Depression bei Eltern: Ursachen und fehlendes Verständnis

Etwa neun Prozent der Schweizer Bevölkerung leiden an einer Depression. Die psychische Krankheit kann sich auf vielfältige Weise äussern und unterschiedliche Ursachen haben. Im Folgenden werden die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Depressionen beleuchtet, insbesondere im Kontext von Elternschaft.

Wie äussert sich eine Depression?

Betroffene beschreiben ihre Depression oft als ein Gefühl, "unter Wasser" zu sein oder als würde ein "dunkler, schwerer Vorhang" über allem liegen. Nüchterner definiert, sind Hauptsymptome depressiver Episoden eine gedrückte Stimmung, Interessenverlust, Freudlosigkeit und eine Verminderung des Antriebs mit erhöhter Ermüdbarkeit.

Weitere Symptome können sein:

  • Ängste
  • Grübeln
  • Körperliche Schmerzen
  • Verspannungen
  • Magen- oder Darmprobleme

Fachpersonen stellen die Diagnose Depression, wenn Patient:innen seit über zwei Wochen unter einem Haupt- und mindestens vier weiteren Zusatzsymptomen leiden.

Ein Selbsttest kann erste Anhaltspunkte geben, ob man an einer Depression leidet.

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Ursachen von Depressionen

Depressionen haben oft mehrere Ursachen. Körperliche und genetische Einflüsse treten mit psychischen Auslösern in Wechselwirkung und verstärken sich gegenseitig.

Biologische Ursachen

  • Erbliche Faktoren: Litt oder leidet ein Elternteil an einer Depression, ist das Risiko höher, im Laufe des Lebens ebenfalls zu erkranken.
  • Krankheiten: Gewisse Krankheiten wie Tumore, Gehirnverletzungen, Schlaganfälle, Diabetes, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Parkinson oder Demenzen gehen oft mit ausgeprägten Stimmungstiefs einher. Ebenfalls stehen Infektions- und Herzerkrankungen im Verdacht, einen negativen Einfluss auf die Psyche zu haben.

Psychische Ursachen

Forschungen haben ergeben, dass bei chronischem Stress oder einem akuten psychischen Trauma mehr Stresshormone ausgeschüttet werden. Das führt zu Verhaltensänderungen, Schlafstörungen und Ängsten. Einschneidende Ereignisse, wie der Verlust enger Bezugspersonen, Missbrauch, Gewalt, sowie plötzlich veränderte Lebensumstände, zum Beispiel die Geburt eines Kindes, können einen Einfluss auf den psychischen Zustand haben.

Die eigene Persönlichkeit spielt ebenfalls eine Rolle. Menschen mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein sowie einer stark selbstkritischen, perfektionistischen Haltung sind anfälliger für Depressionen. Ebenso ältere Menschen, bei denen neben den oben genannten Faktoren oft Medikamente Mitschuld an seelischen Tiefs tragen.

Weitere Faktoren

  • Hormonhaushalt
  • Einnahme oder Absetzen von Medikamenten
  • Jahreszeit (Winterdepression)

Umgang mit Depressionen in der Familie

Die psychische Erkrankung eines Elternteils kann die ganze Familie stark belasten. Kinder reagieren oft sensibel auf die veränderte Situation, auch wenn die Erkrankung zunächst geheim gehalten wird.

In den Kurzfilmen vom Institut für Kinderseele Schweiz erzählen Betroffene von ihrem Leben mit der elterlichen Krankheit. Einige Beispiele:

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  • Kinder ziehen sich zurück: Kinder können sich von Freunden und Hobbys zurückziehen, schlechte Noten schreiben oder Verhaltensauffälligkeiten zeigen.
  • Offene Kommunikation ist wichtig: Es ist wichtig, offen über die Erkrankung zu sprechen und den Kindern altersgerechte Erklärungen zu geben.
  • Professionelle Hilfe suchen: Eine Familientherapie oder Beratungsstelle kann helfen, die Situation gemeinsam zu bewältigen.

Wie können Eltern eine gesunde psychische Entwicklung fördern?

Das Wissen über Emotionen spielt hier eine Schlüsselrolle. Die Fähigkeit, eigene Gefühle zu verstehen, zu benennen und einzuordnen, muss ein Kind erst lernen. Eltern können ihm dabei helfen, indem sie seine Emotionen spiegeln und versprachlichen. Ihre Fähigkeit, sensitiv auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen, nimmt in diesem Lernprozess eine zentrale Bedeutung ein.

Das bedeutet aber nicht, dem Kind negative Emotionen zu ersparen, sondern ihm die Unterstützung zu geben, die es braucht, um damit umgehen zu lernen. Kinder brauchen Gelegenheit, um negative Gefühle durchleben und aushalten zu lernen. Eltern sollten sich in solchen Frustmomenten darauf beschränken, dem Kind zu signalisieren, dass sie da sind - und zuversichtlich, dass es wieder gut kommt. Sind Frustrationstoleranz und der Umgang mit Emotionen gut entwickelt, ist das ein Schutzfaktor für die Psyche.

Behandlung von Depressionen

Eine unbehandelte Depression bessert sich in der Regel nicht von selbst. Eine Depression wird in aller Regel mit Psychotherapie, Medikamenten oder einer Kombination aus beidem behandelt.

  • Psychotherapie: Im Rahmen der Gesprächstherapie lernen Betroffene, ihre Erkrankung zu akzeptieren und entwickeln Strategien für den Umgang mit Krisen.
  • Medikamente: Antidepressiva steigern den Antrieb, stabilisieren die Stimmung und wirken angstlösend.

Je früher die Therapie beginnt, desto besser die Prognose. Personen mit psychischen Krankheiten sind nicht automatisch von einem erfüllten Leben ausgeschlossen. Sie können arbeiten, Beziehungen führen und interessanten Hobbys nachgehen.

Mom-Burnout vs. Postpartale Depression

Es ist wichtig, ein Mom-Burnout von einer postpartalen Depression abzugrenzen. Letztere tritt in den ersten Wochen nach der Geburt ein. Ein Mom-Burnout hingegen entsteht erst danach - frühestens, nachdem das Kind 18 Monate alt ist. Es ist ein schleichender Prozess.

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Fakt ist: Egal wo, Frauen brennen im Familienkontext auch hierzulande mindestens doppelt so häufig aus wie Männer.

Um von einem Burnout zu heilen und die Lebensgeister neu zu wecken, braucht es Zeit und ein unterstützendes, soziales Netz. Für die Betroffenen ist es wichtig, dass sie Hilfe annehmen. Dem Umfeld wiederum kommt in erster Linie die Aufgabe zu, nachzufragen, zuzuhören und Verständnis aufzubringen.

Empathie und ihre Auswirkungen

Die Fähigkeit der Eltern, sich in ihr Kind einzufühlen, fördert die sozio-emotionale Entwicklung des Kindes. Dies hilft dem Kind, Fähigkeiten zur wirksamen emotionalen Steuerung zu entwickeln, weniger anfällig für Depression oder Aggressivität zu sein, und grössere Empathie für andere zu entwickeln. Andererseits ist aus bisherigen Studienergebnissen unklar, welche Auswirkungen Empathie bei den Eltern selbst haben kann.

In einer Studie haben Manczak et al. 247 Eltern-Kind Paare (Eltern und 13 bis 16-jährige Jugendliche) untersucht. Die Resultate haben gezeigt, dass Jugendliche, deren Eltern empathischer waren, ihre Emotionen besser steuern konnten. Bei den Eltern führte höhere Empathie zu höherem psychischen Wohlbefinden, jedoch auch zu erhöhten Neigungen zu Entzündungen.

Die Autoren der Studie vermuten, dass empathische Eltern besser die Bedürfnisse und Fähigkeiten ihres Kindes einschätzen können. Obwohl dadurch das Selbstwertgefühl bei den Eltern steigt, kann das intensive und häufige emotionale Engagement bei den Eltern zu Erschöpfung und Empfindlichkeit führen.

Unterstützungsangebote

Es gibt verschiedene Anlaufstellen und Unterstützungsangebote für Eltern mit Depressionen:

  • Hausarzt
  • Psychotherapeuten
  • Beratungsstellen für Familien und Eltern
  • Selbsthilfegruppen

Es ist wichtig, sich nicht zu scheuen, Hilfe anzunehmen und offen über die eigenen Probleme zu sprechen.

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