenig.

Im Test von «Kassensturz» und «A bon entendeur» erreichte keine der elf Tageslichtlampen den Zielwert von 10'000 Lux Beleuchtungsstärke in 30 Zentimetern Distanz. Den besten Wert erzielte «Lumie Soleil»: «gute» 5901 Lux.

Der Winterblues entsteht, weil der Körper bei Dunkelheit das Schlafhormon Melatonin produziert. Tageslicht - auch künstliches, das im Farbspektrum dem Sonnenlicht ähnelt - wirkt dem entgegen. Wenn es auf die Netzhaut trifft, hemmt es die Melatoninproduktion und macht dadurch aktiver, verbessert die Stimmung und die Hirnleistungen.

Kommt die Tageslichtlampe am späten Nachmittag oder am Abend zum Einsatz, wirkt sich das negativ auf den Schlaf aus.

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Kriterien für Tageslichtlampen

  • Beleuchtungsstärke: Die Beleuchtungsstärke (Lux) in 30 und 50 Zentimetern Abstand ist entscheidend.
  • Lichtqualität: Wichtig sind Lichtfarbe, Flackern, Stroboskop-Effekt, Blendpotenzial und Blaulichtanteil.
  • Leuchtfläche: Eine grosse Leuchtfläche ist vorteilhaft für einen maximalen Effekt.

Da Tageslichtlampen ohne die für die Augen gefährliche UV-Strahlung auskommen, bildet der Körper bei der Lichttherapie kein Vitamin D.

Übrigens: an den Kosten für eine Tageslichtlampe beteiligt sich die Krankenkassen-Grundversicherung, jedoch nur, wenn sie wegen saisonaler Depression ärztlich verschrieben wurde.

Lichttherapie in der Praxis

Bei der Lichttherapie handelt es sich um eine nichtpharmakologische antidepressive Therapie, die sowohl bei Menschen mit einer SAD als auch bei sonstigen depressiven Störungen eigesetzt wird. Sie wird täglich morgens angewendet, um ihre optimale Wirkung zu entfalten.

Dr. med. Caesar Spisla, Schwerpunktleiter für depressive Erkrankungen in der Privatklinik Hohenegg, erläutert: «Das Licht ist UV-gefiltert, deshalb unschädlich für das Auge und für die Haut. Wir gehen davon aus, dass die Konzentration anderer Botenstoffe wie z.B. Serotonin im Gehirn ansteigt und die Stimmung dadurch positiv beeinflusst wird."

Unerwünschte Wirkungen sind selten und zeigen sich, wenn überhaupt, in Form von Kopfschmerzen, brennenden, gereizten Augen oder Tränenfluss.

Für Personen, die an einer saisonal-abhängigen Depression (SAD) oder einer subsyndromalen Form der SAD leiden, scheint die Behandlung mit Licht besonders vielversprechend.

Auch bei Personen in Schichtarbeit oder mit Jetlag-Syndrom kann eine Lichttherapie angewendet werden, um die innere Uhr wieder zu regulieren.

Praktische Durchführung

Mit Beginn der ersten Symptomatik, meist in den Monaten September oder Oktober, sollte die Lichttherapie begonnen werden. Dabei ist es empfehlenswert, die Lichtexposition über den gesamten Winter durchzuführen. Jedoch scheint die Durchführung der Lichttherapie am Morgen am vielversprechendsten, da sie die höchste Ansprechrate aufzeigt.

Für die praktische Durchführung einer Lichttherapie wird in der Regel fluoreszierendes Licht als Lichtquelle verwendet, die das gesamte Lichtspektrum ausser dem ultravioletten Anteil beinhaltet. Es wird empfohlen, dass die Lichtquelle in Augenhöhe etwa in 80cm Abstand vertikal auf einem Tisch oder vertikal am Boden aufgestellt wird.

Die Lichtintensität, die auf das Auge trifft, beträgt ungefähr 10.000 Lux. Dies ist vergleichbar mit der Lichtmenge an einem Frühlingstag und ist bis zu 20-mal grösser als eine normale Raumbeleuchtung.

Die Dauer der Lichtexposition hängt von der Lichtintensität ab, wobei in den meisten Fällen etwa eine halbe Stunde pro Tag sinnvoll ist.

Nebenwirkungen

Das Risiko für Nebenwirkungen bei einer Lichttherapie ist äusserst gering. Dennoch können unerwünschte Wirkungen wie Kopfschmerzen, Augenbrennen und Irritabilität nach der Behandlung auftreten. Noch seltener werden von Schlafstörungen in Verbindung mit der Lichttherapie berichtet.

Anwendungsbereiche der Lichttherapie

  • Winterdepression
  • Unterstützung der Behandlung von Depressionen allgemein
  • Schlafstörungen, insbesondere auch bei Demenz
  • Prophylaxe von saisonal abhängigen Stimmungsschwankungen
  • Zeitzonenwechsel
  • Schwangerschafts- und Wochenbettdepressionen
  • Bulimia nervosa, Zwangs- und Panikstörungen

Ziele der Lichttherapie

  • Schlaf-Wach-Rhythmus normalisieren
  • Stimmung und Antrieb verbessern
  • Bessere Reaktion auf antidepressive Medikamente
  • Weniger Morgenmüdigkeit
  • Kognitive Leistungsfähigkeit stärken

Zusammenfassend lässt sich sagen:

Die Lichttherapie ist eine medizinische Behandlung, die bei Depressionen oder ähnlichen Anzeichen, die saisonal oder nicht saisonal auftreten, sowie bei Schlafstörungen und Störungen des zirkadianen Rhythmus angeboten wird. Sie kann auch bei therapieresistenten depressiven Episoden verschrieben werden.

Klassische Lichttherapie

Es ist möglich, die klassische Lichttherapie bei folgenden Erkrankungen (unterstützend) anzuwenden:

  • Depressionen
  • Migräne
  • Schlafstörungen
  • Essstörungen
  • Burn-Out

Durch den Einsatz einer Lichttherapie-Lampe - auch Lichtdusche genannt - wird die innere Uhr beeinflusst, die vor allem durch die Sonneneinstrahlung gesteuert wird.

Das helle Licht der Lichtdusche bringt die innere Uhr wieder in ihren Takt und sorgt gleichzeitig dafür, dass sich der Serotoninspiegel wieder erhöht.

Wie funktioniert die klassische Lichttherapie?

Eine erfolgreiche Lichttherapie erfordert eine Beleuchtungsstärke von mindestens 2.500 bis 10.000 Lux. Ihre Wirkung entfaltet die Lichttherapie vor allem durch die Aufnahme des Lichtes über die Netzhaut des Auges.

Um die Augen vor dem schädigenden Einfluss des UV-Lichts zu schützen, besitzt das Lichttherapiegerät einen UV-Filter. Die Lichtdusche wird im Abstand von einem halben bis ganzen Meter von den Augen entfernt aufgestellt. Je nach Beleuchtungsstärke sollte man sich zwischen 30 Minuten und zwei Stunden beleuchten lassen.

Normalerweise wirkt die Lichttherapie bereits nach drei bis vier Tagen. Zeigt die Lichttherapie in dieser Zeit keine Wirkung, kann die Beleuchtungsstärke erhöht oder die Beleuchtungsdauer verlängert werden. Auch eine zusätzliche abendliche Lichtdusche ist hilfreich.

Risiken der Lichttherapie

Ernsthafte Nebenwirkungen sind bei der Lichttherapie nicht bekannt. Selten treten Kopfschmerzen, Augenreizungen oder ein Spannungsgefühl der Haut auf. Diese Beschwerden lassen allerdings nach wenigen Stunden wieder nach.

Was muss ich bei einer Lichttherapie beachten?

Der Therapieerfolg der Lichtdusche hängt massgeblich von der Beleuchtungsstärke und dem Abstand ab. Da jede Lichttherapie-Lampe unterschiedlich hohe Lux-Werte abstrahlen kann, sollten Sie Ihren Arzt hinsichtlich der genauen Anwendung befragen.

Eine abendliche Lichttherapie sollte nur in Absprache mit Ihrem Arzt erfolgen, da eine Lichtdusche den zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmus stören kann.

Bestimmte Medikamente wie trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika oder Lithium erhöhen die Licht-Sensibilität. Deshalb sollte bei der Einnahme vor Beginn der Lichttherapie eine augenärztliche Untersuchung erfolgen. Ebenso wird eine vorherige Absprache mit einem Augenarzt bei allen Augenerkrankungen empfohlen.

Meta-Analyse zur Wirksamkeit der Lichttherapie

Eine aktuelle Meta-Analyse zeigt, dass die Linderung einer schweren nicht-saisonalen Depression mit einer Lichttherapie eine neue Behandlungsoption der Wahl für Patienten wäre.

Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass die Lichttherapie in Kombination mit einem Antidepressivum den besten therapeutischen Effekt bietet und die Wirkung der Medikamente beschleunigt.

Die Autoren der Meta-Analyse empfehlen 20-30 Minuten lange Sitzungen am Morgen mit einer Lampe, die 10.000 Lux ausstrahlt, in einem Abstand von mindestens 30 cm.

In einem ersten Schritt können Sie die Wirksamkeit der Lichttherapie testen, indem Sie ein Gerät für zwei bis vier Wochen ausleihen. Wenn sich Ihre Laune bessert, ist die Lichttherapie eine gute Alternative für Sie.

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