Streitigkeiten oder Auseinandersetzungen sind normal und in einem gewissen Rahmen sogar gut für eine Beziehung, da sie die Bindung stärken können, wenn gemeinsam Probleme gelöst werden.
Es kann aber auch sein, dass diese ein ungesundes Mass annehmen und die Kommunikation in der Beziehung grösstenteils nur noch aus Vorwürfen, Schikanen oder Schuldzuweisungen besteht.
Wird von einer toxischen Beziehung gesprochen, meint dies nicht, dass eine Beziehung «giftig» ist.
Es geht dabei eher darum, dass sich die Verhaltensweise eines Partners «vergiftend», also schädlich auf die Beziehung auswirkt.
Toxische Beziehungen bezeichnen Partnerschaften, die mehr Energie kosten als geben und sich durch extreme Höhen und Tiefen auszeichnen, wobei die schönen Momente immer weniger werden.
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Betroffene, die in einer toxischen Beziehung sind, merken zwar, dass es ihnen aufgrund des Partners schlecht geht, aber sie schaffen es nicht, sich zu trennen.
Zu den Merkmalen toxischer Beziehungen gehören insbesondere Kontrollsucht, Egoismus, Kritik, Beleidigungen, Manipulationen, Macht und Angst.
Eine toxische Beziehung wird oft auch als eine Täter-Opfer-Beziehung bezeichnet.
Anzeichen für eine toxische Beziehung
Es ist nicht immer einfach, eine toxische Beziehung zu erkennen.
Vor allem am Anfang einer Beziehung ist meistens alles harmonisch und über negatives, unfaires Verhalten des Partners wird hinweggeschaut.
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Das sind mögliche Anzeichen, die auf eine ungesunde Beziehung hindeuten können:
- Man kann es dem Gegenüber nie recht machen, egal wie sehr man sich anstrengt.
 - Zudem trägt man immer die Schuld für jedes Problem.
 - Extreme Stimmungsschwankungen des Partners: Im einen Moment wird man mit Liebe und Zuneigung überschüttet, im nächsten Moment wird man abgelehnt.
 - Man wird vom Partner gezielt verunsichert und manipuliert.
 - Toxische Partner verdrehen gerne die Realität und lügen häufig.
 - Man wird vom Partner kontrolliert, z. B. mit wem man sich trifft.
 - Häufig sind Personen, welche toxische Verhaltensweisen aufweisen, sehr narzisstisch.
 - Das bedeutet, dass ihre Bedürfnisse immer im Vordergrund stehen und der Partner diese zu erfüllen hat.
 - In schwierigen Fällen kann eine toxische Beziehung auch mit Gewalt oder Missbrauch verbunden sein.
 
Narzissmus und toxische Beziehungen
Häufig sind Personen, welche toxische Verhaltensweisen aufweisen, sehr narzisstisch.
Das bedeutet, dass ihre Bedürfnisse immer im Vordergrund stehen und der Partner diese zu erfüllen hat.
Der Begriff «Narzisst» ist zwar breit gefächert und beinhaltet auch leichte narzisstische Züge.
Die können aber auch positiv bewertet werden.
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Ideenreichtum zum Beispiel, Leistungsstärke oder ein gutes Selbstbewusstsein.
Wann kippt «normaler» Narzissmus in eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, die den Menschen im Umfeld schadet?
«Die Diagnosestellung ist eigentlich einfach», erklärt Marc Walter, Chefarzt Psychiatrie und Psychotherapie der Psychiatrischen Dienste Aargau PDAG.
«Es ist wie ein standardisiertes Interview.»
Wenn fünf der neun Fragen (siehe Box) bejaht werden, liegt eine narzisstische Persönlichkeitsstörung vor.
Zusätzlich müssen auch eine Funktionsbeeinträchtigung und ein Leidensdruck vorliegen.
Neun Fragen, die Anzeichen für eine narzisstische Persönlichkeitsstörung entlarven:
- Bist du grandios und so wichtig, dass deine überragenden Leistungen auf jeden Fall anerkannt werden sollten?
 - Denkst du oft an grenzenlose Macht, Erfolg und Schönheit?
 - Bist du so einzigartig, dass nur Menschen, die genauso besonders sind, dich verstehen können?
 - Sollten die anderen dich masslos bewundern?
 - Sollten dich andere bevorzugt behandeln?
 - Nutzt du andere aus, um deine eigenen Ziele zu erreichen?
 - Erkennst du nicht, was andere denken und fühlen? Oder interessiert es dich vielleicht gar nicht?
 - Bist du neidisch auf andere und denkst du, andere sind neidisch auf dich?
 
Wer fünfmal genickt hat, sollte vielleicht einmal mit einem Psychologen sprechen.
Ein weiteres Merkmal, um schweren pathologischen Narzissmus von leichterem zu unterscheiden: die Beziehungsfähigkeit.
Personen mit leichten narzisstischen Zügen sind laut Walter durchaus beziehungsfähig.
Nicht immer erscheinen Personen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung gleich.
Bekannt ist vor allem der grossartig-maligne Typus, der Donald Trump oder Silvio Berlusconi nachgesagt wird.
Er verhält sich asozial, kann aggressiv und paranoid sein.
Er ist von seiner eigenen Grossartigkeit überzeugt, schreckt vor Rache nicht zurück, fühlt sich aber gleichzeitig wenig wertgeschätzt.
Am Anfang steht das sogenannte «Love Bombing».
Dabei wird der andere mit Aufmerksamkeit, Geschenken und Komplimenten regelrecht überschüttet.
Das Gegenüber denkt oft, die grosse Liebe gefunden zu haben.
Doch sobald die Partnerschaft gefestigt ist, ändert sich das Verhalten.
Durch Manipulationen will er oder sie das Selbstbewusstsein des Gegenübers schwächen.
Eine Form von Manipulation nennt sich «Gaslighting».
Beim Gaslighting nutzen Narzissten Lügen und Unterstellungen, um die andere Person zu verunsichern.
Narzisstinnen verhalten sich teilweise unmöglich, sind aber nie schuld an einer Situation.
Beim «Silent Treatment» bestrafen Narzissten ihr Gegenüber damit, dass sie gar nicht mehr sprechen.
Sie möchten so Kontrolle über den anderen erlangen und dessen Selbstwert schwächen.
Narzisstinnen sind süchtig nach Bestätigung und Anerkennung, können nie genug Lob bekommen - vertragen aber selbst keine Kritik.
Narzissten sind so auf sich fixiert, dass sie Bedürfnisse anderer nicht sehen.
Sie haben kein Mitgefühl für andere, hören nicht zu und sprechen nur von sich selbst.
Der vulnerable Typus ist geprägt von depressiven Stimmungen, Scham und Anspannung.
Mit Kritik und Misserfolgen kann er nur schwer umgehen.
Dieser Typus wird auch als «verdeckter Narzissmus» bezeichnet und betrifft mehr Frauen.
Man geht davon aus, dass im deutschsprachigen Raum ein Prozent der Bevölkerung eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat.
Zwei Drittel davon sind Männer, ein Drittel Frauen.
Allerdings ist von einer grossen Dunkelziffer auszugehen.
«Es gibt keinen Narzissten, der sagt ‹ich bin narzisstisch und komme in Therapie›. Keinen einzigen», sagt Marc Walter.
Menschen, die es mit einer Person zu tun haben, die eine ausgeprägte narzisstische Persönlichkeitsstörung haben, können ernsthaften psychischen Schaden erleben.
Die ständigen Manipulationen der narzisstischen Person schwächen das Selbstbewusstsein des Gegenübers bis ins Bodenlose.
Nicht selten müssen sie sich in Behandlung begeben.
Wer befürchtet, einer Person mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung ausgesetzt zu sein, sollte sich als Erstes über deren typisches Verhalten informieren und sich fragen, welches Verhalten des Gegenübers man selbst akzeptieren kann und welches nicht.
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