Depression und Angst: Ursachen und Wege zur Besserung

Wer an einer Angststörung, einer Depression oder einem Burnout leidet, ist nicht allein: Etwa jede vierte Person in der Schweiz ist im Verlauf des Lebens von einer leichten oder schweren Depression betroffen. Ähnlich häufig sind Angststörungen, und auch das Burnout-Syndrom gewinnt immer mehr an Verbreitung. Bei Angststörungen liegt die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung mit 15 bis 20 Prozent ebenfalls auf sehr hohem Niveau. Das Risiko, bis zum 75. Lebensjahr an einer Depression zu erkranken, liegt gemäss Studien für Frauen bei über 35 Prozent, für Männer bei über 20 Prozent. Umso wichtiger ist es für Betroffene, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen.

Trotz ihrer Häufigkeit unterliegen psychische Erkrankungen noch immer einer weit verbreiteten Stigmatisierung. Deshalb werden Warnsignale und Symptome häufig ignoriert und das eigene Befinden nicht wirklich hinterfragt. Wer von einer psychischen Erkrankung betroffen ist, sollte dringend professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen. Bei einer frühzeitigen Erkennung und Behandlung von psychischen Störungen und seelischen Erschöpfungszuständen stehen die Chancen sehr gut, dass der Weg aus der Krise gelingt.

Symptome und Ursachen von Depressionen

Typische Symptome einer Depression sind eine ausgeprägte Antriebslosigkeit, Herabgestimmtheit, Zukunftsängste, Verlust von Freude und Interesse, Gefühle von Wertlosigkeit und Schuld, sozialer Rückzug, Schlaf- und Appetitstörungen, Konzentrationsstörungen, Passivität oder innere Unruhe, Hoffnungslosigkeit und nicht selten auch Suizidgedanken.

Bei der Entstehung von Depressionen greifen mehrere Ursachen ineinander und verstärken sich wechselseitig. Wie bei der Entstehung vieler psychischer Erkrankungen geht man auch bei der Depression vom sogenannten Vulnerabilitäts-Stress-Modell aus. Neben erblicher Veranlagung, lebensgeschichtlichen Ereignissen und Belastungen spielen auch die körperlich-vegetative Widerstandskraft und Bewältigungsstrategien von Stresssituationen eine grosse Rolle.

Angststörungen: Wenn Angst zur Krankheit wird

Angst ist ein überlebenswichtiges Gefühl, das uns in bedrohlichen Situationen schützen kann und dafür sorgt, dass man keine unnötig grossen Risiken eingeht. Doch wenn die Angst zu stark und/oder anhaltend wird, kann sie zur psychischen Erkrankung werden - mit teilweise schwerwiegenden Auswirkungen auf das Leben von Betroffenen.

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Zu den häufigsten Angststörungen zählen die Panikstörung, die generalisierte Angststörung und die Agoraphobie (Angst in grossen Menschenmengen, vor öffentlichen Plätzen). Weit verbreitet sind auch die zahlreichen Phobien, zum Beispiel Flugangst, Höhenangst oder die Angst vor Spinnen und die soziale Phobie (Angst, sich in der Öffentlichkeit zu exponieren, z.B.

Angst kommt vielerorts vor. Sie ist eine komplexe Emotion und muss nicht zum vorneherein als krankhaft gewertet werden. Ungesund wird Angst jedoch, wenn die Intensität höher, die Dauer länger wird und vor allem, wenn sie in spezifischen Situationen auftritt. Von einer Angststörung spricht man, wenn die Angst übertrieben, allgemein und unklar ist. Wenn sie sich in bestimmten sozialen Situationen bemerkbar macht, eine konkrete Furcht (Phobie) vor einem Objekt oder einer Situation besteht oder wenn sie als Panikattacke auftritt.

Angst belastet, kann behindern und quälen, muss aber nicht immer behandelt werden. Tritt Panik aber ohne reale Bedrohung auf, hält sie lange an und lähmt, sollte man sich fachgerecht behandeln lassen.

Burnout-Syndrom: Erschöpfung und ihre Folgen

Als Burnout-Syndrom bezeichnet man einen Zustand körperlicher und emotionaler Erschöpfung im Zusammenhang mit einer belastenden beruflichen oder privaten Situation. In der Folge entwickeln sich oft depressive und Angstsymptome: Betroffene fühlen sich traurig, lustlos, freudlos, haben Zukunfts- und Versagensängste, Hoffnungslosigkeit, Schuldgefühle und ein reduziertes Selbstvertrauen. Sie leiden unter Konzentrations- und Aufmerksamkeitsproblemen, sind im Antrieb vermindert, ohne Energie. In der Freizeit können sich die Betroffenen nicht entspannen.

Burnout ist ein ernstzunehmender krankhafter Zustand - entsprechend wichtig ist eine professionelle und zielgerichtete Behandlung.

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Auswirkungen der COVID-19-Pandemie

Die gegenwärtige Situation in Bezug auf COVID-19 hat auch Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Die Erfahrungen zeigen eine steigende Anzahl PatientInnen, die im Zusammenhang mit COVID-19 psychische Störungen entwickelt haben oder deren Symptome stärker wurden. Die Gründe sind vielfältig und schliessen sich nicht gegenseitig aus. Beispiele sind ein drohender oder bereits erlittener Arbeitsplatzverlust, die Angst vor einer schweren Erkrankung, Isolation und Vereinsamung, Zukunfts- und Verlustängste. Aber auch körperliche Beschwerden, denen man früher kaum Beachtung geschenkt hat, werden nun vermehrt als Belastung wahrgenommen. Auch zwanghaftes Verhalten - etwa in Bezug auf das Putzen aus Gründen der Hygiene - wird häufiger. Dazu kommen individuelle Schicksale, etwa dann, wenn ein Start-up aus wirtschaftlichen Gründen wieder aufgegeben oder ein Kleinunternehmen geschlossen werden muss.

Behandlungsmöglichkeiten

Eine Angststörung wird mit Medikamenten oder Psychotherapie behandelt, oft auch kombiniert. Zentral ist, dass über die Erkrankung und mögliche Behandlungsmethoden umfassend aufgeklärt wird. Wichtig ist zudem, dass eine praktische Lebensphilosophie vermittelt wird, man die gefürchteten Situationen gedanklich durchgeht und sich ihnen auch stellt. Menschen mit sozialer Angst- und Panikstörung fürchten sich krankhaft, von anderen prüfend betrachtet zu werden.

Angststörungen können mit Verhaltenspsychotherapie gezielt und mit sehr gutem Erfolg behandelt werden.

Psychotherapie

Die adäquate Behandlung der Depression muss stets Psychotherapie beinhalten. Da jede Patientin und jeder Patient über ein individuelles emotionales Profil verfügt, ist eine jeweils hierauf abgestimmte Behandlung erforderlich. Diese führt idealerweise zu einem veränderten Umgang mit Stress und zur Korrektur der negativen individuellen Bewertung und Verarbeitung der persönlichen stressreichen Lebensereignisse. An psychotherapeutischen Verfahren sind die kognitive Verhaltenstherapie (VT) und die interpersonelle Psychotherapie (IPT) aktuell am besten untersucht und in ihrer Wirksamkeit belegt.

Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie dient zur Linderung der Symptome im psychischen und körperlichen Bereich. Sie werden vom behandelnden Arzt über die Wirkungen und Nebenwirkungen aufgeklärt.

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Wie bei den Antidepressiva der ersten Generation, beruht das Wirkprinzip der modernen Antidepressiva immer noch hauptsächlich auf der Unterstützung und Erhöhung der Konzentration der Neurotransmitter (Botenstoffe) Serotonin, Noradrenalin und Dopamin an den Kontaktstellen der Neurone (Nervenzellen) im Gehirn. Diese Neurotransmittersysteme sind bei Depressionen aus dem Gleichgewicht geraten. Moderne Antidepressiva wirken spezifisch auf bestimmte Komponenten dieser Transmittersysteme. Je nach verwendetem Antidepressivum unterscheiden sich die Zielorte der Wirkung voneinander. Deshalb haben moderne Antidepressiva oft unterschiedliche Wirkungs- und Nebenwirkungsprofile, die sich vorteilhaft in der Therapie nutzen lassen können. So haben einige Antidepressiva zusätzlich eine schlaffördernde oder schmerzlindernde Wirkung, oder sie verbessern auch die durch das Krankheitsbild eingeschränkten geistigen (kognitiven) Funktionen wie Aufmerksamkeit, klares Denken und Handeln. Entgegen eines immer noch vorhandenen und gefährlichen Unwissens, gibt es keine Belege, dass Antidepressiva abhängig machen oder eine Veränderung der Persönlichkeit bewirken.

Weitere Therapieansätze

  • Aktivierungstherapie
  • Ergotherapie
  • Kunsttherapie
  • Musiktherapie
  • Bewegungs- und Tanztherapie
  • Yoga
  • Tiergestützte Therapien
  • Lichttherapie
  • Schlafentzug
  • Elektrokrampftherapie (EKT)

Ambulante und stationäre Angebote

Nicht jede psychische Erkrankung oder jedes Problem bedingt einen stationären Aufenthalt. Viele psychische Beschwerden oder Krisen behandeln wir in ambulanten Sprechstunden oder in Tagesklinik-Besuchen.

Tageskliniken sind ambulante Einrichtungen, die besonders auf die Rehabilitation psychisch kranker Menschen ausgerichtet sind.

Die ambulanten Sprechstunden und Therapien können in folgenden Sprachen - ohne Dolmetscher - durchgeführt werden: Albanisch, Arabisch, Bosnisch, Griechisch, Italienisch, Kroatisch, Russisch, Serbisch, Spanisch, Tamil und Ungarisch. Die Kosten für die Therapie werden von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung übernommen. Die Kosten für den Dolmetscher nicht.

Hilfe für Angehörige

Angehörige sind durch die Krise oder psychische Erkrankung eines nahestehenden Menschen mitbetroffen und belastet. Das Beratungsangebot ist kostenfrei.

Unsere Fachpersonen beraten während der Behandlung Eltern, damit sie ihre Kinder bei der Verarbeitung der Erkrankung der Eltern unterstützen.

Prävention und Information

Psychische Gesundheit ist nicht selbstverständlich. Die PDGR bieten Unternehmen und Institutionen die Möglichkeit, für Fachreferate oder eigene Workshops PDGR-Fachpersonen als kompetente Referentinnen und Referenten zu buchen (z.B.

Eine Möglichkeit, bereits in jungen Jahren auf das Thema psychische Gesundheit aufmerksam zu machen, ist der Weg über die Bildung. Im Jugendalter und der damit verbundenen Pubertät sind die entscheidenden Faktoren für die psychische Gesundheit stark im Wandel: Körper, Psyche und das soziale Umfeld. Mit dem Schulkoffer «Psychische Gesundheit - ein Koffer zu dir» bringen die PDGR das Thema ins Klassenzimmer. Das Angebot richtet sich einerseits an alle rund 120 Bündner Real- und Sekundarklassen der 3. Oberstufe und deckt entsprechende Inhalte des Lehrplans 21 ab. Er befasst sich insbesondere mit dem fächerübergreifenden Thema Gesundheit und Kompetenzen aus dem Fachbereich Natur, Mensch, Gesellschaft. Andererseits richtet sich das Angebot an Bündner Gymnasialklassen oder Brückenangebote im 9. respektive 10.

Über psychische Gesundheit zu sprechen lohnt sich! Psychische Erkrankungen gehen uns alle etwas an: Jeder zweite Mensch erkrankt in seinem Leben einmal psychisch. Das ist sowohl für die Betroffenen wie auch für ihre Angehörigen mit viel Leid verbunden, führt zu Arbeitsausfällen und Gesundheitskosten. Mit dem kantonalem Programm ruft das Gesundheitsamt Gemeinden, Organisationen und Fachpersonen in Graubünden auf, das Schweigen in der Öffentlichkeit über das psychische Wohlergehen zu brechen. Während jeweils eines Monats steht in verschiedenen Fachbeiträgen ein Psychiatrie-Thema aus unterschiedlichen Perspektiven im Fokus. Umrahmt wird das Monatsthema unter anderem von einer Beitragsreihe auf TV Südostschweiz, einem Thementag auf Radio Südostschweiz und verschiedenen Ratgeberbeiträgen in Bündner Tages- und Wochenzeitungen wie der Bündner Woche, Südostschweiz, Bündner Tagblatt, Davoser Zeitung oder Engadiner Post.

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