Schweizer sind gestresst. Zumindest wenn man dem Job-Stress-Index glaubt. Der zeigt nämlich: Die Zahl der Schweizer, die ihre Belastungen nicht mehr mit ihren eigenen Ressourcen bewältigen können, steigt. Die Anzahl der Burnout-Erkrankungen steigt ebenfalls. Der Begriff Burnout ist abgeleitet aus dem Englischen «to burn out» und bedeutet «ausbrennen».
Burnout - oder Burnout-Syndrom - ist ein Zustand tiefer Erschöpfung, der sich körperlich, geistig und emotional zeigt. Immer müde, zunehmend erschöpft und innerlich leer - so fühlt sich jemand mit Burnout. Er entwickelt sich meist über einen längeren Zeitraum durch anhaltenden Stress, hohe Erwartungen (auch eigene) oder Überforderung im Job - manchmal auch im Privatleben. Betroffene fühlen sich im wahrsten Sinne des Wortes „ausgebrannt“.
Stress, hoher Druck und ständige Erreichbarkeit treiben viele Menschen an ihre Grenzen. In diesem Artikel erfährst du, wie du Burnout rechtzeitig erkennst und was du dagegen tun kannst.
Was ist Burnout?
Als Burnout oder Burnout-Syndrom wird ein Zustand von körperlicher und psychischer Erschöpfung bezeichnet. Wie das englische Wort besagt, fühlen sich Menschen mit einem Burnout ausgebrannt, leer und energielos.
Laut WHO handelt es sich bei dem Syndrom um «Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann». Doch es geht nicht nur um die Belastung im Arbeitsalltag: Auch das Privatleben ist in vielen Fällen betroffen. Sicher ist: Das Burnout-Syndrom entsteht als Folge von chronischem Stress. Irgendwann sei das Kartenhaus zusammengebrochen, sagt der ehemalige Burnout-Patient Jachen Wehrli.
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Burnout ist ein Syndrom, das sich durch emotionale, physische und mentale Erschöpfung auszeichnet, verursacht durch übermässigen und anhaltenden Stress. Es entsteht, wenn eine Person sich über einen längeren Zeitraum hinweg überlastet fühlt und den anhaltenden Anforderungen nicht gerecht werden kann.
Burnout reduziert die Produktivität und zehrt an der Energie einer Person, was oft zu Gefühlen der Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Zynismus und Resignation führt.
Ursachen von Burnout
Das Burnout-Syndrom ist die Folge eines komplexen Zusammenspiels von individuellen Faktoren sowie beruflichen und sozialen Einflüssen.
Das Burnout-Syndrom kann sehr vielfältige Ursachen haben. Die Wurzel des Übels liegt in der Regel in Stress und Überlastung, die wir aufgrund verschiedener Faktoren empfinden. Dem zugrunde liegt oft ein zunehmendes und andauerndes Ungleichgewicht zwischen äußeren Anforderungen und persönlichen Möglichkeiten.
Nicht nur die eigene psychische Konstitution, sondern auch das äußere Umfeld kann eine Erkrankung mit dem Burnout-Syndrom begünstigen. Unter die äußeren Ursachen für Burnout fällt im Prinzip alles, was an äußeren Faktoren einen negativen Einfluss auf uns ausübt und Stress für uns bedeutet. Meist sind diese äußeren Ursachen im beruflichen Alltag verortet.
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Als innere Ursachen für Burnout gilt alles, was wir uns an Stress und Problemen selbst machen.
Hohe Arbeitsbelastung, Zeitdruck, monotone Tätigkeiten oder wenig Selbstbestimmung in der Arbeit sind äussere Faktoren, welche die Entstehung eines Burnouts begünstigen können.
Meist gestehen sich Männer Erschöpfung und Überlastung erst deutlich später ein als Frauen, weil sie sich schwerer damit tun Schwäche zuzugeben. Sie sind sehr stark davon beeinträchtigt, dass in unser Gesellschaft noch immer das Bild vorherrscht, Männer müssten stark sein und dürften keine Schwäche zeigen.
Phasen des Burnout-Prozesses
Ein Burnout ist kein einmaliges sofortiges Ereignis - es ist ein schleichender Prozess. Insbesondere ist zu beachten, dass ein Burnout kein einmaliges Ereignis, sondern einen schleichenden Prozess darstellt, der sich über Monate und Jahre hinwegziehen kann.
Man kann deshalb zwischen mehreren Burnout-Prozessphasen mit jeweils unterschiedlichen Symptomen unterscheiden.
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Die Wissenschaft hat verschiedene Modelle zur Beschreibung des Verlaufs und der Entwicklung eines Burnouts aufgestellt. Sie bestehen aus bis zu 12 Phasen, die sich in ihrer Anzahl und Beschreibung unterscheiden.
Phase 1: Zu Beginn stecken betroffene Personen für ihre Verhältnisse sehr viel Energie in ihre Arbeit. Sie zeichnen sich durch äusserst hohes Engagement und grosse Leistungsfähigkeit aus. Betroffene stellen erhöhte Erwartungen an sich selbst und erledigen ihre Arbeit mit besonderer Begeisterung. Aber schon im Verlauf dieser ersten Phase treten die ersten Symptome auf, die auf ein Burnout hindeuten.
Phase 2: Anschliessend machen sich dann auch erste Erschöpfungsanzeichen breit. Um den besonders hohen Erwartungen zu genügen, wird noch mehr geleistet und noch mehr Energie in die Arbeit gesteckt. Verstärkter Einsatz.
Phase 3: Die Rücksicht auf die eigenen Bedürfnisse tritt immer mehr in den Hintergrund und soziale Kontakte werden vernachlässigt. Die Rücksicht auf die eigenen Bedürfnisse tritt immer mehr in den Hintergrund und soziale Kontakte werden vernachlässigt. Überarbeitung mit Vernachlässigung eigener Bedürfnisse.
Phase 4: Um leistungsfähig zu bleiben, blenden Betroffene die Ansprüche des eigenen Körpers aus. Überspielen und Verdrängen von Konflikten, Problemen und Bedürfnissen.
Phase 5: Alte Grundsätze und ehemals wichtige Dinge wie soziale Kontakte, Hobbies und Beziehungen werden angezweifelt. Umdeutung der eigenen Werte.
Phase 6: Freundschaften und berufliche Beziehungen werden eher gemieden, da sie als Belastung empfunden werden. Die Wahrnehmung stumpft ab.
Phase 7: Das Verhalten aus den vorherigen Phasen führt vermehrt zu Schwierigkeiten, die aber verdrängt werden. Verstärkte Verleugnung auftretender Probleme.
Phase 8: Betroffene haben eine niedrige Toleranzgrenze, fühlen sich nicht ausreichend anerkannt und gehen nur noch ungern zur Arbeit, kommen zu spät oder sind unzuverlässig. Die betroffenen Personen fangen an Fehler zu machen und Sachen zu vergessen, Ihre Kreativität und ihre Fähigkeit mit Problemen umzugehen nehmen ab.
Phase 9: Betroffenen fühlen sich hoffnungs-, orientierungslos und ohnmächtig. Innere Leere und Sinnlosigkeit machen sich breit. Rückzug und Meidung sozialer Kontakte.
Phase 10: Es kommt zur Ersatzbefriedigung durch Essen, Alkohol, Medikamente, Spielen oder Sex. Der Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit schreitet voran, was sich durch Ungenauigkeit, Desorganisation und Entscheidungsunfähigkeit zeigt.
Phase 11: Betroffene ziehen sich immer mehr zurück und leisten nur noch das Minimum. Deutliche Verhaltensänderungen. Oftmals versinken sie in Selbstmitleid und Eigenbrötlerei. Selbst auf gut gemeinte Zuwendung reagieren sie ärgerlich und bewerten alles als Angriff.
Phase 12: Betroffene fühlen sich wie abgestorben und entfremdet. Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit. Wechsel zwischen dem Gefühl des inneren „Abgestorbenseins“ und starken negativen Emotionen. Innere Leere. Oft kommt es zu Panikattacken und Angstzuständen. Der Alltag wird nur noch mutlos und ausgezehrt bewältigt.
Endphase: In der Endphase resignieren Betroffene zunehmend, können sich schlecht konzentrieren und fühlen sich antriebslos. In der letzten Phase haben betroffene Menschen das Stadium der Burnout-Depression oder Stressdepression erreicht. An diesem Punkt zeigen die von Burnout betroffenen Personen Menschen Symptome, die auch bei starken Depressionen auftreten.
Symptome von Burnout
Es gibt sehr viele Symptome, die bei einem Burnout oder auf dem Weg dorthin auftreten können. Sie reichen von psychischen, über emotionale bis hin zu körperlichen Beschwerden. Jedes betroffene Individuum verfügt dabei über ein eigenes, individuelles Beschwerdebild.
Ein Burnout kommt in der Regel nicht mit einem eindeutigen spezifischen Symptom daher, sondern gleich mit einer ganzen Reihe verschiedenster Symptome. Es ist ein vielschichtiges Krankheitsbild, das durch verschiedene physische, psychische und emotionale Erschöpfungszustände gekennzeichnet ist.
Typische Warnsignale des Burnout-Syndroms sind:
- Ständige Müdigkeit
 - Schlafstörungen
 - Reizbarkeit
 - Konzentrationsprobleme
 - Ein Gefühl der Überforderung
 - Innere Leere oder Gleichgültigkeit
 - Rückzug von Familie und Freunden
 - Motivationsschwierigkeiten und Lustlosigkeit in der Freizeit
 - Körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Herzrasen oder Magenprobleme
 
Weitere Symptome:
- Verschiedene psychisch-emotionale sowie geistige Symptome können auf einen Burnout hindeuten.
 - Man resigniert, hat keine Lust mehr und kann sich nicht mehr motivieren.
 - Man fühlt sich gestresst, hat das Gefühl eigenen und auch äußeren Anforderungen nicht mehr gerecht zu werden.
 - Betroffene fühlen sich dauerhaft kraftlos und ausgelaugt.
 - Das Bedürfnis nach Erholung und Ruhepausen wächst zunehmend.
 - Betroffene können nicht mehr richtig abschalten und kommen einfach nicht zur Ruhe.
 - Vor allem nach der Arbeit gelingt es Ihnen nicht den Kopf frei zu bekommen.
 - Man sieht keinen Sinn mehr in alltäglichen und/oder beruflichen Aufgaben, fühlt sich leer und ausgebrannt.
 - Die Freude geht verloren und nichts scheint mehr Spaß zu machen.
 - Man zieht sich vermehrt aus dem sozialen Leben zurück, braucht mehr Zeit für sich und sagt häufig Verabredungen ab, weil sie einem noch mehr Stress verursachen.
 - Betroffenen leiden unter Konzentrationsschwierigkeiten und dauerhafter Anspannung.
 - Es passieren mehr Fehler oder Aufgaben gelingen nicht mehr.
 - Man ist zunehmend unzufriedener mit sich selbst und anderen Menschen.
 - Keiner kann einem etwas recht machen und nichts scheint zu genügen.
 - Betroffene machen sich ständig Gedanken und grübeln über alles stundenlang nach.
 
Burnout vs. Depression
Wichtig ist zu wissen, dass die Abgrenzung eines Burnouts von der herkömmlichen Depression ziemlich schwierig ist. Einerseits verfügen sie teilweise über gleiche Symptome. Andererseits ist das Endergebnis eines Burnouts oft eine Depression im klassischen Sinne. Unterscheiden lassen sich die beiden aber verhältnismässig hinsichtlich des Fokus des Burnouts auf die Arbeitstätigkeit.
Auch wenn sich Burnout und Depression in gewissen Punkten ähneln, handelt es sich um zwei verschiedene Krankheitsbilder.
In der vorletzten Phase des Burnouts beginnen die psychischen und emotionalen Beschwerden auch negativ auf den Körper einzuwirken. Spätestens jetzt treten körperliche Symptome auf.
Andererseits treten dabei depressive Symptome auf, wie z.B. Pessimismus, Angstzustände oder Antriebslosigkeit.
Bei Depression besteht die Behandlung häufig aus einer Kombination aus Psychotherapie, Medikamenten und weiteren spezifischen Therapien.
Burnout und Depression können sich gegenseitig beeinflussen.
Bei der Entstehung von Depressionen greifen mehrere Ursachen ineinander und verstärken sich wechselseitig. Neben erblicher Veranlagung, lebensgeschichtlichen Ereignissen und Belastungen spielen auch die körperlich-vegetative Widerstandskraft und Bewältigungsstrategien von Stresssituationen eine grosse Rolle.
Wie bei der Entstehung vieler psychischer Erkrankungen geht man auch bei der Depression vom sogenannten Vulnerabilitäts-Stress-Modell aus.
Typische Symptome einer Depression sind eine ausgeprägte Antriebslosigkeit, Herabgestimmtheit, Zukunftsängste, Verlust von Freude und Interesse, Gefühle von Wertlosigkeit und Schuld, sozialer Rückzug, Schlaf- und Appetitstörungen, Konzentrationsstörungen, Passivität oder innere Unruhe, Hoffnungslosigkeit und nicht selten auch Suizidgedanken.
Hier eine Tabelle, die die Unterschiede zwischen Burnout und Depression zusammenfasst:
| Merkmal | Burnout | Depression | 
|---|---|---|
| Ursachen | Anhaltender beruflicher Stress | Vielfältige Ursachen, einschliesslich Genetik, Lebensereignisse | 
| Symptome | Totale Erschöpfung, Zynismus, verminderte Leistungsfähigkeit | Antriebslosigkeit, Traurigkeit, Verlust von Interesse, Schlafstörungen | 
| Behandlung | Erholung, Stressbewältigung, berufliche Anpassungen, Work-Life-Balance | Psychotherapie, Medikamente, spezifische Therapien | 
Diagnose von Burnout
Diagnostiziert wird ein Burnout aufgrund der Krankheitsgeschichte und den charakteristischen Beschwerden.
Es gibt keine allgemein akzeptierten diagnostischen Kriterien für einen Burnout, denn die Bandbreite der Erkrankungserscheinungen macht die Diagnose mitunter gar nicht so einfach. In der Regel ermittelt ein Arzt mithilfe spezieller Fragebögen und Tests, ob ein Burnout vorliegt.
Meist wird das sogenannte „Maslach burnout inventory“ der Psychologin Christina Maslach angewendet. Es gilt als eine Art Messinstrument für die Diagnose von Burnout.
Behandlung von Burnout
Die Behandlung von Burnout besteht aus verschiedenen Komponenten und wird auf die betroffene Person abgestimmt. Umso früher die Intervention erfolgt, umso besser verläuft die Behandlung. Sind die Beschwerden des Burnout-Syndroms sehr stark ausgeprägt, ist es unter Umständen sinnvoll, die psychotherapeutische Behandlung stationär in einer Klinik durchzuführen.
Die Behandlung des Burnout-Syndroms reicht von Entspannungstechniken über Psychotherapie bis hin zu einem stationären Aufenthalt in einer Klinik - je nach Schwere der Symptome. Im Zentrum steht die Wiederherstellung der Energiebalance. Abstand gewinnen, Ausruhen, Entspannen und Stress abbauen stehen dabei im Vordergrund. Spezielle Rehabilitationsprogramme oder Kurzaufenthalte in Rehabilitationszentren können diesen Prozess unterstützen.
Die Behandlung eines Burnouts zielt darauf ab, die psychischen und körperlichen Symptome zu lindern und die betroffene Person zu stärken. Dafür wird ein individueller Behandlungsplan erstellt.
Die Psychotherapie hilft, die zugrunde liegenden Ursachen des Burnouts zu verstehen, negative Denkmuster zu verändern und neue Wege im Umgang mit Stress zu erlernen. Die Psychotherapie bietet einen strukturierten Rahmen, um das psychische Wohlbefinden zu verbessern und den Genesungsprozess zu unterstützen.
Für die Behandlung von Burnout werden verschiedene Ansätze angewendet. Die geeignete Form von Psychotherapie wird je nach Diagnose und individuellen Bedürfnissen bestimmt. Die kognitive Verhaltenstherapie ist häufig die erste Wahl.