Was kann man mit einem Psychologiestudium alles machen?

Das Psychologiestudium ist ein Türöffner zu einer grossen beruflichen Vielfalt mit Einsatzmöglichkeiten in Bereichen wie Personalmanagement, Marketing, Organisationsentwicklung, Marktforschung, Sport, Verkehr, User Experience, Training und Beratung.

Psycholog:innen sind in allen Feldern der Berufswelt tätig. Und im Kontext der dynamischen gesellschaftlichen Entwicklung kommen immer neue Gebiete hinzu.

Die Psychologie erforscht das Erleben und Verhalten des Menschen als Individuum und in der Gruppe. Sie befasst sich mit der Entwicklung des Menschen über die Lebensspanne und betrachtet dabei innere und äussere Bedingungen einer normalen oder pathologischen Entwicklung. Psychologinnen und Psychologen entwickeln Theorien und Modelle, die sie mit empirischen Methoden überprüfen. Die Psychologie ist daher eine empirische Wissenschaft.

Studienstruktur und -inhalte

Das erste Jahr des Bachelorstudiums führt in die allgemeinen Grundlagen der Psychologie, ihre verschiedenen Teilgebiete sowie in Statistik und Forschungsmethoden ein. Im zweiten und dritten Studienjahr kommen Wahlfächer hinzu. Das Masterstudium ermöglicht, bestimmte Teilgebiete zu vertiefen.

An den Universitäten wird das Einführungsjahr (Propädeutikum) mit mehreren Prüfungen abgeschlossen. Die Studienstruktur an den Fachhochschulen erlaubt es, rascher eigene Schwerpunkte zu setzen.

Lesen Sie auch: Unterstützung für depressive Partner

Studierende der Psychologie sollten Interesse für das menschliche Erleben und Verhalten sowie Lust am wissenschaftlichen Arbeiten und am wissenschaftlichen Disput mitbringen. Dazu gehört auch die Bereitschaft, sich mit Statistik und methodischen Grundlagen zu beschäftigen. Wichtig sind auch Offenheit, Intuition und die Bereitschaft, sich selbst und andere Menschen aus unterschiedlichen Perspektiven wahrzunehmen sowie sich selbst und das eigene Handeln stetig zu reflektieren.

Im Studium geht es um die Vermittlung empirisch fundierten Fachwissens sowie experimenteller und methodischer Grundlagen. Es werden Theorien und daraus abgeleitete Modelle sowie Hypothesen überprüft. Mittels quantitativer Methoden (Experiment, Beobachtung, Fragebogen) wird sichtbares Verhalten untersucht, um aus den erhobenen Daten Rückschlüsse auf nicht sichtbare Phänomene und das innere Erleben zu ziehen. Statistik ist ein wichtiges Werkzeug von empirisch arbeitenden Psychologinnen und Psychologen.

Studierende erarbeiten sich diese Grundlagen in verschiedenen Teilgebieten der Psychologie:

  • Entwicklungspsychologie
  • Klinische Psychologie und Psychopathologie
  • Sozialpsychologie
  • Allgemeine Psychologie (Wahrnehmung, Denken, Problemlösen, Lernen, Gedächtnis, Emotionen, Motivation)
  • Persönlichkeits- und Differentielle Psychologie
  • Biologische Psychologie
  • Arbeits- und Organisationspsychologie

Berufliche Tätigkeitsfelder

Psychologinnen und Psychologen sind Fachpersonen für das menschliche Erleben und Verhalten. Ihre Tätigkeit umfasst häufig die Evaluation, Modifikation und Vorhersage menschlichen Erlebens und Verhaltens. Beispielsweise sollen die Zufriedenheit, die Leistungsfähigkeit, psychische Gesundheit oder das Entwicklungspotential von Individuen, Gruppen oder Organisationen ermittelt und darauf basierend Fördermassnahmen abgeleitet werden.

Im Folgenden werden einige der vielfältigen beruflichen Tätigkeitsfelder von Psycholog:innen aufgezeigt:

Lesen Sie auch: Selbsttest Psychische Erkrankung

Klinische Psychologie

Erkennen, Behandeln und Vorbeugen psychischer Störungen, therapeutische oder diagnostische Tätigkeit, z.B. in Psychiatrie, Krankenhäusern oder Rehabilitationskliniken.

Beratungspsychologie

Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung, Business-Coaching, Life-Coaching, Gesundheitscoaching, Beratung bei Krisen und Belastung.

Schulpsychologie

Tätigkeiten in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen.

Wirtschaftspsychologie

  • Personalmanagement: Auswahl, Entwicklung und Weiterbildung von Mitarbeitern in Unternehmen.
  • Marketing: Analysiert das Verhalten von Konsumenten und entwickelt Strategien zur Produktplatzierung, Werbung und Markenbindung.
  • Organisationsentwicklung: Beratung von Unternehmen zur Optimierung von Prozessen und Strukturen.
  • Marktforschung: Untersuchung von Kundenbedürfnissen und -verhalten.

Verkehrspsychologie

Bewertet die Fahreignung von Personen, etwa nach Verkehrsdelikten oder gesundheitlichen Problemen.

Lesen Sie auch: Freundin mit Depressionen helfen

Sportpsychologie

Unterstützt Athleten mental, um ihre Leistung zu optimieren und mit Drucksituationen umzugehen.

Rechtspsychologie

Arbeitet bei der Polizei, im Rahmen der Ausbildung, für die Kriminologie, im Rechtswesen oder im Massnahmenvollzug.

Forschung und Lehre

Allgemeine Psychologie (bspw. Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Urteilen und Entscheiden), Neurowissenschaften (bspw. Neuromarketing, Neuropsychologie), Umweltpsychologie (bspw. Ernährung, Konsum), Konsumentenpsychologie (bspw. Produktwahl, Nudging).

Weitere Tätigkeitsfelder

  • Optimierung der Produktgestaltung (bspw. bei Detailhändlern, Stromkonzernen, Lebensmittelherstellern, Versicherungen, Banken)
  • Mensch-Maschinen-Interaktion (bspw. bei Internetkonzernen, Flughäfen)
  • Wirksamkeit von Werbung und Kommunikation (bspw. bei Werbefirmen, Webseitenbetreibern)
  • Darstellung von Informationen (bspw. bei Verlagen, Zeitungen)
  • Medienrezeptions- und -nutzungsforschung
  • Unterstützung und Beratung von Organisationen bei der Erreichung notwendiger klima- und nachhaltigkeitsrelevanter Ziele
  • Analyse und Lösungssuche von Ursachen ökologisch ungünstigen menschlichen Verhaltens
  • Beratung von NGOs, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen zum ressourcenschonenden und nachhaltigen Verhalten (z. B. via Klima- und Nachhaltigkeitskommunikation)
  • Interventionstätigkeiten und Umsetzung von Trainings zur Förderung von nachhaltigem Verhalten
  • Beratung und Evaluation zur Wirkung und Gestaltung von natürlichen und gebauten Umwelten

Wichtige Hinweise

Der Bachelorabschluss reicht nicht als Qualifikation für eine Berufsausübung als Psychologin oder Psychologe. Die Berufsbezeichnung «Psychologin» oder «Psychologe» ist geschützt. Gemäss Bundesgesetz über die Psychologieberufe (PsyG) darf sich nur als «Psychologin/Psychologe» bezeichnen, wer ein Psychologiestudium auf Masterstufe an einer schweizerischen Hochschule (Universität oder Fachhochschule) absolviert hat oder über einen vom Bund als gleichwertig anerkannten ausländischen Psychologieabschluss verfügt.

Viele Psychologie-Berufe erfordern einen Fachtitel, der nach dem Studium berufsbegleitend über eine postgraduale Ausbildung erworben werden kann, z.B. Psychotherapie, Gesundheitspsychologie, Kinder- und Jugendpsychologie, Berufs- und Laufbahnberatung, Neuropsychologie, Sportpsychologie, Rechtspsychologie, Verkehrspsychologie etc.

In der folgenden Tabelle sind einige der genannten Berufsfelder und die dafür notwendigen Qualifikationen zusammengefasst:

Berufsfeld Notwendige Qualifikation
Klinische Psychologie Master in Psychologie + Weiterbildung in Psychotherapie
Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung Master in Psychologie + Weiterbildung in Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung
Verkehrspsychologie Master in Psychologie + Weiterbildung in Verkehrspsychologie
Sportpsychologie Master in Psychologie + Weiterbildung in Sportpsychologie
Rechtspsychologie Master in Psychologie + Weiterbildung in Rechtspsychologie
Personalmanagement Master in Psychologie oder Wirtschaftspsychologie
Marketing Master in Psychologie oder Wirtschaftspsychologie

tags: #was #kann #man #mit #psychologie #studium