Psychisch bedingte Schweißausbrüche: Ursachen und Behandlung

Schwitzen ist eine überlebenswichtige Funktion unseres Körpers, die dazu dient, die Körpertemperatur bei etwa 37 Grad Celsius zu halten. Damit diese stetig reguliert werden kann, besitzt der Mensch mehr als zwei Millionen Schweißdrüsen. Schweiß ist dazu da, um die Oberfläche des Körpers zu kühlen. Deshalb schwitzen wir bei heißen Temperaturen, beim Sport oder wenn wir etwas Scharfes essen. Scharfes Essen wird nämlich als heiß empfunden und diese Wahrnehmung wird ans Hirn weitergeleitet, welches wiederum die Schweißdrüsen aktiviert.

Trotzdem kann der Schweiß - insbesondere Schweißflecken und Schweißgeruch - bei heißen Temperaturen unangenehm sein. Schwitzen ist eine wichtige Körperfunktion. Doch im Alltag nehmen wir es vor allem als leidiges Thema wahr. Wir verbinden es mit unschönen Schweißflecken und mit unangenehmem Geruch. Oft tritt es in Situationen auf, in denen wir es absolut nicht gebrauchen können, beim ersten Date oder im Vorstellungsgespräch.

Kalter Schweiß: Ursachen und Bedeutung

Kalter Schweiß (Diaphorese) tritt vor allem bei emotionalem Stress auf. Zum Beispiel bei Angst, Schmerzen, Schock oder aber auch bei Atemnot oder Unterzuckerung. Der Körper schaltet dabei in den Fluchtmodus und will sich abkühlen. So entstehen Schweißausbrüche. Meistens sind diese harmlos. Treten sie jedoch regelmäßig auf, kann sich eine ärztliche Abklärung lohnen, um ernsthafte Erkrankungen aus Auslöser auszuschließen.

Es gibt aber noch eine zweite Art von Schwitzen: das emotionale Schwitzen. Sie kennen es aus Situationen, in denen Sie nervös sind, Angst haben, sich erschrecken oder wütend sind. Solche Emotionen lassen den Körper Stresshormone wie Cortisol ausschütten. Die Hormone aktivieren Nerven, die den Schweißdrüsen mitteilen, dass sie Schweiß absondern sollen.

Was ist Hyperhidrose?

Doch bei einem bis drei Prozent der Menschen erreicht das Schwitzen eine ganz andere Dimension: Sie leiden unter der sogenannten Hyperhidrose, einer Erkrankung, bei der der Schweiß auch ohne Hitze und Sport in Strömen fließt. Eine Hyperhidrose liegt erst dann vor, wenn mehr Schweiß gebildet wird, als Ihr Organismus für die Kühlung braucht. In diesem Fall kommen Sie auch bei niedrigen Temperaturen und bei geringer körperlicher Anstrengung ins Schwitzen, ohne dass Sie dies willentlich beeinflussen können. Ihre Schweißdrüsen sind dabei nicht vergrößert, und sie haben sich auch nicht vermehrt - sie produzieren aber zu viel Schweiß. In der Schweiz sind etwa zwei bis vier Prozent der Bevölkerung von Hyperhidrose betroffen.

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Das übermäßige Schwitzen kann schon im Kindesalter beginnen, oft zwischen dem 6. und 16. Lebensjahr. Das Schwitzen der Hände tritt oft schon vor der Pubertät auf; wenn andere Bereiche wie Füße oder Achselhöhlen betroffen sind, zeigen sich die Symptome eher mit dem Beginn oder im Verlauf der Pubertät. Die genauen Ursachen sind noch unklar. Forscher untersuchen gerade unter anderem, welche Rolle die genetische Veranlagung und Veränderungen in Bündeln von Nervenzellen (Ganglien) spielen.

Oft sind bei ihrem Auftreten aber Emotionen beteiligt und der Auslöser für den heftigen Schweißfluss ist dann häufig eine Situation der seelischen Belastung. Zum Beispiel, wenn Sie Angst, Stress oder körperliche Schmerzen empfinden. Dieses emotional bedingte Schwitzen wird vor allem vom limbischen System gesteuert. Die primäre Hyperhidrose macht sich vor allem durch eine übermäßige Schweißabsonderung an Händen, Füßen, in den Achselhöhlen oder im Gesicht bemerkbar.

Ursachen von Hyperhidrose

Bei der sekundären Hyperhidrose gibt es meistens eine erkennbare Ursache. Dem Schwitzen liegt eine Störung des Nervensystems zugrunde, das an der Wärmeregulierung des Körpers beteiligt ist. Wenn Sie unter einer sekundären Hyperhidrose leiden, ist dies sehr wahrscheinlich die Folge einer anderen Erkrankung. Wenn Sie bei starker körperlicher Anstrengung oder bei einer hohen Umgebungstemperatur ins Schwitzen kommen, ist das ganz normal.

Nicht immer liegt bei einem plötzlichen und auch übermäßigen Schweißausbruch am ganzen Körper eine Hyperhidrose vor. Er kann auch ein Anzeichen für einen Herzinfarkt sein. Das gilt vor allem, wenn es sich um kalten Schweiß handelt und wenn Symptome wie Zittern, Angstgefühle, Brustschmerzen, Übelkeit, Schwindel oder Luftknappheit hinzukommen.

Ursache kann dann eine Hyperhidrose sein. Sollten Sie zu den 1-3% der Menschen gehören, die unter Hyperhidrose leiden, so werden wir das herausfinden und gemeinsam dagegen angehen.

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Während Schwitzen nach einem Fieber oder nach anstrengender körperlicher Tätigkeit in den meisten Fällen normal und sogar gewünscht ist - schließlich muss der Körper durch Hinausleiten der Wärme wieder auf die normale Temperatur gebracht werden - bedürfen andere Auslöser einer medizinischen Abklärung, denn nicht immer steckt etwas Harmloses dahinter.

Die unnatürlich vermehrte Schweißproduktion kann generell am ganzen Körper auftreten, in den allermeisten Fällen sind aber die Achselhöhlen sowie die Hand- und ggf. auch die Fußflächen betroffen und generell all diejenigen Stellen am Körper, an denen die meisten Schweißdrüsen sitzen.

Formen der Hyperhidrose

  • Primäre Form: Die Krankheit ist angeboren, die ersten Symptome treten in der Kindheit oder bis ins junge Erwachsenenalter auf. Oft sind beide Körperseiten gleichmäßig betroffen. Die Betroffenen können die Schweißausbrüche nicht vorhersehen und auch nicht willentlich beeinflussen. Die genauen Ursachen sind nicht bekannt.
  • Sekundäre Form: Für die nicht angeborene Form des übermäßigen Schwitzens können verschiedene Auslöser in Frage kommen.

Auch ist die Schwelle für einen Schweißausbruch viel niedriger als bei gesunden Menschen, wenn es um normale schweißtreibende Faktoren wie beispielsweise Anstrengung, Hitze, scharfe Gewürze oder ähnliches geht. Erschwerend ist dabei auch, dass das Schwitzen völlig unabhängig von äußeren Einflussfaktoren wie beispielsweise der Temperatur auftreten kann. Die Patienten erfahren eine merkliche Beeinträchtigung ihres Alltags, denn die Symptome treten in der Regel mehrmals pro Woche auf.

Weitere Ursachen für übermäßiges Schwitzen

  • Fieber und Erkältung
  • Hormonelle Schwankungen
  • Psychische Belastungen
  • Medikamente

Nachtschweiß kann ein Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung wie beispielsweise Diabetes, Rheumatoide Arthritis, Tuberkulose oder Krebs sein. Nebenwirkungen von Medikamenten können ebenfalls für die nächtlichen Schweißattacken verantwortlich sein.

Diagnose von Hyperhidrose

Wenn Sie häufiger unter starker Schweißbildung leiden und deshalb einen Arzt aufsuchen, wird er Sie zunächst fragen, an welchen Körperstellen und wie oft das Problem auftritt (Anamnese). Sicher wird er sie auch nach Ihren Lebensumständen fragen. Er will klären, ob es bestimmte Situationen sind, in denen der heftige Schweiß auftritt. Vermutlich wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin auch wissen wollen, ob es ähnliche Fälle in Ihrer Familie gibt.

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Falls sich im Arztgespräch herausstellt, dass Sie häufig in den Achselhöhlen, an den Händen oder Füßen schwitzen und dass Sie ansonsten keine anderen Beschwerden haben, steht die Diagnose „primäre Hyperhidrose“ so gut wie fest. Sollten Sie weitere Beschwerden oder eine Krankheit haben, könnte eine sekundäre Hyperhidrose vorliegen.

Schwitzstörungen werden oft mit einem Jod-Stärke-Test eingegrenzt. Hierbei wird eine Jodlösung auf die Haut aufgebracht und Stärke dazugegeben. Beim Kontakt mit Schweiß färbt sich die Mischung violett. Ob die Schweißmenge noch im Normbereich liegt oder nicht, lässt sich mit Gravimetrie gut feststellen. Dabei wird ein Filterpapier für einige Minuten unter die Achseln oder zwischen die Handflächen geklemmt.

Es gibt keine eindeutig definierte Menge, die eine Hyperhidrose bestätigen oder ausschließen könnte. Der Test kann aber helfen, den Mengenunterschied vor und nach einer Therapie zu dokumentieren.

Behandlung von Hyperhidrose

Bei einer nicht behandelten Hyperhidrose oder nach dem Ausbleiben eines Therapie-Erfolgs kann der Verlauf der Krankheit von Komplikationen begleitet sein. Vor allem bei starker Schweißbildung an den Fußsohlen ist das häufig der Fall. Hier können sich in der aufgeweichten Haut leicht offene Stellen bilden, an denen Pilzinfektionen drohen.

Da bei der sekundären Hyperhidrose andere Krankheiten oder Störungen zugrunde liegen, sollten zunächst diese behandelt werden, um damit auch das übermäßige Schwitzen zu beenden. Anders sieht es dagegen bei der primären Hyperhidrose aus, die ohne erkennbare Ursache auftritt.

Sehr wahrscheinlich wird Ihr Arzt oder ihre Ärztin mit einer topischen Therapie beginnen. Das ist eine Behandlung, die genau an jenen Körperstellen (und nur dort) einsetzt, an denen sie wirken soll (Beispiel: keine Tablette, sondern Deodorant oder Hautcreme). Meistens erfolgt ein stufenweises Vorgehen; falls die zunächst eingesetzte Therapie nicht wirkt oder unakzeptable Nebenwirkungen hat, wird die Behandlung mit einer anderen Methode fortgesetzt.

Die erste Wahl ist fast immer ein Antitranspirant (Deodorant), das Aluminiumchlorid enthält. Dieser Wirkstoff soll die Schweißdrüsen verschließen.

Medikamente, die Ihren Schweißfluss reduzieren könnten, gehören zur Gruppe der Anticholinergika. Ein Anticholinergikum ist ein Wirkstoff, der in das autonome Nervensystem eingreift. Hier blockiert er die Weiterleitung von Nervenreizen - unter anderem von jenen Reizen, die die Schweißdrüsen aktivieren.

Diese Therapie soll den Schweißfluss an Händen oder Füßen vermindern, indem die Reizschwelle der Schweißdrüsen erhöht wird. Sie werden also unempfindlicher gemacht. Das geschieht mit Hilfe eines Wasserbades, in dem schwacher Gleichstrom fließt. Nach anfänglicher Behandlung im Spital können Sie die Leitungswasser-Iontophorese auch bei sich zu Hause anwenden. Voraussetzung ist eine kurze Schulung und das entsprechende Heimgerät. Jede Anwendung dauert etwa 20 bis 30 Minuten und soll anfangs mehrmals pro Woche erfolgen. Die Iontophorese kann auch bei Achselschweiß eingesetzt werden.

Bei dieser Therapie setzt Ihr Arzt das Nervengift Botulinum-Toxin A ein, kurz auch Botox genannt. Es wird mit mehreren Injektionen (Stichen) in die nahe Umgebung der Schweißdrüsen gespritzt, um dort Nervenleitungen zu blockieren. Zum Beispiel unter den Achseln.

Bei dieser Therapie erhitzt Ihr Arzt gezielt einzelne Hautbereiche (vor allem unter den Achseln), um die darunter liegenden Schweißdrüsen zu schädigen.

In schweren Fällen kann man bestimmte Nervenstränge, die für die Aktivität der Schweißdrüssen zuständig sind, chirurgisch blockieren oder ganz durchtrennen.

Bei der subkutanen Kürettage oder Saugkürettage werden die Schweißdrüsen aus der Haut herausgesaugt oder -geschnitten.

Bei der Sympathikolyse oder thorakalen Sympathektomie (kurz auch ETS genannt) durchtrennt ein Neurochirurg den Sympathikusnerv.

Botulinumtoxin A ist als Wunderwaffe beim Lifting bekannt und sorgt dafür, dass die Gesichtshaut an ihrem Platz bleibt, sorgt auch dafür, dass die Schweißdrüsen nicht aktiv werden und Flüssigkeit produzieren. Die Behandlung mit Botulinumtoxin wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt, wobei zunächst die Haut gründlichst desinfiziert wird. Danach wird das sehr stark verdünnte Mittel in einer Vielzahl kleiner Stiche unter die Haut gebracht. Je nach Größe des Hautareals können auch bis zu 50 Injektionspunkte notwendig sein. Das Verfahren kann auch an den Hand- und Fußflächen angewandt werden.

Weitere Behandlungsansätze

  • Lokale Applikation von Botulinumtoxin
  • Operative Entfernung der Schweißdrüsen
  • Gleichstromtherapie
  • Anticholinerge Medikamente
  • Salbeitee oder Salbeiextrakt
  • Aluminiumsalze und Antiperspiranzien

Tipps zur Reduzierung von Schwitzen im Alltag

In einem gewissen Maß können Sie selbst dazu beitragen, das Schwitzen zu reduzieren. Tatsächlich hilft Sport auf Dauer: Gewöhnt sich Ihr Körper an regelmäßige Bewegung, werden Ihre Muskeln bei kleinen Anstrengungen nicht so schnell warm.

Als alternatives Heilmittel kommt bei Hyperhidrose häufig das Heilkraut Salbei zum Einsatz, zum Beispiel als Salbei-Tee oder in Form von Tabletten oder Tropfen mit Salbeiextrakt. Die Studienlage dazu ist derzeit aber noch dünn. Einzelnen Fallstudien und Berichten aus der Praxis zufolge kann Salbei unter Umständen als unterstützende Therapie eingesetzt werden.

Bei einer leichten bis mittelschweren Hyperhidrose können Ihnen Ärzt*innen sogenannte Antitranspirante verschreiben, schweißhemmende Mittel, die Sie auf die Haut auftragen. Sie kommen zum Beispiel als Creme oder Deoroller vor. Der gängigste Wirkstoff sind Aluminiumsalze.

Weitere Tipps

  • Vermeiden Sie Alkohol, Zigaretten, Gewürze und größere Mengen Kaffee
  • Versuchen Sie Stress abzubauen
  • Tragen Sie Kleidung aus atmungsaktiven Materialien wie Baumwolle und Leinen
  • Verzichten Sie auf Kunststofffasern wie Polyester und Acryl
  • Waschen Sie die betroffenen Regionen mehrmals täglich

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Eine medizinische Fachperson aufsuchen sollte man in den folgenden Fällen:

  • Das starke Schwitzen tritt plötzlich auf ohne erkennbare Ursache.
  • Die Schweißausbrüche sind häufig und unkontrollierbar oder treten vor allem nachts auf.
  • Zu den Schweißausbrüchen kommen weitere Beschwerden wie Atemnot, Herzrasen oder Schwindel dazu.

«Übermäßiges Schwitzen ohne klare Ursache oder mit Begleitsymptomen sollte immer ärztlich abgeklärt werden», meint auch der Experte Dr. med.

Generell: Kommen Sie, wenn Sie sich in Ihrem Alltag durch das übermäßige Schwitzen eingeschränkt fühlen!

Allerdings sollte nicht nur die Furcht vor gesellschaftlichen Reaktionen der Auslöser sein, mit den Beschwerden eine Praxis aufzusuchen.

Zusammenhang zwischen Schwitzen und Psyche

Wenn Schwitzen krankhaft wird, kann das schwer auf die Psyche schlagen. Stark zu schwitzen ist gesellschaftlich nicht besonders erwünscht. Gerade deswegen leiden viele der Betroffenen beträchtlich darunter.

Der Schweiß kann darüber hinaus auf die Psyche schlagen, das Sozial- und Berufsleben erschweren und sogar Stress und Depressionen fördern.

Schweißausbrüche bei Fieber und Erkältung

Um die Krankheitserreger zu bekämpfen, versucht der Körper seine Temperatur zu erhöhen. Wird diese nun zu hoch, versucht er sie mittels Schweißes wieder zu kühlen.

Schlussfolgerung

Schweißausbrüche können verschiedene Ursachen haben, sowohl physische als auch psychische. Es ist wichtig, die Ursache zu identifizieren und gegebenenfalls einen Arzt aufzusuchen. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die je nach Ursache und Ausprägung der Symptome eingesetzt werden können.

Tabelle: Überblick über Hyperhidrose

Aspekt Primäre Hyperhidrose Sekundäre Hyperhidrose
Ursache Unbekannt, möglicherweise genetisch bedingt Grunderkrankung oder Medikamente
Betroffene Körperstellen Hände, Füße, Achseln, Gesicht Kann den ganzen Körper betreffen
Beginn Kindheit oder Jugend Jederzeit
Behandlung Antitranspirante, Iontophorese, Botulinumtoxin, operative Eingriffe Behandlung der Grunderkrankung

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