Schizophrenie: Definition, Symptome und Behandlung

Schizophrenie ist eine schwere psychische Störung, die durch Veränderungen im Denken, Fühlen, Wahrnehmen und Verhalten gekennzeichnet ist. Betroffene nehmen die Realität verändert wahr oder verarbeiten sie anders. Patienten und Patientinnen, die an Schizophrenie erkrankt sind, leben phasenweise in einer anderen Welt.

In den meisten bislang untersuchten geographischen Kulturen erkrankt etwa 0,5 % bis 1 % der Bevölkerung mindestens einmal im Verlauf des Lebens an Schizophrenie. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an einer Schizophrenie zu erkranken, liegt in der Durchschnittsbevölkerung etwa bei einem Prozent. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Das Erkrankungsrisiko ist in verschiedenen Ländern der Welt mit unterschiedlichem soziokulturellem Hintergrund etwa gleich. Die Schizophrenie ist nicht selten. Sie ist so häufig wie die Zuckerkrankheit. Jeder Hunderte erkrankt daran. In jeder Nachbarschaft gibt es jemanden, der daran leidet.

Was bedeutet Schizophrenie?

Der Begriff «schizophren» bedeutet soviel wie «Spaltung der Seele», was die Tatsache beschreibt, dass Erkrankte in einer akuten Phase zwei Wirklichkeiten kennen und empfinden. Umgangssprachlich wird Schizophrenie in der Regel mit einer gespaltenen Persönlichkeit gleichgesetzt. Dies ist mit der etymologischen Herkunft des Wortes zu erklären, jedoch nicht mit der eigentlichen Symptomatik einer Schizophrenie zu vereinbaren.

Ursachen der Schizophrenie

Die Medizin geht heutzutage davon aus, dass eine genetisch bedingte Entwicklungsstörung des Gehirns mit ursächlich ist. Schizophrene Psychosen können verschiedene Ursachen haben. Neben den genetischen Einflüssen (ca. 40 Risikogene) sind im wesentlichen zwei andere Bedingungsfaktoren von Bedeutung. Psychische und soziale Faktoren wer­den bei der Entstehung der Schizophrenie identifiziert. Die psychosozialen Faktoren scheinen eher für den Verlauf als für die Entstehung der Erkrankung bestimmend zu sein.

Es gibt eine Reihe von Vorstellungen, Theorien und Befunden. Sie münden nach dem heutigen Stand der Forschung in die Erkenntnis, dass Menschen, die schizophren erkranken, empfindsamer gegenüber Innen- und Außenreizen sind als andere. Vulnerabilität (Verletzlichkeit) ist das Schlüsselwort. Weniger robust zu sein als andere Menschen ist weder Schande noch Schwäche. Es gibt niemanden, der daran schuld ist.

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Symptome der Schizophrenie

Die Symptome der Schizophrenie sind vielfältig und können von Person zu Person variieren. Bei der schizophrenen Erkrankung kommt es zum Auftreten charakteristischer Symptomen wie Wahn, Halluzinationen, Denkstörungen, Ich-Störungen, Gefühlsstörun­gen, Verstimmungen und psychomotorischen Störungen.Die zusammenhängende Darstellung der Krankheitssymptome ist unumgänglich, obwohl sie nie alle zur gleichen Zeit vorkommen und auch nicht nur für das Erscheinungsbild der Schizophrenie typisch sind. zusätzliche (akzessorische) Symptome. Zu den Letzteren gehören z. B. Störungen der äußeren Wahrnehmung. So berichten manche Kranke über Licht- und Farbüberempfindlichkeit. Gesichter oder Figuren sehen sie seltsam verzerrt. Das Zeiterleben kann sich verändern. Die Störungen des Gefühls, sei es depressive Verstimmtheit oder nicht nachvollziehbare Heiterkeit, werden oft verkannt und in ihren Auswirkungen unterschätzt. Die Intelligenz ist nicht beeinträchtigt!

Eine gängige Variante für eine übersichtliche Einteilung der Symptome von Schizophrenie ist jene in Positiv- und Negativsymptome.

Positivsymptome

Positivsymptome meinen dabei einen Überschuss, ein «Zuviel» im Vergleich zur Norm aus dem Bereich der Wahrnehmung, des (emotionalen) Erlebens und des Denkens. Diese inhaltlichen Denkstörungen können viele möglichen Formen annehmen und die Umwelt mehr oder weniger mit einbeziehen. Starke Ausprägungen dieser Symptome können zu Halluzinationen (oft akustische, Stimmen) oder zu einem kompletten Verlust des Realitätsbezugs führen. Diese positiven Symptome können plötzlich und ohne klare Vorwarnzeichen auftreten.

  • Halluzinationen (z.B. optisch, akustisch)
  • Wahnphänomene
  • Formale Denkstörungen: Veränderungen des Gedankenganges (z.B. Gedankenblockade, schnelles zusammenhangloses Wechseln der Gedanken)
  • Ich-Störungen: Veränderungen in der Wahrnehmung der Gedanken (z.B. das Gefühl, die Gedanken anderer Menschen lesen zu können)
  • Bizarre oder desorganisierte Verhaltensveränderung

Negativsymptome

Negativsymptome auf der anderen Seite umfassen Symptome, die einen Mangel oder eine Einschränkung im Vergleich zur gesunden Norm darstellen. Diese Einschränkungen gleichen zum Teil jenen des Störungsbildes der Depression und zeigen sich in einem verminderten Antrieb, einem reduzierten Spektrum an Emotionen (Affektabflachung) und Störungen der Aufmerksamkeit. Dies kann im Extremfall auch zu einer Apathie führen, die sich in Form komplett fehlender Reaktionen auf Reize aus der Umwelt äussert.

  • Antriebs-/Interesselosigkeit
  • Sozialer Rückzug
  • Sprachverarmung
  • Affektverflachung (Stimmungsabflachung)
  • Konzentrationsstörung

Ein weiteres mögliches Symptom ist jenes der Katatonie. Dies beinhaltet motorische (z.B. Erstarren in auffälligen Körperhaltungen), aber auch verhaltensbezogene Symptome wie zum Beispiel Mutismus oder das komplette Fehlen an Reaktionen auf die Umwelt (Negativismus, Stupor).

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Diagnose der Schizophrenie

Auf die Sorgfalt bei der Diagnosestellung, oder der Feststellung allfälliger Differenzialdiagnosen, sollte bei der Prüfung einer Schizophrenie ein ganz besonderes Augenmerk gelegt werden. Die vorangehend beschriebenen Symptome (aus dem Positiv- und Negativbereich) können nämlich auch durch andere neurologische Störungen verursacht werden.

Die Leitsymptome, nach denen Mediziner fragen, definieren die Schizophrenie. Daher sind sie für die Diagnosestellung entscheidend:

  • Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung, Gedankenentzug, Gedankenausbreitung
  • Kontroll- oder Beeinflussungswahn; Gefühl des von aussen „Gemachten“ bzgl. Körperbewegungen, Gedanken, Tätigkeiten oder Empfindungen; Wahnwahrnehmungen
  • Kommentierende oder dialogische Stimmen
  • Anhaltender, kulturell unangemessener oder völlig unrealistischer Wahn (bizarrer Wahn)
  • Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität (Sehen, Hören, Fühlen)
  • Gedankenabreissen oder -einschiebungen in den Gedankenfluss
  • Katatone Symptome wie Erregung, unnatürliche Haltungen oder stereotype Bewegungsmuster (Haltungsstereotypien), Negativismus oder Stupor (Betroffene wirken wie „versteinert“)
  • Negative Symptome wie auffällige Apathie (Teilnahmslosigkeit), Sprachverarmung, verflachter oder inadäquater Affekt (fehlende oder unpassende Gemütsregungen)

Für die Diagnose muss mindestens ein eindeutiges Symptom (bzw. zwei oder mehr Symptome, wenn sie weniger eindeutig sind) der Gruppen 1-4 oder es müssen mindestens zwei Symptome der Gruppen 5-8 auftreten, und zwar fast durchgängig während eines Monats oder länger.

Für eine Diagnosestellung kommen sowohl die Kriterien der WHO (ICD-10) als auch die Kriterien der American Psychiatric Association (DSM-5) in Frage. Beide Systeme beinhalten sehr ähnliche Kriterien, wobei das DSM-5 einige Symptome zusammenfasst und daher im Vergleich zum ICD-10 eine simplere Übersicht erlaubt:

  1. Wahn
  2. Halluzinationen
  3. Desorganisierte Sprechweise
  4. Grob desorganisiertes Verhalten oder Katatonie
  5. Negativsymptome

Für die Erfüllung der Diagnose müssen diese Kriterien in gewisse Rahmenbedingungen passen.

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  • A: Zwei oder mehr Symptome (eines aus 1, 2, 3) bestehen für mindestens einen Monat.
  • B: Wichtige Funktionsbereiche (Arbeit, Beziehungen) haben deutlich an Niveau verloren.
  • C: Die Zeichen des Syndroms halten für mindestens sechs Monate an.

Abhängig von den dominierenden Symptomen können auch verschiedene Subformen der Schizophrenie diagnostiziert werden. Die grösste Gruppe stellt jene der paranoiden Schizophrenien dar. Sie ist geprägt durch Halluzinationen und/oder Wahn. Weitere mögliche Unterdiagnosen sind die katatone oder die hebephrene Schizophrenie. Diese Subdiagnosen sind jedoch nicht immer klar abgegrenzt und überschneiden sich teilweise auch.

Verlauf der Schizophrenie

Personen, welche die Diagnose Schizophrenie erhalten haben, müssen grundsätzlich mit verschiedenen möglichen Verläufen rechnen. Grob können drei verschiedene Kategorien erstellt werden, die ungefähr je ein Drittel aller Diagnostizierten umfassen.

  • Beim ersten Drittel verschwinden irgendwann alle Symptome vollständig.
  • Beim zweiten Drittel verschwinden und treten die Symptome in Intervallen wieder auf (episodischer Verlauf).
  • Beim letzten Drittel bestehen gewisse Symptome dauernd und führen zu einer chronischen Beeinträchtigung.

Behandlung der Schizophrenie

Eine schizophrene Psychose ist heute heilbar. Durch die heutigen Behandlungsmethoden hat sich die Prognose insgesamt verbessert. Unter den heutigen Behandlungsbedingungen zeigen aber glücklicherweise nicht alle Schizophreniekranke einen ungünstigen Verlauf. Ein Drittel der Patientinnen und Patienten erkrankt nach einmaligem Auftreten der Krankheit nie wieder.

In der Regel beginnt die Therapie mit der akuten Phase einer Schizophrenie. Auffälliges, von Wahnerleben und Halluzinationen geprägtes Verhalten führt oft zu einer Hospitalisierung. In dieser von Ängsten der betroffenen Personen geprägten Phase ist es wichtig, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Erst dies ermöglicht es, dass die Betroffenen Medikamente akzeptieren. Nach Abklingen der Akutphase beginnt die Stabilisierungsphase. In dieser ist es vermehrt möglich, realitätsbezogene Themen zu besprechen.

Neben der medikamentösen Behandlung hat die Information des Betroffenen und seines Umfeldes über die Erkrankung und die Therapiemöglichkeiten eine grosse Bedeutung. Oftmals herrschen grosse Vorurteile, die einen Erfolg erschweren. Neben der Behandlung der akuten Symptomatik ist es entscheidend, dass eine Rückfallprävention eingeleitet wird. Meistens handelt es sich um eine phasisch auftretende Erkrankung. Unspezifische Symptome wie Konzentrationsstörungen oder affektive Symptome können in den stabileren Phasen vorherrschen.

Medikamentöse Therapie

Das Mittel der Wahl für die spezifische Behandlung der Schizophrenie ist die medi­kamentöse Therapie mit einem sogenannten atypischen Neuroleptikum, einem antipsychotischen Medikament der neusten Klasse. Sie wirken symptomunterdrückend und beruhigend. In der Langzeitbehandlung dienen die Medikamente der Reizab­schirmung und der Vorbeugung vor Rückfällen, gewähren Schutz vor psychischer Überlastung und verbessern die gestörten Denkprozesse.

Psychotherapie

Die Psychotherapie stellt ein weiteres Behandlungselement dar. In der Psychotherapie verwenden wir Verfahren und Methoden aus der kognitiven Verhaltenstherapie, der Transaktionsanalyse, der körperorientierten Psychotherapie, der systemischen Therapie, der medizinischen Hypnose und der Logosynthese.

Weitere Therapieangebote

  • Soziotherapie
  • Rehabilitationstherapie
  • Aktivierungstherapie
  • Ergotherapie
  • Kunsttherapie
  • Musiktherapie
  • Bewegungs- und Tanztherapie

Unterstützung für Angehörige

Angehörige sind durch die Krise oder psychische Erkrankung eines nahestehenden Menschen mitbetroffen und belastet. Das Beratungsangebot ist kostenfrei. Wie schon erwähnt ist der frühzeitige Einbezug der Angehörigen in die Behandlung sehr wichtig. Dies geschieht in erster Linie durch die Behandlerinnen und Behandler.

Als Angehöriger eines an Schizophrenie erkrankten Menschen benötigen Sie ausführliche Informationen zur Krankheit und zum Umgang mit den Betroffenen. Auch ein spezielles Kommunikationstraining kann für Sie sinnvoll sein. Holen Sie sich Rat, wenn Sie sich überfordert fühlen und nicht weiterwissen. Sprechen Sie mit den Ärzten und Therapeuten ihres erkrankten Familienmitglieds. Eine Hilfe können auch Angehörigengruppen sein.

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